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Ich hab es ja nicht so mit “Erziehungsideologien”, aber gestern berichtete orf.on, dass Vorlesen wohl gut für Kinder ist (No shit, Sherlock!) und dem kann ich jetzt nicht widersprechen. Obwohl das beim Kind erst mit der Volksschule angefangen hat. Davor, so mit drei, vier Jahren, ist er einfach aus dem Zimmer gegangen, wenn ich zu lesen angefangen habe.
Dann aber, mit Schulstart, haben wir abends immer eine Stunde gelesen, also ich, in der Hoffnung, dass er einschläft, was aber nie passiert ist. Wir haben den ganzen Kanon gelesen, Astrid Lindgren, Christine Nöstlinger (ich habe wirklich viele Bücher von beiden), Momo, Die unendliche Geschichte, Die fünf Freunde, diverses von Erich Kästner, Mira Lobe und Märchen und Sagen und einiges aus der Bücherei, es war ein sehr schönes Ritual, dass eher meiner mütterlichen Kernkompetenz entsprach, als einem Kleinkind nachzulaufen harhar.
Einmal, da war das Kind krank und hat hoch gefiebert, habe ich ihm die halbe Nacht vorgelesen, mit seinem Kopf an meinem Oberarm. Da ist er dann aber tatsächlich irgendwann eingeschlafen und weil das Buch so spannend war – ich erinnere mich leider nicht mehr daran, welches es war – habe ich einfach noch eine Weile weiter laut vor mich hingelesen und das war trotz allem dann gemütlich und heimelig.
Lesen kann schon sehr glücklich machen. (No shit, Sherlock!)
Nachdem ich von Anora also recht enttäuscht war, hatte ich am Samstagabend, meinem letzten Viennale-Tag, schon Bedenken, dass mir etwas ähnliches bei The Brutalistpassieren könnte. Die Vorstellung war ausverkauft und meine einzige wirkliche Abendvorstellung.
Erfreulicherweise gab es keinen Grund dazu. The Brutalist ist ein großartiger, wenn auch durchaus recht sperriger Film, mit einem überragenden Adrien Brody, der hier eine sehr ambivalente Persönlichkeit verkörpert, keinen so klaren Sympathieträger wie in The Pianist. Dennoch gibt es viele Parallelen zwischen Lazlo Toth und Wladyslaw Sziplman. Beide sind Osteuropäer, beide sind jüdischer Abstammung und Genies auf ihrem Gebiet. Beide arbeiten mit den Händen und gehen durch Phasen großer Verzweiflung und auch körperlicher Transformation (vor allem dramatische Gewichtsabnahme). Es sind Rollen, die sehr zum Method Acting einladen, ich denke, Brody hat das zumindest bei The Pianist gemacht. Wird er wieder für den Oscar nominiert werden? Das ist nicht mehr die Frage, die Frage ist nur noch, ob er nochmal gewinnen wird.
Ich werde noch mehr zum Film schreiben, aber jetzt muss ich mich erstmal für heuer von der Viennale verabschieden. Ich bereue fast, nicht noch mehr Filme gesehen zu haben, aber irgendwann muss man ja auch arbeiten und kochen (und zum Zahnarzt hmpf). Schön finde ich, dass bei der Viennale am Ende des jeweiligen Films immer geklatscht wird, auch wenn es ungefähr so sinnvoll ist wie das Klatschen nach der Landung eines Flugzeugs. Aber trotzdem hat es was.
The Brutalist war übrigens um 0.15 Uhr aus, das Kind hat mich um 0.45 Uhr mit seinem Freund vom Bahnhof Floridsdorf abgeholt und nach Haus begleitet. Die zwei sind dann noch weiter herumgefahren. Habe mich mit “Danke ihr Mäuse” verabschiedet – ich war schon sehr müde, harhar.
Die gesammelten Uncut-Kritiken kann man übrigens hier lesen.
Heute hab ich auf X etwas gelesen, was mich sehr berührt hat.
Eine Frau, der ich schon seit längerer Zeit folge, weil sie so poetisch über Beziehungen schreibt, schrieb heute etwas über ihren Ex, von dem sie jetzt ein Jahr getrennt ist.
Nämlich, dass es eine Tatsache wäre, dass die Liebe für diesen Menschen einfach immer da ist und sie diese nicht wegzaubern kann. Und, dass sie mit diesem Wissen zwar nichts weiter machen kann, aber es ok ist; dass sie aber auch nicht so tun will als wäre es anders.
Das kann ich so gut nachvollziehen. Und noch mehr: Mir ist es mittlerweile egal, was andere Menschen darüber – oder über mein Leben insgesamt – denken. Was jetzt aber nicht trotzig klingen soll, nur bestimmt.
So jetzt wirds heikel, weil unpopular opinon. Ich fand Anora nicht so super.
Anora, der enorm gehypte neue Film von Sean Baker, der bei den Filmfestspielen in Cannes mit der goldenen Palme ausgezeichnet wurde, und den anscheinend alle ganz toll finden. Ohne der tatsächlich sehr charismatischen Hauptdarstellerin Mikey Madison wäre mein Eindruck wohl noch um einiges schaler.
Anora erzählt die Geschichte einer Sexarbeiterin, die einen russischen Oligarchensohn kennenlernt, der sie vom Fleck weg heiratet und sich so den Zorn seiner Familie zuzieht. Und obwohl es ein sehr witziges Pretty Woman Zitat gibt, hat Anora natürlich nichts von Pretty Woman, das in gewissem Sinn ein Märchen war, aber ein sehr gut erzähltes und unterhaltsames. Anora ist aber auch keine Milieustudie und kein differenziertes Frauenporträt oder gar eine Liebesgeschichte. Ich kann noch nicht mal sagen, welchem Genre ich den Film zuordnen würde. Über weite Strecken ist es für mich nichts weiter als eine bemühte Slapstick- Komödie (was mich immer leicht nervös macht), mit etwas Kapitalismuskritik.
Aber ganz ehrlich: Ich habe im Grunde keine Ahnung, was uns Sean Baker wirklich mit diesem Film sagen will und das finde ich dann schon schade.
Stell dir vor, du bist ein Filmproduzent und jemand pitcht dir folgende Film-Idee:
Ein mexikanischer Kartellboss, Familienvater, einflussreich und gefürchtet, von kräftiger Statur, der dutzende Menschen auf seinem Gewissen hat, sucht sich eine versierte Anwältin und beauftragt sie damit, eine Klinik im Ausland zu suchen, die eine Geschlechtsumwandlung bei ihm durchführen soll, denn er fühlt sich als Frau. Gleichzeitig soll sich diese Anwältin um seine Familie kümmern, die er zu diesem Zweck verlassen wird. Und dazwischen wird aus dem nichts heraus gesungen und zwar Sätze wie “Du riechst nach Cola Zero mit Zitrone”; außerdem wird geschossen und es ist phasenweise blutig. Ach ja und alle sprechen vorwiegend spanisch.
Die meisten Filmproduzenten würden sagen: Na genau, dafür stell ich 20 Millionen auf. Für einen Plot, der gefühlt keine Zielgruppe hat. Denn Menschen, die Musicals mögen, sind oft eher zartbesaitet und nicht so Bandenkrieg-affin und Menschen, die wegen Action und Thrill ins Kino gehen, wollen garantiert nicht, dass Schusswechsel durch gefühlsbetonte Musikeinlagen unterbrochen werden. Dazu die heikle Trans-Thematik.
Nun dennoch wurde genau dieser Film gemacht, er nennt sich Emilia Pérez und er ist – und das ist die eigentliche Sensation – brilliant.
Das könnte uns alle daran erinnern, dass wir die Sachen machen sollten, an die wir glauben, auch wenn es komplett bizarr und aussichtslos erscheint. Brennt man dafür und gibt alles für seine Vision, dann kann man damit, gegen alle Gesetze der Logik, Erfolg haben und ein kleines Kunstwerk schaffen.
Zunächst musste ich ein 26-seitiges (!) Patientenformular auf einem Tablet ausfüllen. Wollte schon fragen, ob ich da auch gleich mein Testament hinterlegen muss.
Danach kam ich zum Röntgen, wo die Arzthelferin feststelle: “Links oben haben Sie Schmerzen, gell?” Und ich: “Ja, sieht man das so deutlich?” Und sie lächelnd: “Oh ja, sehr gut”. Na bravo.
Anschließend erklärte mir der Arzt das Röntgenbild und, dass er wahrscheinlich eine Wurzelbehandlung werde machen müssen. Ich erzählte ihm daraufhin, dass ich bei solchen Gelegenheiten manchmal Kreislaufprobleme hätte. Er fühlte meinen Puls und meinte dann jovial: “Sie sind ja nicht mal aufgeregt”. Na ja, ich habe ja auch nicht Probleme aus Angst, sondern weil meine Ex-Zahnärztin Spritzen gegen Schmerzen für recht überbewertet hielt.
Nachdem ich eine ordentliche Spritze bekommen habe, lief die Behandlung wirklich gut. Allerdings könnte ich persönlich auf allzu blumige Details zum Prozess an sich verzichten, weil wenn mich mein Kiefer und dessen Pathologien interessieren würden, hätte ich Zahnmedizin studiert. Harhar.
Heute sah ich also die ersten beiden Filme auf der Viennale.
Zuerst Volveréis in der Urania, einen kleinen, total liebeswerten, spanischen Film über ein Paar, das sich nach 15 Jahren Beziehung trennt und zu diesem Zweck ein Fest feiern will, wie andere eine Hochzeit. Hier trifft sich meine Vorliebe für Beziehungsgeschichten mit meinem Faible für Absurdes. Von der ersten Szene an hat der Film den richtigen Ton, ist komisch und tragisch zugleich und gibt einem dieses warme und geborgene Gefühl, in einem Film ganz zuhause zu sein. Wir waren zu dritt aus dem Uncut-Team dort und wir fanden ihn alle gut und hoffen, dass er einen Österreichstart bekommt, obwohl er sehr low key ist. Ich werde bald ein Review dazu schreiben.
Danach sah ich im Gartenbaukino alleine A Real Pain, von und mit Jesse Eisenberg, den man ja eher als Schauspieler kennt – er hat beispielsweise Mark Zuckerberg in The Social Network verkörpert. Und bei diesem Film war es leider ein bisschen umgekehrt. Schon die erste Szene hat für mich nicht gestimmt und mit jeder weiteren Szene hat sich dieser Eindruck verfestigt. Es geht hier um zwei Cousins, die nach dem Tod ihrer Großmutter eine Tour durch deren Geburtsland Polen machen. Und der Cousin – verkörpert von Kieran Culkin – war mir so dermaßen unsympathisch, dass es einen Qual war, ihm 90 Minuten lang zuzusehen, harhar.
Danach hab ich im Gartenbaukino einer Dame eine verbilligte Karte für Emilia Perez morgen abgekauft, was ein Risikospiel ist, weil ich davor beim Zahnarzt bin. Ich hoffe, die Spritze hält bis zum Filmende.
Nach dem Heimkommen habe dem Kind eine Portion Backhendel herausgebacken – das glamuröse Leben einer Filmkritikerin, harhar.
Morgen geht für mich die Viennale los, ich darf für Uncut ein paar Filme besprechen und ich freue mich sehr. Kino ist mein happy place und meine therapeutische Einrichtung gleichermaßen, ich sage es wie es ist.
Am allermeisten fiebere ich schon seit Wochen auf The Brutalist von Brady Corbet hin, den ich als Regisseur bisher überhaupt nicht kannte und obwohl Pia Reiser in der fm4 Filmpodcast Vorfreude-Episode gesagt hat: “3 Stunden 35 und so ein komplizierter Plot ist natürlich nicht das, wo die Leute die Kinos einrennen werden, glaube ich.” Also ich auf alle Fälle schon, harhar.
Der Trailer ist wirklich wahnsinnig toll und sehr ungewöhnlich, mir kommen da fast die Tränen, warum auch immer (gut, im Moment bin ich generell ein bisschen durch den Wind). Ich hoffe, dass der Film, ähnlich wie der Trailer, in gewisser Weise auch das Kino neu erfinden wird, wie ich durchaus auch schon gelesen habe. Außerdem hoffe ich, dass meine Prognose über Adrien Brody aufgeht und er mit diesem Film im großen Stil zurückkommt. Äußerlich hat er sich erstaunlich wenig verändert, seit The Pianist.
Diese euphorische Kurzeinschätzung dazu habe ich mir gespeichert:
Mit Architektur verbinde ich persönlich halt auch sehr viele Dinge und Erinnerungen und das kommt irgendwie gerade alles zusammen. Und das ist aufwühlend und schön.
Im Nu habe ich Sally Rooneys vierten Roman Intermezzo ausgelesen. Seit ich sie durch Gespräche mit Freunden entdeckt habe, bin ich total “hooked”. Und nachdem mir ihr letztes Werk zwar gut gefallen hat, aber doch auch etwas zu verkopft-akademisch war, sind wir bei Intermezzo wieder dort, wo wir hingehören, nämlich mitten in ein Gefühlswirrwarr aus: wie orsch alles ist und gleichzeitig wie wunderschön das Leben sein kann – also genau wie es eben wirklich ist.
In Intermezzo geht um die Brüder Peter, der Anfang 30 ist und erfolgreicher Anwalt, aber sonst ziemlich “troubled” und Ivan, Anfang 20, Schachgenie, mit autistischen Zügen. Der Vater der beiden ist gerade gestorben und sie trauern um ihn auf ihre Weise, kämpfen miteinander und auch auch um die Definition ihrer Beziehung zueinander. Außerdem beginnt Ivan eine Beziehung mit einer um einiges älteren Frau und Peter steht zwischen seiner langjährigen großen Liebe, mit der er aus vielen Gründen nicht mehr zusammen sein kann, und einer jungen Studentin, die im Alter von Ivan ist. Also alles sehr kompliziert.
Es ist zwar irgendwie wurscht, aber mich irritiert es immer, wenn Geschwister so scheinbar zueinander “unpassende” Namen haben – ich mein Ivan und Peter? Passt für mich überhaupt nicht, wenn die Protagonisten in Dublin leben; der Vater hatte tatsächlich einen osteuropäischen Hintergrund. Außerdem sind die beiden altersmäßig zehn Jahre auseinander. Warum das so ist, wird irgendwie nicht erklärt, ich dachte zuerst, sie wären aus verschiedenen Partnerschaften des Vaters, aber das ist nicht so, sie haben diesselbe Mutter. Altersabstände beschäftigen Sally Rooney derzeit anscheinend enorm, nicht nur was die Geschwister betrifft, sondern auch im Paarkontext. Das ist jetzt nicht unbedingt mein Thema. Wie auch das Thema Verlust des Vaters und Trauer um ihn in der Art und Weise für mich nicht so nachvollziehbar ist, weil mein eigener Vater eine Leerstelle in meinem Leben geworden ist (und das wäre ein anderer Roman).
Aber wie auch immer, Rooney versteht es so meisterhaft, Charaktere zu beschreiben, Situationen, Stimmungen, dass man einfach immer weiterlesen wollen würde. Dabei ist ganz egal, dass in diesem Roman nicht wirklich viel passiert, was jetzt die reine Handlungsebene betrifft. Aber es passiert ganz viel in den Menschen, in Beziehungskonstallationen. Wie auch der Titel verrät, der weniger “Zwischenspiel” bedeutet, als auf den Fachausdruck im Schach anspielt, dort bedeutet Intermezzo nämlich einen “Zwischenzug”, Definition: ” In einer vermeintlich erzwungenen Zugfolge erwartet ein Spieler einen bestimmten Antwortzug. Der Gegner macht jedoch stattdessen einen stärkeren Zug, der dadurch zum Zwischenzug wird.”
Besonders gut hat mir an Intermezzo auch seine trotz allem positive Grundnote gefallen. Die Ansicht, dass zwar alles ein Chaos ist, für das man keine Erklärung oder Lösung hat, aber dass das Leben trotzdem lebenswert ist.
Nachdem das Kind nächstes Jahr einen Hardcore Wanderurlaub macht, muss er trainieren.
Ich mache zwar keinen Hardcore Wanderurlaub, aber ich habe auch frische Luft gebraucht und etwas Fernblick, etwas Abschalten. Deshalb waren wir auf der Habsburgwarte.
Von oben hat man einen schönen Blick auf Wien – auch wenn es heute ziemlich windig war.
Und beim Runtergehen sieht man Esel und Pferde grasen… wenn das nicht beruhigend ist!