almis personal blog

Literaturnobelpreis, zwei

Das war ja schon irgendwie eine Überraschung am Donnerstag als der Literaturnobelpreis vergeben wurde.

Ich habe mir den Live-Stream dazu angeschaut und bin immer wieder echt überrascht, wie da völlig selbstverständlich auf Schwedisch präsentiert wird, so als wäre das eine Weltsprache. Wenn man d(i)en PreisträgerIn nicht so gut kennt, muss man sich sehr konzentrieren, um überhaupt den Namen rauszuhören. Das war dieses Jahr nicht so schwierig. Bob Dylan kennt man ja doch. Und obwohl er immer auch als Geheimfavorit gehandelt wurde, wars doch irgendwie nicht unmittelbar erwartbar und ein sehr schöner Moment find ich.

Während man in Amerika immer darauf wartet, dass jemand die sogenannte great american novel schreibt, hat Dylan de facto sehr viele great american songs geschrieben. Man muss sich nur mal dran erinnern, wieviele universal bekannte Lieder und Lyrics er verfasst hat. Deshalb geht der Literaturnobelpreis auch völlig in Ordnung, finde ich (im Gegensatz zu manchem anderen). Denn was er verfasst ist zwar kein Roman und keine Novelle, aber Poesie im besten Sinn.

Ob das Blowing in the Wind ist oder All along the watchtower, Like a Rolling Stone, The Times they are changing, Knocking on Heavens Door, usw ist. Dylan war für seine Lyrics sicher mehr bekannt als für seine Musik, wenn man bedenkt, dass viele seiner Songs erst durch Interpretationen durch andere Musiker wirkliche “Hits” wurden. Beispielsweise hat Dylan die Interpretation von All along the Watchtower von Jimi Hendrix als viel besser als seine eigene bezeichnet (mit einem der besten Song-Intros aller Zeiten IMO). Auch wenn ich kein Gun’s roses Fan war, mochte ich ihr Knocking on heavens door Cover. Oder das der Byrds von Mr. Tambourine Man.

Ein Song, den ich aber sehr gerne von Dylan himself gehört habe war der, für den er 2001 den Oscar bekommen hat. Nämlich Things have changed. Der Song fängt so wunderbar die Stimmung des Filmes ein, für den er geschrieben wurde, nämlich Wonderboys mit einem herrlichen Michael Douglas in einer untypischen Rolle. Der ganze Text ist brilliant, weil er eine Midlife-Crisis Desillusionierung in einer sehr poetischen Sprache transportiert, die voller geheimnisvoller Anspielungen steckt und gefühlt doch immer nachvollziehbar ist:

People are crazy and times are strange
I’m locked in tight, I’m out of range
I used to care, but things have changed

Und- to sum it all up:

All the truth in the world adds up to one big lie

Hier zu sehen:

Somit sind Bob Dylan und George Bernhard Shaw nun die einzigen beiden Menschen, die einen Nobelpreis UND einen Oscar bekommen haben. Das weiß ich seit gestern, twitter sei Dank.

Greatest Films

Gestern hat die BBC eine Liste der besten 100 Filme seit 200 herausgegeben, zusammengestellt wurde sie folgendermaßen:

For our poll to determine the 100 greatest American films, we surveyed 62 film critics from around the world. This time, we received responses from 177 – from every continent except Antarctica.

Die vollständige Liste kann man hier nachlesen.

Das ist schon eine sehr spannende Sache. Besonders freut und überrascht mich auch ein bisschen der Platz 2, In the Mood for Love. Ich habe selbst 2010 eine Liste meiner bis dato besten FIlme ab 2000 erstellt und In the Mood for Love war da auf dem ersten Platz. Ich dachte allerdings nicht, dass der besonders mehrheitsfähig wäre.

Was sonst auffällt: die ersten 10 bestehen aus Filmen, die ich extrem gut und solchen, die ich (etwas) überbewertet finde. sehr gut: Mullholland Drive, Eternal Sunshine of the Spotless Mind, No Country for Old Man. Überbewertet: Boyhood. Sehr überbewertet: Tree of Life ?!!!!einself!

Die Jury hat offenbar eine Schwäche für Kaufmann-Filme. Neben Eternal Sunshine findet sich beispielsweise auch Synechdoche New York in der Liste, den ich ehrlich gesagt wirklich gar nicht verstanden habe. Obwohl ich schräge Filme sehr mag, aber der war mir wirklich zu hoch. Auch Wes Anderson hat eine breite Fanbase, so scheint es (Grand Budapest Hotel, The Royal Tenenbaums, Moonrise Kingdom). Auch Almodovar (Talk to her) und Jim Jarmusch (Only Lovers left alive) finden sich hier.

Ich kann der Begeisterung für Moulin Rouge (Platz 53.) ebenso zustimmen wie für die Nolan Filme (Inception, The Dark Knight, Memento). Und Michael Hanekes Werke sind auch prominent vertreten, aber über die hab ich mich noch nicht drüber getraut, wegen Depressionsgefahr.

Was ich aus der Liste unbedingt bald gerne sehen will: Mad Max, Holy Motors, The Master und Toni Erdmann. Welcher Film für mich am schmerzlichsten fehlt: Closer. Er hätte so gut da reingepasst.

“Julieta” von Almodovar

Pedro Almodovar hat einen neuen Film gedreht. Er nennt sich Julieta und ist nicht unbedingt sehr typisch für den Regisseur, oder sagen wir so, dieser Film spiegelt die ernstere Seite Almodovars wider.

Meistens rezipiert man den spanischen Filmemacher ja eher als etwas skurillen und leicht durchgeknallten kreativen Kopf. Es passierten immer auch tragische Dinge in seinen Werken, aber meistens liegt quasi eine Folie darüber, eine Folie, die vermittelt, das alles ist auch viel Theater, nichts ist ganz so ernst zu nehmen, der schräge Witz gräbt sozusagen der Ernsthaftigkeit das Wasser ab. Comic relief halt.

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Bei Julieta ist das anders. Julieta ist ein hoch emotionaler Film, in dem man voll in die Gefühlswelt der Haupdarstellerin Julieta (gespielt von zwei verschiedenen Darstellerin, als Mitte 20 und dann als Ende 40 Jährige) eintaucht. Die Ausgangslage ist die, dass Julieta ihr Leben in Madrid hinter sich lassen will. Ihr Mann ist gestorben als ihre Tochter Antia neun Jahre alt war und Antia selbst hat sie im Zuge ihrer Volljährigkeit verlassen und sich nie wieder bei ihr gemeldet. Das ist zwölf Jahre her. Julieta ist eine gebrochene Frau, die mit ihrem neuen Lebensgefährten, der über ihre Vergangenheit nichts weiß, ein neues Leben anfangen will. Doch aufgrund einer schicksalshaften Begegnung bleibt sie in Madrid und schreibt ihre Geschichte auf, die dem Zuseher nun auf der Leinwand präsentiert wird.

Ist das ein Film über Frauen, hab ich den Mann nach dem Kino gefragt und er hat gesagt, es ist ein Film über Schmerz. Und das stimmt. Es ist eine Geschichte voller (vermeintlicher) Schuld und Selbstvorwürfen. Natürlich nicht nur, es gibt bei Almodovar immer auch eine Menge an Lebenslust, doch gerade wenn das Leben intensiv gelebt war, in all seinen Schönheiten, ist die Talfahrt umso schlimmer. Und diesmal hilft keine Skurilität darüber hinweg. Julieta hat viel erlebt, wofür sie keine Erklärungen hat, sie ist quasi mit besten Absichten in ein bodenloses Unglück gefallen, und der Weg, den sie geht, ist hart und trotz allem, letzendlich nicht hoffnungslos. Denn es ist ein Weg, der sie mehr und mehr zu sich selbst führt.

Mehr kann man gar nicht sagen, ohne etwas zu verraten, nur das eine, dass Julieta – nach sehr vielen sehenswerten Filmen – nun das Meisterstück Almodovars ist, ein durch und durch stimmiges, mitreißendes, spannendes und wahrhaftiges Werk mit sehr guten Schauspielern.

Hier der Trailer:

Btw wer im Dezember im New York ist, da gibts eine große Almodovar Retrospektive.

Kino am Dach mit Jim Jarmusch

Bei Durchsicht des diesjährigen Kino am Dach Programms bin ich draufgekommen, dass es heuer anscheinend einen Jim Jarmusch Schwerpunkt gibt. Inklusive Permanent Vacation. Yay! Wir haben ja die Jarmusch Collection zuhause und alle Filme gesehen, abgesehen vom vorletzten The Limits of Control.

Was kann man zum Werk von Jim Jarmusch sagen? Nun ja, er ist ein sehr langsamer und oft auch wortkager Erzähler. Sowas wie einen Plot gibt es manchmal zwar schon, aber er ist meistens nicht besonders bedeutsam. Jarmuschs’ Filme leben hauptsächlich von der Stimmung, die sie vermitteln, vom Spiel der Protagonisten und von Musik. Musik ist für Jarmusch ganz wichtig, sowohl als Stilmittel, wie auch als Thema, manchmal besetzt er auch Musiker in seinen Werken wie Iggy Pop und Tom Waits.

Seine Filme sind nach dem sperrigen Debüt Permanent Vacation natürlich nach und nach “genießbarer” geworden, einen Film wie Broken Flowers kann man schon fast als Indie-Mainstream bezeichnen, dafür stellen einige Werke mehr Fragen als sie zu beantworten vermögen, beispielsweise Dead Man mit Johnny Depp, der vielleicht der am schwierigsten zu konsumierende Jarmusch Film ist – und auch die Zusammenarbeit mit Depp blieb singulär, was für Jarmusch eher ungewöhnlich ist, arbeitet gerne mit Darstellern öfters zusammen.

Einen Mittelweg zwischen sehr eigenartig und fast schon zu angepasst findet vielleicht Night on Earth. In fünf Episoden die jeweils in verschiedenen Ländern zur gleichen Zeit spielen und in der jeweiligen Landessprache gezeigt werden (mit Untertiteln) begleitet Jarmusch Taxifahrer mit jeweils einer “Fuhre”, also einem oder mehren Fahrgästen. Das geht von lakonisch (die L.A. Episode) über sehr überdreht (die Rom Episode mit Roberto Benigni) zu tieftraurig (die Helsinki Episode, ja auch finnisch wird im original gesprochen, in der ein Fahrgast über die Frühgeburt seiner Tochter erzählt).

Erst vor kurzem hatte ein neuer Jarmusch Film, Paterson, in Cannes seine Premiere. In der Titelrolle Kylo Ren, bzw Adam Driver. Nach seinem letzten Film über Vampire widmet sich Jarmusch diesmal dem Leben eines Busfahrers. Abgesehen davon, dass man im Zuge dessen erfahren hat, dass Jim Jarmusch noch keinen Star-Wars Film gesehen hat, hat Paterson sehr wohlwollende Rezensionen erhalten. Der Tagespiegel etwa schreibt, es passiere “peinigend wenig” in dem Film und doch sei er wunderschön. Das klingt vertraut.

Der Fall Unterweger

Fantastische News aus dem Filmbusiness:

Der großartige Michael Fassbender wird einen österreichischen Verbrecher spielen. Nein, diesmal geht es nicht um Josef Fritzl – der Stoff wurde ja so ähnlich bzw. vom Fall Fritzl inspiriert eben erst verfilmt (Room) – sondern um Jack Unterweger. Obwohl wikipedia Unterweger als österreichischen Mörder und Schriftsteller bezeichnet, wurde er für die Mehrzahl seiner vermeintlichen Morde nie verurteilt, da er direkt nach dem Urteil Suizid beging. Was den damaligen Jusitzsprecher Michael Graff zur relativ gewagten Äußerung “Das war sein bester Mord” inspirierte.

Davon abgesehen ist Unterwegers Geschichte schon relativ beachtenswert. Nach seiner ersten Tat (für die er rechtskräftig verurteilt wurde) entdeckte er im Gefängnis seine Affinität zum Schreiben. Er schrieb Kindergeschichten und den autobiografischen Roman Fegefeuer, in dem er erklärte, wieso also so kam wie es geschehen war. Er bereute seine kriminelle Energie und gab sich geläutert. Unterweger wurde fortan “Häfen-Poet” genannt und Teile der Wiener Intellektuellen-Szene setzen sich für eine Begnadigung ein. Das passte sehr gut zum herrschenden Zeitgeist, der von Resozialiserung und der gefängnislosen Gesellschaft träumte – ich kann mich erinnern, dass wir das genau in dieser Zeit, 1993 oder 94 im Englischunterricht sogar lebhaft darüber diskutierten.

Unterweger wurde tatsächlich begnadigt – ohne angeschlossene Therapie. Er wurde in der Wiener Szene herumgereicht und die Morde an Prostituierten gingen wieder los. Nachdem man Unterweger zuerst quasi als Sachverständigen einsetzte, nach einem Hinweis aber zum Hauptverdächtigten machte, setze er sich mit seiner minderjährigen Freundin in die USA ab, wo er nach einer Finte aufgegriffen werden konnte. Der folgende Prozeß ist der erste in Österreich, der mit DNA Spuren als Beweismittel arbeitet. Unterweger ist immer noch guter Dinge und hat ein paar Alibis zu bieten, die allerdings nicht immer bestätigt werden. Unterweger wird schließlich von einem Geschworenengericht erneut zu lebenslanger Haft verurteilt. Ob der Suizid so geplant war, oder nur ein halbherziger Versuch sein sollte, aus dem Ernst wurde (eine Theorie) mag niemand zu sagen.

Jedenfalls ein äußert ergiebiger und rätselhafter Stoff, schon mehrmals verfilmt und auch fürs Theater adaptiert. Fassbender ist eine gute Wahl, zum einen, weil er ein hervorragender Schauspieler ist, zum anderen, weil er Unterweger vom Typ her ein wenig ähnelt. Das Drehbuch soll der Autor von Birdman schreiben. Alles sehr gute Vorzeichen. Ich bin gespannt!

40

Meinem Naturell entsprechend wollte ich meinen runden Geburtstag möglichst gar nicht feiern. Nicht, weil ich mit der Zahl ein Problem habe, sondern weil ich einfach keine große Feiern mag, in deren Mittelpunkt ich stehe. Deshalb hab ich mir quasi gewünscht, den Geburtstag ganz klein zu feiern, mit einem Essen zu zweit am Freitagabend, und Tagesausflug zu dritt, das wars dann auch schon. Na ja, und natürlich sehr viele liebe Glückwünsche persönlich, telefonisch und in den sozialen Netzwerken. Und ein Blumenstrauß geliefert zum Frühstück:

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Nach dem Frühstück sind wir also am Vormittag nach Niederösterreich aufgebrochen, genauer gesagt Richtung Heldenberg. Am Heldenberg gibt es nicht nur das Radetzkydenkmal, das ich schon in meiner Kindheit erstmals besucht habe, sondern mittlerweile auch einige andere Attraktionen wie ein Steinzeitdort, die Greifvögelschau, Besichtungsmöglichkeit der Stallungen der Lippizaner und Kollers Oldtimermuseum. Letzteres hat ganzjährig geöffnet, und war auch unser Ziel.

Zuerst aber haben wir mittels 4 square nach einem Lokal in der Nähe gesucht. Das ist das Schöne am Land, es gibt sehr viele gute Wirtshäusern, die von außen zwar unscheinbar aussehen, wo das Essen aber sehr schmackhaft und noch dazu günstig ist. So hatten wir auch diesmal Glück und landeten im Gasthaus Kurt Maurer. Zuerst gabs Suppe für alle (Frittaten, Leberknödel) und danach Schnitzel bzw. Cordon Bleu. Auch das Service war sehr freundlich und für Kinder hat man sich relativ aktuelle Namen für die kleinen Speisen einfallen lassen (ich meine jetzt nicht Mickey Mouse, sondern den anderen):

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Nach dem Mittagessen ging es also dann ins Oldtimermuseum. Zum Museum ist zu sagen, dass es ganzjährig geöffnet ist, in den Wintermonaten aber nur am Wochenende, im März von 9-17 Uhr. Der Andrang war auch ziemlich überschaubar, außer uns waren nur 3-4 andere Familie da, was die Besichtigung aber natürlich sehr angenehm machte. Das Museum hat sehr viele Exponate, aber gerade weil es so geräumig ist, bleibt noch jede Menge Platz um sich alles aus verschiedenen Perspektiven anzusehen. Das Kind liebt Bugattis und so war es schon ein voller Erfolg, dass das erste Fahrzeug nach dem Eingang ein Bugatti war, Baujahr 1938. Insgesamt gibt es über hundert ausgestellte Fahrzeuge, von 1886 bis in die 1990ziger Jahre.

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Ein besonderes Exponat, ist ein älterer Ford Fiesta, der über und über mit Swarovski Kristallen verziert wurde. Sieht echt spacig aus. Man darf ihm allerdings nicht zu nahe kommen, was auch für die anderen Fahrzeuge gilt. Na ja, außer man ist wie der Sohn und liest aufmerksam und gewissenhaft vor, was man alles – nicht – darf (Die Fahrzeuge nur mit den Augen berühren) und der Chef steht gerade daneben (“Der Kleine gefällt mir”). Dann darf man auch, von ihm persönlich aufgefordert, direkt in einem der alten Bugattis Platz nehmen. Harhar. Sehr cool!

Nachdem wir lange im Museum herumgestreift sind, haben wir uns wieder auf den Rückweg nach Wien gemacht, und von dort gings weiter ins Kino. Dort haben wir uns Zootopia angesehen, den ich jetzt einfach so nenne, weil der deutsche Titel “Zoomania” einfach nur doof ist. Doof deshalb, weil es sich bei Zootopia um eine Stadt handelt, was das Wort Zoomania irgendwie nicht ganz repräsentieren kann.

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Abgesehen davon war der Film aber süß, witzig und hatte auch eine Botschaft, nämlich, dass man keine Vorurteile gegen Raubtiere (im Gegensatz zu Beutetieren) haben soll. Und, dass man alles erreichen kann, nämlich auch als Hase Polizistin werden. Hauptdarstellerin Judy (der Hase) beweist, dass sie mehr kann als nur Strafzettel ausstellen. Die coole Szene aus dem Trailer – Judy will von einem Beamten (ein Faultier) eine Information einholen – findet sich natürlich auch im Film und sie ist auch beim zweiten oder dritten Mal sehen sehr lustig.

Das war ein wirklich schöner Geburtstag, derauf jeden Fall den letzten Geburtstag (das Schwein des Sohnes in der Straßenbahn vergessen) schlägt, aber auch meinen bisherigen Lieblingsgeburtstag 2010 in Venedig fast noch toppt. Ich habe zwar Angelina Jolie diesmal nicht getroffen, aber das Kind ist groß genug, um alles wirklich mitzuerleben und das ist einfach perfekt. Und nachdem ich nach meinem 34. Geburtstag in eine Art von Sinnkrise gelangte, fühlt es sich an als wäre ich gern 40. Lucky me. Harhar.

Oscars soon to come

Ich finde es ja so herrlich, dass sich erwachsene Menschen wochenlang damit beschäftigen können, wer am kommenden Sonntag die Oscars gewinnt. Da wird tagelang diskutiert Statistiken verglichen, Hypothesen angestellt, dass man manchmal verleitet ist zu sagen: “Hey, wozu das alles, wartet doch einfach auf die Verleihung, dann seht ihr schon, wer das Rennen gemacht hat.” Also normale Menschen würden das so empfinden, ich ja nicht. Ich finde es großartig. Harhar.

Die Expertin von Awards Daily, Sasha Stone, beispielsweise ist der Meinung, dass The Revenant rein statisch eigentlich nicht gewinnen kann. Das liege am Wahlsystem, denn die Jury wählt ja nicht einen besten Film, sondern macht ein Ranking von (im heurigen Fall) Platz 1 bis Platz 8. Sie ist der Ansicht, dass der Revenant sehr polarisiert, also wenige Stimmen “zwischendrin” bekommen wird, sondern eher hoch oder eher tief, während zb Spotlight vielleicht nicht soviele erste Plätze einfahren wird, dafür aber oft an 2. oder 3. Stelle gereiht sein wird, weil es ein Film ist, den wenige gar nicht mögen. Das kommt dem Film bei folgender Regelung entgegen (Quelle: Goldderby):

Should no film cross the required 50% + one ballot threshold, the film with the fewest first place votes is again eliminated, with its ballots being apportioned to the next choice still in play (i.e., if the second place choice is no longer in the running, then the ballot would be reapportioned to the third place choice and so on.)

This process of elimination and reapportion continues until one film reaches at least 50% + one ballots. That is the Best Picture. While passionate support gets a film nominated, it is the consensus choice that prevails as the winner.

Dasselbe Wahlsystem (preferential ballot) wie die Oscar haben übrigens die Produzentenpreise (PGAs), die deshalb als gute Indikatoren gelten. Und die PGAs wurden in diesem Jahr von The Big Short gewonnen – einem ambitonierten Film über die Immobilienblase und der anschließenden Finanzkrise. Die anderen beiden großen Oscar-Indikatoren Preise sind DGA (Directors Guilt Awards) und SAG (Screen Actors Guilt Awards) haben dieses Jahre jeweils unterschiedliche Sieger, nämlich The Revenant und Spotlight.

Außerdem hat es noch kein Regisseur bisher geschafft, in zwei aufeinanderfolgenden Jahren den Film-Oscar zu bekommen, Innaritu wäre mit The Revenant der Erste. Ist das wahrscheinlich? Geklärt ist außerdem natürlich nicht, ob es einen Split bei Regie und Filmoscar gibt. Es ist dieses Jahr echt sauspannend!

The Hateful Eight

Über The Hateful Eight, dem achten Film von Quentin Tarantino, habe ich seit seinem Erscheinen recht viel gelesen und nicht alles war positiv, was doch erstaunlich ist, garantiert der erfolgsverwöhnte Regisseur sonst doch euphorische Rezensionen. Auch der große Oscar-Nominierungsregen blieb etwas aus, lediglich drei Noms kann der Film verzeichnen (beste Nebendarstellerin, Kamera und Musik). Dennoch – oder auch deshalb – war ich auf den Film gespannt. Und kann, denke ich, doch etwas Entwarnung geben.

Aber vielleicht Entwarnung zum Preis eines Sakrileges. Ich meine nicht, wie einige Kritiker, der Film sei zu lang oder das Drehbuch sei nicht gut genug, nein, ich denke diesmal hat Tarantino bei der Besetzung seines Filmes ein bisschen daneben gegriffen. Nicht, dass es keine guten Schauspieler wären, die er engagiert hat. Aber sie passen nicht in diese Art von Film. Ich finde den Plot, trotz seines Kammerspiel-artigen Settings, eigentlich spannender als das Vorgängerwerk Django Unchained, doch die Darsteller in Django waren grandios. Waltz, Jamie Foxx, di Caprio in einer seiner besten (und untypischsten) Rollen.

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Im neuen Film ist Samuel L. Jackson wunderbar; leider sticht er damit aber deutlich aus der restlichen Besetzung hinaus. Kurt Russell in der zweiten größeren Rolle bleibt zu blaß, die anderen Nebendarsteller können überhaupt keine Akzente setzen. Tim Roth hat die Waltz-Rolle inne und kopiert diesen – bewusst oder unbewusst –  auch sehr, allerdings ohne an dessen Qualitäten heranzureichen. Immer, wenn er auf der Leinwand auftritt, denkt man an Waltz. Das war wohl nicht Sinn der Übung.

Abgesehen davon langweilt man sich meiner Meinung nach nicht, obwohl der Film hauptsächlich in einem Raum spielt und – wie der Mann meinte – Thomas Bernhard’sche Züge trägt (Wiederholungen, bestimmte Satzstellungen). Er ist lustig und spannend und sehr dialoglastig. Das Blut-Dings bräuchte ich nicht, gehört bei Tarantino aber dazu, ist allerdings viel weniger bedrohlich oder schwierig anzusehen wie entsprechende Szenen in The Revenant.

Erschütternd hab ich ein Kapitel empfunden, das mit “ein paar Stunden früher” betitelt wird. Harhar. Wo hätte es so eine “Gebrauchsanweisung” bei Tarantino früher gegeben? Man denke nur mal kurz an Pulp Fiction, wie würde das aussehen, wenn da am Beginn jeder neuen Szene solche Zeitangaben stehen würden.

Zusammengefasst: The Hateful Eight reicht nicht an meine Lieblings-Tarantinos Pulp Fiction und Inglorious Bastards heran, ist aber auch nicht am ganz anderen Ende meiner persönlichen Beliebtheits-Skala. Und das andere Ende ist bei Tarantino ja auch immer noch ziemlich gut.

The Revenant

Während der Oscar-Season trachte ich danach, möglichst viele nominierte Filme zu sehen. Ein Film, vor dem ich aber wirklich Angst hatte, seit ich die Vorschau gesehen habe, und den ich mir wohl niemals selbst einfach nur so ausgesucht hätte, ist Innaritus Birdman-Nachfolger und Leo wohl den Oscar-Sichersteller The Revenant.

Der Trailer ist grausam, alles, was ich vorher darüber gelesen habe war grausam und nachdem ich den Film gesehen habe, muss ich sagen: er hat meine Befürchtungen noch übertroffen, was Grausamkeit betrifft. Dabei kann man noch nichtmal sagen, dass er sehr übertreibt, wie etwa Tarantino bei seinen Blutorgien, die aber teilweise eher komisch wirken, weil sie so überzeichnet (und damit künstlich) sind. The Revenant ist einfach sehr naturalistisch und bildet das Leben ab, wenn man so will. Gottseidank nicht unser modernes Leben im Europa des 21. Jahrhunderts, aber ein anderes Leben, das an anderen Orten wohl auch noch heute geführt werden kann und auch, ähnlich, wohl leider geführt wird.

MV5BMjU4NDExNDM1NF5BMl5BanBnXkFtZTgwMDIyMTgxNzE@._V1_UX182_CR0,0,182,268_AL_Das Komische an diesem Film ist: Er ist überhaupt nicht meine Art von Film. Es wird kaum gesprochen, Frauen spielen fast gar keine Rolle, der Erkenntnisgewinn ist ziemlich gering – es ist einfach eine sehr archäische Rache-Geschichte, von der man praktisch schon zu Beginn weiß, welchen Verlauf sie nehmen wird. Und dennoch: ich kann nicht sagen, dass der Film mir nicht gefallen hat. Er hatte definitiv etwas an sich, was mich angesprochen hat, trotz des ganzen Blut- und Beuschel-Dings. Das liegt sicher an den sehr starken Bildern – von Kameramann Emanuel “Chivo” Lubezki, der vermutlich heuer seinen Oscar-Hattrick (nach Birdman und Gravity) landen wird. Man hat als Zuschauer das Gefühl, dass man mittendrin ist, bei dieser Reise, dass man diese zweieinhalb Stunden mit dem Hauptdarsteller mitbewältigen muss, wird, will (?) und es quasi als persönlichen Verdienst erlebt, wenn man das dann tatsächlich geschafft hat – weil schön ist das nicht!

Leonardo di Caprio wird seinen ersten Oscar verdientermaßen mit nachhause nehmen, weil er macht wirklich einiges mit in dem Film. Und seine Darstellung nützt sich nicht ab, obwohl es wirklich über weite Strecken eine one man Show ohne Worte ist. Das hat es verdient, ausgezeichnet zu werden. Auch die Arbeit von Innaritu ist bewunderswert, vor allem, weil der mexikanische Regisseur extrem wandlungsfähig ist. Voriges Jahr hat er mit Birdman ein skurilles Meisterwerk erschaffen, das natürlich viel eher meinen persönlichen Geschmack trifft als dieser Film, wenn man The Revenant sieht, hat man aber das Gefühl, er hätte nie etwas anderes gemacht als solche epischen Schinken.

Nachdem The Revenant gestern die BAFTAS dominiert hat, schießen sich die Oscar-Pundits langsam auf ihn ein, und prognostizieren einen Award-Regen auch bei den Oscars. Ich kanns mir mittlerweile auch vorstellen, aber wir haben noch zwei Wochen bis dahin. Ich muss noch nachdenken.