almis personal blog

Überlegungen zu den Oscar Noms, zwei

Tja, am Sonntag werden schon die Oscars vergeben und mir fehlen noch zwei Filme, die mich in diesem Zusammenhang sehr interessieren würden, nämlich Whiplash und Birdman.

J.K. Simmons ist einer der wenigen Nominierten heuer, die quasi fix mit einer Auszeichnung rechnen können, auf seine Performance, die brilliant sein soll, bin ich besonders gespannt. Ich mochte ihn bereits sehr in The Closer und Juno.

Das Rennen um die Auszeichnung bester Film ist ja noch ziemlich offen und es scheint auf ein Kopf-an-Kopf Rennen zwischen Boyhood und Birdman hinauszulaufen. Boyhood habe ich gesehen, und so richtig überzeugt hat er mich dann doch nicht. Ich mag Richard Linklater ganz gern, doch wie auch schon bei der Before-Reihe fehlt mir bei ihm ein bisschen das Nutzen des Mediums Film. Sein Ansatz ist mir ein bisschen zu dokumentarisch, zu wenig doppelbödig und ja, auch etwas zu wenig spielerisch – auch wenn das Drehen eines Films über 12 Jahre natürlich ein interessantes Experiment ist, allerdings auch ein recht strenges Korsett, dass der Charaktervertiefung weniger zuträglich ist, als man im ersten Moment meinen würde.

Auch mit einem weiteren Mit-Favoriten, The Grand Budapest Hotel, hab ich gewisse Probleme. Eines der Vorgängerwerke seines Regisseurs, Wes Anderson, ist einer meiner Lieblingsfilme, The Royal Tenenbaums. Andersons meiner Ansicht nach große Stärke ist, Schauspieler aus ihrem natürlichen Habitat zu entführen und in völlig neue Zusammenhänge zu stellen. Wie zb. Gene Hackman als Royal, der einfach nur herrlich skurill, spleenig und dadurch sehr interessant ist. Oder Gwyneth Paltrow, deren Darstellung der Margot Tenenbaum die einzige Rolle ist, in der sie mich wirklich überzeugt. Obwohl (oder weil) sie hier völlig gegen ihr Image besetzt ist.

Das hat Anderson auch in GBH geschafft, in Person von Ralph Fiennes. Fiennes ist eigentlich dieser sehr ernsthafte Schauspieler, bei dem man entweder an den grausamen Amon Goeth (Schindlers Liste) oder an den geheimnisvollen ungarischen Grafen in Der englische Patient denkt. Dass Fiennes ein komisches Talent hat, darauf muss man erstmal kommen. Dass er diesen Film komplett trägt, das muss man ihm erstmal zutrauen. Leider ist Andersons Schwäche eindeutig (und häufig) die Story, die meist nur als Vehikel für bizarre Szenerie, Kostümwahl und Musik dient (obwohl ich das sehr schätze)

Das ist natürlich Jammern auf hohem Niveau, das ist mir schon klar.

Tag 26

So, weiter gehts… endlich!

Tag 26 – Nenne deinen liebsten Filmklassiker.

Ich glaube, das ist der Pate. Wobei ich mir da gar nicht sicher bin, ob Teil 1 oder Teil 2. Beide Teile sind recht verschieden, aber doch auf ihre Weise voller Charme und Vielschichtigkeit. Und das ist vielleicht auch das, was ich an diesen Francis Ford Coppola Kultklassikern so unvergleichlich finde. Es geht um die Mafia, um schmutzige Geschäfte, Mord, Intrigen, Hass… und doch erlebt der Zuseher hier nicht “Action” und Gewalt, sondern, so komisch es auch klingt, Ästhetik und emotionale Spannung. Vor allem sind die Bilder so wahnsinnig schön, die Charaktere so in die Tiefe gehend ausgearbeitet und die Dialoge so messerscharf und am Punkt – von der Filmmusik ganz zu schweigen.

Der Pate war stilprägend nicht nur für alle späteren Filme und TV-Serien über die Mafia, sondern Inspiration für Filmschaffende ganz verschiedener Genres. Deshalb auch schon seit Ewigkeiten ganz oben in den imdb 250.

Überlegungen zu den Oscars Noms

Hm, die heurigen Oscar Nominierung sind etwas außer der Reihe.

Zunächst einmal wurden mit Birdman und The Grand Budapest Hotel gleich zwei Filme am häufigsten nominiert (9x), die beide Komödien sind. Komödien werden bei den Oscars tradtionsgemäß eher selten als bester Film ausgezeichnet, das passierte in den letzten 25 Jahren nur dreimal, nämlich: Shakespeare in love 1999, Chicago 2003 und The Artist 2012. Außerdem markiert die große Präsenz von The GBH augenscheinlich Wes Andersons Durchbruch – bisher galt der schräge Regisseur, trotz zweier Drehbuch-Oscar Nominierungen – eher als Indie-Filmemacher.

Überraschend auch die sechs Nominierungen für das jüngste Clint Eastwood Opus American Sniper. Ein Film, der ein bisschen als dark horse galt, bei den Golden Globes beispielsweise kein einziges Mal in der Nominierungsliste auftauchte. Und sehr überraschend, dass dessen Hauptdarsteller Bradley Cooper es in die Riege der fünf Hauptdarsteller schaffte, und damit den mit-favorisierten Jake Gyllenhaal rauskickte. Auch für The GBH Hotel Hauptdarsteller Ralph Fiennes, der m.E. einen wesentlichen Anteil an dem Erfolg des Filmes hat – war kein Platz mehr. Cooper gelingt übrigens mit American Sniper nach Silver Linings Playbook und American Huustle die dritte Oscar-Nominierung in Folge

Bei den Damen konnte sich Marion Cotillard, die bei den Globes nicht berücksichtig wurde, gegen die zuletzt als Fixstarterin geltende Jennifer Aniston durchsetzen. Ob sie der hoch favorisierten Julianne Moore die Auszeichnung noch streitig machen kann? Auch bei den Nebendarstellerinnen gab es eine kleine Überraschung: Laura Dern, die bei den GG nicht gesetzt war, kickte Jessica Chastain raus. Lediglich bei den männlichen Nebendarstellern blieb alles beim alten.

Weitere große Aufreger waren dieses Jahr die Tatsache, dass kaum Frauen als Filmschaffende (abseits der Schauspielerkategorien) nominiert wurden. Die als fix geltende Nominierung von Gillian Flynn, die ihren Bestseller Gone Girl als Drehbuch adaptierte, fand nicht statt. Und die Tatsache, dass schwarze Darsteller bei den nominierten komplett fehlten, obwohl mit Selma ein Martin Luther-King Film im Rennen ist. Auch das Fehlen von The Lego Movie in der Kategorie bester animierter Film löste Befremden aus (v.a. da Everything is awesome in der Songkategorie berücksichtig wurde).

Ich persönlich finde schade, dass David Finchers Gone Girl von der Jury fast komplett “übersehen” wurde. Ein Film, der meines Erachtens gekonnt aus dem “herkömlichen Erzählduktus” ausbricht und starke Emotionen auslöst. Allerdings finde ich es gut, dass die Oscars dieses Jahr so offen sind, und man nicht genau sagen kann, welcher Film heuer das Rennen machen wird. Das Momentum von Boyhood, der die Globes dominierte, ist jedenfalls vorbei, auch wenn dem Film natürlich viel zuzutrauen ist.

Golden Globes Quotes

Neil Patrick Harris, der diesjährige Host der Oscars, wird sich warm anziehen müssen, denn Tina Fey und Amy Poehler haben die Globes am Sonntag souverän eröffnet, übrigens mit den Worten: “We are so glad to host den 72nd and final Golden Globe awards”

Und weiter: “Tonight we celebrate all the great television shows we know and love, as well as all the movies that North Korea was O.K. with.” Weil eben der Film The Interview gehackt wurde, sind wir jetzt alle, so Fey unter Zugzwang: “North Korea threatened an attack if Sony Pictures released The Interview, forcing us all to pretend we wanted to see it”

Über Patricia Arquette, die später als beste Nebendarstellerin im Film Boyhood ausgezeichnet wurde, der ja bekanntlich über eine Zeitspanne von 12 Jahren gedreht wurde, sagten sie: “Boyhood proves that there are still great roles for women over 40 as long as you get hired when you’re under 40.”

Die größten Lacher, v.a. von George Clooney, hatten die beiden auf ihrer Seite, als Tina Fey sich direkt an Amal Clooney wendete: “George Clooney married Amal Alamuddin this year. Amal is a human-rights lawyer, who worked on the Enron case, was an advisor to Kofi Annan regarding Syria, and was selected for a three-person U.N. commission investigating rules of war violations in the Gaza Strip. So tonight, her husband is getting a lifetime-achievement award.”

Ob man lachen durfte oder eher schockiert sein sollte, darüber war sich das Publikum nicht ganz einig, als Amy Poehler, ausgehend von dem Märchen Into the Woods einen gewagten Seitenhieb losließ:  “In Into the Woods, Cinderella runs from her prince, Rapunzel is thrown from a tower for her prince, and Sleeping Beauty just thought she was getting coffee with Bill Cosby.”

Ich denke, das NPH sein Opening ganz anders, wahrscheinlich sehr musikalisch, wie etwa Hugh Jackman anlegen wird. Darauf kann man auch gespannt sein. Morgen aber erstmal die Nominierungen!

Interstellar

Endlich den neuen Nolan gesehen. Ich mag die Filme von Christopher Nolan sehr, besonders Memento, The Dark Knight und Inception.

Christopher Nolan beschäftigt sich in seinen Filmen gerne mit Raum und Zeit und deren Verschiebungen, mit dem Gegensatz von Traum/Vision und Realität. so ist das auch in der Interstellar der Fall. Der Plot: Die Erde steht kurz vor dem Kollaps, die Menschheit wird innerhalb der nächsten Generation aussterben. Die Nasa und das Team um Prof. Brand (Michael Caine) sind dabei, alternative Planeten zu erforschen und suchen einen Piloten, der den hoffnungsvollsten dieser aufsucht, um zu testen, ob die Bevölkerung dorthin umgesiedelt werden kann. Sie finden den frustierten Landwirt Coop (Matthew McConaughey), der früher Nasa-Pilot war, und motivieren ihn zu dieser riskanten Mission, mit der Aussicht, nur so seine halbwüchsigen Kinder und deren späteren Nachkommen retten zu können. Doch speziell Coops Tochter Murph verwindet die Entscheidung ihres Vaters kaum ….

MV5BMjIxNTU4MzY4MF5BMl5BanBnXkFtZTgwMzM4ODI3MjE@._V1_SX214_AL_

Interstellar ist ein bildgewaltiger Film, der aber vor allem eines leistet: er regt zum Nachdenken an. Er stellt seinen Zuschauern äußerst interessante Fragen und ist von der ersten bis zur letzten Minute wirklich spannend und mitreißend. Wenn Coop sich überlegen muss, welchen Planeten er als erstes testen will und hört, dass auf dem aussichtsreichsten eine Stunde soviel bedeutet wie auf der Erde 7 Jahre, dann ist das Abwägen von Nutzen und Risiko sorgfältig zu gestalten. Und das als Team. Jeder hat seine Vorstellungen und verborgene Motive, ist die objektiv richtige Entscheidung tatsächlich die, die ans Ziel führen wird?

Es wäre aber nicht Nolan, wenn nicht auch die Ästheten unter den Zuschauern auf ihre Kosten kommen würden. Er erschafft Orte die trotz ihrer Uneinnehmbarkeit faszinierend sind. Er gibt dem Zuseher das Gefühl, dabei zu sein, auf dieser Mission, sich zu ängstigen, zu bangen, zu warten und die Trostlosigkeit zu fühlen, die einen zwangsläufg befällt, wenn man außerhalb von Zeit und Raum ist. Außerdem zitiert er immer wieder den Poeten Dylan Thomas: “Geh nicht gelassen in die dunkle Nacht, brenne, rase, wenn die Dämmerung lauert, dem sterbenden Licht trotze – wutentfacht.” Und natürlich zitiert er auch Kubrick.

Matthew Mc Conaughey ist die Idealbesetzung für diese Rolle, weil er diesen vielschichtigen, durchaus auch aufmüpfigen Typen verkörpert. Zwar Familienmensch, dennoch Abenteuerer, der das Risiko nicht scheut und diesen Trip ein winziges kleines bisschen auch für seine Selbstbestätigung antritt. Anne Hathway, von der ich normalerweise nicht gerade ein Fan bin, gefällt mir in der Rolle als strenge Wissenschafterin sehr. Auch das übrige Ensemble wie Caine, Chastain und Matt Damon überzeugen.

Interstellar ist auch etwas für Menschen, die mit Sci Fi normalerweise nicht allzuviel anfangen können, weil er ein schier unaufhörliches Kontigent an Themen und Blickwinkeln bietet. Ich glaube, da ist für jeden etwas dabei und die drei Stunden vergehen wie im Flug (sic!).

Kaschrut im Film

Gestern habe ich einem interessanten Vortrag – im Rahmen einer Veranstaltung des jüdischen Museums – gelauscht: Kaschrut im Film.

Ich interessiere mich eigentlich immer schon für die jüdische Kultur, ich finde Hebräisch als Sprache sehr schön und habe während meines Studiums das Wahlfach “Jiddisch für Anfänger” belegt. Ich dachte damals, das wäre sehr einfach, quasi Wienerisch mit ein paar Fremdwörtern. Na ja, das wars dann nicht wirklich, zumal man auch hebräische Schriftzeichen lesen lernen musste. Aber ich fand es hochinteressant.

Na jedenfalls zum Vortrag gestern: ein jüdisches Thema UND Film, das muss ich sehen. Und der Vortrag war dann auch sehr spannend. Denn wenn ich habe gelernt, selbst wenn ich einmal beschließen würde, ein koscheres Gericht zuzubereiten, dann würde das nicht funktionieren, auch wenn ich mich an die dafür vorgesehenen Regeln halte würde, denn ich bin eine Schickse. Also: nur Juden können koscher kochen.

Es gibt zahlreiche Filme, in denen – über das Thema Essen – thematisiert wird, dass jemand möglicherweise Jude ist. Zb. im Film Pulp Fiction, als Vince Jules fragt, ob er noch etwas Speck will und dieser meint, er esse kein Schwein, dann kommt die Frage von Vincent: “Wieso, bist du Jude?”. Was in diesem Zusammenhang etwas komisch ist, ist Jules doch schwarz. In vielen Filmen, wie zb. gestern angesprochen The Fixer versuchen Juden, die sich assimilieren wollen oder müssen, den Schweine (oder auch Meerestier-)Konsum zu umgehen, um sich nicht zu outen.

Als witzig & intelliegenter Cultur-Clash Film wurde gestern Alles auf Zucker von Dani Levy empfohlen. Hier geht es darum, dass nach dem Tod der Mutter zwei Brüder, einer streng gläubig, einer gar nicht – an die Erbschaft gelangen wollen. Der Ungläubige muss dafür eine Woche koscher leben. Was eher recht als schlecht gelingen will. Als schräger britischer Film zu diesem Thema wurde Gengis Cohn vorgestellt. Hier wird ein ehemalige SS-Schärge von einem Dibbuk heimgesucht, der die Mission hat, den Nazi zu einem waschechten Juden zu machen. Er beginnt mit dem koscheren Essen….

Schlußwort von Woody Allen: “Why pork was proscribed by Hebraic law is still unclear, and some scholars believe that the Torah merely suggested not eating pork at certain restaurants.”

Tag 25

Tag 25 – Welcher Film ist die gelungenste Verfilmung einer literarischen Vorlage?

Hier folgt kein Werk der klassischen Literatur, sondern eines von Nick Hornby. Einem zeitgenössischen britischen Autor. High Fidelity heißt es.

Das Buch handelt von Rob Gordon, dem Besitzer eines Plattenladens und seiner letzten in die Brüche gegangenen Beziehung zu Laura. Er reflektiert sehr viel in diesem Buch, über sämtliche seiner Beziehungen (und warum sie nicht von Dauer waren) und über Musik. Auch Robs beiden Angestellten Dick und Barry spielen eine wichtige Rolle.

Der Roman ist leicht und unterhaltsam zu lesen, auch wenn er sich mit durchaus schwierigen Themen befasst. Rob schreibt gerne Listen (“Meine fünf schlimmsten Trennungen”) und geht mit einer guten Portion Selbstironie an das Leben und seine Überraschungen heran. Der Film ist deshalb gut, weil der flapsige, lockere Ton der Vorlage erhalten bleibt, was ich nicht erwartet hätte. Und er ist gut, weil er etwas schafft, was sehr, sehr wenige Filme schaffen: Den Erzähler Monologe in die Kamera sprechen zu lassen und dabei weder peinlich, noch unglaubwürdig, noch aufgesetzt zu wirken. Das verdankt er sicher auch seinem Hauptdarsteller John Cusack.

Der Film ist sehr spannend besetzt, zb. ist Catherine Zeta-Jones eine von Robs Exfreundinnen, sehr exzentrisch, möchte keine Kinder, weil die “so zeitintensiv” sind. Barry wird von Jack Black echt abgedreht verkörpert – damals kannte man ihn nicht und wusste noch nicht dass er richtig gut singen kann. Und Tim Robbins wurde hier völlig gegen sein Image gecastet und spielt einen New Age angehauchten, sehr leise, und sanft sprechenden (und deshalb für Rob sehr enervierenden) Nachbarn von Rob und Laura.

Und letztendlich hat der Film eine schöne Botschaft über die Liebe zu bieten.

Tag 24

Tag 24 – Welcher ist der traurigste Film, den du je gesehen hast?

Ich muss dazusagen: ich schaue mir eigentlich keine traurigen Filme an. Also solche, wo das furchtbare Ende schon vorher fühlbar ist. Quasi filmische Äquivalente zu dem Märchen Das Mädchen mit den Schwefelhözern quasi, was ich für das furchtfurchtfurchtbarste Märchen überhaupt halte und, das ich meinem Sohn wohl nie vorlesen werde. ich wünschte, es wäre mir nie vorgelesen worden. Meine Mutter hatte leider eine Schwäche dafür. Harhar. Also nichts Hoffnungsloses. Und schon gar nichts mit Kindern.

Insofern müsste ich fast Das Leben ist schön sagen, der Film ist sehr berührend, hat aber, trotz der tragischen Geschichte, eine sehr positive Stimmung (und das muss man bei der Thematik erstmal schaffen!). Deshalb nein.

Es klingt doof, aber mich rührt Forrest Gump jedesmal wenn ich ihn sehe. Nun ist Forrest Gump ja noch nichtmal wirklich ein Drama. Und vielen geht der Film eher auf die Nerven. Aber es gibt einige Szenen, wo ich wirklich jedesmal schlucken muss. Eine ist die, wo Jenny mit einem anderen Mann ausgeht und Forrest zurückweist. Oder die Szene, wo Lieutant Dan Forrest nach dem Krieg besucht. Und natürlich sehr viele Szenen mit Klein-Forrest.

Man kann das alles wahrscheinlich auch als Kitsch empfinden, aber mich berührt es irgendwie.

Tag 23

Tag 23 – Aus welchem Film stammt der beste Filmanfang oder das beste Filmende?

Das ist meine Lieblingsfrage dieser Challenge. An dieser Stelle möchte ich eine Lanze für sorgfältig gefertigte Filmanfänge brechen. Ich hasse es, wenn der Film beginnt und man ist sofort irgendwo mittendrin, schlimmstenfalls in einem belanglosen Vorgeplänkel. Ich bin da altmodisch: ich möchte erstmal in Stimmung gebracht werden. Bestenfalls möchte ich spüren, wie der Film tickt. Interessanterweise sind mit zu dieser Frage gleich drei Filme eingefallen und alle drei haben mit Musik zu tun.

Da wäre zunächst mal Baz Luhrmanns Moulin Rouge. Ein etwas anderer Musicalfilm. Er hat aber einen eigentlich sehr klassischen Anfang. John Leguizamo als Maler Toulouse-Lautrec, eine der handelnden Personen im Film, singt Nature Boy (ursprünglich von Nat King Cole, später auch von u.a. David Bowie/Massive Attack interpretiert, und die Moulin Rouge Version fusst darauf) und stellt damit die männliche Hauptfigur des Filmes, Ewan McGregor alias Christian vor: “There was a boy. A very strange enchanted boy. They say he wandered very far…” Dazu sieht man Eindrücke von Paris zu der Zeit und schließlich Christians Status quo. Er beginnt, seine Geschichte aufzuschreiben. Traurig-schön.

Auch bei den Royal Tenenbaums spielt Musik eine wichtige Rolle. Das in Geldnöten steckende Familienüberhaupt Royal sucht den Kontakt zu seinen Lieben, der “family of geniuses”. Und genau diese Famile, seine drei Kinder, die eben als Kinder Stars waren, werden am Beginn des Filmes vorgestellt. Und zwar die die für Wes Anderson typische Art und Weise. Sehr detailverliebt, sehr schräg. Auch sehr zugespitzt. Denn die Familie der Genies gibt es nicht mehr, es ging alles den Bach runter. Das ist das Ende der Einleitung durch den Erzähler (übrigens im Original Alec Baldwin) und der Höhepunkt des Songes Hey Jude der Beatles, der schon die ganze Zeit die Einleitung untermalte. Das ist der perfekte, neugierig machende Beginn für diesen außergewöhnlichen Film. Mein Lieblingsfilm von Wes Anderson übrigens.

Tja und drittens fiel mir Closer ein (ja, der Regisseur ist gestern gestorben, aber nicht deswegen fällt er mir ein, der Film ist einer der besten Kammerspiele über Beziehungen, Liebe und deren Komplikationen, mit sehr guten vier Hauptdarstellern). Da gehen Alice (Natalie Portman) und Dan (Jude Law) auf der Straße, es spielt Blowers daughter von Damien Rice. Ein Autounfall und eine spannende erste Begegnung folgen.

Tag 21

Tag 21 – Von welchem Film wurdest du zum ersten Mal so richtig gefesselt?

Ich weiß nicht, ob gefesselt, das richtige Wort ist, der erste Film, der mich so richtig beeindruckt hat, weil er ganz anders war als die Filme, die ich bisher so gesehen hatte, war Pulp Fiction. Heute natürlich ein Klassiker und erschreckenderweise schon 20 Jahre alt. Aber damals: DER große Aha-Effekt im Kino. So kann man Filme also auch machen.

Nämlich: mit Szenen in bunt gemischter Reihenfolge. Oder wie Jean-Luc Godard sagte: “Ein Film braucht einen Anfang, einen Mittelteil und einen Schluß – aber nicht unbedingt in dieser Reihenfolge.” Bei Pulp Fiction musste ich erstmals im Kino richtig mitdenken. Das kann man natürlich lernen und heute empfinde ich die Struktur nicht mehr als sehr herausfordernd, aber damals war es einfach ganz neu und ungewohnt neu für mich. Und sehr faszinierend.

Dazu kommen die grandiosen Dialoge und vielen kultigen Momente des Filmes. Jeder hat wohl ein Lieblingssegment. Wobei ich habe mehrere. Einerseits das “Date” von Vince Vega mit Mia Wallace, andererseits die Szenen zwischen Butch und einer französischen Freundin. Und natürlich das Segment “Die Bonnie-Situation”, in der Mr. Wolf (Harvey Keitel) quasi als Tatort-Reiniger und Instruktur gerufen wird. Keitel ist genial in der Rolle.