Ich wünsche allen meinen LeserInnen frohe Ostern
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Adrian Lyne Retrospektive, eins
In den letzten Tagen habe ich mir weitere Hauptwerke von Adrian Lyne (wieder) angesehen – nachdem im Sommer schon 9 1/2 Wochen dran war. Ich würde Lyne das schlechte Gewissen des heterosexuellen US-Amerikaners bezeichnen. Wie das? Adrian Lyne hat Eine verhängnisvolle Affäre, Ein unmoralisches Angebot und Untreu gedreht. Im Zentrum aller dieser Werke: ein heterosexuelles Ehepaar (und Hund, Hunde sind offenbar wichtig für Lyne), dem ein Fehler passiert.
In Eine verhängnisvolle Affäre– SPOILERSPACE falls man seit den 1980er nicht ferngesehen hat – ist es Michael Douglas als Dan, der die Abwesenheit seiner Frau für einen One Night Stand mit Alex (Glenn Close) nutzt, was für ihn fatale Konsequenzen hat. Natürlich ist Alex schwer psychotisch – und Close spielt sie ganz hervorragend – sie leitet von einem “Just-Sex” Abend einen Anspruch auf einen Platz in Alex’ Leben ab.
Im ersten Reflex denkt man als ZuseherIn vielleicht, also bitte, er hat Frau und Kind, er hat ein Leben, zu dem sie keinen Zutritt hat, was bildet sie sich ein? Aber wenn man ein bisschen weiterdenkt, ist es natürlich schon so, dass man auch als Mann auf der Suche nach Spaß eine Verantwortung übernimmt. Mann kann zwar auf dem Standpunkt stehen – wie Dan das offensichtlich tut – dass es darüber keine Kommunikation braucht, weil man sich eh (stillschweigend) einig war, aber Mann kann dann draufkommen, dass die Einigkeit vielleicht gar nicht so gegeben war, wie man das vorher dachte. Davon abgesehen ist es natürlich schlichtweg Betrug, was Dan macht, da kann er noch so sehr betonen, dass es eh nur eine einmalige, unbedeutende Sache ist – und die Art wie er das tut, nämlich auf relativ routinierte Art und Weise – lässt darauf schließen, dass es vermutlich nicht das erste Mal war, dass sowas passiert ist.
Der erste Teil des Films ist brilliant. Sehr gute schauspielerische Leistungen und wirklich gute, echte Dialoge mit Tiefgang. Der zweite Teil ist immer noch ziemlich unterhaltsam und vor allem spannend, aber Lyne wechselt still und leise das Genre, nämlich vom psychologischen Drama zu einem Arthouse-Horrorfilm. Gewünscht hätte ich mir, etwas mehr über Dans Ehe zu erfahren – Anne Archer als seine Frau spielt auch hervorragend und wurde, wie Close, für den Oscar nominiert – was ist hinter der glücklichen Fassade eines Paar aus dem gehobenen Mittelstand, denn irgendwelche Defizite muss es wohl geben, und wie kommen sie mit der Untreue zurecht? Auch Alex Beweggründe bleiben an der Oberfläche. Stattdessen setzt (Psycho)-Terror ein, was einen durchaus auf dem Sessel hin und her rutschen lässt vor Unruhe, aber es mich hätten eher die psychologischen Hintergründe interessiert. Die Auflösung bleibt zu sehr an der Oberfläche.
Dennoch ist Eine verhängnisvolle Affäre sehenswert und hat auch irgendwie einen Nerv getroffen – oder wie Tom Hanks in Schlaflos in Seattle auf einer Metabene sagt: “Ich bin vorsichtig bei Dates. Ich habe Eine verhängnisvolle Affäre gesehen und der Film hat mir eine Heidenngst gemacht. Dieser Film hat jedem Mann in Amerika eine Heidenangst gemacht.” Harhar.
Adore
Vor einigen Tagen hab ich neben einer eher eintönigen Lektoratsarbeit einen Film schauen wollen. Ich schreib jetzt nicht wo oder wie, sonst muss ich wieder einen Disclaimer setzen, dass ich dafür nicht bezahlt werde, jedenfalls handelte es sich um den Film Adore, auf deutsch: Tage am Strand. Dieser Film war mehr als furchtbar.
Die Hauptrollen spielen Naomi Watts und Robin Wright Penn, also durchaus honorige (und gute) Darstellerinnen. Die Story ist lose an eine Kurzgeschichte von Doris Lessing, immerhin Litertaurnobelpreisträgerin, angelehnt. Es geht um zwei Mütter in den 40er, Lil (Watts) und Roz (Wright), die eng befreundet sind, und beide jeweils einen Sohn, Ian und Tom haben, die Anfang 20 Jahre alt sind. Warum alle Namen hier drei Buchstaben haben weiß ich nicht, es passt aber durchaus zu diesem äh Werk. Ach ja und das ganze spielt in Australien, weshalb es heiß ist und alle permanent in Badekleidung herumlaufen müssen.
Jedenfalls ist es so, dass die beiden Mütter eine sehr enge Freundschaft haben – so eng, dass der Mann von Roz (Lil ist Single) einmal sogar den Verdacht hegt, es sei mehr als das. Tatsächlich aber trägt es sich zu, dass Ian, der Sohn von Lil, Roz seine Liebe gesteht und sie verführt oder wie auch immer man das nennen soll. Tom, der Sohn von Roz, kommt dahinter und verführt seinerseits Lil, die Motivlage ist unklar. Rache, aber warum? Frust, wirklich? Koinzidenz – echt jetzt? Nun ist das ja alles an sich schon ziemlich absurd, um nicht zu sagen an den Haaren herbei gezogen, aber mein Gott, soll sein, dass Zwanzigjährige etwas mit 40 plus Frauen anfangen, die sie seit dem Kleinkindalter kennen. Wenn man allerdings ein so sensibles Thema behandelt, dann muss man alles dafür tun, dass das nicht irgendwie so eine Art kinkiger Softporno wird, es sei denn man will einen kinkigen Softporno drehen. Aber Adore läuft eigentlich unter Arthouse.
Nun sind die Sexszenen schon eher peinlich als sonst was und vermitteln absolut keine Chmie zwischen den ProtagonistInnen, aber diese werden noch locker von den absolut platten und nichtssagenden Dialogen getoppt. Wenn sich Lil und Roz über ihre Affären, oder wie man das auch immer nennen soll, unterhalten, so ist es so als reden sie über den letzten Besuch am Wochenmarkt. Dabei muss es doch lebensverändernd sein, wenn man plötzlich mit dem Sohn seiner besten Freundin schläft und die beste Freundin mit dem eigenen Sohn? Aber mehr als Sätze wie: “Ich will nicht damit aufhören” und “Sie haben sicher schon bald genug von uns” kommen dabei nicht heraus. Man hat das Gefühl, dass Wright und Watts sich selbst insgeheim fragen, was das Ganze eigentlich soll.
Fazit: Ja, es wäre schön, wenn es mehr Filme gäbe, in denen Frauen Mitte, Ende vierzig als Menschen dargestellt werden, die ein erfülltes Sexleben haben. Davon gibt es viel zu wenig. Von mir aus auch mit Männern, die halb so alt sind. Aber dann bitte doch ohne diesen merkwürdige Erzählhaltung, die sich quasi gar nicht für das Innenleben der eigenen ProtagonistInnen interessiert, und dabei halb verschämt/halb voyeuristisch aufgeladen, aber immer komplett sinnleer daherkommt. Eindringliche Warnung.
ESC: the end
Alle können aufatmen, der ESC ist gelaufen und somit werd ich hier jetzt auch wieder über andere Dinge schreiben. Aber ein paar Anmerkungen zum Finalabend hab ich schon noch.
Erstens Mal: Dieser halbwegs neue Wahlmodus ist echt der Wahnsinn, wenn es um Nervenkitzel geht. Man weiß wirklich erst beim allerletzten Voting, wer gewonnen hat. Das heißt im aktuellen Fall: Italien war nach dem Juryvoting “nur” Fünfter, aber das sagt nicht wirklich soviel aus, denn der Zuseher weiß nicht, wieviel Publikumspunkte im Endeffekt gebraucht werden, um zu gewinnen. Man kann gut von der Jury bewertet – dann relativ abstürzen beim Publikum. Gestern beispielsweise Malta, Dritter nach dem Juryvoting und dann überraschenderweise nur 47 Punkte vom Publikum. Und schon bist du nur noch 7. in der Gesamtwertung. Ähnlich ging es ja Schweden 2019.
Auch sehr arg ist, wenn jemand von Publikum gar keine Punkte bekommt. Denn es wird ja jedes Land extra erwähnt. Der arme James Newman aus Großbritannien hat von der Jury null Punkte bekommen und erfährt dann von der Jury die Publikumswertung: zero points. Das ist schon ziemlich hart. Wobei man sagen muss: Song und Performance waren leider auch eine ziemliche Katastrophe. Dieses Jahr haben überhaupt gleich vier Länder null Punkte vom Publikum bekommen. Das ist schon heftig und war den Moderatoren auch sichtlich peinlich. Extrem überrascht war ich auch vom Publikumsvoting für San Marino. Nur 13 Punkte (zum Vergleich die Höchstpunktezahl waren 318). Ich hab die wirklich unter den Top 10 gesehen und jetzt nur Platz 22.
Schön versöhnlich, dass Island es letztendlich auf den vierten Platz geschafft hat. Dady hat eine enorm große Fanbase. Und der weiße Gesang der Ukraine, für mich anfangs ein absolutes Minderheitenprogramm wurde Fünfter. Der Interval Act, die Rooftop Konzerte, waren sehr nett! “Alte” Songcontest Gewinner performen auf den Dächern von Rotterdam. Von Sandra Kim über Teach In bis hin zu Lordi und dem (unvermeidlichen) Mans Zelmerlöw. Nein, er ist eh cool, aber hat seit seinem Sieg 2015 noch keinen Song Contest ausgelassen und war in verschiedenen Rollen beteiligt oder wie jemand auf Facbook schrieb: “Werden wir noch jemals einen Song Contest ohne Mans Zelmerlöw erleben?” Harhar.
Die Top 10, im Schnelldurchlauf:
LIZVC 93
Mein Frühstückstisch am Sonntag
Ich wollte mal ganz cool mit Schrift auf Foto arbeiten, wie ich das immer bei hippen Instagram Posts sehe. Wie immer, wenn ich besonders cool sein will, ist es unheimlich anstrengend – ich habe ewig gebraucht, um mich in dem Paint Programm zurechtzufinden – und es hat dann auch nicht so wirklich funktioniert wie ich mir das vorstelle harhar, aber für den ersten Versuch ist es schon ok.
Frohe Ostern
Ich wünsche allen meinen LeserInnen frohe Ostern!
Blumenau und die Jugendkultur
Vor kurzem habe ich hier geschrieben, dass ich etwas vor Sally Rooneys Coming of Age Geschichte zurückgeschreckt bin, vor allem deshalb, weil ich selbst nicht mehr 18 bin oder 20.
Da passt es ganz gut dazu, dass ich gestern auf Instagram – wohin ich vor Twitter flüchte – eine Kontroverse über Martin Blumenau verfolgt habe. Martin Blumenau ist ungefähr 15 Jahre älter als ich und war damals FM4 Moderator, als ich 18 oder 20 war. Er hatte damals die Sendung Zimmerservice, immer Sonntagabend. In dieser Sendung spielte er Songs, die sich seine HörerInnen wünschten, aber prinzipiell war die Sendung dazu da, um sich und andren zu versichern, wie großartig er ist. Er sagte, was gute Musik war und was schlechte und warum. Für mich hatte Zimmerservice immer etwas vom vielzitierten Autounfall: eigentlich ist es grausam, aber man kann nicht wegsehen. Ich konnte auch nicht weg-hören, weil Blumenau ja nicht ungebildet oder unamüsant ist, nur extrem, wie soll man sagen, selbstzufrieden? Gönnerhaft hat er uns Tschopperln die Welt erklärt. Im Gegensatz zu Grissemann und Stermann, die damals auch immer ihr eigenes Scheitern und ihre Unzulänglichkeiten transportiert haben, war Blumenau seiner selbst immer sehr sicher. Was ja auch irgendwie bewundernswert ist, ehrlich, ich wäre manchmal froh, wenn ich so überzeugt von mir selbst wäre.
Jedenfalls komme ich dank Instagram drauf, dass Blumenau auch im Jahre 2021 noch immer Zimmerservice moderiert und offenbar dem Musiker Salo, den ich bis dahin nicht kannte, einen Sprachfehler attestiert hat. Abgesehen davon, dass ich das nicht gehört hätte – aber es ist auch nicht meine Stärke, dass mir solche Dinge auffallen – beendet Blumenau quasi dann gleich auch Salos Karriere (oder würde es zumindest gerne). Er sagt: “Darf man das noch sagen? Es ist ja diskriminierend, wahrscheinlich. Aber mit tatsächlich schwerem S- und anderen Sprachfehlern singen ist echt ein schwieriges Unterfangen. Da muss man schon wirklich was draus machen, bzw. was dagegen machen. Man kann was dagegen machen. Aber für die große Karriere ist es wahrscheinlich dann doch eher eh nix.”
Das ganze hatte einen Shitstorm zur Folge und Blumenau hat sich dann bei Salo entschuldigt und FM4 hat das auf seiner Instagram Page gepostet, was ich dann eben, wie gesagt, gelesen habe. Viele Fragen tun sich für mich in diesem Zusammenhang auf. Abgesehen auch von der Ansage an sich. Vor allem, darf man das noch sagen, es ist ja diskriminierend wahrscheinlich, aber mit 60 immer noch das Sprachrohr der Jugend? Oder als was versteht sich FM4 generell und Blumenau heutzutage eigentlich? Das ist eine ernstgemeinte Frage. Ich werde bald 45, mein Sohn ist 13 und wenn ich sagen würde, dass ich seinen Lifestyle wirklich verstehe wäre das gelogen. Und das ist auch gut so, Teenager sollen Dinge machen, die ihre Eltern nicht nachvollziehen können, das ist das Wesen der Teenagerschaft an sich. Ist aber Fm4 mit über weite Strecken denselben ProtagonistInnen wie in meiner Spät-Jugend noch ein Jugendkultursender? Oder will es das gar nicht mehr sein? Und was ist es stattdessen? Ich muss nachdenken.
LIZVC 78
Gestern hat es in Wien geschneit. Schnee in Wien, da schlagen ja zwei Seelen in meiner Brust. Einerseits: “Jö”, andererseits “Oh nein, in fünf Stunden ist alles gatschig und bleibt es für Woooochen” Gestern Abend allerdings, als ich unterwegs war auf den menschenleeren Straßen, als der Schnee ganz leise und sanft zu Boden fiel, wars einfach nur wunderschön.
Außerdem hab ich bei der Buchhandlung Laaber [*Disclaimer: ich werde für die Werbung nicht bezahlt] – das ist die mit den tollen Schaufenstern, die auch trotz Lockdowns wöchentlich neu gestaltet werden – ein süßes Buch gesehen. Der Teenie ist zu groß dafür, aber hätte ich noch ein kleineres Kind, würde ich das sicher kaufen:
Handelt es sich dabei gar um die geheime literarische Vorlage für The Revenant? Harhar.
Best runner-ups
In unserer ESC Facebook Gruppe “Group about things” wird jetzt der beste Zweitplatzierte aller Zeiten gewählt. Nach einem unfangreichen Vor-Voting – es wurden zuerst die beliebtesten zwei jedes Jahrzehnts gewählt – gehts nun ans Eingemachte. Im Finale stehen:
- 1963: SUI Esther Ofarim – T’en vas pas
- 1968: UK Cliff Richard – Congratulations
- 1973: ESP Mocedades – Eres tú
- 1974: ITA Gigliola Cinquetti – Sì
- 1980: GER Katja Ebstein – Theater
- 1983: ISR Ofra Haza -Chai
- 1991: FRA Amina – Le dernier qui a parlé…
- 1995: ESP Anabel Conde – Vuelve conmigo
- 2004: SCG Željko Joksimović & Ad Hoc Orchestra – Lane moje
- 2007 UKR Verka Serduchka – Dancing Lasha Tumba
- 2014: NED The Common Linetts – Calm after the storm
- 2019: ITA Mahmood -Soldi
Eine Wildcard gab es für drei Songs, die wirklich ganz knapp ausgeschieden sind, das wären:
- 1994: POL Edyta Górniak – To nie ja
- 2009: ISL Yohanna – Is It True?
- 2018: CYP Eleni Foureira – Fuego
Und nun sollen wir diese 15 im Finale stehenden Künstler und Songs reihen, nach dem bekannten ESC Wertungsschema, von 12 bis 1, ohne die 11 und ohne die 9. Meine Wertung:
12 Punkte Soldi – ITA – Mahmood (2019)
10 Punkte Le dernier qui a parlé – FRA – Amina (1991)
8 Punkte: Dancing Lasha Tumbai – UKR – Verka Serduchka (2007)
7 Punkte: Si – ITA – Gigliola Cinquetti (1974)
6 Punkte: Fuego – CYP – Eleni Foureira (2018)
5 Punkte: Lane moje – SCR – Željko Joksimović & Ad Hoc Orchestra (2004)
4 Punkte: Theater – GER – Katja Ebstein (1980)
3 Punkte: Calm after the storm – NED – Common Linnets (2014)
2 Punkte: Congratulations – UK – Cliff Richard (1968)
1 Punkt: Vuelve conmigo – ESP – Anabel Conde (1995)
Wer jetzt auch Lust bekommen hat und mitvoten will, Mail an marco@mercicherie.at bis 6.Dezember um 12 Uhr. Die Ergebnisse werden im Podcast am 8.Dezember präsentiert. Viel Spaß!
Music Challenge – Day 16
One of your favorite songs from a movie
Na ja, da kann ich ja nur was von La La Land nehmen. La La Land, ein Film, den ich sehr liebe, über zwei Künstler, die zueinander nicht kommen können, quasi. Schwermütig, aber auch (selbst)ironisch, toll choreografiert, und mit Emma Stone und Ryan Gosling ideal besetzt.
City of Stars wurde übrigens mit dem Oscar für den besten Song in diesem Filmjahr ausgezeichnet. La La Land war für ca. zwanzig Sekunden bester Film, wie man sich erinnern kann. Harhar.