almis personal blog

blech oder blume?

heute ist der 1. april. also achtung! die folgende geschichte ist allerdings tatsächlich wahr.

mitte bis ende der der neunziger waren stermann und grissemann gastgeber einer skurillen partnervermittlungsshow auf fm4, radio blume. jeden dienstag um mitternacht hatten sie eine frau zu gast, die via radio – mehr oder weniger ernsthaft – ein date suchte. eine ganze stunde konnten dabei männer anrufen und versuchen, das herz der dame zu gewinnen. am ende stand immer die frage: blech oder blume. die letzte "blume" des abends hatte dann das date "gewonnen". aber eigentlich waren die anrufer eher nebensache. im mittelpunkt standen die moderatoren.

ich war süchtig nach radio blume. und mir war es einfach zu wenig, diese sendung einmal in der woche zu verfolgen. so nahm ich mir jede ausgabe auf und hörte sie dann die ganze restliche woche bis zum nächsten dienstag immer und immer wieder. ja natürlich konnte ich irgendwann mitsprechen. aber das war mir egal. meine welt war vollkommen in ordnung, wenn meine radio blume kassetten im hintergrund dudelten, zum einschlafen oder wenn ich an irgendwelchen uniarbeiten schrieb oder im internet surfte.

irgendwann viel später, als die beiden radio blume schon lange zu grabe getragen hatten, habe ich im rahmen einer "fragestunde" mit stermann und grissemann gechattet. dabei habe ich ihnen auch erzählt, dass ich ihre sendungen exzessiv gehört und alles aufgenommen habe. und ich fragte sie, ob sie das "strange" finden. die antwort: "das finden wir nicht strange, das ist beängstigend psychopathisch, da winkt das geisteskrankenhaus".

ich finde, eine ganz nette geschichte zum 1. april. obwohl sie wahr ist.

linienspiegel reloaded

libro bietet jetzt doch tatsächlich linienspiegel zum download an. irgendwie total bizarr.

linienspiegel sind etwas völlig altmodisches. so altmodisch eigentlich, dass ich bis zu diesem moment, als ich die neue webversion davon sah, schon ganz vergessen hatte, das sie überhaupt existieren. dabei waren manche schulkollegen so stolz darauf, dass sie sogar ihren namen oben vermerkten. in der volksschule hatte ich zu jahresanfang immer zehn oder fünfzehn stück davon, aber mit den monaten, die vergingen, verschwand einer nach dem anderen. ähnlich wie socken in der waschmaschine. manche wurden verborgt, andere in irgendeinem heft vergessen oder im bankfach liegen gelassen. die kümmerlichen reste, die am tag der zeugnisverleihung noch existierten, waren meist ganz verknittert und relativ unschön anzusehen.

aber es gab nicht nur linienspiegel, es gab auch füllfedern statt kugelschreiber, deren patrone man toll mit einer schere aufstechen konnte und deren tinte dann das edle löschpapier durchtränkte. und die tintenkiller, mit denen man fehler ausbessern konnte, die allerdings den so bearbeiteten aufsätzen einen eher schlampigen touch gaben. dann verkaufte so ein kleines papiergeschäft an der ecke besondere bleistifte (alle mädchen liebten sie), die ganz bunt bemalt waren und die gut rochen. sie enthielten manchmal so kleine plastik pseudofrüchte oben beim verschluß oder bärchen. ich konnte sie stundenlang betrachten und daran schnuppern. und schließlich gab es noch die radetzkys. ich nehme an, die nennt man nur in wien so? die radiergummis jedenfalls, mit denen manche die schulbänke bearbeiteten und die dann lauter fussel hinterließen.

ich bin ja immer noch sehr papiergeschäft-affin. und ich schnuppere jetzt zwar nicht mehr an bleistiften, doch sehr wohl an neuen kalendern, notizblöcken oder an druckfrischen büchern.

i am a camera

gestern cabaret im volkstheater. hat seine guten kritiken zurecht erhalten.

der plot beruht unter anderem auf erzählungen von christopher isherwood. als ich das im programmheft gelesen habe, fiel mir meine allererste proseminararbeit auf der uni wieder ein, in meinem nebenfach publizistik. wir sollten den aufsatz die fotometapher in der reportagediskussion lesen – verfasst von einem der professoren des institutes – und nach bestimmten gesichtspunkten analysieren. das hatte insofern mit isherwood zu tun, als der schrieb: "i am a camera with its shutter wide open, quite passive, only recording not thinking". dieser satz war die einleitung für den aufsatz und darauf baute der autor seine ausführungen.

ich las den aufsatz also das erste mal bei tee und kuchen. ok, so funktionierte das nicht. ich zog mich in mein zimmer zurück und las ihn zum zweiten mal. wieder nichts. also dann in der bibliothek ein drittes mal. hm. ich konnte machen was ich wollte, ich verstand den punkt nicht. ich wusste nicht worauf der autor hinaus wollte und konnte keinen gesamtzusammenhang herstellen. ich geriet zunehmend in panik: war es nicht furchtbar peinlich, schon an der ersten aufgabe zu scheitern? würde ich mir bald schon ein neues nebenfach suchen müssen? irgendwann nach sechs oder siebenmal lesen hatte ich den aufsatz geknackt. keine ahnung wieso, aber plötzlich erschien es ganz einfach. im prinzip ging es um die frage, ob ein journalist ein unbeteiligter zuschauer sein kann und soll, oder ob er einfach immer subjektiv bleiben wird, ob er will oder nicht. ja, eigentlich nicht besonders kompliziert. aber der begriff "fotometapher" im zusammenhang mit "reportagediskussion" hatte mich scheinbar nachhaltig verstört.

später im studium belegte ich so gut wie alle seminare bei erwähntem autor und professor. nicht nur, dass er "seine" studenten auch außerhalb des hörsaals erkannte (und das war nicht leicht, da wir pro lehrveranstaltung selten weniger als hundert menschen waren), war seine art vorzutragen nicht nur ausgesprochen interessant und praxisbezogen, sondern darüberhinaus auch extrem pointiert. so wurden pflichtlehrveranstaltungen zu einem echten ereignis.

szene ;)

im zuge der großen programmreform im april plant der orf ein neues szenemagazin, das praktischerweise seinen inhalt gleich im titel trägt: szene zwinkersmiley. (titel von der redakteurin ent-ikonisiert)

sollte man da etwas angst bekommen? oder zumindest eine gänsehaut? ich denke schon.

ok, ich mag als thirtysomething nicht mehr in die ganz junge zielgruppe fallen, trotzdem wage ich mal zu behaupten, dass (zwinker)smilies in sendungstiteln allenfalls noch im vergangenen jahrtausend als cool und innovativ durchgegangen wären, obwohl ich mir selbst da nicht ganz sicher bin. aber es gibt noch weitere indizien, die für misstrauen sprechen. zuerst mal: die dauer. 6 minuten. 6 minuten?! wieviel gemixte informationen aus aller welt lässt sich in so eine kurze zeitspanne packen? und wie fundiert und tiefgehend werden diese infos in diesem fall sein? dann der hinweis auf internationale agenturmaterial. klingt nach lieblos abgefilmten, vom orf nicht weiter bearbeiteteten beiträgen. wenig arbeit für den sender, höchstwahrscheinlich aber auch bescheidenen unterhaltungswert für den seher. und schließlich unmoderiert, von einer stimme aus dem off getragen, die "freche" kommentare abgibt. wieso denke ich dennoch, dass das ironischste an dem neuen format der schon erwähnte zwinkersmiley sein wird?

ok, der orf will mit szene zwinkersmiley seher von hi society auf atv abziehen. schwierige aufgabe, selbst wenn das format vielversprechender wäre. dominic heinzl nimmt sich zumindest volle 30 minuten für seine szenebetrachtungen zeit. und er nimmt sich selbst und die von ihm beobachteten promis und trends auch gerne aufs korn. mal abwarten, was der orf dem dann tatsächlich entgegenzusetzen hat.

color me kubrick

lange zeit hielt ich stanley kubrick für überschätzt. dann begann ich damit, seine filme zu sehen.

obwohl alle kubrick filme spezielle trademarks an sich haben und damit unverwechselbar die handschrift ihres regisseurs tragen, repräsentieren sie doch die unterschiedlichsten genres, epochen und weltsichten. lolita kommt anfangs wie ein harmloses sechziger jahre samstagnachmittags filmchen daher, hat es aber faustdick hinter den ohren. ungeheuer explizite dialoge lassen keinen zweifel daran, was ein nicht mehr ganz junger college professor und ein 14 jähriges schulmädchen in ihrer freizeit miteinander tun. 2001 – a space odyssey ist ein langsames, dialogarmes, dafür bild- und soundgewaltiges science fiction werk. und doch soviel mehr als das. das zusehen fordert allerdings geduld vom geneigten cineasten.

dr. strangelove or: how i stopped worrying and love the bomb, der titel sollte teaser genug sein. und ein kurzer hinweis auf peter sellers. the shining, ein horrorfilm der etwas anderen art. barry lyndon ein charmanter kostümfilm nach einem englischen schelmenroman. clockwork orange ist in all seiner brutalität und gleichzeitigen hochästhetischen aufmachung ohnedies eine klasse für sich. fesselnd, angstmachend, klug und kultig bis ins mark – und den ambivalenten nachgeschmack hinterlassend, ob man so eine art von film wirklich gut finden "darf". eyes wide shut ist besser als sein ruf. und hat schnitzlers traumnovelle durchaus gekonnt adaptiert. auch wenn man über die besetzung von tom cruise streiten kann.

ein neuer film, color me kubrick, beschäftigt sich nun mit dem kubrick impersonator alan conway, der in der letzten lebensphase des regisseurs als sein doppelgänger auftrat. john malkovich spielt die hauptrolle. sowas ähnliches wie being stanley kubrick also.

familie estevez und bobby

also es ist so:

martin sheen ist unter anderem der vater von charlie sheen und emilio estevez. genau, selbe familie, verschiedene nachnamen. eigentlich heißen sie alle estevez. martin nämlich original ramon, charlie carlos und emilio…na ja, ist klar. martin sheen hat seinen geburtsnamen aber durch den bekannten künstlernamen ersetzt. charlie tat ihm das gleich, emilio aber nicht. er wollte sich abgrenzen und außerdem fand er seine initialen ee gut.

nun hat emilio estevez seinen ersten wirklich großen film gedreht, bobby. die rezensionen sind durchwachsen. manche kritiker meinen, estevez hätte robert kennedy zu stark heroisiert. andere sehen ihn eher an den rand des geschehens gerückt, und kritisieren, dass die geschichten, die über die gäste des ambassador hotel am tag seiner ermordung erzählt werden, zu wenig relevanz haben. ich sehe das nicht so. es handelt sich hierbei um keine dokumentation des lebens von robert kennedy. das leistet der film nicht und will er auch nicht leisten. es ist ein stimmungsbild unter menschen, die ihn wählten, die von ihm fasziniert waren, die zusammkommen, um seinen vorwahlsieg zu feiern. und die nebenbei ihr leben leben, in diesem hotel, an diesem tag. und das ist nicht nur aufgrund der erstklassigen besetzung sehr sehenswert.

what happens in vegas…

heute themenabend las vegas auf arte. man gibt casino und eine dokumentation.

las vegas ist unglaublich. solange man nicht dort gewesen ist, kann man sich gar nicht vorstellen wie sehr. ein hotel wie das stratosphere ist arbeitsplatz für 2.400 menschen. ja, richtig gelesen. andererseits erklärt das, weshalb jeder zweite hotelparkplatz für mitarbeiter reserviert ist, was beim fahren durch das parkhaus doch noch etwas übertrieben erschienen war.

in vegas kann man tatsächlich schnell und unkompliziert heiraten. dazu muss auch weder ein elvis look alike anwesend sein, noch gerät man unter akute kitsch überzuckerung – wenn man das hiesige standesamt wählt.

in vegas ist es furchtbar heiß. so heiß, dass man es nicht darauf anlegen sollte, einen bummel über den strip zu wagen. dafür sind die hotels angenehm kühl und den himmel sieht dabei man auch, beispielsweise den von venedig im hotel venetian. im mgm grand kann man echten löwen begegnen, im new york new york ist eine hochschaubahnfahrt möglich. wenn man eher auf naturschauspiele steht, kann man auch einen vulkan beim ausbruch beobachten, im mirage. das highlight ist aber doch die wassershow des bellagio. ok, es ist auf wirkung getrimmt und vielleicht will man neutral bleiben. aber man schafft es nicht. es ist wirklich toll.

genauso wenig wie man die stadt auf kritische distanz halten kann. das lässt sie nicht zu.

soundtrack des lebens

in meinem lieblingsforum wurde vor kurzem über den individuellen soundtrack des lebens philosophiert. es ist spannend darüber nachzudenken, welche songs einem in bestimmten lebensphasen etwas bedeuten und warum.

der song, den ich in meinem leben am häufigsten gehört habe, ist sicher do you remember the first time von pulp. für manche ein simpler britpop song mit eigenartigem text, für mich ein stück jugendzeit, ein stück wut auf die schule, ein stück neugier auf fremdes und unbekanntes.

der song, in dem ich wiederfinde, ist don’t panic von coldplay. und das nicht nur, weil er in zwei tollen filmen gefeatured wird. das leben ist schön. aber es macht auch angst. das ist kein widerspruch.

der song, der mich an eine bestimmte begebenheit erinnert, ist wouldn’t it be good von nik kershaw. ich habe in einem geschäft gerade rote schuhe probiert, als kershaw sang: "wouldn’t it be good to stand in your shoes, even if it was for just one day".

der song, den wohl niemand außer mir gerne hört…das müsste praying für time von george michael sein. weil george michael generell unterschätzt wird. sein album listen without prejudice ist wirklich gut. jawohl. und der titel ist in dem fall auch programm.

der song, der mich vor allem wegen seiner lyrics beeindruckt, ist everybody’s free von baz luhrmann. die lyrics mögen etwas oberlehrerhaft rüberkommen. aber was luhrmann rezitiert ist großteils wahr und tröstlich.