Gestern ist mir mein neues Lieblingsmedium Twitter das erste Mal so richtig auf die Nerven gegangen. Und es lag am geplanten Felix Baumgartner Sprung aus 36km Höhe mit dem Plan, im freien Fall die Schallmauer zu durchbrechen. Denn von den knapp 400 Menschen, denen ich folge, suderten gefühlte 90 Prozent über die Aktion. Warum?
Viele beklagten, es sei eine Dauerwerbesendung für Red Bull, die auf ORF übertragen wird. Das ist natürlich zum Teil richtig, allerdings war ja geplant, dass die Aktion gegen 13 Uhr losgeht, leider verzögerte sich der (geplante) Start um viele Stunden. Was wieder Grund zum Klagen gab: wieso dauert das so lange, das interessiert mich jetzt aber nicht mehr, das ist doch alles nur taktisches Geplänkel… dass es sich um eine lebensgefährliche Aktion handelt, die mit höchster Vorsicht durchgeführt werden muss, wurde anscheinend komplett ausgeblendet.
Dann wurde geklagt, wieso Red Bull Chef-Mateschitz sein Geld nicht lieber “sinnvoll” anlegt und es spendet. Diesen Einwand möchte ich mal bei Milliardären hören, die ihr Geld in Luxusjachten, Traumvillen und Champagner anlegen. Oder mit 80 eine Partei gründen. Auch wenn es uns nicht passt, Milliardäre machen mit ihrem Geld die meiste Zeit das, was sie auch selbst damit tun wollen. Und man kann sagen was man will: dieses Projekt passt zur Marke und Mateschitz unterstützt immerhin einen Menschen mit einer Vision, an den er offenbar glaubt.
Am meisten regten sich die User dann über die Sinnhaftigkeit der Mission auf. Ok, ich war auch skeptisch. Aber doch vor allem deshalb, weil mir schon schlecht wird, wenn ich im böhmischen Prater mit dem dortigen Riesenrad fahren muss. Wenn es schwachsinnig ist, so einen Sprung zu wagen, ist es dann auch nicht schwachsinnig, zum Mond zu fahren (wem bringt das was?) oder generell zu fliegen (der Meinung bin ich schon lang, harhar)? Ob eine Aktion Schwachsinn oder eine beeindruckende Ponierleistung ist, weiß man oft erst Jahre später. Dann wird meistens die Redewendung benutzt: “Er war seiner Zeit voraus.”
Und generell: da macht mal ein Österreicher etwas, das die ganze Welt interessiert und das von zahlreichen Menschen rund um den Globus verfolgt wird, endlich rückt “Austria” mal ins globale Bewusstsein und was macht der gelernte Österreicher? Er macht sich schlecht. Ich versteh es wirklich nicht.