almis personal blog

Award Season Kickoff

Mit dem Filmfestival in Venedig im Spätsommer wird die Film-Award Season tradtionell eröffnet.

Der Eröffnungsfilm war dieses Jahr First Man von Damien Chazelle – sein Nachfolgefilm zu La La Land und sein erster Film, in dem Musik keine Hauptrolle spielt; vielmehr geht es um Neil Armstrong und seine Mondmission.

Der Film hat sehr wohlwollendes Feedback erhalten, was ihn auf alle Fälle zu einem Oscarkandidaten macht, es sei denn, es gibt einen Skandal. Wie das zb in jüngster Vergangenheit Nate Parkers Birth of a Nation passiert ist; ein Film, der ebenfalls euphorische Kritken erhalten – doch dann wurden Vergewaltigungsvorwürfe gegen Parker laut und der Film ging sang und klanglos unter.

Als ich also gestern auf Twitter las, dass First Man sich auch einer Kontroverse ausgesetzt sieht, dachte ich schon, oje, was hat Chazelle denn gemacht? Ich dachte an #metoo oder an irgendwelche rassistischen Äußerungen. Aber es ist ganz anders: Chazelle wird kirtisiert, weil First Man anti-amerikanisch ist und zwar deswegen, weil im Film die Szene fehlt, in dem Neil Armstrong die amerikansiche Flagge am Mond befestigt.

Dazu hat Filmkritiker Sam Adams eigentlich schon alles gesagt, was es dazu zu sagen gibt:

Ich habe spontan an den Film No Country for old man der Coen-Brüder denken müssen. Die Coens lassen den Showdown des Filmes (ich will nicht spoilern, aber es ist quasi der Höhepunkt einer Konfrontation) einfach abseits passieren. Man sieht was vorher und was nachher passiert, ist aber als Zuschauer abwesend, in dieser Situation. Es ist so, als würde man aufs WC gehen und derweil wird das entscheidende Tor bei einer Fußball-WM geschossen.

Wieso machen Künstler das? Weil sie etwas tun wollen, was den Zsuchauererwartungen zuwiderläuft, weil sie die Perspektive wechseln wollen, weil sie Dinge anders darstellen wollen, als das gemeinhin gemacht wird. Das ist ja eigentlich auch das Spannende an der Kunst, dass sie uns überrascht, provoziert und zum Nachdenken herausfordert. Und ohne den Film gesehen zu haben: Chazelle wird seine Gründe gehabt haben, diese Szene nicht in den Film aufzunehmen.

Summer thoughts, drei

Wieder mal ORF Sommergespräche, diesmal mit gleich zwei Moderatoren, wieder mal erscheint es mir, zumindest nach Gespräch Nummer eins, dass das wieder nichts wirkliches wird.

Das Kind jedenfalls, dass zufällig im Wohnzimmer vorbeigekommen ist, als ich geschaut hab, hatte nur eine einzige Frage: “Sitzen die wirklich im Freien oder ist das ein Blue Screen?” Das ist das, was Kinder heutzutage beschäftigt.

Und weil wir gerade bei Kindern sind, ich finde es ja sehr lustig, dass Bella Ciao aus der Netflix Serie Haus des Geldes jetzt anscheinend ein Sommerhit geworden ist. Genau das Bella Ciao, das wir im Italienischunterricht im Gymnasium als antifaschistisches Lied kennengelernt und interpretiert haben. Warum weiß ich gar nicht mehr so genau, aber ich hab es mir gemerkt.

Jetzt singen gerade zwei Kinder im Hintergrund bei mir “Oh partigano”, als wäre das was fröhliches. Und natürlich ist das nicht die Version, die wir in der Schule gehört haben, sondern ein gewisser Herr Hugel hat das Lied durch den Fleischwolf gedreht und eine tanzbare, den ernsten Hintergrund komplett ausblendende Dance-Stampfer-irgendwas-Version draus gemacht, die die Kids natüüürlich lieben.

Bella Ciao wurde übrigens auch beim Begräbnis von Dario Fo gespielt.

Summer thoughts, zwei

Auf Twitter wurde gerade diskutiert, ob es ein subversiver Akt sei, den Wolfgang Ambros Hit von 1976 Skifoarn via i tunes runterzuladen oder nicht.

Das machen ja derzeit viele, um Ambros quasi in seiner Kritik an den Regierungsparteien moralisch zu untertsützen, aber viele andere finden das wiederum nicht so gut, Autorin Barbara Kaufmann twittere etwa: “Wenn Ambros zur Hymne der Digitalrevolutionäre wird, möchte ich lieber keine Revolutionärin sein.”

Dann wurde diskutiert, warum “die Linken” nicht so zusammenhalten wie “die Rechten”, nur weil Ambros alt und das Lied “oasch” sei, könne man doch, der Sache wegen, das trotzdem unterstützen, andere schrieben wieder, es wäre das völlig falsche Lied, warum gerade das. Und dann der Rundumschlag a la: damals ging man wenigstens noch an die frische Luft alias in die Berge, eben schifahren, anstatt dauernd im Internet zu hängen.

Und eigentlich erklärt dieser Schlagabtausch das Phänomen Twitter ziemlich gut.

Plagiat

Vor ein, zwei Wochen geisterte die Meldung herum, das diesjährige ESC Siegerlied sei ein Plagiat von — und als ich das las, dachte ich, jetzt kommt sicher eine unbekannte Band, deren Song tatsächlich voll ähnlich wie Toy von Netta klingt. Aber — festhalten bitte, es geht um die White Stripes und Seven Nation Army.

Ähm, na ja ok, mal probehören, also das:

…klingt ähnlich wie das

Warum sind wir da um Himmels Willen nicht früher draufgekommen? Harhar.

Pro-Tipp: wenn man erst eine musikwissenschaftliche Expertise braucht, um in einem Song ein Plagiat zu vermuten, ist es vielleicht nicht so ganz offensichtlich. Ich hab eh nie mehr was davon gehört, aber sollte das als Plagiat durchgehen, kann man gleich bei anderen ESC Siegerliedern weitermachen, zb. Heroes von Mans Zelmerlöw versus David Guetta (Lovers on the Sun), das habe sogar ich als Laie ziemliche Assoziationen gehabt und zwar bevor ich etwas in den Medien drüber gelesen habe.

All Aboard, fünf

Es ist schon erstaunlich, wie schnell es bisweilen geht, dass die Realität die Satire überholt.

2014 hat Österreich den Song Contest mit Conchita Wurst gewonnen und was haben wir uns alle gebrüstet weltoffen und tolerant zu sein. Ein paar Tage später wurden die Festwochen Plakate aufgehängt, auf denen nackte Menschen mit beiden Geschlechtsmerkmalen zu sehen waren, und schon waren wir wieder ganz die alten. Ich hab damals eh was dazu gebloggt.

2018 gewinnt die Israelin Netta den ESC mit einem Lied, in dem sie mit Männern hart ins Gericht geht, die sie aufgrund ihrer Figur und Andersartigkeit verachten. Und man denkt sich: ja eh, aber ist das wirklich noch so ein großes Thema, ich mein, wir schreiben 2018? Und ein paar Tage später die eindrucksvolle Antwort von Thomas Chorherr, 85-jähriger Ex Chefredakteur und Ex-Herausgeber der Presse. Ebendort setzt er einen Kommentar ab, der in seiner Gesamtheit etwas wirr und konstruiert erscheint – was hat der Wiener Stephansdom mit Nettas Sieg beim Song Contest zu tun, aber soll sein – im Detail aber vor allem eines ist: extrem bösartig und gemein. Wer sich den ganzen Text antun will, hier bitte.

Chorherr mag Netta und ihr Lied nicht, das ist selbstverständlich sein gutes Recht. Was aber nicht mehr geht im Jahr 2018, ist folgende Wortwahl, getarnt als “Meinung”:

“Sie war hässlich. Sie war dick. Sie war jenseits aller Ideen zuwider. Sie war abgrundtief schiach.”

Nein, nein, nein, einfach nur nein. Abgesehen davon, dass es extrem subjektiv ist was man schön findet, ist es kränkend und beleidigend und absolut letztklassig, eine Person so zu bewerten und zu beschreiben. Inhaltliche Kritik jederzeit. Aber das nein. Und nein, Netta hat es nicht verdient (wie manche meinen), weil sie selbst ja auch Männer basht. Netta hat einen Song geschrieben, sie hat sich künstlerisch ausgedrückt, nicht mit Samthandschuhen, nicht subtil, nein. Aber sie hat niemand persönlich beleidigt oder angegriffen; hier teilt sie übrigens ihr Schicksal ein bisschen mit Thomas Bernhard, dem man seine Rollenprosa auch bitter übel genommen hat und diese als Argument gesehen hat, ihn persönlich anzugreifen.

Dass Chorherr, quasi in einem Aufwaschen, sich auch darüber wundert, dass Österreich einen “Farbigen” zum ESC schickt, ist da sozusagen nur noch konsequent, in der Kategorie: jenseits von Gut und Böse.

Edition F. hat sich übrigens zur Causa auch so ihre Gedanken gemacht, und das hier sollte man wirklich lesen.

Royal Wedding

Immer wenn ich was über die künftige Hochzeit von Prinz Harry lese, muss ich an die Schilderung der Hochzeit von Charles und Diana in Sue Townsends Buch The Secret Diary of Adrian Mole Aged 13 3/4 denken, das ich als Jugendliche mit Begeisterung gelesen habe.

Adrian Mole ist ein Kind aus dem Arbeitermilieu in Leicester der 1980er Jahre. Er sieht sich aber selbst als Intellektueller. Er schreibt Gedichte und betreibt, seiner Meinung nach, Gesellschaftskritik. Tatsächlich ist er oft sehr naiv und unbedarft, was die Komik des Buches auch ausmacht.

Jedenfalls ist 1981 das Thema Royal Wedding und Adrian schildert, wie die Straße, in der er lebt, abgesperrt wird, um dort mit Nachbarn aus allen Nationen zu feiern. Am 29. Juli 1981 notiert er in seinem Tagebuch “How proud I am to be English.” Am 30. Juli: “I have seen the royal wedding repeats seven times on television.” Und am 31. Juli: “Sick to death of royal wedding.”

Dank Internet und Social Media, kommt man im Jahr 2018 wohl schon früher an diesen Punkt.

Im Auto

In der Verfilmung der Operette Die Fledermaus spielt Otto Schenk den Gerichtsdiener Frosch und da gibt es eine Szene, die eigentlich ziemlich blöd ist, aber die ich jedesmal wieder lustig finde, nämlich als der Frosch das Büro seines Chefs verlassen will und statt der Tür den Kasten aufmacht und dann total verzweifelt ruft: “Herr Direktor, wir sind eingemauert.”

Gestern hatte ich so einen Frosch-Moment im Garten, als ich die Zündung meines Autos eingeschaltet hab, um die Außenspiegel neu einzustellen, das Radio hat sich dann auch gleich aufgedreht und die Kimaanlage, es war also relativ laut. Jedenfalls löse ich dann die Handbremse und rolle vom Parkplatz und denk mir: Oh mein Gott, was ist mit meiner Lenkung los, das Auto lässt sich nicht mehr lenken, da ist was gebrochen, was wohl die Reparatur kostet, zahlt sich das überhaupt aus? Bis mir dann aufgefallen ist, dass ich den Motor noch gar nicht gestartet hatte… (und ich war im Gegensatz zum Frosch in der Fledermaus komplett nüchtern)

Apropos Radio, als ich dann nachhause gefahren bin, war auf Ö3 eine Sendung der besten One-Hit-Wonders, sowas liebe ich ja, weil da fallen einem die ganzen Songs wieder ein, die man schon fast vergessen hat, zu denen man aber noch immer fehlerlos mitsingen kann, wie zb zu Edwyn Collins und A Girl like you. Die Moderatorin hat, bisschen gemein, gesagt: Der werkelt immer noch in London herum und schreibt Songs (Subtext: Nur niemand kennt sie mehr).

Danach kam Crazy von Gnarls Barkly (einem Song, der soweit ich mich erinnere, sowohl bei FM4 als auch bei Ö3 rauf und runter gespielt wurde und das muss man erstmal schaffen), Too shy von Kajagoogo, Kung Fu Fighting von Carl Douglas und dann Mhmmmbob von Hanson, dieser Brüderband, die jetzt selber gemeinsam 12 Kinder haben, wie die Moderatorin informierte. Als sie damals diesen Hit hatten, waren sie selber noch Kinder und sie sangen: “That’s a secret no one knows”, was irgendwie ein Pleonasmus ist, weil sonst wärs ja kein secret, aber gut, sie waren beim Texten ja gefühlt erst acht Jahre alt. Dann folgte noch Dragostea tin te, wo ich gegrübelt habe, ob das tatsächlich Liebe im Fliederbusch heißt, oder ob das ein anderes Gewächs ist. Und One Night in Bangkok und Runaway Train, aber da musste ich dann aussteigen, was eh gut ist, weil der Song erinnert mich immer an das ur traurige Video von Soul Asylum, das ich nicht aushalte.

Und sonst war das lange Wochenende auch sehr schön. Harhar.

Alles über Beziehungen

Lange hab ich mich auf den (halbwegs) neuen Roman von Doris Knecht gefreut, Alles über Beziehungen, weil: ich lese ihre Kolumnen sehr gerne, ihre Kolumnensammlungen über das Leben mit ihren Kindern finde ich sehr amüsant und klug. Und ich lese gerne über Beziehungen, das ist sogar das, was mich am meisten interessiert in der Literatur, im Film und auch sonst.

Bei Alles über Beziehungen gefällt mir der Titel also schon ziemlich gut, weil er mich einerseits neugierig macht, andererseits aber auch gleich eine gewisse Ironie transportiert, denn wie soll denn das gehen, alles über Beziehungen in einem Buch mit knapp 300 Seiten. Wirklich alles kann da nicht enthalten sein, dass es aber so wenig ist, hat mich dann doch etwas überrascht.

Es geht um Viktor, Theatermacher (bzw. seit kurzem auch Indendant) einen Mann in den besten Jahren, dh er wird demnächst 50. Er hat fünf Kinder von drei Frauen, seine aktuelle Lebensgefährtin Magda möchte ihn gerne heiraten, aber Viktor möchte eigentlich nicht. Das mit der kleinen Familie ist schon ok, er kommt gerne abends heim, vor allem, wenn er dann nicht mehr soviel mit allem zu tun hat, aber große Teile seiner Freizeit verbringt er lieber mit, erraten: anderen Frauen. Und anderen Suchtmitteln.

Nun denkt man sich ok, das ist vielleicht ein Klischee, ein Sexsüchtiger gut, aber vielleicht erfährt man ja etwas von seinem Innenleben, vielleicht erfährt man, wie er zu dem wurde, der er ist und warum er handelt wie er handelt und was er tatsächlich fühlt, aber tatsächlich erfährt man vor allem eines und das sehr ausführlich: wie er seine diversen Freundinnen, nun ja, beglückt. Es ist nicht so, dass das uninteressant wäre oder Knecht nicht gut übers Vögeln schreiben kann, um in ihrem Jargon zu bleiben, das kann sie sehr wohl und ich lese das auch gern, aber ausschließlich nur Sex, nur Kratzen an der Oberfläche, das ist doch etwas mager, man merkt sich kaum, welche Frau welche ist, so wie im Weezer-Song Tired of Sex: “Monday night i am making Jen, Tuesday night im am making Lyn usw.” Wie auch schon beim Antonia Baum Buch frage ich mich: Wo ist der Erkenntnisgewinn?

Der Plot dümpelt vor sich hin. Ich habe mal gelesen, ein Autor sollte seine Hauptperson immer in die schlimmste Situation seines Lebens bringen und dann aufzeichnen, was die Person in dieser schlimmsten Situation tut, ansonsten ist es schade um das Buch. Und das macht Knecht eben nicht oder nur zum Schein. Viktor bleibt Viktor, ein offenbar mittelmäßig attraktiver Mann, mittelmäßig gut im Bett (warum er so ein Frauenmagnet ist bleibt weitgehend unklar), mittelmäßig sympathisch, empathisch, durchschnittlich in allem, außer in seinem Narzissmus, und wirklich in die Krise, so in Richtung Karthasis kommt er auch nur peripher.

Im Buch schreibt eine seiner Geliebten, Lisbeth, Viktor einmal eine kyrptische SMS, mit nur einem Satz: “Das können wir besser”. Dem ist eigentlich nichts hinzuzufügen.

Mythen im Film

Letztens hab ich einen sehr guten Artikel über Sex Mythen im Film gelesen, den man eigentlich nur vollinhaltlich unterschreiben kann.

Tatsächlich lehrt einen das Medium Film ja sehr viele Dinge, bevor  man sie selbst erlebt und dann hat man – vor allem als sehr junger Mensch – das Gefühl, dass das Medium die Realiät abbildet. Abgesehen davon, dass es die Realität an sich ja schon nicht gibt, birgt das natürlich gewisse Gefahren. Ich hatte als Jugendliche eine Freundin, die ihre erste Beziehung mit Beziehungen in Filmen gleichsetzte und immer ganz enttäuscht war, wenn sich ihr Freund gar nicht “filmtauglich” verhalten hat. Das mag eine Extremposition sein, aber ganz kann man sich vor solchen Klischees wahrscheinlich nie ganz verschließen, vor allem wenn sie in einer gewissen Konzentration auf einen einströmen. Weshalb ja der Film auch eine gewisse Verantwortung gegenüber seinen Zusehern hat, finde ich.

Ich hab das selber erlebt als ich im Kreissaal lag. Nachdem ich ja meinen Geburtsvorbereitungskurs um gute sechs Wochen verpasst hatte, fragte ich mich, was jetzt eigentlich zu tun sei. Ich konnte mich nur fragmentarisch daran erinnern, was ich zum Thema “Geburt” auf Wikipedia mal überflogen hatte. Also überlegte ich mir, was ich so an Geburten im Kino schon gesehen hatte. In ganz frühen Filmen wird ja immer nach Tüchern und heißem Wasser verlangt (warum weiß ich eigentlich immer noch nicht so genau), später wird sehr viel geschrieen und gehechelt, falls es nicht überhaupt so schnell geht wie zum Beispiel beim Billa eine Wurstsemmel bestellen. Das alles war nicht wirklich hilfreich. Oder als in irgendeinem Film der Frau die Fruchtblase platzt, und dann ruft sie einfach ein Taxi und setzt sich da komplett trocken rein. Ja waaaahrscheinlich.

Aber zurück zum Sex in Filmen, da find ich es ja durchaus gut, wenn man zur Ironie übergeht. Wie in Harry und Sally. In einer der kultigsten Filmszenen überhaupt, die wohl die meisten Zuschauer einfach sehr amüsant finden, wird quasi nebenbei auch etwas über Kommunikation über Sex gelehrt. Nämlich als Harry von seinen Affären berichtet, wo er nicht mal so lange bleibt um anschließend noch mit den beteiligten Frauen zu reden, und dennoch davon überzeugt ist, dass sie es genauso genossen haben wie er selbst. Wir wissen alle wie Sally die Sache erklärt. Und obwohl das einfach ziemlich witzig ist, erzählt es auch etwas darüber, wie Mann und Frau miteinander manchmal (nicht) kommunizieren. Und das ist eigentlich ziemlich feminisisch für eine “einfache” RomCom.

Auch wenn Hitchcock recht hatte als er – angesprochen auf eine Unplausiblität – sagte: es ist nur ein Film. Es ist zwar nur ein Film, aber innerhalb dessen sollte es schon halbwegs schlüssig zugehen. Und so wie sich die Gesellschaft verändert, offener wird und differenzierter Themen diskutiert, sollten vielleicht auch die “ewigen Themen” in Filmen neu gedacht und in Szene gesetzt werden.

No more thoughts and prayers

Am Valentinstag ein neuerliches Mass-Shooting in den USA, diesmal in Florida.

Da musste ich daran denken, was Late Night Show Host Trevor Noah vor einigen Monaten nach dem Schussattentat in Las Vegas gesagt hat und auch wenn die Situation eine andere war, der Kern der Botschaft stimmt nach wie vor und ich frage mich, wie oft man sich diesen Beitrag anschauen muss, bevor in den USA endlich einmal auch nur andiskutiert wird, die Waffengesetze zu ändern:

Denn wie Noah richtig feststellt: es wird immer irgendjemand anderem dafür die Schuld gegeben, Menschen mit psychischen Problemen, Schwarzen, Moslems, Rechtsradikalen und im Fall von Las Vegas: Hotel Security. Hotel Security ist schuld, dass 58 Leute tot sind. Und solange man nicht die richtigen Fragen stellt, wird es alle paar Wochen sinnlose Todesopfer geben. Vor allem an Schulen.

Auf Instagram haben sich Menschen wie Schauspielerin Reese Witherspoon zu Wort gemeldet, und meinte, Schüler und Pädagogen sollten täglich ohne Angst in die Schulen gehen können. Und die Frau von Alec Baldwin hat Angst um die Sicherheit ihrer Tochter, die bald eingeschult wird. Es ist wahrscheinlich für die meisten Eltern anfangs nicht einfach, ihre Kinder loszulassen, und ihre eigenen Erfahrungen in der Welt draußen machen zu lassen. Die ersten wirklich selbstständigen Erfahrungen ohne Eltern machen sie normalerweise in pädagogischen Insititutionen. Wie beruhigend ist es da, sie dort gut aufgehoben zu wissen. Und wie schlimm muss es sein, dauernd damit rechnen zu müssen, dass etwas derartiges den eigenen Kinder passieren könnte.

Wenn man in die USA reist, ist das etwas besonderes. Ich bin selbst staunend die Westküste hinunter gefahren, so beeindruckend ist dieses Land, so faszinierend die Eindrücke, die man gewinnen kann. Eines Abends waren wir irgendwo in Oregon und fragten die Vermieterin im Motel was man abends hier in diesem kleinen Dörfchen tun könnte. Tja, meinte sie, entweder ins Casino gehen oder zu Walmart. Wir haben uns für Walmart entschieden, ein riesiger Supermarkt, wo man neben Obst und Milch, Hühnchen, Küchenrollen und Rasenmähern eben auch alle möglichen Schusswaffen kaufen kann. Einfach so.

Und auch das bedeutet, durch dieses Land zu reisen, zu wissen, dass man in jedem besseren Supermarkt einfach Schusswaffen erwerben kann. Ja, ich bin ein ängstlicher, manchmal auch paranoider Mensch, und ich habe während der Reise hin und wieder gedacht, was wenn wir jetzt gerade am falschen Ort sind? Was, wenn gerade jetzt jemand die Kontrolle verliert und ausrastet? Das gestaltet sich möglicherweise anders als wenn jemand in Wien ausrastet. Auch dieses komische Gefühl, so unterschwellig vorhanden, ist – zumindest für mich – ein Begleiter dieser US-Reise gewesen. Und ich weiß nicht, ob das unbedingt so sein sollte. Und ob es nicht etwas mehr bräuchte als thoughts and prayers.