almis personal blog

kottan-esk

kottan-eskes gestern in favoriten:

ich stehe auf einem balkon im 5. stock und beobachte zwei halbwüchsige. sie spielen zuerst am gehsteig fußball. danach quer über die straße. eine vorrangstraße übrigens. stark befahren. keine besonders gute idee. vor allem, da gleich gegenüber ein wachzimmer ist. und die autos bremsen müssen, um den ball auszuweichen.

und da passiert es auch schon, ein polizist kommt mit den worten: "heards sads es deppat wurd’n? oda wos??" des weges. ich glaub, das muss man nicht übersetzen. auch im fünften stock höre ich jedes wort sehr deutlich. ich habe kottan kaum gesehen, aber ich denke, sowas und ähnliches könnte man dort auch hören.

the hurt locker – review

manche kriegsfilme tragen sehr explizite und unmissverständliche namen wie apocalypse now, full metal jacket, platoon, black hawk down oder jarhead, andere präsentieren sich im titel etwas poetischer wie the thin red line, born on the 4th of july, good morning vietnam oder letters from iwo jima. kathryn bigelows film heißt the hurt locker und hier stutzt man erstmal, zumindest als nicht-native speacker. was heißt das? the hurt locker ist ein militärischer slang ausdruck und bedeutet: "a metaphorical bad place one goes to
after/while experiencing defeat, injury, distress." ein für mich relativ artifizieller titel, mit dem bigelow wohl – auch – transportieren will, dass sie in dem genre zuhause ist.

the hurt locker dokumentiert arbeit und alltag eines bombenentschärfer-teams im irak 2004. die täglichen lebensgefährlichen einsätze, die trostlosigkeit dieser aufgabe, die freudlosen abende fernab der heimat -die zuweilen mit "jungs-spielchen" und saufgelagen verbracht werden. alle zählen die tage bis zum ende des projekts mit ausnahme vom chef der truppe: william james (jeremy renner). james sehnt sich zwar auch nach seinem kleinen sohn, manche ereignisse im irak machen ihn ebenso wie die anderen betroffen und zornig. aber er ist vor allem vor ort, weil er ein adrenalinjunkie ist, weil er den kick braucht, täglich in todesgefahr zu geraten und nur durch sein können, sein wissen und seine ruhige hand zu überleben.

vielleicht wirkt es auf den ersten blick nicht stimmig, dass das tägliche leben im irak einerseits sehr naturalistisch abgebildet wird, gefilmt mit einer HD-handkamera, was eine schmutzige und "hautnahe"-optik erzeugt. auf der anderen seite gibts es wunderschön fotografierte explosionen in zeitlupe und mit musik unterlegt, die den film stylish und fast schon elegant erscheinen lassen. aber ich denke, gerade das soll den gegensatz vermitteln, zwischen den soldaten, die ihren dienst nach dem motto "augen zu und durch" ableisten und dem protagonisten james, der sich der gewissen ästhetik des grauens nicht entziehen kann. 

für mich als genre-unkundige erweist sich the hurt locker vor allem als spannender und gleichzeitig bedrohlicher film. schon alleine james’ aufzug in schutzanzug jagt einem schauer über den rücken. the hurt locker erzählt weniger von gewalt (in inglorious basterds ist sicher mehr blut zu sehen) als von nervenkitzel und der psychologischen herausforderung, der sich die soldaten stellen müssen. bigelow gelingt es dabei sehr gut, den zuseher durch audiovisuelle spielereien (nach einer explosion hört man für einige sekunden nichts, dann sind die stimmen gedämpft) das gefühl zu geben, er erlebe alles unvermittelt mit.

die frage, ob the hurt locker sich zurecht gegen avatar durchgesetzt hat, kann ich nur bejahen. und zwar bereits nach den ersten drei minuten.

dein gesicht morgen

im falter wird der neue javier marias roman (eigentlich ein dreiteiler – dein gesicht morgen: fieber und lanze. tanz und traum. gift und schatten und abschied.) ausgiebig von sigrid löffler vorgestellt. 

marias meint: "ich hoffe, dass meine abschweifungen spannend und interessant genug sind, dass der leser zwischendurch darauf vergisst, ständig zu fragen, ob der attache nun enthauptet wird oder nicht." wenn diese abschweifungen so ähnlich gestaltet sind wie in morgen in der schlacht denk an mich, herr marias, würde ich mir keine allzu großen hoffnungen machen. abschweifungen, die mehr als 70 seiten lang sind und den leser wie einen esel mit hängender zunge hinter einer karotte herlaufen lassen, sind vor allem eines: ärgerlich. und sie verleiten den rezipienten mitunter dazu, zu denken, dass der autor selbst (zu)wenig interesse an seinem mainplot hat. ich habe morgen in der schlacht irgendwann entnervt und agressiv in eine ecke geworfen, weil ich gar nicht mehr wusste, wo wir denn eigentlich stehengeblieben sind. und noch schlimmer: es interessierte mich kein bisschen mehr. abschweifungen sind dann gut, wenn der leser sie nicht bemerkt, weil er davon gefesselt ist. wenn sie den eindruck vermitteln, nur lückenfüller zu sein, sind sie entbehrlich.

warum, herr marias, drehen sie die geschichte nicht um. und erheben den subplot zum mainplot? dann müssen sie sich vielleicht weniger sorgen machen. oder sie kürzen ihre trilogie einfach um zwei teile? 

auf wiedersehen

wie heißt es in friedrich torbergs tante jolesch so schön: "alle städte sind gleich, nur venedig ist ein bisserl anders". 

das ist wahr, denn lässt man die ponte della liberta hinter sich, um beispielsweise sein auto im prakhaus tronchetto abzustellen, so verlässt man auch die motorisierte zivilisation und betritt einen ort, der für eltern mit babys, verunfallte, körperbehinderte, kranke und alte menschen denkbar ungeeignet ist. man kann sich fortan nur noch per vaporetto oder gondel fortbewegen, seine wege zufuß zurückzulegen und viele, viele stiegen zu steigen. das ist altmodisch, aber auch herrlich. venedig ist weltabgewandt und dort zu leben sicherlich eine herausforderung.

natürlich bröckelt venedig, viele prachtbauten sind abgewohnt, die farben ausgebleicht, manche viertel wirken düster und dubios. doch wie kitschig und überkandidelt wäre die stadt, würde sie in makellosigkeit glänzen, würde alles renoviert und neu gestrichen werden. ein unerträgliches disneyland wohl ohne diesen speziellen charme, den man fast vergisst, wenn man die stadt einige jahre nicht bereist hat, der aber sofort wieder gegenwärtig ist, wenn man in der dämmerung den canale grande entlangfährt. adrians augen waren ganz groß und er wurde still.  

wenn er etwas größer ist wollen wir nochmal einen silvester wie 1995/96 dort verbringen. bei san marco gläser zerbrechen. in dorsoduro einen espresso trinken. peggy guggenheims bilder ansehen. und dinge tun, die wir bisher noch nicht getan haben. in diesem sinne – bis zum nächsten mal.  

venedig mit kind

wir haben venedig bewusst als erstes richtiges reiseziel zu dritt ausgewählt (bisher waren immer opa und/oder oma im urlaub mitdabei) und dafür gabs mehrere gründe. 

zum einen kennen wir venedig sehr gut und wissen wie die stadt funktioniert. wir wissen, wo man parken kann, wie das mit dem vaporetto fahren geht, wie man zum zentrum gelangt, wo man gut essen gehen kann und wo es kindgerechte zonen gibt. wir müssen also nicht lange fahr- und straßenpläne studieren und uns erstmal zurechtfinden, sondern haben eine gewisse “mindmap” der stadt im kopf. zum zweiten gibt es in venedig “seeboote”, wie adrian sie nennt. das bootfahren ist für ihn – wie andere öffentliche verkehrsmittel – spannend und abwechslungsreich. zum dritten ist die fahrzeit mit dem auto noch ideal, netto sind das etwa fünf stunden von wien aus. und viertens ist das buggy-tragen ueber die zahlreichen bruecken zwar durchaus sport für erwachsene, andererseits kann ein kind sich dort auch relativ frei bewegen, weil es viel platz zum laufen und keine autos gibt. venedig gilt vielleicht nicht als grüne stadt, hat aber doch einige grünflächen (giardini) und spielplätze anzubieten.

außerdem ist das essen in italien hervorragend: pasta und nudeln kommen immer gut an – und seit kurzem gibt es in venedig sogar ein hardrock cafe (in unmittelbarer nähe von san marco). also war auch für pommes gesorgt. und für kinderunterhaltung: gleich beim eingang kriegt man stifte zum zeichnen und lustigen “lesestoff” in die hand gedrückt.

auch unser ausgewähltes b&b beim arsenal erwies sich als absoluter glücksgriff. der vermieter war in unserem alter, sympathisch und unkompliziert. unser zimmer war komfortabel und recht groß. die nächte waren problemlos, da adrian anstandslos ein- und durchschläft. das frühstück war die größte herausforderung, da es in einer art venezianischem salon angeboten wurde, der neben den b&b zimmern liegt. da adrian in der früh nichts isst, hatte er wenig interesse am tisch zu sitzen, sondern schaltete statt gerne mal die lampen ein und aus, tobte herum und zog an noblen venezianischen tischtüchern. es ist erstaunlich wie schnell man in so einem fall dann mit dem frühstück fertig ist. harhar.

aber alles kein problem für unseren vermieter. beim verabschieden meinte er nur lächelnd: “next time with a little sister?”. der mann hat nerven, aber wie man weiß sind italiener meistens sehr kinderlieb und geduldig. auch ein guter grund, mit kids nach italien zu reisen.

geburtstag, zwei

adrian döste im richtigen moment weg und so konnten wir längere zeit bei den vorbereitungen zum dreh zusehen. da wurde eine art baldachin aufgestellt und ein nettes buffet aufgebaut (nudeln, tiramisu und andere italienische köstlichkeiten). da wurden venedig-fahnen aus den fenstern gehängt und boote in stellung gebracht. ein bulliger bodyguard lief grimmig an set hin und her. ein requisiteur schüttelte missbilligend den kopf über die fake-reisepässe für den film. anscheinend handelte es sich um relativ schlechte fakes. und dann kam ein nobles braunes motorboot entlang, bei dessen kabine die vorhänge zugezogen waren. ein paar menschen standen an bord und hielten ihre nase in den wind, aber interessant war hauptsächlich die person, die versteckt hinter dem vorhang sitzenblieb. angelina

nach einem kurzen zwischenstopp im hotel – wie gesagt drei minuten vom filmset entfernt – erhielt ich einen lieben geburtstagsanruf und lief, mich mit deutschland unterhaltend, zurück zum dreh. angelina war inzwischen auf der bildfläche erschienen und es ging los. mehrere male fuhr sie mit ihrem boot unter der brücke des arsenals hindurch, diesmal an deck. wie unser vermieter uns erzählt hatte, war das eine absolute ausnahme. die brücke ist sonst permanent verschlossen. die szene war schauspielerisch keine besondere herausforderung und im grunde genommen sah ich nur angelinas langes braunes haar, aber es war trotzdem unheimlich faszinierend. ich hatte das gefühl, etwas großartigem beizuwohnen. in diesem moment könnte wohl auf der ganzen welt nichts spannenderes passieren als dieser dreißig sekunden dreh. mich als kino-aficionado erwischte das einfach auf dem richtigen fuß. ein weiteres mal werde ich aufgeregt sein, wenn the tourist ins kino kommt und ich nur auf diese eine szene warte. 

der abend klang mit einem spaziergang zum markusplatz und take-away pizza für drei langsam aus. mir gelang es, ein (wie ich finde) für venedig, für san marco bei nacht charakteristisches foto zu schießen:

and then later when it gets dark, we go home. beim nachhausekommen kauften wir valpolicella in der bar des haueses unseres b&b’s und bekamen gleich passende gläser dazu geborgt. im stiegenhaus war es stockfinster und ich hielt "luce scale" (den lichtschalter fürs stiegenhaus) für einen hausbewohner mit wohlklingendem namen und wollte ihn davon abhalten, den armen aus dem bett zu klingeln.. soviel zum thema italienischkenntnisse.

adrian schlief schnell ein und wir tranken unseren wein im schein der nachttischlampe. just a perfect day.

p.s. freue mich sehr darüber, dass diese kleine geschichte im wunderbaren blog von fishy gefeatured wird. danke!