almis personal blog

Training Day

Wieder habe ich mir einen Film außerhalb meiner Komfortzone ausgesucht, aber nicht so weit außerhalb wie zum Beispiel die Genres Fantasy oder Science Fiction wären.

Training Day kann man als Kriminalthriller bezeichnen, und ich wollte ihn schon lange einmal sehen, weil Denzel Washington für diesen Film eher überraschend 2002 den Oscar als bester Hauptdarsteller bekommen hat – Favorit war Russell Crowe gewesen, der allerdings eh erst 2001 gewonnen hatte. Washington war der zweite schwarze Darsteller, der einen Hauptrollenoscar erhalten hatte; im selben Jahr hat auch Halle Berry als erste schwarze Frau gewonnen und es hat sicher nichts mit einem gewissen Narrativ zu tun, den die Oscars damals verfolgten. Harhar. Tatsächlich ist Washington aber schon sehr gut in einer Rolle, die eher etwas weiter außerhalb seiner Komfortzone angesiedelt ist.

Denn: Washington spielt zwar einen Cop, aber einen dieser, die selbst immer mit einem Fuß im Kriminal stehen. Weil er die Sprache der Straße spricht und bei den Spielen, die dort gespielt werden, mitspielt, weil er seine eigene Sicht zur Gesetzesauslegung hat. An diesem Tag – dem Training Day eben – wird ihm, Alonzo, der junge Jake (Ethan Hawke) zur Seite gestellt, der sich bei ihm im Dienst bewähren muss. Jake wird sofort in die Realität der Straßen von L.A. katapultiert und erlebt an diesem einen Tag soviel wie andere Polizisten wahrscheinlich in 25 Jahren Dienst nicht. Und wir sehen, wie Alonzo sich in Szene setzt, als cooler, mit allen Wassern gewaschener Ermittler, den weder Schusswaffen, noch Drogen, noch zwielichtige Typen aus der Ruhe bringen…

Die allererste Szene des Filmes, die eigentlich nichts mit der Haupthandlung zu tun hat, ist irritierend. Jake wacht im Dunkeln auf und seine Frau liegt nicht neben ihm im Bett. Er fragt in den Raum, wo man sie schemenhaft sitzen sieht: “Was machst du denn schon auf?” Wir sehen, dass sie gerade ihr Baby stillt. Die Drehbuchautoren haben offenbar keinen Schimmer von der Lebenswirklichkeit von Eltern oder nehmen es damit nicht so genau. Die Frage ist also folgerichtig, ob sie uns die Welt der Kriminalität, von der wir Zuseher in der Mehrzahl wahrscheinlich deutlich weniger Ahnung haben als von den Stillgewohnheiten kleiner Babys, auch auf diese ungenaue Art und Weise schildern. Und daran schließt sich die Frage an, ob Kriminelle sich wirklich so verhalten wie in Hollywood Filmen, oder ob dieselben Klischee einfach von Generation zu Generation weitergegeben werden.

Alles in allem ist Training Day phasenweise durchaus unterhaltsam und dank der Darsteller sehenswert. Washington genießt es sichtlich, einmal nicht der integere Vorzeigeschwarze sein zu müssen; Hawke ist die meiste Zeit verwirrt und überfordert, wie es sich für diese Rolle gehört. Dazu treten eine Menge Rapper wie Dr. Dre und Snoop Dogg als zwielichtige Ganoven auf, was uns wieder zum Thema Klischee versus Wirklichkeit bringt. Die Geschichte ist allerdings nicht extrem stringent und das Finale ist ein Chaos, aber wir bekommen zumindest einige wertvolle Insidertipps: Cops in Los Angeles sollten gut Spanisch sprechen, keine Funkgeräte oder Eheringe tragen und ihnen angebotene Drogen immer bereitwillig konsumieren.

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