almis personal blog

LIZVC 44

Der 15. August ist vorbei und jetzt fängt es zu herbsteln an. Ich liebe es.

Früher dachte ich immer, ich liebe den Sommer, aber eigentlich liebe ich die Zeit, die mir sagt, es ist alles vergänglich, es kann bald vorbei sein. Weil es auch – im Gegensatz zum Hochsommer – eine Zeit ist, die gar nichts mehr von einem will. Während man im Hochsommer manchmal das Gefühl hat, man muss an drei Orten gleichzeitig sein, sagt der Wind Ende August, es ist alles ok so wie es ist.

Das Kind hingegen bekommt langsam den Ferienende-Blues und bestellt einen Espresso in unserem Stammlokal und die Kellnerin ist darüber so erstaunt/begeistert, dass sie ihn darauf einlädt.

Ich treffe eine alte Freundin wieder, die ich seit Jahren nicht mehr gesehen habe. Das ist so eine Geschichte, wo man weiß, dass jede Menge schief gelaufen ist, aber die Emotionen, die man damals hatte, hat man heute nicht mehr. Wahrscheinlich auch, weil das eigene Leben nicht mehr dasselbe ist. Manchmal würde ich gern wissen, wie alles in zehn Jahren sein wird; vorstellen kann ich es mir immer weniger, was sein und kommen wird.

Wir waren Hipster-mäßig essen am Volkertmarkt im Banlieue. Ich hatte sehr gut gewürzte Hühnerspieße mit Erdnussbutter-Sauce und selbstgemachten Eistee.

Sehr nett, so in Spät-August-Sonne im Gastgarten.

LIZVC 43

Freitag war ich auf einer Führung im Aufzugmuseum in Orth an der Donau.

Christian Tauß hat es sich zur Aufgabe gemacht, alte Aufzüge, die aus Häusern ausgebaut werden, zu “retten” und zu erhalten. Dafür hat er sich ein Depot gemietet. Und er plant, ein Aufzugscafe zu eröffnen. Er hatte spannende Geschichten zu erzählen, von Aufzugsrettungen und geschichtlichen Hintergründen und man merkt, wie sehr er für das Thema brennt.

Danach waren wir – wenn wir schon mal in Orth an der Donau sind – Fischessen. Es war ein schöner, lauer Abend und man konnte draußen sitzen, bis die Gelsen kamen. Da wir ohne Auto unterwegs waren, fragten wir einen netten Menschen, 80 plus, ob er uns bis zur Stadtgrenze Wien mitnehmen könnte. Da wussten wir noch nicht, dass er zwar mit Auto, speziell aber Mercedes Cabrio, Baujahr 2004, gekommen war.

Kurz gesagt: es wurde meine erste Cabriofahrt und ich hab es wirklich in vollen Zügen genossen. In der Ferne waren immer wieder Blitze zu sehen, aber es fing gottseidank nicht zu regnen. Und der nette Fahrer ließ es sich nicht nehmen, uns via Reichsbrücke direkt bis vor die Haustür zu bringen. Das war einer der besondern Momente, die man auch während einer globalen Pandemie genießen kann, ja sollte. Kurz musste ich auch an Bridget Jones und ihre Cabriofahrt mit Hugh Grant in Bridget Jones’ Diary denken. Windalarm!

Als wir ausstiegen fragte ich – mit einem Griff zu meinen Haaren: “Wie sehe ich aus?” Und er antwortete: “Glücklich.”

LIZVC 42

Das Kind war wieder weg und es war saukalt, dafür wurde ich mit meinem neuen Projekt pünktlich zur Deadline fertig, weil was will man ein zwei schiachen Herbsttagen Anfang August sonst machen.

Als es dann wieder warm wurde, war ich mit P. frühstücken im Cafe Telegraph in Wien 9. Neues Lokal, selbes Hipsterfrühstück, harhar. Nein, es war wirklich gut, ich hab erstmals ein porchiertes Ei mit Sauce Hollandaise (aka Eggs Benedict) gegessen.

Dann in den Garten, wo ich so lange draußen am Laptop schrieb, bis mich die Gelsen fast aufgefressen haben – das war ca. um 22.30 Uhr. Am nächsten Tag hat mich dann M. besucht und wir haben den ganzen Sommernachmittag verquatscht und es war grandios. Nur bei so Fragen wie, wann warst du zum letzten Mal hier und die Antwort lautet, da war ich noch nicht verheiratet – ja, da denkt man sich dann erstens: wow ist das (viel zu) lang her und zweitens: how old did we get? Aber egal, 40 plus ist nicht schlecht.

Oder wie ich früher in dieser Woche mit einem älteren Paar geredet habe – das allerdings noch nicht so lange zusammen ist – und draufgekommen bin, dass da immer noch Telefone beleidigt aufgelegt, und wochenlang geschmollt wird und Missvertsändnisse nicht geklärt werden. Obwohl man sich wegen Corona (ich bin wieder on topic!) eh länger nicht sehen konnte. Da dachte ich dann, ist es eher beruhigend, dass man mit 80 noch Liebeskummer haben kann und sich völlig irrational verhält, oder eher beängstigend?

LIZVC 41

Das Kind ist auf Kurzurlaub, so hatte ich zweimal sehr nette Frühstücksverabredungen. Zur Feier der geglückten Ausreise aus Irland war ich mit I. im Haas & Haas in der Innenstadt. Wir haben ein Frühstück für zwei genommen, das wirklich exzellent war, mit Lachs, Rührei mit Schinken, Kipfer, Marmelade etc.

Am Dienstag war ich bei einer anderen Freundin im Garten frühstücken, auch super.

Dazwischen Teleworking im eigenen Garten…

Gestern hatte es in Wien dann gute 36 Grad und als ich am Abend ausging, blitze und donnerte es schon in Hietzing. Während der Fahrt in der U6 ahnte ich schon, dass es ziemlich schüttete, doch als ich bei meiner Station ausstieg, regente es so stark, dass niemand die Ubahn verlassen konnte, ohne zu riskieren, nach fünf Schritten komplett durchgeweicht zu sein. So einen intensiven Regen über so lange Zeit habe ich auch schon lange nicht gesehen. Ich ließ mich dann von der Station abholen…

Heute dann mittags Pizzeria und dann bei einem Freund auf der Dachterasse in Währing.

Das ist mein Corona-Sommer in Wien. Schlecht ist der nicht.

LIZVC 39

Heuer ist so ein Sommer, in dem man sich mittags zum Essen trifft und sich wiederholt wechselseitig versichert, was für ein Glück man mit dem Wetter hat.

Der Sommer fiel diese Woche auf Mittwoch und ich war glücklicherweise genau an diesem Tag griechisch Essen, im Lokal Retsina – unbezahlte Werbung, aber es war irrsinnig gut – auf der Hernalser Hauptstraße, es war gefühlt der einzige Sommertag der letzten Zeit, aber ein Sommertag wie früher, nicht übermäßig heiß, nur warm, und man konnte so angenehm im Innenhof sitzen und plaudern und Tomatensuppe mit Feta und Bifteki mit Spiegelei auf Püree essen. Wie ein echter Foodblogger musste ich natürlich gleich ein Foto machen. Und, übrigens: praktisch jedes Essen ist besser mit Ei.

Danach waren wir noch auf ein Zanoni Eis und dann durfte ich Fahrrad fahren, oder mich rollen lassen, vom Hernalser Gürtel hinunter bis zur Nussdorfer Straße. Genau das will man im Sommer, sich treiben lassen, auch und gerade heuer, in diesem in jeder Hinsicht unberechenbaren Sommer.

Heute, Samstag, schüttet es schon um sieben Uhr früh und es wird vielleicht bis sieben Uhr abends weiter schütten. Auch da kann man sich relativ planlos durch den Tag treiben lassen.

Ich bin früh aufgestanden und habe mit selbst gefrühstückt, im Doris Knecht Buch über ihre Teenagertöchter gelesen, am Sofa den Kaffee weitergetrunken. Jetzt arbeite ich und dann werde ich einkaufen gehen und für das/mit dem Kind kochen und die neue Merci Cherie Podcast Folge über den ESC Film hören, danach in die Badewanne hüpfen und später ausgehen, und Unterschlupf finden, für eine weitere lange Nacht voller Regen. Auch schön!

LIZVC 36

Gestern also Zeugnis des “Corona-Semesters”. Mein Kind hat etwas geschafft, was ich im Gymnasium niemals geschafft habe, einen ausgezeichneten Erfolg zu haben. Ich hab ihm eh gesagt, dass ich bissl eifersüchtig bin. Harhar. Für die Zeugnisübergabe sah sich die Klasse übrigens doch noch einmal – und ein letztes Mal – vollzählig. Weil in der 3. dann der Wechsel in den (für uns) Real-Zweig ansteht. Der Klassenvorstand bleibt aber (für uns) gleich. Das ist schön.

Das Kind war jedenfalls sehr happy und dann gleich mit seinem Freund und dessen Vater im Cafehaus auf ein Ei im Glas und Billardspielen. Ich hatte kinderfrei und war Mittagessen in der zaghaften Sonne und dann auf der ersten Post-Corona outdoor Führung Westbahn Areal. Ich finde das immer recht interessant, hoffe aber gleichzeitig, dass mich keiner auf Fachspezifisches anspricht, da ich mich bei Architektur ja nicht sonderlich gut auskenne. Aber ich werde besser.

Die Führung klang bei kühlen Getränken im schattigen Garten des Sophienspital aus. Und viel später am Abend hab ich eine Honigmelone aufgeschnitten und im Schein des Mondes auf einer Pawlatsche verspeist.

Was uns Corona vielleicht auch (wieder) gelehrt hat: genieße das was ist, wenn es ist. Wer weiß, was als nächstes passiert.

LIZVC 33

Am Freitag hab ich mein Geburtstagsfrühstück mit meiner Freundin L. nachgeholt. Im Hidden Kitchen.

Ein klassisches Hipster Frühstück (harhar) mit Lachs, Gurke, Himbeermarmaelade, roter Rüben Aufstich, Brownie und Kresse zum selbst abschneiden.

Schön, dass L wieder da ist, sie war die Hauptdarstellerin in meinem ersten LIZVC Blogeintrag, die bei mir einen Heulanfall ausgelöst hat, als sie geschrieben hat, sie ziehen jetzt auf unbestimmte Zeit nach Niederösterreich. Und es klang so wie die Ewigkeit und ein Tag. Aber jetzt ist sie wieder back in town, zumindest bis Schulschluss und das ist gut.

Außerdem hab ich gesehen, dass Vapiano als (offenbar) Vapiano wieder aufsperrt.

Ich bin gespannt.

LIZVC 32

Gestern war ich aus, Abendessen in einem Gastgarten – schön lauschig und mild wars, aber nur drei Tische besetzt, in einem Garten, der ungefähr 20 Tische zu bieten hat. Einen Boom in der Gastro gibt es also nicht unbedingt.

Ähnlich dann um 22.30 Uhr in der Ubahn. Ich habe acht Minuten auf die Ubahn gewartet und am Bahnsteig war während dieser ganzen Zeit niemand, mitten in der Innenstadt:

Schön war es.

Neubeginn

Heute war Schulbeginn und ein paar Kinder von Freunden hatten heute ihren allerersten Schultag überhaupt. Leider war das Wetter ähnlich schlecht wie am ersten Schultag des Kindes vor fünf Jahren. Das heißt: Kräftiger Dauerregen über Stunden. Bei uns war heuer kein besonderer Schulbeginn. 2. Klasse Gymnasium ist recht unspektakulär.

Die Ferien sind irrsinnig schnell vergangen, vor allem der August. Wenn die Schule wieder anfängt, ist man ein bisschen wehmütig, weil der Alltag wieder beginnt und auch ein bisschen froh, weil der Alltag wieder beginnt.

Spätsommer ist meine liebste Zeit im Jahr, wenngleich (oder weil?) sie auch sehr bittersüß ist. Wenn es nicht gerade schüttet, sondern warm ist, dann riecht die Luft ganz besonders, wie sie im Hochsommer niemals riecht. Es mag noch dreißig Grad und mehr haben, aber man spürt, bald wird es wieder kühl und grau werden. Das gibt diesen Tagen einen besonderen Tiefgang. Und man macht Fotos, um sich später daran zu erinnern, wie unbeschwert man gerade war, wie leicht das Leben manchmal ist, und wie glücklich man selbst, wenn man nicht gerade über alles mögliche nachgrübelt.

Manchmal denke ich zu dieser Zeit an Südtirol, an die Tage bevor das Kind zur Welt kam. Auch das sind schöne und weniger schöne Gefühle – vor allem an die Angst, damals, die macht immer noch ein bisschen Angst. So eine ohnmächtige, hilflose, verzweifelte Angst.

Heute ging ich vom Supermarkt nachhause und mein Kind mit anderen Kindern hinterher und da dachte ich über das alles nach, und dann drehte ich mich um und ich hatte dabei ein viel kleineres Kind im Kopf und bin fast erschrocken, wie erwachsen er in diesem Moment gewirkt hat, bei diesem Beiläufigen nach hinten schauen. Als hätte ich ihn jetzt monatelang nicht gesehen. Und ich war sehr erleichtert darüber.

Auszeit

Diese Woche hab ich mich mit einer anderen Frau getroffen: genauso alt wie ich, ein Kind in meinem Alter, berufstätig und sie hat mir gesagt: “Ich war am Meer und habe mich in den Sand gesetzt und einfach aufs Wasser geschaut, zwanzig Minuten, eine halbe Stunde. Sonst hab ich nichts gemacht. Bis mein Vater gekommen ist und mich gefragt hat, ob alles in Ordnung ist. Und es war alles in Ordnung, ausgenommen die Tatsache, dass ich komplett leer war.”

Ich konnte sie so gut verstehen. Mein Kind war jetzt seit fast zwei Wochen auf Urlaub, ich hatte also “frei”, und ich kenne das Gefühl, einfach nur vor mich hinschauen zu wollen. Das ganze Schuljahr läuft irgendwie getaktet, sechs Uhr aufstehen, Frühstück machen, Kind im Zeitplan halten, Kind verlässt das Haus, Lohnarbeit, einkaufen gehen, Kind kommt wieder, Essen machen, Hausübungsbeaufsichtigung, Lernbeaufsichtigung, emotionale Befindlichkeiten des Kindes abholen, Schultasche neu packen, diversen Nachbarkindern und Freunden Türen öffnen, Türen wieder schließen, nochmal Lohnarbeit, Abendessen, Schlafengehen-Verhandlungen mit dem Kind, um 21.30 Uhr möchte man dann auch gleich schlafen. Fakultativ wird man nachts wegen Bauchweh, schlechtem Traum, Insekt im Zimmer, nicht schlafen können usw. geweckt, oder weil überall in der Wohnung das Licht brennt.

Es ist schon erholsam, und gleichzeitig ungewohnt, einfach mal gar nichts zu müssen, vor allem nicht dauernd dran zu denken, was alles zu bedenken ist. Mental Load nennt man das ja neudeutsch. Ja, die Gefahr ist da, sich dabei zu verlieren. Nur noch erschöpft zu sein, vom ganzen Organisieren und Funktionieren. Auch wenn es Jammern auf hohem Niveau ist.

Aber es ist wichtig, an sich zu denken, etwas für sich zu machen, sich selbst wieder zu spüren, als man selbst, einfach nur als Mensch, als Frau, mit seinen eigenen Emotionen und Befindlichkeiten, Wünschen, Sehnsüchten und Hoffnungen. Und zwar ohne ein schlechtes Gewissen deswegen zu haben, gerade nichts anderes zu machen, als sich auf sich selbst zu konzentrieren. Ich konnte das jahrelang ziemlich schlecht. In der letzten Zeit gelingt mir das viel besser als früher. Und es bringt mir neue Lebensqualität.

Und es ist gut, mit anderen Frauen zu reden, und sich darüber auszutauschen.