almis personal blog

Vent’ anni

Apropos kein ESC Content mehr: K. will mit mir aufs Maneskin Konzert gehen, wenn sie mal nach Wien kommen.

Ist wohl so ein MittvierzigerInnen Ding. Wir hören uns jetzt an, wie die Zwanzigjährigen die Welt sehen, unsere Söhne sind ja auch (halbwegs) bald zwanzig, also vent’ anni. Anscheinend sind die Zwanzigjährigen von heute viel weiter als wir damals waren oder zumindest als ich war. Sie sagen, sorry, dass wir Drama machen, aber wir sind halt gerade 20. Und wir wollen, dass mehr von uns überbleibt als nur Geld. Sie entschuldigen sich für alles mögliche im voraus, und wollen denen die Farben zeigen, die nur schwarz und weiß sehen. Sie sagen: Wähle Liebe oder Diamanten, wähle Dämonen oder Heilige! Und sie haben jetzt schon einen ausgewachsenen Weltschmerz, dafür musste ich erst vierzig werden, ehrlich.

K. will ihr Italienisch auffrischen. Die anderen wollen Italienisch lernen. Ich habe sogar in Italienisch maturiert, aber komplizierte Texte strengen mich ziemlich an. Ach ja und ich mag diese Tupfenbluse, die der Schlagzeuger im Video trägt.

Zitti e buoni

Italien hat es also tatsächlich geschafft, den ESC zu gewinnen. Das Voting war so spannend, ich hab fast einen Herzinfarkt bekommen.

Ich freue mich sehr, nicht zuletzt deshalb, weil das 2022 vielleicht wieder einen chaotisch-liebenswerten Bewerb in Rom gibt, wie damals 1991. Aber Spaß beseite: Dass ein Song, der derart wild, unangepasst und ja, auch strange ist gewinnen kann, hätte ich mir nicht vorstellen können. Zumal in einem Genre, das nicht gerade zu den beliebtesten in der Songcontest Geschichte zählt. Aber so richtig an Genregrenzen hält sich Zitti e buoni ja jetzt auch nicht unbedingt.

Im Vorfeld haben viele Menschen gesagt: Ja, der Song ist schon gut, auch Qualitätsmusik, aber gewinnen wird das nicht. Das polarisiert zu sehr. Andererseits sagt Marco Schreuder immer wieder gerne, dass polarisierende Songs oft gute Chancen haben, weil man nur FÜR einen Song anrufen kann und nicht dagegen. Und wenn man alleine an jüngere Siegerlieder wie 1944 oder Amor pelos dois denkt (wo ich im Vorfeld gefühlt die Einzige war, die das gut fand), dann hat er vermutlich recht. Im Standard hat Schreuder einige ESC Aficionado befragt, was das Erfolgsrezept für einen Gewinn ist und da wurden schon kluge Dinge gesagt, wie, dass es um das gewisse Etwas geht, dass es nicht mal besonders perfekt vorgetragen sein muss. Ich denke persönlich, man muss auch den Zeitgeist treffen. Und der lautet wohl 2021: “Sono fuori di testa – ma diverso da loro” Was ungefähr bedeutet: “Ich bin verrückt, aber anders als die anderen.”

In diesem Sinne: See you in Rome! (or Milano)

Gedanken vorm Finale

Also dafür, dass ich ursprünglich recht skeptisch dem italienischen Beitrag gegenüberstand, bin ich jetzt fast schon ein glühender Fan. Weil das ist schon sehr großartig, was sie da auf die Bühne stellen, sowohl musikalisch als auch vom Glam-Faktor her.

Ich glaube tatsächlich, dass es da am Samstag um den Sieg geht. Gefährlichste Konkurrentin sicher Barbara Pravi aus Frankreich, stark ist aber natürlich auch Malta und die Schweiz. Wobei die beiden letztgenannten m.E. etwas zu nah den den Gewinnern jeweils von 2018 und 2019 dran sind. Das Dark Horse ist mittlerweile sicherlich die Ukraine, die zwar den wohl verstörendsten, aber auch einen der interessantesten Auftritte hinlegt.

Weniger Chancen sehe ich nach den Live-Performances mittlerweile für Litauen und Island, wobei zumindest die Isländer auch in den Top 10 landen werden. Top 10 vorstellbar ist für mich defintiv auch San Marino, die schon eine sehr unterhaltsame Performance mit Flo Rida hinlegen, der offensichtlich ziemlich viel Spaß hat (oder es zumindest sehr gut vortäuscht). Meiner Meinung nach könnte nach dem Semifinale jetzt auch Portugal überraschend in den Top 10 auftauchen, was ich mir noch vor drei Tagen niemals hätte vorstellen können. Vermutlich schafft das auch Finnland, aber mit denen kann ich einfach leider trotzdem gar nichts anfangen.

Achja und weil heute ja auch in den Radiostationen all over Europe der besten Songcontest Song aller Zeiten gewählt wird. Ich tippe auf Gewinnerin Loreen mit Euphoria. Nur fürs Protokoll.

Review 2. Semi

Tja, das war es dann wohl. Österreich hat es leider nicht geschafft, ins Finale am Samstag einzuziehen, obwohl Vincent Bueno m.E. einen wirklich guten und emotionalen Auftritt hingelegt hat, der mit einer tollen Lichtshow in Szene gesetzt wurde. Dass das mit dem Finale nichts wird, war mir beim Voting ziemlich schnell klar, nachdem gleich zu Beginn zwei Länder, die ich nicht weiter gesehen hätte, ihr Tickelt gelöst haben (Moldawien und Serbien).

Der Rest war eh erwartbar. Wobei mich speziell Portugal sehr positiv überrascht hat. The Black Mamba mit Love is on my side – lange Zeit ziiiemlich weit hinten bei den Buchmachern – haben ein sehr stimmige Performance geliefert. Victorias Song Growing up is getting old kommt, wie schon mal erwähnt, 20 Jahre zu früh für sie, hat aber irgendwie das gewisse Etwas, dem man sich nicht entziehen kann, auch wenn alles denkbar unspektakulär ist und Victoria eine der wenigen KünstlerInnen des diesjährigen ESC ist, über die man kaum etwas hört. Wenig Interviews, wenig “Buzz” rundheurm. Trotzdem seit Anbeginn bei den Buchmachern rund um Platz 5 gereiht.

Am frappierendsten fand ich gestern Tornike Kippianis Auftritt mit You. Wie schon Marco Schreuder in seinem Standard-Blog treffend beschrieben hat, weiß man nicht so richtig, wieso Herr Kippiani eigentlich beim ESC antritt, er scheint emotional nicht sehr beteiligt. Und der Song ist dermaßen langsam und ereignislos, dass man staunt oder wie Schreuder schreibt: “Und wenn man dann hofft, der Song möge sich steigern, setzt er sich erst mal hin.” Immerhin wurde der Song aber strategisch günstig hinter Loco Loco von den Serbinnen platziert, weil danach brauchte man definitiv Erholung.

Was ich mich noch frage: Gjon’s Tears aus der Schweiz mochte ich von Anfang an, auch seine Live Performance ist gut, aber dieses Outfit! Warum?

Stand in

Heute ist das 1. ESC Semifinale – ich freue mich schon sehr.

Auch die Ukraine wird teilnehmen und mit ihrer weißer Gesang/ Rave / Apokalypse Nummer ganz sicher weiterkommen. Letzte Woche musste die Sängerin allerdings im 2. Rehearsal wegen Unpässlichkeit pausieren und in den Niederlanden wurde eine Sängerin gesucht, die einspringen kann – sonst gibts keine Probe. Das war nicht so leicht denn es musste eine Sängerin sein die a) ukrainisch kann, b) singen kann, c) weißen Gesang beherrscht, d) Zeit hatte. Diese wurde gefunden und hat die Sache ganz großartig gemacht, meiner Meinung nach. Ihre Stimme finde ich sogar angenehmer als die der Originalinterpretin ähm.

Marco Schreuder hat auf seinem Standard Blog seine Tipps für heute Abend gegeben. Ich hoffe sehr, dass Belgien weiterkommt, das wird aber nicht einfach.

ESC IZVC

Früher dachte man sich beim Songcontest um diese Zeit: Werden sich die Favoriten durchsetzen, wer hat die beste Bühnenshow, wird jemand die Nerven wegschmeißen etc.

Beim ESC in Zeiten von Corona fragt man sich: welche Delegation geht als erste in Quarantäne? Nachdem sich die ukrainische Sängerin von Go_A Ende letzter Woche nicht wohlgefühlt hat, rechnete man schon mit ihnen, aber sie wurde negativ getestet und ist schon wieder fit. Dafür hat es dann die polnische Delegation mitsamt Frontman Rafal erwischt und – wie gerade bekannt wurde, waren wohl Rumänien, Island und Malta im selben Hotel oder so, weshalb alle diese nun erstmal nicht am türkisen Teppich, der Eröffnungszeremonie am heutigen Sonntag, teilnehmen konnten.

Wie es jetzt weitergeht, wird man sehen, weil es tatsächlich noch keinen wirklich PCR Test bestätigten Fall gibt. Viel Zeit bleibt nicht mehr, Malta und Rumänien sind schon am Dienstag beim ersten Semifinale dran. Natürlich gibt es von jedem Act auch ein Backup Tape, aber…

Rehearsal Italy

Italien beweist ein großes Talent darin, ihre wirklich praktisch immer gelungenen ESC Songs, die oft zum engsten Favoritenkreis zählen, auf den letzten Metern selbst zu sabotieren. Meistens geschieht das durch eine unausgegorene Bühnenshow.

Bestes Beispiel Francesco Gabbani, der fast schon sichere Sieger 2017 mit einem Kraut und Rüben Staging, das sich nicht entscheiden konnten, wohin es die Aufmerksamkeit der ZuseherInnen lenken möchte. Aber auch Mahmood, der 2019 immerhin Zweiter wurde, hat nicht wegen, sondern trotz des konfusen Stagings diesen guten Platz eingefahren. Bei il Volo wurden in Wien überhaupt nur ein paar Versatzstücke aus dem Kolosseum eingeblendet. Von Ermal Meta und Fabrizio Moro, die einen kraftvollen Protestsong performten, wurde relativ erfolgreich durch Schriftzeichen Einblendung abgelenkt usw. Keiner dieser Songs hat schlechter als auf dem 6. Platz abgeschnitten. Also was wäre da alles sonst noch möglich gewesen…

Heuer könnte es anders sein, denn die Kandidaten Maneskin sind quasi ein Gesamtkunstwerk, die auch auf Styling und Glamour wertlegen. Es gibt ein paar Impressionen von den Proben, wo man schon sieht: hier werden wirklich schwere Geschütze aufgefahren, um zu beeindrucken:

Und wie es aussieht, verspricht das Erfolg. Italien hat sich binnen der letzten Tage auf den 2. Platz bei den Buchmachern hochgearbeitet. Und ich muss das jetzt sehr schnell posten, denn der Abstand zu Platz 1 beträgt nur noch ein Prozent.

Best ESC Song

Ganz Europa sucht in einer konzertierten Aktion den größten Song Contest Hit überhaupt. Das heißt, es sucht nicht nur Ö3, sondern auch Radiostationen in vielen anderen Ländern. Auch wenn ich glaube, die Antwort jetzt schon zu kennen, habe ich natürlich mitgemacht und meine Lieblingssongs mal aufgelistet. Nachdem ich damit aber nicht Tage zubringen wollte, ist es natürlich eine Momentaufnahme geworden, die sich im wesentlichen an meiner Spotify Playlist orientiert. Also möglicherweise hab ich auch etwas vergessen, aber lustig ist sowas immer.

Apropos ESC: es haben in Rotterdam bereits die Proben zum diesjährigen Bewerb begonnen und auch Österreich war schon dran und hat viel Lob für sein Staging und die Performance von Vincent Bueno bekommen. In den Wettquoten sind wir zwar nur einen Platz gestiegen, aber das wird vielleicht noch besser. San Marino – dessen Sängerin Senhit bei ihrem Song Adrenalina vom Rapper Flo Rida unterstützt wird – ist gestern noch mit einem italienischen Rapper aufgetreten, nun wird gemunkelt, ob Flo Rida wohl überhaupt kommt. Mir war vorher schon klar, dass er sicher nicht für irgendwelche Lichtproben eineinhalb Wochen vorm tatsächlichen ESC eingeflogen wird, also ich denke die Chance lebt, dass er tatsächlich dabei ist.

Geprobt hat auch schon Elena Tsagrinou ihren Song El Diablo, der ja in Zypern einen formidablen Skandal ausgelöst hat, der beweist, dass die Säkularisierung zumindest in Südeuropa noch nicht abgeschlossen ist. Denn hier werden tatsächlich Themen wie Teufelsanbetung aufgeworfen. Tatsächlich geht es aber meines Erachtens nach aber wohl mehr um die Frage, wieviel Lady Gaga Plagiat in El Diablo steckt.

ESC Schnelldurchlauf, zwei

Was so auffällt beim Schnelldurchlauf:

Es gibt heuer wieder einiges an Balkan Bitchyness – der Ausdruck stammt von Marco Schreuder von Serbien, Kroatien, Albanien, San Marino und Moldawien (gefühlt Balkan harhar). Besonders Loco Loco von Hurricane überzeugt mit Haaren, Leopardenmuster, Bikinis und Badewannen. Bulgarien schlägt etwas aus der Reihe, da singt Victoria Growing up is getting old. Das ist ja an sich eine poetische und tiefgründige Erkenntnis, etwas mehr würde man es der Interpretin abnehmen, wenn sie nicht gerade erst 23 Jahre alt wäre. Da nutzt auch die Perlenkette um den Hals nichts, eher im Gegenteil.

Es gibt Songs, die befinden sich gefühlt in anderen Jahrzehnten als in den 2020ern. Bestes Beispiel für mich Fry og Flamme. Der Song könnte exakt so in den 1990er Jahre aufgeführt werden. Das ist wirklich sowas von outdatet, dass es schon (fast!) wieder cool ist. Auch Rafal aus Polen ist in der Zeitmaschine zurückgereist und hat sich mit seinem Song The Ride in den Achtzigern wiedergefunden. Ich bin ja ein großer Fan von 80er-Jahre Musik, insofern muss ich mich echt zusammenreissen, diesen Song objektiv zu beurteilen und nicht an alle guten 80er Songs zu denken, die er parodiert. Alkis meinte ja im Merci Cherie Podcast, das Video wäre im Neonmuseum in Warschau aufgenommen worden und ja, damit wäre alles positive schon gesagt. Harhar. Was ich aber daraus schließen kann: mir gehen die 1980er musikalisch wesentlich mehr ab als die 1990er.

Vasil aus Nordmazedonien schaut aus wie ein netter Nachbar von mir, der manchmal Pakete von mir nimmt – sofern ich nicht welche für ihn übernehme. Und hier schließe ich mich Alkis an, damit ist das positive schon gesagt. Here I stand ist der musikgewordene Pathos und das ertrage ich nicht wirklich gut. Portugal schickt eine Combo namens The black Mamba mit Love is on my side, und bei dem Act habe ich wiederum das Gefühl, der Sänger steht da und singt und es ist ihm komplett wurscht, wo er auftritt und wer ihm zusschaut, was ja programmatisch ist bei den portugiesischen Beiträgen. Das hat irgendwie Charme, ist aber sehr oft auch ein totales Minderheitenprogramm. So auch heuer, fürchte ich.

ESC Schnelldurchlauf

Wir nähern uns dem wohl wichtigsten Großereignis des Jahres – dem European Songcontest, der am 22. Mai in Rotterdam stattfinden wird. Wer noch nicht, wie ich, alle Songs in- und auswendig kennt, kann sich in kompakter Form von etwas mehr als elf Minuten einen Schnelldurchlauf anschauen und seine Favoriten finden:

Bei den Buchmachern liegt nach wie vor Malta vorne, vor Frankreich und der Schweiz, gefolgt von Italien und Island. Österreich liegt auf dem komfortablen 27. Platz. Laut Buchmachern kommen wir aber knapp ins Finale. Allerdings sind die Wettquoten auch noch mit Vorsicht zu genießen, weil wir die tatsächliche Live-Performance nicht kennen. Also weder wie die gesanglichen Qualitäten dann wirklich sind, noch welches “Staging” die Kandidaten vorbereitet haben. Da gab es ja schon Überraschungen in alle Richtungen.

Vincent Bueno ist vorige Woche in Starmania aufgetreten. Er hat sich selbst am Klavier begleitet – was bei manchen österreichischen ESC Fans unheilvolle Erinnerungen an das brennende Klavier der Makemakes 2015 weckte (und an die darauf folgenden null Punkte beim Voting). Aber nach eigener Aussage wird er in Rotterdam nicht Klavier spielen. Was man auch von dem Song hält – ich mag ihn ja – gut bei Stimme ist er jedenfalls in einer Live-TV Situation, was nicht unwesentlich ist, wenn kein Live-on-tape Recording zum Einsatz kommt, wonach es derzeit nicht ausschaut. Bisher hat nur Australien angekündigt, nicht nach Rotterdam zu reisen/reisen zu dürfen.