almis personal blog

Summer thoughts, eins

Wie man Sommerferien des Kindes, Arbeiten, eigene Freizeit und Bloggen unter einen Hut kriegt, kann ich nicht beantworten. Ich schaffe es nämlich nicht, daher ist es hier etwas ruhig geworden.

Heute hab ich aber doch mal etwas Zeit übrig und kann mich mit den Themen beschäftigen, die mir in den letzten Wochen durch den Kopf gegangen sind. Zum Beispiel wird es bei der kommenden Oscar-Verleihung anscheinend eine neue Kategorie geben, die da heißt “Best popular film” (oder so ähnlich). Ich muss sagen, es ist auch eine Kunst, etwas einzuführen, was wirklich alle gleichermaßen ankotzt harhar. Ich habe in den Social Media keine einzigen Kommentar gelesen, der diese Entwicklung positiv sieht, das höchste der Gefühle war sinngemäß sowas wie “na ja, wird man auch überleben.”

Tatsächlich aber muss man sich fragen, was ist ein populärer Film eigentlich genau? Muss der eine bestimme Summe einspielen? Und welchen Anspruch muss so ein populärer Film darüber hinaus noch haben, um oscarwürdig zu sein? Und ist der Film dann auch in der Kategorie “Best Film” allgemein zugelassen oder dezitiert nicht? Und waren Filme wie Titanic oder Lord of the Rings – beide bekanntermaßen mit Oscars überhäuft – etwa keine Publikumsmagneten? Würden diese beiden Filme ab 2019 etwa nur noch in der Populär-Schiene laufen? Schon klar, Kunst ist etwas sehr subjektives und Kunst zu beurteilen und zu vergleichen war immer schon schwierig, aber die Einführung einer solchen neuen Auszeichnung wird das Dilemma wahrscheinlich nicht kleiner machen.

Auf Twitter schrieb der Filmkritiker Mark Harris: “There is already an award for popular films. It’s called money.” Und da hat er eigentlich recht.

20 Jahre SatC, zwei

Aja ich wollte noch schreiben, warum ich Mr. Big heute nicht mehr für den idealen Mann für Carrie (oder sonst wen) halte.

Damals dachte man sich ja, gut Big ist schwierig und nicht empathisch und egozentrisch, aber das muss halt so, er ist halt ein “echter Mann”. Und es ist ok, immer darum betteln zu müssen, anerkannt und von ihm “gesehen” und wertgeschätzt zu werden. Das macht diese Liebe doch aus, das ist spannend und überraschend.

Tatsächlich ist es destruktiv und demütigend, sich wie Carrie sagen zu lassen, dass sie einfach zu kompliziert für ihn ist, sorry Darling tut mir leid, masculinity so fragile – und dann heiratet Big eine andere und vögelt Carrie trotzdem “nebenbei”, ich mein, was für ein A.. loch eigentlich! Keine Ahnung, warum wir alle so verblendet waren, ihn für den Supertyp schlechthin zu halten.

Ok, es waren die Nullerjahre und wir waren alle noch nicht 30. Jetzt sind wir 40 plus und sehen das ganz anders. Oder?

P.S. Aber Aiden ist auch nicht die Lösung. Fix nicht!

20 Jahre SatC, eins

Vor 20 Jahren hatte die schon ziemlich revolutionäre Serie Sex and the City seine Premiere in den USA. Zu uns nach Österreich kam sie erst einige Zeit später, wenn ich mich richtig erinnere. Aber revolutionär war sie hier auch.

Ich erinnere mich daran, dass sie bei uns jeden Dienstag lief, am späteren Abend, nach meiner Jazzgymanstikstunde und das war ein schönes Ritual, ganz ausgepowert heimzukommen und dann SatC zu sehen. Ungefähr zehn Jahre später hab ich die Serie nochmal großteils als Wiederholung gesehen, da hatte ich aber schon ein ganz anderes Leben, ein kleines Kind, einen komplett anderen Alltag und Sorgen,auch ein ganz anderes Mindset. Und wenn ich jetzt so daran zurückdenke, glaube ich, dass ich die Serie heute mit 40 plus Jahren wieder ganz anders rezipieren würde.

Damals war es teilweise echt erfrischend, zu sehen, was die Serie sich alles traut. Erstmal, dass da vier Hauptdarstellerinnen sind, was ja im Fernsehen relativ selten vorkommt. Die Männer in der Serie waren ja großteils austauschbar und traten oft nur 1, 2 Mal in Erscheinung, vor allem bevor die Damen alle mehr oder weniger fixe Freunde hatte. Die wiederkehrenden Männerrollen waren oft schwule Männer, was ja ebenso erstaunlich war, eine Serie, in deren Mittelpunkt also Frauen und Schwule standen.

Und dann, wie sich die Frauen unterhalten haben, so was hat man ja im Fernsehen noch niemals zuvor gesehen; heute versteht man gar nicht mehr so richtig, wie bahnbrechend das war, wenn sich die Damen beim Frühstücken im Lokal zum Beispiel darüber unterhalten haben, wie das Sperma der aktuellen Eroberung schmeckt. Schön war bei der Szene auch, wie die verschienden Charaktere der Freundinnen dabei so richtig zur Geltung kamen.

Samantha beschwert sich also darüber, dass das Sperma ihres aktuellen Lovers “widerlich” schmeckt, worauf Charlotte, die ja die –  sagen wir – Konservativste von allen war, aufsteht und wortlos das Lokal verlässt.

Darauf Miranda zu Carrie: “Und sie ward von Stunde an niemals wiedergesehen….”

Samantha: “Mit wem kann ich denn sonst über solche Dinge sprechen?”

Carrie: “Wenn ich vorschlagen dürfte: mit niemandem”

Samantha: “Hattet ihr das Problem auch schon mal?”

Miranda: “Nicht direkt, aber ich will auch zugeben dass ich die Eisdiele vorziehe, wenn es mir nur um den Geschmack geht.”

Für diese Dialoge haben wir die Serie geliebt. Sehr viele Frauen waren auch der Meinung, dass Mr. Big der beste Mann für Carrie war, auch ich sehr lange (vor allem, weil ich seinen größten Konkurrenten, Aiden, überhaupt nicht leiden konnte.) Aber heute bin ich mir nicht mehr sicher. Aber dazu ein anderes Mal.

All aboard, drei

Na gut, ich bin heuer mit allen Prognosen und Erklärungsversuchen bezüglich Song Contest Ergebnis aber sowas von daneben gelegen und das war eigentlich sehr erfreulich. Denn, und ich habs wirklich nicht erwartet, Österreich wurde Dritter. Nach der Jury-Wertung lagen “wir” sogar auf Rang 1.

Ich hab es schon nach Conchitas Sieg gesagt, die Kinder heutzutage kriegen ein ganz anderes Song Contest Mindset mit, denen muss man ganz schön eindringlich klar machen, wie schlecht Österreich immer war, sonst glauben sie einem das gar nicht oder wie ich gestern zum Kind gesagt hab: “Das war das 2. beste österreichische Ergebnis, das ich in 42 Jahren miterlebt habe. Wir haben echt ur oft auch null Punkte bekommen!!!” Und dann schaut einen das Kind so verblüfft an wie bei Großmutter erzählt vom Krieg.

Wobei man sagen muss, dass dieses politisch Punkte hin und herschieben sich großteils echt aufgehört hat. Abgesehen von Griechenland und Zypern natürlich. Bester Moment des Abends, als die Jurypunkte-Verleserin von Griechenland einen Zettel in der Hand hält, auf dem steht, wer 12 Punkte von Griechenland bekommt und seit gefühlt 80 Jahren ist das natürlich immer Zypern und alle sagen vor dem Fernseher Zypern, Zypern und sie muss tatsächlich vom Zettel ablesen und es ist, Überraschung, Zypern.

Was ist zum Siegerlied zu sagen, dem ich ja vor einigen Tagen den Sieg abgesprochen habe. Nun ja, die Live- Performance gestern war um einiges besser als im Halbfinale, ich finds zwar immer noch nicht sehr bühnentauglich, aber prinzipiell gefällt mir das Lied und es ist ein Reißer bei Kindern, wie ich gestern feststellen durfte (neben Tschechien übrigens). Natürlich polarisiert es sehr, aber Sängerin Netta meinte gestern, Vorjahressieger Sobral (der das Lied als “horrible” bezeichnet hat), hat ihr bei der Übergabe des Siegespokals Respekt entgegen gebracht.

Apropos Sobral, der schaut eigentlich ziemlich gut aus, nach seiner Herztransplantation und ist auch live aufgetreten. Übrigens waren das portugiesische Rahmenprogramm und die Songs sehr landestypisch – also ziemlich eigenwillig und schwer depressiv – was einen meiner Freunde in der Whatsapp Gruppe zur Aussage: “Gefälliger happy Pop, der einen gleich mitreißt” veranlasste (harhar).

Insgesamt war so ein spannender Abend, wie ich das überhaupt gar nicht erwartet hatte. I like.

Heidi@Home: Der Fall Kevin Spacey

Hier meine versprochene Uncut-Kolumne zu Kevin Spacey

Und damit das nicht alles so unfassbar deprimierend ist, hab ich heute was lustiges auf twitter gelesen, das ich teilen möchte. Sony hat sich entschlossen, alle Szenen des Filmes All the Money in the World in denen Spacey mitspielt neu zu drehen. Christopher Plummer soll ihn dabei ersetzen.

Und ein US-Filmkritiker hat dazu getwittert:

Nach der Wahl

Die Wahlbericherstattung des ORF gestern war irgendwie skurill.

Noch vor der ersten Hochrechung – für 17.10 Uhr angekündigt – sendete der ORF obskure Reportagen aus den Bundesländer, u.a. zum Team Stronach, ich mein: “Who cares?”, nicht mal mehr Stronach himself. Wenn das Ziel des Senders war, quasi sedativ auf die angespannten Nerven der Zuschauer zu wirken, dann ist war das allerdings durchaus gelungen, alle Achtung.

Noch bizarrer wurde es aber um 17 Uhr, wo es ja normalerweise die erste tatsächlich Hochrechnung gibt. Diesmal präsentierte Tarek Leitner, der übrigens vom Styling her gestern ein bisschen was vom nutty professor hatte, einen Bildschirm mit der Landkarte von Österreich. Dort dilettierte er mit den verfügbaren Touchscreen-Buttons herum und präsentierte Orte, die blau, rot und schwarz eingefärbt waren. Irgendwie sollte das ein Vergleich mit 2013 sein, wie damals gewählt wurde und wie jetzt, aber ich glaube außer ihm (falls überhaupt) hat sich dabei keiner so richtig ausgekannt. Oder wie ein Freund whatsappte: “Oida Tarek, ich will Säulen!” Das war ein echter Datenoverkill, ein Privatissimum für Statistikstudentinnen und eher nicht Grimme-Preis würdig, würde ich mal meinen oder vielleicht doch in der Kategorie schrägste Fernsehminuten.

Skurill war aber auch der runde Tisch zu den Wahlen mit Anderas Khol, Gerhard Zeiler, Norbert Steger (!!), ich mein, welches Jahr haben wir nochmal schnell? Vielleicht lag es daran, dass aktuelle Persönlichkeiten der Parteilandschaften bei diversen Privatsendern zu Gast waren? Allerdings hat der ORF zumindest diesbezüglich dazugelernt, und meidet die Namen von Konkurrenzanstalten nicht mehr so wie der Teufel das Weihwasser, man darf jetzt auch im öffentlichen Rundfunk “puls 4” sagen, ohne ausgepiepst zu werden.

Und ein slowenisches Nachbardorf im Rosental, Zell Pfarre, das immer gegen den (Kärntner) Trend wählt, auch diesmal sehr interessant zu sehen

Zur Wahl

Morgen haben wir dann den etwas mühsamen (Eupheismus) Wahlkampf überstanden. Und manche Floskeln wie “Am Ende des Tages” und “Das werden wir uns sehr genau anschauen” oder “Ich habe das mit Interesse gelesen” und “Wie ich selbst immer wieder erlebe” kann man jetzt wirklich nicht mehr hören. Man wird ihnen aber morgen Abend auch noch öfters begegnen, fürchte ich.

Die Duelle und Diskussionsrunden hab ich trotzdem gerne gesehen, vor allem zum Einschlafen, da fallen einem so schön die Augen dabei zu. Lustig war bei der letzten Elefantenrunde (minus Pilz) einerseits, dass nicht nur Kurz von jedem Thema auf die Westbalkanroute kommt, was ja schon bekannt ist, sondern Ulrike Lunacek auch von fast jedem Thema auf “fossile Brennstoffe”. War erstaunlich zu sehen, wie man von Migration hier die Kurve dorthin kratzen kann. Noch lustiger war allerdings, wie Sebastian Kurz sich darüber aufgeregt hat, dass Putzfrauen durch EU Normen dazu gezwungen sind, zu unterschreiben, dass sie ihre Putzmittel nicht trinken und dann Hannes Tschürtz getwittert hat:
 

Willkommen Österreich hab ich diese Woche nach sehr langer Zeit auch mal wieder gesehen und da war die aktuelle Ausgabe auch sehr sehenswert. Grissemann meinte etwa, eigentlich wollte die ÖVP Kern als Spitzel, Kern weiß allerdings zu wenig über die SPÖ. Zu der FPÖ-Youtube Werbelinie “Die Hubers” meinten sie, sehr lustig gemacht eigentlich, eine Art rechtsradikales Monty Python.

Wenn man noch ein paar interessante Dinge zu Politik und Wahl lesen will, sollte man den aktuellen Falter konsumieren. Da gibt es einen enorm aufschlussreichen Artikel von Florian Klenk zum Thema “Aufstieg und Fall des Christian K.”, in dem beschrieben wird, warum Kern möglicherweise vom klaren Favoriten am Jahresanfang (hätte man damals gewählt) zum Kandidat für Platz drei werden konnte. Interessant ist auch, was erklärter SPÖ-Anhänger Lukas Resetarits zur Causa sagt und v.a. zu Alfred Gusenbauer: “Er sollte sofort aus der SPÖ austreten, wenn er noch ein Restel Charakter hat”

Mein Bozen

Im ORF gab es diese Woche eine interessante Dokumentation mit dem Titel Mein Bozen, gestaltet von einer Südtiroler Redakteurin.

Das Thema hat mich naturgemäß sehr interessiert. Erstmals mit Bozen in Berührung kam ich bei einem Schüleraustausch in der 6. Klasse Gymnasium, der in Trento stattfand, mit dem Zug fuhren wir an Bozen vorbei. Mir war damals nicht ganz klar, was dieses Trentino-Südtirol Dings eigentlich bedeutete. Das wurde allerdings deutlicher als wir den dortigen Landtag besuchten und uns einiges dazu erklärt wurde. Außerdem erzählte mir mein Gastvater damals auf Deutsch, dass er aus Bozen käme, aber leider ja, wegen Austausch und so mit mir Italienisch sprechen müsse. Mi dispiace! Harhar. Wenn ich gewusst hätte, dass ich 16 Jahre später – fast auf den Spätsommer-Tag genau – mein Kind in Bozen zur Welt bringen würde, hätte ich mich noch viel mehr dafür interessiert.

Obwohl ich in den folgenden Jahren dann recht oft in Südtirol war und ab und zu in Bozen, fühlte ich mich dort lange eher fremd. Auch wenn Deutsch gesprochen wurde, verstand ich speziell bei den Jugendlichen oft den ganzen Abend lang fast gar nichts, weil der Dialekt so schwierig und mit Italianismen durchzogen war. Es war ziemlich anstrengend zum zuhören. Wie auch Reinhold Messner in der Doku zum Ausdruck brachte, Südtirol ist nicht Italien, nicht Deutschland, aber auch nicht Österreich. Es ist etwas ganz eigenes, alpin von der Landschaft her, doch mit sehr viel mediterranem Flair, was sich auch in der Küche, der Mode, dem Lebensgefühl ausdrückt. Die Zweisprachigkeit macht es spannend und interessant, aber natürlich gibt es auch Ressentiments. Die Italiener sind ja in Südtirol in der Minderheit, während die Südtiroler in Italien eine Minderheit bilden.

Zweisprachige Speisekarte

Wenn man Menschen begegnet – das kam auch schön in der Reportage heraus – weiß man nie, ob sie (ursprünglich) deutschsprachig sind oder italienischsprachig, das Aussehen täuscht da oft. Man muss sich auf die Intuition verlassen. Auf der Bozner Intensivstation, war ich mir sogar bei manchen Ärzten nicht sicher, die total italienische Namen hatten, deren Italienisch aber nicht “native” klang. Eine Rettungssanitäterin, die mich auf die Station begleitete, sprach eine ganze Weile Italienisch mit mir, bis wir draufkamen, dass wir beide keine Italienerinnen sind. Es ist also durchaus manchmal etwas kompliziert. In Bozen kann man aber grundsätzlich eher davon ausgehen, auf Italienisch zu treffen, weil 73 Prozent der Bevölkerung der italienischen Sprachgruppe angehört.

Auf twitter schrieb jemand, nach dieser Doku würde er total gerne Bozen besuchen. Das kann ich nur empfehlen, speziell im Herbst. Ich erlebte ja fast den gesamten Herbst 2007 dort und hab seitdem eine besondere Beziehung zu dieser Stadt, was auch logisch ist, weil es die Geburtsstadt des Kindes ist, auch wenn ich damals vor allem das Krankenhaus und den Bahnhof gesehen habe. Ich mag die schmalen Gässchen und die Lauben, die alten Häuser und die kleinen Cafes, und vor allem mag ich, dass alles eingebettet ist in Weingärten, das hat sowas geborgenes.