almis personal blog

sido, roche und grissemann

im letzten willkommen österreich war sido zu gast.

nur mal zur erinnerung: sido, das ist dieser deutsche rapper, der früher immer mit maske zu sehen war, was ihm irgendwie einen gewissen “gefährlichen” anschein gab und, der sich aktuell als juror diverser österreichischer castingshows (helden von morgen, die große chance) einen namen macht. und der sich mit dem…na ja, sagen wir polarisierenden österreichischen journalisten michael jeannee angelegte, ohne ihn überhaupt zu kennen. und sich damit sympathien verschaffte.

mit grissemann konnte er aber gar nicht – auch, weil er keine einzige frage beantwortete, die ihm gestellt wurde (“das interessiert doch nicht mal mich”, “keine ahnung”) und das war irgendwie schade. während sido in einer durch und durch kommerziellen sendung wie die große chance als durchaus orginell, auch irgendwie als nett-verschroben durchgeht, wirkt er in einem unkonventionellen format merkwürdig deplaziert. ok, grissemann kann schon auch sehr arrogant sein und sein frustiertes “geh scheiß’n” hat sich auf das gesprächsklima auch nicht gerade positiv ausgewirkt. aber etwas mehr selbstironie und kommunikationswille täte sido jetzt auch nicht schlecht.

integratives element der sendung war der 2. gast, charlotte roche, die die stimmung dadurch auflockerte, dass sie sido ihre brüste fühlen ließ. weil frauen sollen nicht knabenhaft sein und sie, roche, sei gar nicht knabenhaft, bitte hier, mal fühlen. über roches frauenbild könnte man jetzt auch diskutieren… aber lieber ein andermal.

birth-performance

kunst ist vielleicht dann am besten, wenn man sich als betrachter nicht sicher ist, was man davon halten soll und tagelang überlegt, wie man zu einem kunstwerk steht.

die new yorker künstlerin marni kotak will die in kürze stattfindende geburt ihres kindes als performance inszenieren. und polarisiert dabei – wie man sich denken kann – enorm. in diversen foren ist zu lesen, wie abartig das sei und wie schlimm diesen intimen moment mit der weltöffentlichkeit zu teilen.

dazu ist zu sagen, dass wahrscheinlich jede nachmittagstalkshow im privatfernsehen abartiger ist, als eine geburt, die vermeintlich natürlichste sache der welt. aber sicher, eine geburt ist sicherlich nicht ansehnlich, es ist eher so wie in scrubs, als dr. cox einen kreissaal betrifft und ausruf: oh dear god, it’s like baghdad in there.” aber man wird ja nicht gezwungen, zuzusehen. pervers ist daran sicher nichts, es ist so wie es ist.

auch den einwand mit dem intimen moment kann man so nicht gelten lassen: das ist wohl die sache der eltern. sicherlich wäre es für die meisten frauen ein alptraum, sich dabei zusehen oder gar filmen zu lassen, aber auch hier gilt, dass es ja niemand nachmachen muss. abgesehen davon ist es einem während der geburt ganz egal, wer da aller im kreissaal herumsteht (bei mir waren es auch bis zu 10 leute), irgendwann nimmt man nur noch denjenigen wahr, der einem am lautesten ins ohr redet. harhar.

bedenklicher finde ich da schon, dass sie auch die erziehung ihres kindes (“baby x”) später mit der öffentlichkeit teilen will. ich bin dagegen, einem kind öffentlichkeit aufzuzwingen und es in den medien zu präsentieren.

zirkus roncalli

am mittwoch waren wir im zirkus roncalli, der bis gestern am wiener rathausplatz gastiert hat. er und ich sind ja zirkusskeptiker, ich habe zudem noch eine ausgeprägte coulrophobie, aber wir habens adrian versprochen und mit kind ist das alles ja auch wieder anders. und es hat sich gelohnt.

roncalli arbeitet weniger mit tieren (es gab aber pferde und hunde), sondern legt seinen schwerpunkt auf artistik und clownerie. bemerkenswert daran war, dass adrian sehr an den artisten interessiert war (so hoch oben, so schnell, was machen die da überhaupt?) und, dass ich den clown richtig nett fand. für einen clown hatte er sogar ein relativ subtiles humorverständnis. immer wieder bat er “freiwillige” um mithilfe und das war sehr witzig (solange man nicht selbst zum freiwilligen auserkoren wurde, wir hatten glück)

jedenfalls haben wir die ganzen zweieinhalb stunden (mit pause) durchgehalten und abgesehen von den ermüdungserscheinen zum ende hin, lief das wirklich gut. also auch für vierjährige schon empfehlenswert.

am beeindrucksten war ich davon, dass der clown am ende seine kappe verkehrt herum auf den kleiderständer wirft, also ohne hinzusehen. auch wenn das nicht gefährlich ist, ich möchte nicht wissen, wie lange man dafür trainieren muss…und wie unfassbar öd das ist.

heute feiert christine nöstlinger ihren 75. geburtstag.

ich habe als jugendliche ihre bücher geliebt und verschlungen. ich mochte die saloppe sprache, den trockenen humor und die etwas rebellische weltsicht ihrer figuren.

mein lieblingsbuch war immer gretchen hat hänschen-kummer, band 2 der gretchen sackmeier trilogie. gretchen stand da liebestechnisch gesehen zwischen dem arrogant-gelackten florian und dem gutmütigen, intellektuellen hinzel und ich hasste florian, der total oberflächlich und doof war, und wollte immer, dass sie mit hinzel zusammenkommt (mit dem sie gerne stundenlang im cafehaus saß und plauderte). ich war heilfroh, dass das geplante erste mal mit florian durch die heimkommenden eltern vereitelt wurde. harhar. habe dann als vierzehnjährige meinen ersten “liebesroman” verfasst, in dem die titelheldin interessanterweise auch zwischen zwei männern steht, die irgendwie ähnlich gestrickt sind. sagen wir so, ich war inspiriert.

sehr gut haben mir auch olfi obermaier und der ödipus (da erspart man sich die mythenkunde über ödipus in der schule), anatol und die wurschtelfrau, sowie konrad oder das kind aus der konservenbüchse gefallen.