almis personal blog

Annie Hall

Annie Hall (Der Stadtneurotiker) von Woody Allen hat 1977 bei der Oscarverleihung Star Wars im Rennen um den besten Film-Oscar geschlagen. Und das ist schon ziemlich erstaunlich. Star Wars markierte quasi den Beginn des Blockbuster-Kinos und Roger Ebert schrieb über Annie Hall: “(it) contains more intellecual wit and cultural references than any other movie ever to win the Oscar for best picture.”

Das ist richtig. Allein die Szene, in der Alvy Singer (Allen) mit Annie (Diane Keaton) an einer Kinokassa angestellt steht und sein Hintermann sich mit seiner Frau minutenlang über die Werke von Federico Fellini unterhält, ist mutig. Nach dem Sex zitiert Alvy Balzac, Marshall Mc Luhan wird nicht nur zitiert, sondern hat quasi auch einen Auftritt auf der Metaebene. Oder wie Ebert sagt: “Alvy is smarter that the ground rules of Hollywood currently allow”. Die Protagonisten reden unentwegt. Miteinander, mit sich selbst, mit der Kamera.

Annie Hall erinnert mich von der Gesprächsdichte und Geschwindigkeit auch irgendwie an The Social Network von David Fincher. Dennoch (oder deshalb) funktioniert der Film als Film für mich deutlich weniger als Hannah und ihre Schwestern. Es zeichnet sich eher durch Vortrag (und manchmal entbehrt dieser nicht einer gewissen Arroganz) als durch Handlung aus und nutzt die visuellen Möglichkeiten des Mediums kaum. Und das hat irgendwie etwas ermüdendes.

Es mag aber auch sein, dass der Film soviele Zitate beinhaltet, die bereits in das kollektive Gedächtnis eingegangen und praktisch Allgemeingut geworden sind, dass man das Gefühl hat, man kennt das alles irgendwie schon – beispielsweise wenn Alvy Groucho Mark zitiert: “Ich möchte kein Mitglied in einem Club sein, der mich als Mitglied akzeptiert” oder “Masturbation ist Sex mit jemanden, den ich liebe.”

Und wer sich fragt, ob Diane Keaton ihr modisches Selbstverständnis (ein Hauch von Cross Dressing) durch diesen Film gefunden hat, dem muss ich sagen, es war umgekehrt. Annie Hall trägt das, was Diane Keation damals (und auch heute noch) privat gerne anzieht.

Hannah und ihre Schwestern

Woody Allen hat morgen Geburtstag. Was ihn selbst vielleicht nicht so freuen wird, mich allerdings schon, hat sich ATV2 doch zu diesem Anlass entschlossen, gestern drei Allen-Filme zu senden, nämlich Hannah und ihre Schwestern, Annie Hall und Zelig. Zu meiner Schande kenne ich alle drei noch nicht.

Kleine Spoiler möglich

Hannah und ihre Schwestern handelt von den komplizierten Strukturen und Wirkmechanismen innerhalb einer Familie, von Geschwisterreihenfolgen und -rollen und schließlich auch von den angeheirateten Männern. Die Frauen (Farrow, Wiest und die weniger bekannte Hershey) sind – jede auf ihre Weise – faszinierend, selbstbestimmt, suchend. Alles Künstlerinnen, die mit dem Platz im Leben hadern, sich ausprobieren, experimentieren. Und die Männer spielen keine so untergeordnete Rolle wie der Filmtitel vermuten lässt. Die Charaktere sind erstklassig mit Michael Caine, Max von Sydow und Woody Allen selbst besetzt.

Ich liebe Michael Caine (dessen Biografie ich ja gerade lese) dafür, dass er mit Minimalaufwand den Charakter seines Protagonisten so klar herausarbeiten kann. Da reichen ein paar Gesten, sein Mienenspiel und man weiß, was Sache ist -das ist bei so einer doch eher durchschnittlichen Figur sicherlich noch schwieriger als bei dem Exzentriker, den von Sydow zu spielen hat. Caine hat für die Rolle auch den Oscar als bester Nebendarsteller erhalten.

Generell ist Hannah und ihre Schwestern ein typischer Woody Allen, nämlich insofern als er sich überhaupt kein Blatt vor den Mund nimmt. Sexualität ist ein wichtiges Thema, das permanent präsent ist, aber dann auch wieder sehr beiläufig und unaufgeregt. So ist von Masturbation ebenso nebenbei die Rede wie von künstlicher Befruchtung, die 1986 noch eine relativ neue reproduktionsmedizinische Methode darstelle.

Besonders gelungen fand ich, wie sich Woody Allens Figur mit der Suche nach dem Sinn des Lebens auseinandersetzt und dabei sogar überlegt, zum Christentum überzutreten. Seine jüdische Mutter ist verzweifelt, man sieht sie nur aufschreiend in ihr Zimmer laufen, der Vater wirkt pragmatisch und ist bereit, über diese Entscheidung zu diskutieren. Woody Allen: “Hast du dich nie gefragt, welchen Sinn zum Beispiel Nazis haben? Warum gibt es Nazis?” Der Vater: “Ich weiß nicht mal wie der Dosenöffner funktinioniert, woher soll ich wissen, warum es Nazis gibt.”

Hannah und ihre Schwestern beschäftigt sich auch mit außerehelichen Affären innerhalb der Familie, doch hey, das ist Woody Allen. Man muss sich hier nicht Tragik wie etwa bei Louis Malles’ Damage erwarten, keine Angst!

What’s it all about, eins

Michael Caine war vor kurzem aus Anlaß der Viennale erstmals (!) in Wien und fiel aus einem Taxi. Das geschah aufgrund von einigen Mißverständlssen. Ich hoffe, das hat den Eindruck nicht getrübt. Jedenfalls waren die Journalisten begeistert über sein Auftreten, seine sympathsiche Art und seine Eloquenz.

Ich hab mir daraufhin (und weil ich ihn immer schon gern mochte) seine erste Biographie What’s it all about bestellt – einen zweiten Teil gibt es nämlich auch schon – und bin erstaunt, welches ereignisreiche Leben Caine geführt hat. Und dabei bin ich noch nicht mal bei dem Punkt, wo er tatsächlich Karriere machte. Caine wuchs in eher ärmlichen Verhältnissen in London auf, hatte aber eine schöne und behütete Kindheit. Während des Kriegs zog er mit Mutter und Bruder aufs Land, um vor den Bombardements geschützt zu sein. Es folgte der verhasste Kriegsdienst in Korea, eine fast tödliche Malariainfektion und seine ersten Gehversuche im lokalen Theater, wo er zunächst mal einen Betrunkenen spielen sollte. Was er völlig falsch gemacht hatte, denn er lallte und torkelte über die Bühne. Worauf sein Regisseur meinte, er solle sich einmal einen Betrunkenen genau anschauen, der versuche nämlich immer, besonders korrekt zu sprechen und gerade zu laufen.

Nach einem Spitalsaufenthalt kehrt Caine zurück zu diesem Theater und findet das Haus geschlossen. Er sieht und hört nichts mehr von seinem ersten Mentor. Bis zu dem Zeitpunkt viele Jahre später – Caine lebt inzwischen in Beverly Hills – als er ein Telegramm aus einem Londoner Hospiz erhält: hier wäre ein Patient, der angebe, Michael Caine (eigentlich Maurice Micklewhite) entdeckt zu haben. Ob das stimme und falls ja, ob Caine nicht eine kleine Summe überweise können, um den Mann seine letzten Tage angenehmer zu gestalten. Caine schreibt sofort zurück, das die Angaben stimmen und schickt einen Scheck über 5.000 Dollar. Der kommt postwended uneingelöst zurück, der Direktor schreibt Caine, dass der Patient überglücklich über Caines Brief gewesen sei und stolz jedem zeigte, dass er tatsächlich dem Oscarpreisträger Starthilfe gegeben hatte. Dann sei er zu Bett gegangen und in derselben Nacht gestorben.

Meet Miss Jones

Heute hab ich gelesen, dass Bridget Jones-Autorin Helen Fielding ein drittes Buch über ihre (natürlich leicht antifeministische) Kultfigur Bridget Jones plant. Auch ein weiterer Kinofilm ist angedacht.

Und ich freue mich, fand ich Bridget Jones doch eine sehr sympathische und witzige Protagnoistin, mit der ich mich vor zehn Jahren gut identifizieren konnte. Zwar hatte ich nicht das Problem, auf der Suche nach Mr. Right zu sein, doch  ihr leichtes Übergewicht, ihre tolpatschige Art und ihre Versuch, das Leben etwas selbstironisch zu betrachten, teilte sie mit mir. Sehr witzig ist die Trivia zum Film Schokolade zum Frühstück: Dass Renee Zellweger gecastet wurde, war fast ein Skandal, denn weder war sie Engländerin (sie wuchs in Texas auf), noch hatte sie Gewichtsprobleme. Wie man im Film aber sehen und hören konnte, war es ihr möglich, beide Mankos auszugleichen.

Das Auftreten von Colin Firth  wiederum ist doppelbödig. Helen Fielding war ein großer Fan der BBC-Verfilmung von Pride and Prejudice, in der Firth den Mr. Darcy verkörperte (und der in einen See fiel und mit nassem Hemd wieder rauskam, eine ganz wichtige Sache in Schokolade zum Frühstück, denn Fielding fand Firth offenbar ziemlich sexy). Aufgrunddessen nannte Fielding ein Love-interest von Bridget Mark Darcy. Und Colin Firth verkörperte diesen dann auch im Jones-Film. Soweit noch verständlich? Im Buch gibt es eine Szene, in der Bridget den echten Colin Firth zu seiner Rolle als Mr. Darcy interviewt (was Helen Fielding tatsächlich gemacht hat) und ihn auch auf das nasse Hemd anspricht. Diese Szene, obwohl sehr witzig, gibt es im Film natürlich nicht, wer hätte Colin Firth spielen sollen? Hugh Grant wiederum, Bridgets zweiter Schwarm, spielt in Schokolade zum Frühstück einmal nicht den verhuschten Schüchti, sondern ein na ja… Arschloch (wenn auch mit ein paar menschlichen Zügen). Und das ganz schön überzeugend.

Leider wurde Bridget Jones 2 – am Rande des Wahnsinns von einem anderen Regisseur gedreht und hat nicht den Indie-Charme seines Vorgängers. Hier regiert der grobe Klamauk und Slapstick. Bridget wird als Figur eher der Lächerlichkeit preisgegeben und nicht liebevoll mit ihren Eigenheiten begleitet.Der zum Anbeißen zurückhaltende Colin Firth spielt nur eine untergeordnete Rolle. Es findet ein wilder Locationwechsel statt, der aber den oberflächlichen Eindruck noch verstärkt.

Ich bin jedenfalls gespannt auf Buch Nummer drei, vor allem als ich gelesen habe, dass es diesmal weniger Einträge zu verlorene Kilos und grauchte Zigaretten geben soll, sondern eher sowas wie: Follower on twitter – 0.

Hope Springs

Hope springs (dt. Titel Wie beim ersten Mal) ist die Geschichte von Kay und Arnold. Kay (Streep) und Arnold (Lee Jones) sind schon einiges über 50 plus, die Kinder sind aus dem Haus, die Jobs Routine und das Eheleben ist na ja… funktional. Zum Hochzeitstag schenkt er ihr Package von neuen TV-Sendern, jeden Abend sieht er den Golf-Kanal, der sie nicht interessiert und außerdem schläft er seit einem dreiviertel Jahr im Gästezimmer.

Für ihn ist alles in Ordnung, nicht toll, aber normal. Er erwartet nichts anderes. Nicht so Kay – sie fühlt sich aktiv, jung im Kopf, abenteuerlustig und möchte noch mehr von ihrem Leben und ihrer Ehe haben. Deshalb will sie zu einem Eheseminar in Hope Springs, das von Therapeut Dr. Feld (Steve Carell) geleitet wird, doch wird Arnold seine Skepsis ablegen? Und hat Dr. Feld wirklich DIE Lösung…?

Meryl Streep kann alles spielen, das ist bekannt, hier ist sie eine Frau, die weiß, was in ihrer Ehe falsch läuft, der aber die Hartnäckigkeit fehlt, ihren Mann aus seiner Lethargie zu reißen. Sie kämpft sehenswert gegen die eigene Schamgrenze an und wirkt dabei deutlich prüder als man Meryl Streep als Privatperson einschätzen würde. Steve Carell ist ein Therapeut, der zwar taktvoll und einfühlsam ist, dem allerdings auch nichts menschliches fremd ist, schon gar nicht Sex. Er ist also auch mal direkt, offen und unverblümt, wenn er das sein muss. Die Komik von Carell ist hier extrem passend, die Rolle wie für ihn geschaffen. Die Besetzungsüberraschung des Films ist sicherlich Tommy Lee Jones, bei dem ich mir nicht sicher bin, ob er tatsächlich spielen muss, wie peinlich ihm die Gespräche mit Dr. Feld sind und wie unangenehm es ihm ist, sicher seine Frau zu öffnen. Es ist schön, ihn einmal in einem völlig ungewohnten filmischen Umfeld zu sehen.

Der Film ist witzig, aber kein Schenkelklopfer. Die Protagonisten werden niemals der Lächerlichkeit preisgegeben, obwohl das Thema heikel ist und zu Zoten und allerlei Derbheiten verführen könnte. Das passiert hier gottseidank nicht.  Die Personen werden in ihrer Schmhaftigkeit und Unsicherheit ernst genommen, ihre Motive klar herausgearbeitet. Dennoch ist der Film keineswegs prüde geraten und offenherziger als ich es erwartet hätte.

Hope Springs ist kein Meisterwerk, aber ein kleiner couragierter Film mit einer Message (“Arnold, your wife is very unhappy, you have to ask yourself, have I done all I could?”), die nicht nur für Menschen in der entsprechenden Altersstufe interessant ist. Sondern auch für die, die gerade erst beginnen, eine Ehe zu führen.

Sommerabschied, die fünfte

Ein Nachtrag noch vom letzten Wochenende in Wien.

Am Samstag war es – ja man kann wirklich fast sagen: heiß in Wien. Wir haben 25 Grad geschafft, man musste im Garten die Markise runterlassen, sonst hat man geschwitzt und man konnte barfuß gehen.

Tja und am Sonntag? Es nieselte, ein starker Wind wehte und je mehr Zeit verging, desto frischer wurde es. Am Abend fröstelte man mit der Übergangsjacke doch schon einigermaßen.

Und: offenbar war noch kein Wiener daran gewöhnt, seine Sonntage wieder in den eigenen vier Wänden zu verbringen (wie auch wir nicht) – im Gasometer Kino, wo sonst weniger als nichts los ist, stand eine Menschenschlange von ca. 30, 35 Leuten an der Kasse, also machten wir kehrt und fuhren nicht in die Millenium City (wo auch normalerweise genug los ist), sondern ins Apollo, ein eher innerstädtisches Kino, wo es allerdings auch nicht gerade leer war. Vorbei gings am Haus des Meeres, eine Menschentraube passierend, angestellt bis vor die Türe, im Regen.

Wir sahen übrigens Ice Age 4 an, es war Adrians erster Film in Kino und noch dazu in 3d (dh mit Nerdbrillen ausgestattet), er war ziemlich begeistert und hat die 90 Minuten problemlos durchgehalten. Sieht nach einem dritten Cineasten im Haushalt aus.

The Adjustment Bureau

Letztens endlich The Adjustment Bureau mit Matt Damon und Emily Blunt gesehen.

Kleine Spoiler möglich

Signifikant ist, dass man den Film von Beginn an in Relation zu anderen Filmen setzt und vergleicht. Alleine in den ersten Minuten kommen Truman Show, Aschenputtel, Momo, Inception und Matrix. Und obwohl das eigentlich kein Zeichen für Orginalität ist, funktioniert der Film doch insgesamt recht gut.

Denn irgendwie zäumt The Adjustment Bureau das ganze dann doch von einer etwas anderes Seite auf. Das hier ist trotz des dunklen Hintergrunds ein Feelgood-Movie, mit sympathischen Darstellern (ja, auch Matt Damon!) und trotz seiner philosophischen Fragestellungen nie verkopft oder übertrieben kniffelig. Das ist ein Film, der zum mit-fabulieren einlädt, bis zu welchem Grad man die Zukunft selbst gestalten kann und wieviel determiniert ist. Es ist allerdings außerdem ein Film, der sich nicht den globalen Fragestellungen seiner Prämisse widmet, sondern den relativ überschaubaren. Also der Love-Story.

Natürlich ist – wie bei solchen Filme häufig der Fall – nicht alles wirklich plausibel. David (Damon) kandidiert für den Senat und verliert die Telefonnummer einer Dame. Dann nutzt er immerhin die modernen Kommunikationsmittel, um sie zu googlen, ignoriert aber scheinbar die Möglichkeiten, die Social Media Plattformen haben. Noch einfacher wäre natürlich, sich bei einem seiner Fernsehauftritte oder Zeitungsinterviews an die Dame zu wenden und bitten, sich zu melden…aber das kommt ihm offenbar nicht in den Sinn. Hier wirkt dieser an sich sehr zeitgemäße Film seltsam altbacken, als wären Humphrey Bogart und Ingrid Bergmann am Werk.

Dennoch überwiegt der positive Eindruck: gute Darsteller, starke Bilder und ein interssanter, humanistischer Plot

Braunschlag und die Selbstreferenz

Übermorgen läuft die TV-Serie Braunschlag an und ich bin offenbar noch immer die Einzige der Vorab-Kritiker, die die Serie nicht wunderbar findet. Und zwar ganz und gar nicht wunderbar. Bin ich jetzt wirklich ein Alien?

Gestern bin ich dann über ein Michael Haneke-Interview gestoßen, in dem er über Figurenzeichnung spricht und genau das, was er in diesem Interview sagt, hat mich ganz stark an Braunschlag erinnert. Haneke meint nämlich sinngemäß, er finde es schlimm, wenn ein Schauspieler nicht die Figur spielt, sondern seine eigene Meinung zur Figur; quasi die gewünschte Lesart gleich mittransportiert. Und genau das ist für mich das Problem von Braunschlag. Nur, dass ich glaube, dass auch der Drehbuchautor bereits so agiert hat, nicht nur die Schauspieler.

Hatte dann auf Twitter eine Diskussion mit einer Filmredakteurin, die meinte, das wäre für sie aber kein Qualitätsmerkmal, sondern Geschmackssache. Darüber grüble ich nach. Ich denke, sie kann damit recht haben. Wobei ich an sich mit Überzeichnungen überhaupt kein Problem habe, he ich liebe Almodovar. Aber dieses selbstreferentielle dabei… nein, mir gefällt das tatsächlich nicht.

The way we were, zwei

Nachdem ich mir die betreffende Sex and the city Szene mit der Katie/Hubbell Diskussion nochmal angeschaut habe, bin ich draufgekommen, dass die SatC Damen meinen, dass es zwei verschiedene Arten von Frauen gibt:

“The world is made up of two types of women – the simple girls and die Katie-girls.”

So eine ähnliche Feststellung gibt es auch in Harry und Sally als Harry zu Sally sagt:

“There are two kinds of women high maintenence and low maintenence.”

Und als Sally ihn fragt, zu welchem Typ er sie zählt, meint er: “You’re high maintenence but you think your’re low maintenence.” Was sie abstreitet, darauf wieder Harry: “You don’t see that? Waiter, I’ll begin with a house salad, but I don’t want the regular dressing. I’ll have the Balsamic vinegar and oil, but on the side. And then the Salmon with the mustard sauce, but I want the mustard sauce, on the side. On the side is a very big thing for you.”

Natürlich sehr vereinfachend, das Ganze, aber auch ziemlich witzig.

The way we were

The way we were wollte ich schon lange ansehen – und zwar seitdem eine Sex and the city Folge ganz konkret darauf Bezug genommen hat.

Achtung einige Spoiler

Und das war so: In der Folge Ex and the City trennen sich Carrie und Big (wieder einmal) und Carrie vergleicht diese Trennung mit der Trennung von Katie (Streisand) und Hubbell (Redford) im oben erwähnten Film. Katie hat Locken, die sie für Hubbell glättet und auch ihren Charakter möchte sie eigentlich zügeln.

Denn Katie und Hubbell sind grundverschieden (opposites attracts) und sie schaffen es, trotz gegenseitiger Liebe, kaum, eine tragfähige Beziehung zu führen. Katie ist ambitioniert, politisch aktiv, wach, nie einfach. Hubbell dagegen ist relaxt, ein easy going-Typ, mit schriftstellerischem Talent, aber Hang zur Faulheit. Er sucht den Weg des geringsten Widerstands. Das erinnert die SatC-Damen an Carrie und Big. Und Carrie sagt schließlich dasselbe zu Big, der gerade eine andere geheiratet hat wie Katie zu Hubbell: “Your girl is lovely”.

Und der Film selbst, der in SatC als Kult bezeichnet wird? Abgesehen davon, dass er anfangs in den 1930er Jahren spielt, die aussehen als wären sie die späten 1960er, ist er nicht gerade vorteilhaft gealtert. Da ziehen sich Väter aus dem Leben ihrer neugeborenen Kinder zurück, weil sie sich von den Müttern trennen und verzichten auf jegliche Bedeutung in deren Zukunft, ja gelten nicht einmal formal als deren Ahnen. Sowas ist heute gottseidank nur noch schwer vorstellbar.

Der Plot klingt interessant, aber die Figuren wollen sich nicht so richtig entwickeln, die Dialoge sind eher schwach. Eigentlich lebt der Film von seinen beiden Hauptdarstellern und dem, was die Zuschauer in Streisand und Redford und eine mögliche Verbindung der beiden hinein interpretieren. Es sind starke Bilder, die die beiden zusammen abgeben, und die die Phantasie anregen. Mit unbekannten Darstellern würde der Film deutlich schlechter funktionieren.

Wirklich gut ist der titelgebende Streisand- Song, schön sentimental und melancholisch. Auch wenn er vorgibt, dass es zwischen Katie und Hubbell irgendwann einmal einfach war – was nicht der Fall ist. Auf alle Fälle aber ein Song, der perfekt zum Monat September passt.