almis personal blog

im zentrum

der reformierte orf beglückt uns nun jeden sonntag mit einem runderneuerten (?) polit-talk. vor jahren hieß das format zur sache, dann offen gesagt und nun im zentrum. die zutaten sind praktisch immer diesselben: ein moderator, fünf oder sechs gäste. was kann man da schon groß verändern oder variieren? stimmt, außer dem namen praktisch nichts.

oder doch: die art der moderation. endlich hat elmar oberhauser auch mal wieder vor der kamera etwas zu tun bekommen. er ist wie üblich grantig, ungeduldig und schnell genervt. das ist quasi sein trademark. auch die fünf parteichefs des landes schafften es nicht besonders lange, ihn bei laune zu halten. thema war diesmal übrigens 100 tage neue regierung. peter westenthaler lieferte aussagen wie "herr bundeskanzler, nur etwas an ihrer politik ist griffig – der griff in die taschen der österreicher" (aua, kalaueralarm) oder "sie können nicht mehr als barolo mit barroso trinken" (hui, eine alliteration). wortspenden von den anderen: "die, die nichts haben, können nicht noch weniger bekommen" (gusenbauer, logisch) und "herr gusenbauer, sie sind seit 100 tagen unglücklich im amt befindlich" (strache, prätentiös).

am ende stellte oberhauser, offensichtlich nicht wirklich mit dem verlauf der diskussion zufrieden, jedem die frage, ob er glaube, dass die neue regierung die vorgesehene zeit halten werde. westenthaler setzte daraufhin zu einer uferlosen und wohl gleichzeitig auch unkonkreten rede an, worauf oberhauser ihn anschnautzte: "jo oder na?" westenthaler parierte und entschied sich für ein schnelles "nein". aus diesen und ähnlichen gründen ist man froh, dass oberhauser back ist. auch wenn es durchaus room for improvement gibt.

versuch und irrtum

manche dinge mache ich nach dem trial and error prinzip.

beispielsweise den wecker stellen. da ich nicht jeden tag zur gleichen zeit aufstehe, muss ich ihn drei- bis viermal in der woche neu programmieren. der wecker hat vier tasten: mode/alarm/minus/plus. ich habe wirklich keinen schimmer, wie man die alarmzeit richtig einstellt. es geht eher so vor sich, dass ich abwechselnd und völlig planlos die tasten solange in verschiedenen kombinationen drücke, bis irgendwann mal die ziffern zu blinken anfangen. was ein zeichen dafür ist, dass der wecker nun grundsätzlich bereit für anweisungen von mir wäre. anschließend konzentriert sich das hektisch-ahnungslose herumdrücken nur noch auf die plus und minus tasten. solange bis die gewünschte zeit – wie von zauberhand, denn ich habe damit garantiert nichts zu tun – programmiert ist.

ähnlich bei englischer grammatik. nie könnte ich irgendjemand irgendwelche grammatikregeln erklären. wenn ich etwas schreibe, dann "erfühle" ich nachher, ob das stimmen kann oder nicht. und ich spüre, wenn etwas falsch ist, aber ich kann nicht beschreiben wieso oder weshalb. im gegensatz zu mathematischen oder naturwissenschaftlichen disziplinen, wo ich erschreckend gefühllos bin. in der volksschule habe ich mal gerechnet: 1 maroni kostet 3 schilling, also kosten 5 maroni 60 groschen. vollkommene mathematische frigidität.

beim kochen verlasse ich mich wieder ganz auf meine intuition. nicht, dass ich sehr viel kochen könnte. lasagne, fleischlaberl, schinkenfleckerl im großen und ganzen. aber dabei würze ich nach gutdünken und schätze so um den daumen herum die menge der notwendigen zutaten ab. ich koste auch selten zwischendurch, weil ich finde, das verdirbt den appetit. funktioniert aber trotzdem ganz gut.

mind the gap

nein, heute nichts über freitag den 13., dafür etwas über die ubahn in london, da ich gestern beim aufräumen über einen tube plan gestolpert bin.

wahrscheinlich weil es meine erste reise "richtig weg von daheim" war, wird london für mich immer eine besonders aufregende stadt bleiben. vermutlich aber auch deshalb, weil sie das einfach ist.

die ubahnlinien in london werden nicht einfach durchnummeriert, sondern heißen beispielweise circle, victoria oder jubilee line. die stationen selbst tragen so klingende namen wie angel, elephant and castle, blackfrias oder all saints. als wäre london eine stadt aus einem märchen. oder ein gigantischer vergnügungspark. ja, das trifft es besser, sieht doch die tower bridge im grunde genommen wie ein riesiger verkaufsstand für zuckerwatte und luftballons aus.

ich musste unbedingt zum sloane square, um das haus am eaton place zu finden. was ich auch tat. in ungefähr dreißigfacher ausführung. an der liverpool street, wo wir wohnten – eine stattliche zugstation mitten im bankenviertel – überquert tom cruise in mission impossible die straße. sicher die beste szene des films. am mornington crescent, auf dem weg nach camden town, saßen wir regelmäßig eine viertelstunde im tunnel fest, aufgrund der ständigen bauarbeiten dort. in einem der adrian mole bücher von sue townsend ist der mornington crescent passenderweise eine gern benützte ausrede fürs zu-spät kommen.

ich habe einmal von gerüchten gehört, dass die bakerloo line nur deshalb gebaut worden ist, um die angestellten in der city nach feierabend schneller zu den cricketgründen zu bringen. der gedanke gefällt mir gut. ich sage ja: vergnügungspark.

in the mood for love

diese woche gesehen: in the mood for love, film nr. 99 aus der filmcollection der süddeutschen zeitung.

der englische titel wirkt vielleicht missverständlich, denn in ihm schwingt etwas leichtes, heiteres mit, zumindest für mich. leicht und heiter ist aber nichts in der geschichte, die wong kar-wai über zwei menschen im hongkong der sechziger jahre erzählt. ein mann und eine frau, herr chow und frau chan, nachbarn, deren jeweilige ehepartner eine affäre miteinander beginnen. zwischen ihnen wiederum entsteht daraufhin eine vornehme, leise, äußerst respektvolle freundschaft. und dann noch soviel mehr. sie beginnen, tiefe gefühle füreinander zu entwickeln, schrecken aber davor zurück, ihre liebe auch körperlich zu vollziehen. das erschiene ihnen zu billig in anbetracht der umstände unter denen sie sich kennen gelernt haben, und unter denen sie auch immer noch leiden.

was folgt, ist so etwas wie ein permanentes vorspiel. bestehend aus scheuen blicken, vorsichtigen berührungen, gesprächen voller subtiler hinweise auf das, was in anderen lebenszusammenhängen längst passiert wäre. aus interessanten kameraperspektiven gefilmt, als wollte auch der regisseur seinen protagonisten nicht zu nahe treten. der zuschauer beobachtet ein sehr ästhetisches leiden an der situation, das für außenstehende oft gar nicht nachvollziehbar ist. so sagt der arbeitskollege von herrn chow als sich dieser ihm eines tages mitzuteilen versucht: "what a pain. i’d just go to get laid." und hat damit natürlich rein gar nichts verstanden.

2046 gilt als loses sequel zum im jahr 2000 für die goldene palme nominierten werk von wong kar-wai. und wurde seinerseits ebenfalls für die goldene palme nominiert.

mitten im achten

ok, gestern also mal ins neue orf programm hinein geschnuppert. und natürlich speziell auf das als highlight der reform neugierig gewesen, die erste tägliche sitcom des orf, mitten im achten.

für nicht-wiener: der achte wiener gemeindebezirk heißt josefstadt. es ist kein nobelbezirk wie beispielsweise döbling, aber auch kein arbeiterbezirk wie ottakring. der achte ist gutbürgerlich – unser bundespräsident wohnt beispielsweise dort – uninah und beherbergt relativ viele studentenheime und studentenlokale. obwohl diese informationen für die konsumation dieser serie kaum bis gar nicht von belang sind.

die pilotfolge "a scheene leich"/"eine schöne leiche" war…ich würde gerne zumindest bemüht schreiben, kann das aber nicht mit meinem gewissen vereinbaren. also stelle ich einmal fest: es waren nicht die kurzweiligsten zwanzig minuten meines lebens. die gags waren…ich würde gerne zumindest vorhersehbar schreiben, was sie in jedem fall waren, allerdings nicht vorhersehbar lustig. einsames highlight: zwei der protagonisten finden im rauchfang eine uralte leiche (siehe titel der folge). einer der beiden hantiert an dieser herum, was den anderen zum kommentar veranlasst, das sei hier nicht csi josefstadt. ok, kein brüller, aber sicher der niveauvollste witz der gesamten folge. die schauspieler waren…na ja, sie waren anwesend. manche mehr und manche weniger.

der große wurf war das mit sicherheit nicht. das sage ich jetzt einfach mal so, obwohl ich natürlich nur diese eine folge kenne. vergleiche mit dem kaisermühlen blues oder gar mit ein echter wiener geht nicht unter, wie sie im vorfeld ins spiel gebracht wurden, schießen jedenfalls weit übers ziel hinaus.

von den richtigen spielkameraden

ich komme noch mal kurz auf das thema "erwachsenwerden" zurück, das mich vor ostern in gestalt von brett anderson beschäftigt hat.

eine bekannte hat einmal gesagt, "erwachsen sein heißt dinge tun, die man nicht tun will". grusel. wenn das so ist, verzichte ich gerne. für mich stimmt die aussage einfach nicht. ein kleines beispiel: wenn man kind ist, fühlen sich ältere manchmal bemüßigt, einem verhaltensweisen vorzuschreiben. spiel’ doch mal mit kind xy. und dann wird man auch schon sanft in richtung kind xy geschoben. dabei will man vielleicht gerade alleine sein. oder man kann mit kind xy schlicht nichts anfangen. nur weil die beteiligten erst wenige lebensjahre zählen, heißt das ja nicht, dass das schon genug gemeinsamkeit ist, um sich stundenlang miteinander beschäftigen zu können.

erwachsen sein bedeutet viel eher (hoffentlich!), das leben zu führen, das man führen will. um meinungen zu bitten, und diese nicht aufgedrängt zu bekommen. und sich genauso nicht ungefragt in die angelegenheiten anderer einzumischen. sich die leute selbst auszusuchen, mit denen man "spielen" will. jeden tag neue eindrücke und perspektiven zu gewinnen. glück intensiver und bewusster zu erleben. und umgekehrt zu lernen, mit dem eigenen "scheitern" fertig zu werden. wenn man sich die richtigen spielkameraden ausgesucht hat, wird die sache mit den schwierigen phasen des lebens übrigens ungleich einfacher.

feiertag!

friedrich torberg erzählt in seiner kultankekdotensammlung die tante jolesch von einem schuster, an dessen geschäft er einmal mitten unter der woche auf verschlossene türen stieß. "wegen arbeitsunlust heute geschlossen" stand als begründung auf einem an die tür geklebten zettel. torberg meinte, so etwas kann einem nur in wien passieren.

da heute feiertag ist, bin ich auch mal eher faul. außerdem muss ich mich geistig auf das neue, morgen startende orf programm vorbereiten. aus zeitlichen und wohl auch psychohygienschen gründen werde ich mir wahrscheinlich nicht alle anlaufenden formate sofort ansehen. aber ein bisschen neugierig bin ich doch.

ihr leser da draußen: habt einen schönen feiertag!