almis personal blog

Welt-Frühgeborenentag

Heute durfte ich – anlässlich des Welt-Frühchentags auf dem bekannten deutschen Blog Stadt-Land Mama unsere Geschichte erzählen und auch auf mein Buch hinweisen. Das ist toll.

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Auf dem Foto war das Kind übrigens genau einen Monat alt. Aber noch immer sehr winzig und intubiert.

An einem Tag wie diesen wünsche ich allen “aktuellen” Frühchen-Eltern soviel Glück wie wir das hatten. Ich bin dafür immer noch täglich dankbar.

Im Bezirksmuseum

Vergangene Woche war ich mit der Klasse des Kindes im Bezirksmuseum Floridsdorf. Das war für mich sowas wie ein symbolischer Akt. Warum ist schnell erklärt.

Als wir damals eine Volksschule suchten, begann ich mir erstmals richtig Gedanken über unseren Wohnort zu machen. Wir wollten eher keine Privatschule, auch keine verschränkte Ganztagsschule, aber die herkömmlichen öffentlichen Volksschulen in der Umgebung waren nicht so nach unserem Geschmack. Ich hab mir eine sehr sympathische offene Volksschule im 23. Bezirk angesehen und auch im 3. Bezirk wäre eine Möglichkeit gewesen. Aber abgesehen davon, dass die Freunde dann relativ weit weg gewohnt hätten, hab ich mir plötzlich überlegt, dass das Kind dann in ein Bezirksmuseum gehen würde, in dessen Bezirk es gar nicht wohnte und vielleicht auch niemals wohnen würde. Und der Gedanke behagte mir nicht. Mir wurde bewusst, dass das Kind nun in ein Alter kam, in dem der Wohnort eine immer wichtigere Rolle spielen würde. Als wir dann nach Floridsdorf umgezogen waren, besuchte ich am Tag der offenen Tür einfach die nächstliegende öffentliche Schule und hatte die Wahl getroffen. So einfach war es plötzlich.

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Deshalb war es irgendwie ein feiner Tag, vergangene Woche zum Lehrausgang mit zu gehen (es lenkte auch vom die Nacht davor US-president elect ab) – und gehen ist hierbei auch wichtig, denn von der Schule zum Museum wanderten wir eine halbe Stunde mal hin, vorbei an den großen Floridsdorfer Ausfallstraßen, unter einer Autobahnauffahrt durch. Die Lehrerin hatte einen guten Weg gesucht, mittels dem wir nicht die ganze Prager Straße entlang gingen. Auf der Prager Straße sind Menschen nämlich eher lästiges Beiwerk, oder – abgewandelt von Pretty Woman – die Prager Straße ist nicht nett zu Menschen, sie ist nett zu Autos.

Jedenfalls kamen wir dann zu einem wirklich schönen Gebäude, nämlich dem Mautner Schlössl (nach Georg Heinrich Ritter von Mautner Markhof), in dem das Museum seinen Sitz hat. Im Museum teilten wir die Klasse in zwei Gruppen und wurden von jeweils einem Kundigen durch die Räume geführt. Aber erst, nachdem wir lernten (also in dem Fall ich auch) welche Bezirksteile auf dem Floridsdorfer Wappen zu sehen sind. Das wären dann: Floridsdorf, Groß Jedlersdorf, Jedlesee, Stammersdorf, Strebersdorf und Leopoldau.

Unser Bezirksteil, Donaufeld, ist auf dem Wappen nicht abgebildet, aus dem einfachen Grund, weil dieser Teil des Bezirks damals noch zu Leopoldau gehörte und großteils nur aus “G’stettn” bestand (also grob gesagt Wiese, Wildwuchs, unbebautes Land). Hier in der Gegend gibt es auch heute noch relativ viele Freiflächen mit Feldern und Gärtnereien.

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Ein Teil des Museums widmet sich dem häuslichen Leben damals, ein anderer dem öffentlichen Verkehr. Es gibt alte Fotos und Landkarten und ein Zimmer, das dem Bürgermeister und späteren Bundespräsidenten Franz Jonas gewidmet ist, der aus Floridsdorf stammte. Im Bezirk gibt es einen Hauptplatz gleich beim Bahnhof, der nach Jonas benannt wurde. Er wird in seiner Uninspiriertheit nur noch durch die Ratlosigkeit des administrativen Hauptplatzes “am Spitz” – mit dem sehr hübschen und innendrin mystischen Amtsgebäude – übertroffen. Da wäre noch was zu tun, um das Ganze etwas attraktiver zu gestalten. Floridsdorf war – vor seiner Eingemeindung in Wien, die erst 1905 erfolgte – im Gespräch als Landeshauptstadt von Niederösterreich.

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Damals, als es weder die U3, noch die U6 gab (die heute als Endstation Floridsdorf hat) und die U1 auch nur bis Kagran ging, statt wie heute nach Leopoldau.

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Die interessante Straßenbahnlienie 31/5, die einen Teil der Strecke des 5-ers fuhr und damals die einzige Verbindung von “Wien” nach Flodo war.

Auch nach dem Besuch des Bezirksmuseums bin ich jetzt keine waschechte Floridsdorferin, aber die Initiation wäre dann wohl erledigt. Hehe, nein, es war ein wirklich spannender und lehrreicher Vormittag. Auch die Kinder haben aufmerksam gelauscht.

Modern Jazzdance. Lebenshilfe.

Gestern sollten wir Sit ups in der Jazzstunde machen. Wir wollten nicht so richtig.

Darauf unser Coach:

“Come on. Christmas is coming. And there will be cookies and chocolate and dessert. You need to do this.”

Und wir so:

“Uahh. Ok”.

Dutzende Sit Ups später, der Coach:

“Well now you can go and eat chocolate and stuff. And at christmas you will say thanks Flo!”

Very nice. Thanks Flo! (Aua).

Modern Jazzdance. Neue Jeansgröße.

Ich lenke euch jetzt mal mit etwas banalem von den Kommentaren zur Trump-Wahl ab: Letztens in Jazz hab ich so wenig geschwitzt wie nie zuvor.

Beim ersten Mal hatte ich nasse Haare, als ich in die Ubahn im 3. Bezirk gestiegen bin und eine dreiviertel Stunde später, zuhause, waren die Haare immer noch nass. Dieses Mal war das erste Mal, wo ein sofortiger Sprung in die Badewanne nicht zwingend nötig gewesen wäre. Dafür haben mir meine Beine unheimlich wehgetan. Man kann halt nicht alles haben.

Wir haben diesmal eine schnelle Choreografie gelernt und dann fand unser Trainer, wir könnten das auch zu einem anderen Song tanzen, nämlich Womanizer von Britney Spears. Was noch schneller war, so ingesamt. Eine im Kurs meinte zu ihm: “Yes we wanna have fun.” So auf die Art: Ist auch schon wurscht. Er war aber begeistert. Harhar. Am Schluss der Choreo sollten wir eine “Beyonce” machen. Halb umdrehen, über die Schulter schauen und den Arm hoch. Praktischerweise lerne ich jetzt lauter so “junge Musik” kennen, zu der ich sonst weniger Zugang habe, wie zum Beispiel Taylor Swift. Deren Karriere bisher völlig an mir vorbeigegangen ist. Zu ihrem Song Back to December machen wir immer Streching.

Noch etwas anderes interessantes ist passiert. Ich habe mir eine neue Jeans bestellt und versehentlich Weite und Länge vertaucht. Normalerweise ist die Weite bei mir eine größere Zahl als die Länge. Jedenfalls probiere ich sie an und denk mir, wow, die ist aber lang, dafür ist sie etwas eng. Aber ich hab reingepasst. Das bedeutet, dass ich zwei Jeansgrößen “abgenommen” habe. Gewichtsmäßig zwar nicht, aber anscheinend mehr Straffheit, oder wie man das nennen möchte, gewonnen.

Sport wirkt anscheinend wirklich. Und das eigentlich ziemlich rasch.

Herbstferien

Dieses Jahr gab es in Wien erstmals Herbstferien.¹ Wobei: so stimmt das nicht. Erstens hatten in der vergangenen Woche nicht alle Schüler durchgängig frei und zweitens waren es keine richtigen Ferien, sondern viele Schulen nutzen ihre schulautonomen Tage, um daraus eine Ferienwoche, folgend auf den 1.November-Feiertag und 2. November schulfrei zu generieren. Wie auch immer: wir hatten letzte Woche frei. Und wir haben die Tage gut genutzt.

Am Montag, zu Halloween, fand der alljährliche Umzug der Kinder im Haus statt. Diesmal war die Runde allerdings deutlich kleiner, weil doch einige auf Urlaub gefahren sind. Aber Süßigkeiten wurden dennoch genug gesammelt, nicht, dass das Kind die essen würde harhar, aber das Sammeln macht Spaß. Am Dienstag machten wir unsere übliche Tour zu den Gräbern, vor allem meiner Großeltern. Diesmal war absolut kein Allerheiligenwetter, sondern es war sonnig und recht warm, sodass wir im Anschluss noch letzte “Aufräumarbeiten” im Garten durchführten.

Den Mittwoch verbrachte das Kind mit den Großeltern und ich hab bisschen gekocht, Honorarnoten geschrieben und Zeitung gelesen. Danach war noch ein Nachbarskind da. Am Donnerstag brachen wir schon um neun Uhr früh mit einigen Nachbarn zum Monki Park auf, der um 10 Uhr geöffnet wurde, und den wir bis 16 Uhr nicht verließen, abgesehen von einem kurzen Mittagessen. Interessanterweise war am Nachmittag viel weniger los, da am Vormittag ein paar Hortgruppen mit Kindern, die eben nicht frei hatten, den Indoor-Spielplatz enterten. Die Kinder hüpften zwei Stunden fast non stop am Trampolin. Nach so einem Tag ist man als Eltern, obwohl eh nicht viel tuend, erschöpft wie nach einer Wanderung. Am Freitag gings ins Donauzentraum. Das neue Gregs Tagebuch kaufen und rutschen – ja, es gibt dort eine recht neue Riesenrutsche, wo mir schon der Anblick weiche Knie macht.

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Am Abend haben wir dann die ORF-Show Die große Chance der Chöre geschaut. Nicht, dass ich das schon jemals gesehen hätte, und die letzte ORF-Casting Show, die ich verfolgt habe, war glaub ich Taxi Orange, aber diesmal nahm ein Chor aus meinem Lieblings(urlaubs)dorf teil und das durfte ich auf keinen Fall verpassen. Nämlich die Young Roses aus:

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Die Tochter meiner Freundin singt mit und ich habe mich sehr gefreut, dass sie – mit einem Song von Andreas Gabalier – ins Halbfinale aufgestiegen sind. Ich bin gespannt, was sie als nächstes singen werden. Ihr Reportoire erstreckt sich nämlich auch auf slowenische Lieder. Ich halte ihnen jedenfalls sehr die Daumen.

Am Samstag war ich mit dem Kind italienisch mittagessen und dann im Kino, Burg Schreckenstein. Ich muss sagen, dass ich sehr positiv überrascht vom deutschen Kinderfilm bin. Schon die Rico, Oskar… Filme hatten einen erfrischen lockeren und “alternativen” Ansatz und auch der Film über den “Wettstreit” zwischen einem Jungs- gegen ein Mädelsinternat ist gelungen, witzig, trifft den Ton, die Sprache von Vor-Pubertären, nach dem Motto: “Wir sind nicht auf dieser Welt, um zu tun was anderen gefällt!” Es ist auch ein Wettstreit zwischen sehr konservativer und weltoffener Erziehung. Und: Harald Schmidt spielt in einer Nebenrolle einen schrägen Grafen. Echt nett.

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Heute waren wir wieder mal in der Kirche und nochmal essen und morgen geht die Schule und Arbeit wieder los.

¹Dank einer aufmerksamen Leserin weiß ich: es war nicht das erste Mal!

Last weekend

Vergangenen Samstag war ich mit dem Kind Pizza essen. Das Kind ernährt sich derzeit am liebsten von Pizza und Hühnerflügeln bzw. Beinen. Jedenfalls war es sehr nett, so auf erwachsen gemeinsam essen zu gehen und nachdem der Tag so schön sonnig war, gingen wir nicht wie geplant ins Kino, sondern fuhren von der Pizzeria gleich in den Motorikpark weiter.

Wir waren ja schon einmal dort, das war gleich nach der Eröffnung und damals war es so voll, dass man sich bei den meisten Stationen sehr lange anstellen musste bzw. gar nicht dran kam. Diesmal war das anders, es war ziemlich leer und so konnten wir gemeinsam alle Stationen durchlaufen, oder fast alle, das hab ich ausgelassen:

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Es war schon so anstrengend genug. Wenn das Kind meinte, ach das schaukelt ein bisschen und ich mit 50 Kilo mehr draufstieg, dann schaukelte es nicht mehr nur ein bisschen, sondern ganz gewaltig. Aber es waren lustige zwei Stunden zusammen und am Ende gabs auch noch was fürs Herz, nämlich ein Pferd:

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Das Kind war eher Team Henderl, da gabs nämlich auch einige davon, direkt neben der Straße in Wien 22. Tja, in Transdanubien ist man schon irgendwie am Land.

Am Sonntag waren wir mit Freunden beim Heurigen Mittagessen und danach ging es zur Schallaburg auf die 70er-jahre Ausstellung. Gutes Thema, Umsetzung na ja, geht so. Aber der Innenhof der Schallaburg ist zumindest hübsch:

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Das Kind war schon sehr interessiert daran, wie wir damals in den 70er Jahren gelebt haben und da habe ich ihm – angesichts der Exponate – erklärt, dass die Frauen da noch für vieles erst kämpfen mussten.

Das Kind: “Hast du auch gekämpft?”

Ich: “Ich war da noch ein Baby.”

Das Kind: “Hat die Oma gekämpft?”

Ich: “So wie ich sie kenne – ja.” (harhar)

Aja, der unerreichbare Nobelpreisträger war mit einem Albumcover auch vertreten:

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Am Ende der Ausstellung gabs noch etwas Outdoor-Action:

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Asia Food

Ich widme mich derzeit der asiatischen Küche.

Letzte Woche habe ich Huhn mit Brokkoli und Champions in Soja-Asiasauce gemacht und gestern Rindfleisch mit Bambus und Pilzen. Und es hat tatsächlich wie im Lokal geschmeckt.

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Sollte es mit der Selbstständigkeit irgendwann mal nicht mehr so laufen, kann ich vielleicht beim Chinesen ums Eck anfangen.

Happy weekend

Das vergangene Wochenende war schön und ereignisreich und weil ich quasi gebeten wurde, darüber zu bloggen, tu ich das nun.

Am Freitag wollte ich eigentlich mit dem Kind zum Fielmann, weil die Brille (wieder mal) kaputt gegangen war und nun abgeholt werden konnte. Das Kind hatte jedoch keine Lust (als ob ich die hätte…) und so wurde es erstmal verschoben. Deshalb fing der Samstag aber dann mit Augenschmerzen an und so wurde die Brille dann doch noch schnell geholt und der Schmerz war im null komma nix vergessen.

Zu Mittag waren wir auf einem Brunch anlässlich des 45. Geburtstags eines Freundes eingeladen, im Gustl kocht. Acht Erwachsene, fünf Kinder im Alter von vier bis zehn Jahren. Das Lokal hatte einen Kinderspielbereich, sodass wir es alle sehr lustig hatten. Ach ja, und die Stromhalme sind, so hat ein Freund festgestellt, dort sicherlich vegan. Auch die Kinder hatten Spaß, so sehr, dass als eine Freundin dann ihren Hund von daheim geholt hat, sie auch gleich Wechselleiberl für das Kind mitgenommen hat, weil er komplett durchgeschwitzt war.dsc_1730

Gespanntes Warten an der Erdberger Lände

Dann ging es – ausgestattet mit diversen Laufrädern und Rollern – in den Prater. Auf dem Weg dorthin sehr schöne Gespräche über die Viennale, koreanische Horrorfilme und Vea Kaiser. Ein Freund zu mir: “Was sagst du zur Kolumne von Vea Kaiser im Kurier?”, ich so: “Na ja.” Er so: “Ja gell?? Aber ich als Mann trau mich das nicht so sagen.” Harhar. Überlegungen, ob er und seine Frau – dank neuem Hund – einen Hundekolumne oder einen Blog starten sollten. Meine Meinung: Unbedingt.

Dann sind wir bei der Praterfee eingekehrt. Ich war peinlicherweise noch nie vorher dort, aber es ist ein Kinderparadies, mit Trampolinen, Hüpfburgen und anderem. Das Kind ist fast die ganzen zwei Stunden, die wir dort waren, auf der Hüpfburgrutsche runtergehüpft und hatte dann so arge Striemen auf den hinteren Oberschenkel, dass ich mir schon Sorgen mache, dass das Jugendamt auf mich zukommt. “Tut das nicht weg?” “Ja doch schon… ok, ich geh wieder hüpfen.” Okay…

Wir Erwachsenen haben dann angestoßen, es war so ein wunderschön-sonniger Herbsttag, und dann haben einige auf den Herbst angestoßen und die anderen auf den Geburtstag und da entstand dann irgendwie der Eindruck, das Geburtstagskind sei im Herbst seines Lebens. Ein Freund: “Auf deinen Herbst! Möge er lange dauern.” Harhar. Ach ja und den Hund durfte ich dann auch an der Leine führen. Ich mag zwar selber keinen Hund besitzen, bevor mir jemand das vorschlägt, aber das war sehr nett.

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Gespanntes Warten im Konzertsaal

Am Sonntag war ich dann – im Zuge meiner Arbeit für die MDW Wien – auf einem Konzert der Hochbegabten, Young Masters. Obwohl ich nichts von klassischer Musik verstehe, hat es mir sehr gut gefallen, es war auch ein schöner Rahmen an einem sonnigen Sonntag.

Es wurde Werke von Bruch, Mozart, Beethoven, Spohr zum besten gegeben. Warum ich nichts von Musik verstehe und dennoch an der Musikuni arbeite? In dem Forschungsbereich geht es darum, wie man hochbegabte MusikerInnen am besten fördern kann. Und ich durfte also erstmals die Gesichter zur Forschung quasi kennenlernen.

Literaturnobelpreis, zwei

Das war ja schon irgendwie eine Überraschung am Donnerstag als der Literaturnobelpreis vergeben wurde.

Ich habe mir den Live-Stream dazu angeschaut und bin immer wieder echt überrascht, wie da völlig selbstverständlich auf Schwedisch präsentiert wird, so als wäre das eine Weltsprache. Wenn man d(i)en PreisträgerIn nicht so gut kennt, muss man sich sehr konzentrieren, um überhaupt den Namen rauszuhören. Das war dieses Jahr nicht so schwierig. Bob Dylan kennt man ja doch. Und obwohl er immer auch als Geheimfavorit gehandelt wurde, wars doch irgendwie nicht unmittelbar erwartbar und ein sehr schöner Moment find ich.

Während man in Amerika immer darauf wartet, dass jemand die sogenannte great american novel schreibt, hat Dylan de facto sehr viele great american songs geschrieben. Man muss sich nur mal dran erinnern, wieviele universal bekannte Lieder und Lyrics er verfasst hat. Deshalb geht der Literaturnobelpreis auch völlig in Ordnung, finde ich (im Gegensatz zu manchem anderen). Denn was er verfasst ist zwar kein Roman und keine Novelle, aber Poesie im besten Sinn.

Ob das Blowing in the Wind ist oder All along the watchtower, Like a Rolling Stone, The Times they are changing, Knocking on Heavens Door, usw ist. Dylan war für seine Lyrics sicher mehr bekannt als für seine Musik, wenn man bedenkt, dass viele seiner Songs erst durch Interpretationen durch andere Musiker wirkliche “Hits” wurden. Beispielsweise hat Dylan die Interpretation von All along the Watchtower von Jimi Hendrix als viel besser als seine eigene bezeichnet (mit einem der besten Song-Intros aller Zeiten IMO). Auch wenn ich kein Gun’s roses Fan war, mochte ich ihr Knocking on heavens door Cover. Oder das der Byrds von Mr. Tambourine Man.

Ein Song, den ich aber sehr gerne von Dylan himself gehört habe war der, für den er 2001 den Oscar bekommen hat. Nämlich Things have changed. Der Song fängt so wunderbar die Stimmung des Filmes ein, für den er geschrieben wurde, nämlich Wonderboys mit einem herrlichen Michael Douglas in einer untypischen Rolle. Der ganze Text ist brilliant, weil er eine Midlife-Crisis Desillusionierung in einer sehr poetischen Sprache transportiert, die voller geheimnisvoller Anspielungen steckt und gefühlt doch immer nachvollziehbar ist:

People are crazy and times are strange
I’m locked in tight, I’m out of range
I used to care, but things have changed

Und- to sum it all up:

All the truth in the world adds up to one big lie

Hier zu sehen:

Somit sind Bob Dylan und George Bernhard Shaw nun die einzigen beiden Menschen, die einen Nobelpreis UND einen Oscar bekommen haben. Das weiß ich seit gestern, twitter sei Dank.