almis personal blog

LIZVC 64

Manchmal beginnt die erste Videokonferenz bereits um acht. Gähn. Symbolbild:

Ich habe mit The Crown begonnen. Gleich mit der aktuellen vierten Staffel, die ersten drei hab ich ausgelassen, mich interessiert vor allem der Gossip-Part harhar. Die erste Folge war dann aber so zäh, dass ich mir gedacht habe, ich habe wohl als Kind zuviel “Neue Post” bei meiner Oma gelesen, sodass mich das nicht vom Hocker haut. Aber dann die zweite Folge, Respekt, war wirklich spannend. Da gehts drum, dass Margret Thatcher mit ihrem Mann auf Schloss Balmoral eingeladen wird und quasi den “Balmoral Test” zu bestehen hat: das heißt, sich elegant durch die Etikette des englischen Königshauses zu bewegen. Ich weiß nicht, wieviel Fiktion in der Folge beinhaltet ist, aber amüsant was das sehr, das muss ich sagen. Jetzt gehts dann mit Diana und Charles’ Hochzeit weiter.

Fabulous PC des Teenies

Außerdem hab ich beim Kochen wieder den Frauenfragen Podcast von Mari Lang gehört. Die zweite Folge mit Ali Mahlodji war mir etwas zu gewollt. Ja, der Mann macht offenbar alles mustergültig aus feministischer Sicht aber, na ja. Die dritte Folge mit Christian Kern hat mir dagegen sehr gut gefallen. Mensch kann ja über Kern denken, was er will, aber er ist ein reflektierter Mann, der sympathisch rüberkommt und der, trotzdem er jahrelang alleinerziehend war, nicht glaubt, dass er die Weisheit mit Löffeln gefressen hat. Ich hoffe, jetzt kommt bald die Folge mit Dirk Stermann.

Aja, apropos Stermann, böser Witz aus der letzten Willkommen Österreich Folge: Die Schulen sind offen, aber es findet kein Unterricht statt. – Also wie immer in der Waldorfschule.

LIZVC 63

Gestern Tag eins im neuerlichen Lockdown: Mir kommen sehr viele Menschen mit Nordic Walking Stöcken entgegen. Beim Billa gehts zu wie vorm heiligen Abend. Und der Teenie hat diverse Videokonferenzen und sogar einen kleinen Test online.

Das Homeschooling Ding funktioniert um einiges besser als im Frühjahr. Es gibt einen Stundenplan, der täglich ca. drei Stunden Videokonferenzen beinhaltet. Schön ist, dass kaum eine vor neun Uhr startet. Die LehrerInnen sind bemüht, die SuS engagiert, was ich so am Rande mitkriege. Sie helfen sich – falls nötig – untereinander mit den Hausübungen, per Videokonferenz. Ich kann recht ungestört arbeiten und dann auf dem Sofa, bei einer Facebook Achtsamkeitsübung kurz einnicken. Weiß nicht wie achtsam das war, es war jedenfalls erholsam.

Den ersten Lockdown-Abend habe ich dann mit Sex and the City auf Sixx verbracht. Obwohl ich das alles kenne, bin ich so versunken in den Plot, dass mich der Teenie kurz nach 23 Uhr fragt: “Mama, soll ich nicht ins Bett gehen?” Ja bitte, geh ins Bett. Harhar. Also schon am ersten Tag die Kontrolle über den Tagesablauf verloren. Harhar.

LIZVC 59

Aja falls ihr euch Nägelkauend gefragt habt, was mit Dancing Stars ist, im Lockdown: es wird ganz ohne Zuschauer fortgesetzt.

Ich habe am Freitag jetzt immer langen Fernsehabend, weil der Teenie das Ende der Schulwoche zelebriert. Also schau ich das, irgendwie entspannend, die eh schon einkalkulierten, oft passiv-aggressiven Fehden der TeilnehmerInnen mit der Jury und teilweise wirklich sehenswertes Tanzen. Währenddessen backe ich Kuchen und danach schau ich Was gibt es Neues – wo letztens jemand “infisziert” gesagt hat und jemand anderer: “Das heißt infiziert” und Person 1: “Wir sind in Österreich”. Harhar. Und danach hab ich noch Die Perle Anna geschaut, mit Elfriede Ott, wieder eine Hausangestellte, die die Seitensprünge “ihres” Ehepaares konterkariert, das war thematisch offenbar wirklich mal “a thing.”

Am Wochenden hab ich den den Lockdown Text von Eva Menasse gelesen, der in den sozialen Medien abgefeiert wurde, und der hat mich leider gar nicht abgeholt, wie man so schön auf neudeutsch sagt. Ich tu mir generell schwer mit Texten, die mir auf doch eher plumpe, gleichzeitig aber auch reichlich selbstzufriedene Art – garniert mit einer Prise Kulturpessmismus – sagen wollen, was ich fühlen soll. Dabei hab ich noch nicht mal das Gefühl, dass mir Jahre gestohlen werden, wie Menasse suggeriert, bin aber der Meinung, dass man das Ganze nicht runterbrechen kann, auf eine kuschelige Wellness-Auszeit für Besserverdiener und Privilegierte, sowie Menschen im “richtigen” Alter. Denn Menasse ist, wie ich selbst, in einem relativ komfortablen Alter für eine Pandemie. Bei uns ist die Wahrscheinlichkeit doch hoch, dass die folgende Zeit nicht unsere finale Lebensphase sein werden.

Anyway, wirklich abholt gefühlt hab ich mich dafür bei folgendem Tweet:

LIZVC 53

Kommt tatsächlich ein neuer Lockdown oder wieso schau ich schon wieder dauernd ORF3?

Letztens hab ich sogar die Helmut Qualtinger Doku von Andre Heller wiedergesehen, die es schon im März gespielt hat. Dieses Mal aber fast in voller Länge und sie hat mich wieder sehr begeistert. Jetzt fehlt noch eine Doku über Andre Heller, dem ich irgendwie stundenlang zuhören könnte.

Und dann hab ich Der Unbestechliche gesehen. Mit Otto Schenk als Diener Theodor. Und das ist schon irgendwie ein Sakrileg. Denn so gut wie Josef Meinrad in ebendieser Rolle kann wohl niemand sein. Das mag daran liegen, dass man Meinrad viel eher seine humanistisch-moralische Entrüstung über einen fortgesetzten Ehebruch abnimmt, als Schenk, der irgendwie so eine allumfassende Wurschtigkeit ausstrahlt. Schenk möchte ganz sicher, dass man ihn witzig findet und irgendwie ist er das auch, aber das, was darunterliegt, in diesem Stück von Hugo von Hoffmannsthal, das transportiert er für mich nicht mit.

Übrigens hatte ich ein Hoffmannsthal-induziertes Blackout bei meiner Diplomprüfung anno 2001. Ich wurde nach seinem Stück gefragt, das jährlich aufgeführt wird und mir ist es nicht eingefallen. Erst als das Buzzwort Salzburg fiel, da fiel auch bei mir der Groschen.

LIZVC 51

Derzeit herrscht kalter, schiacher Herbst. Regen im Herbst ist schon cool, aber eigentlich nur dann, wenn man im Bett liegen kann.

Ich habe einen neuen großen Auftrag, also sitze ich viel am Computer. Außerdem war ich heute beim Friseur, nachdem sich die kryptischen Anspielungen auf einen “weichen Lockdown” (whatever that means) sogar in die ZIB 1 fortpflanzen. Außerdem versuche ich mich wieder backend, aber nicht (!) wegen des Lockdowns, sondern wegen eines bevorstehenden Geburtstags. Ich habe erstmals im Leben eine Topfentorte gebacken, und sie sah nicht schön aus, schmeckte aber gut. Als nächstes möchte ich – na ja, das schreibe ich nächste Woche, weil vielleicht liest jemand hier mit, was ich als nächstes backen will.

Außerdem sah ich eine John Lennon Doku in diesen Tage, über seine Ermordung, genauer gesagt – er wäre jetzt 80 geworden und einen Tag bevor mein Papa im Dezember 79 wird, wird sich sein Todestag zum 40. Mal jähren. Und ich habe dabei gelernt, dass John Lennon erwartete, gewaltsam zu sterben, einen Bodyguard aber ablehnte, weil er meinte, wenn ihn jemand wirklich umbringen will, dann erschießt er einfach vorher den Bodyguard.

Was noch? Ich lerne mit dem Kind für die Englischschularbeit. Fast jeden Tag gibt es jetzt schriftliche Wiederholungen in fast jedem Fach. Letzte Woche sogar drei an einem Tag. Gottlob tut sich das Kind beim Lernen leicht.

Ah so und Wahl war auch. Ich war sogar “live” in einem Wahllokal mit Wahlkarte, MNS und eigenem Kugelschreiber. War nicht sonderlich spektakulär und viel los war auch nicht.

ESC, deine Texte

Mir ist ja kein Anlass zu gering, dass ich ihn nicht nütze, um über den Songcontest zu bloggen harhar.

Am Samstag war wieder Eurovision Again, diesmal das Jahr 2005. Ich war nicht daheim und hab es daher nicht gesehen, aber ich habe folgenden Tweet dazu entdeckt:

Wir erinnern uns (oder, oder??) 2005 hat Griechenland mit My number one gewonnen. Und mit eben dieser ersten Zeile.

Mir persönlich gefällt ja folgende Zeile aus der Sergey Lazarevs Nummer You are the only one – btw. hat der Titel Ähnlichkeiten zu oben angesprochenem griechischen Song – noch besser: “Thunder and lightning, it’s getting exciting”. Aber Russland wurde damit “nur” Dritter.

Und weil wir alle etwas Aufheiterung brauchen, hier Lazarevs Auftritt 2016 – reduziert und zurückhaltend, wie die meisten russischen Beiträge harhar. Aber ehrlich gesagt: den Effekt bei Minute 2 finde ich schon auch toll.

TDDL, vier

Wie erwartet hat Helga Schubert den diesjährigen Bachmannpreis gewonnen und das zurecht. Es war sehr rührend, wie berührt sie selbst davon war. Und ein Glück war das außergewöhnliche Setting, zuhause, für sie obendrein, weil sie ihren pflegebedürftigen Mann nicht alleine lassen musste.

Erstaunlicher war für mich eher, dass Lydia Haider mit ihrer Hundevergiftungssuada tatsächlich den Publikumspreis gewonnen hat. Das erstaunt mich doch einigermaßen – ich habe für Hanna Herbst gevotet. Und als beste JurorIn hab ich Insa Winke, weil sie ihre Argumente immer begründet hat, taktvoll und feinsinnig die Texte besprochen hat. Wobei ich zugeben muss, dass Philipp Tingler schon auch einen enormen Unterhaltungswert hatte, trotz seiner Untergriffigkeit und Überheblichkeit. Aber zuviel Harmonie ist in der Jurydiskussion halt auch immer eher fad.

Die Männer hatten heuer eher das Nachsehen. Außer Egon Christian Leitner, der den Kelag Preis bekam, konnte niemand reüssieren. Das war aber auch der Text, der mich von den männlichen Autoren am meisten angesprochen hat.

TDDL, drei

Der dritte Lesetag hat echt oarg begonnen. Ich saß quasi noch beim Kaffee am Sofa, da drehte Lydia Haider auf. Ein Wienerischer Text übers Hundevergiften (oder so) – ich muss ehrlich sagen, ich hab kaum etwas verstanden. Also akustisch schon, aber sonst wars sehr. Ich weiß es nicht. Jedenfalls gut zum Aufwachen, wenn man noch schläfrig war.

Laura Freudenthaler anschließend kam bei den Juroren sehr gut an. Das Kind taumelte aus seinem Zimmer und meinte: “Die ist so unmotiviert. Sie sollte mitreißender sein.” Und ich muss ihm da ein bisschen zustimmen. So richtig warm geworden bin ich mit dem Text nicht. Im Gegensatz zum nachfolgenden von Katja Schönherr. In ihrem Text ging es unter anderem darum, dass im Zoo ein Affe ein Schild hochhält, wegen dessen Text alle eskalieren, nur wird bis zum Ende nicht verraten, was auf dem Schild steht. Da musste ich an Pulp Fiction denken und den Koffer, wo niemand wusste, was drinnen war.

Der letzte Text von Meral Kureyshi hinterließ mich wieder mal eher ratlos. Aber ein Satz ist mir in guter Erinnerung geblieben, weil schön absurde Formulierung: “Er prallte in das Auto vor ihm, niemand wurde verletzt, nur der rote Mercedes hatte einen Totalschaden und mein Vater war tot.”

Jetzt muss ich überlegen für wen ich beim Publikumspreise abstimme. Meine Favoritinnen (kein Binnen I notwendig) dieses Jahr sind: Helga Schubert, Hanna Herbst und Katja Schönherr.

TDDL, zwei

Heute haben mir ziemlich viele Texte gefallen und ich glaube, wir haben eine erste Favoritin für den Bachmannpreis. Dabei handelt es sich um die 80 (!) jährige Helga Schubert, die einen Text über das Leben und Sterben einer Mutter las, und über die Beziehung ihrer Tochter zu ihr.

Oben hätte ich fast geschrieben “ihrer Mutter” und damit nehme ich schon die Jurydiskussion vorweg, die tatsächlich über den Autobiografie Begriff in der Literatur und in der Literaturkritik geführt wurde. Prinzipiell wird es nicht so gerne gesehen, wenn der/die ProtagonistIN mit der/dem AutorIN gleichgesetzt wird, das war schon zu meiner Studienzeit so. Auch wenn in diesem Fall die Protagonstin wie die Autorin heißt, im gleichen Jahr geboren wurde usw. Auch heute gab es wieder einen tollen Tweet dazu, weil der Text von Helga Schubert eigentlich sehr “klassisches”, unverstelltes Erzählen war. Jo Schneider schrieb:

Und er hatte natürlich recht.

Anschließend an Schubert las Hanna Herbst, eine Twitterantin und damit auch quasi Ikone in diesem Medium, einen Text über ihren – ach nein: EINEN – Vater und seine Tochter. Ich fand Es wird einmal eine sehr schöne Ansammlung von Bildern voller Lebensgefühl. Etwa als sie über dessen Lieblingszeit, das Futur 2, schreibt “Wir werden glücklich gewesen sein.”. Und, dass er sich freute als Bob Dylan den Liteaturnobelpreis gewann. Und, dass man nicht zuviel Alkohol trinken soll und icht zuwenig: “Gerade nur ein kleines bisschen über dem Boden schweben”.

Interessant auch der Text von Egon Christian Leitner Immer im Krieg, über – wenn man so will – die Wirtschaftlichkeit von Menschen, von Magersucht und Therapien. Unterteilt in Tagebucheinträge, die aber kein Datum tragen, sondern nur mit Tag/Monat/Jahr überschrieben sind. Interessant.

Interessant auf seine eigene Art und Weise auch der Text von Levin Westermann und dann – und dann geht die Sonne unter und wieder auf und auch sonst passieren Dinge in atemberaubender Gleichförmigkeit, die fast an Thomas Bernhard erinnert hätte, nur ist Westermann sehr entfernt von jeglicher Ironie. Obwohl ich nicht genau weiß warum, hat mich dieser Text irgendwie berührt.

TDDL, eins

Alles ist abgesagt worden, alles, on top: der Songcontest. Alles? Nein! Der Bachmannpreis nicht – oder zumindest nur kurz – und so kam es, dass heuer die Tage der deutschsprachigen Literatur online stattfinden. Ich freue mich sehr darüber.

Heute war der 1. Lesetag. Und der begann mit einem Hipstertext, wie er im äh Buche steht. Trotzdem (oder deswegen?) mag ich ihn. Ja, er hat seine Schwächen, vor allem in der Logik. Wenn ich Texte lektoriere, was beruflich manchmal passiert, dann muss ich mich konzentrieren, um Rechtschreibfehler zu finden, aber mir fallen oft sprachliche Schwächen auf und inhaltlich unplausibles, und so ging es mir mit Jasmins Ramadans Text Ü heute auch. Sie schreibt über den Protagonisten, dass er in seiner ersten Wohnung keinen Spiegel hat und dafür sein Handy Display benutzt. Seit wann gibt es Smartphones, wie alt ist der Protagonist, wenn eine ehemalige Verflossene schon bald erwachsene Kinder hat? Geht sich das zeitlich aus? Sowas beschäftigt mich.

Hubert Winkels hat anderswo eine fehlende Logik erkannt, nämlich als die Verflossene schreibt, der Protagonist würde bei jeder Frau, wenn er sich ein Kondom überstreift sagen, er wolle nur Sex und nicht mehr. Winkels: “Woher will sie denn das wissen? Sie war ja nicht jedesmal dabei.” Guter Punkt! Auf die Erzählperspektive darf man nicht vergessen.

Aber der Text hat auch echt gute Passagen wie diese: “Für eine Frau war sie ziemlich unordentlich”. Da hab ich mich ertappt gefühlt. Wobei man über den Satz auch lange diskutieren könnte, ist er sexistisch oder satirisch gemeint? Oder soll man solche Kategorien gar nicht anwenden? Lustig auch, als die Freundin der Verflossenen, studierte Philosphin bemerkt, es gäbe “keinen richtigen Mann im falschen”. Womit wir bei quasi bei Adorno wären.

Einen hübschen Tweet habe ich auch gefunden, der sich auf den Ex (Kult) Juror Burkhard Spinnen bezieht. Im Text geht es dann auch noch um die Zubereitung von Hühnchen und da schrieb ein Twitterant:

Meine Prognose zum heutigen Tag: Den Siegertext haben wir noch nicht gehört.