Im Oktober bricht in Wien wieder die Zeit an, in der sich die unaussprechlichen und mysteriös anmutenden Filmtitel in den Kinobeilagen mehren. Der Falter bringt zu diesem Anlass immer ein Sonderheft heraus, in dem eben diese Werke so beschrieben werden, dass man als Normalsterblicher keine Ahnung hat, worum es in diesen Filmen tatsächlich geht. Ich weiß, das soll artsy sein, aber ein bisschen weniger Kunst und etwas mehr Informationsgehalt wäre auch leiwand. Jedenfalls hab ich mich trotzdem durchgequält, weil ich dieses Jahr drei Filme für Uncut schauen werde, und ich durfte Wunschfilme nennen.
Im Künstlerhaus hab ich mich gestern mit dem Uncut-Chef auf einen Kaffee getroffen, was sehr nett war, weil wir uns schon lange nicht gesehen hatten. Danach ging es in Film Nr. 1:
Er hat mir sehr gut gefallen. Das Review gibts dann bald auf Uncut zu lesen. Bis dahin kann man sich schon mal die bereits online gegangenen Kritiken durchlesen.
Gestern wurde bekannt, dass Bulgarien dieses Jahr – und wohl auch in den folgenden Jahren – nicht mehr beim ESC teilnehmen wird. Die Gründe sind etwas uneindeutig, der ESC “passe nicht mehr ins Programm”.
Bulgarien war allerdings in den letzten Jahren eines der Länder, dass sich ein gutes ESC-Standing erarbeitet hat, sicher nicht zuletzt wegen Borislaw Milanow und seinem Songwriter Kollektiv Symponix. Nachdem Bulgarien 2005 erstmals am Songcontest teilgenommen hat, hatte das Land es bis 2013 nur einmal geschafft, tatsächlich ins Finale zu kommen. Dann haben sie pausiert und ab 2015 lief es ziemlich gut für Bulgarien, vor allem 2017, als Kristian Kostov mit einer Symphonix Nummer auf dem 2. Platz (hinter Salvador Sobral) landete.
Beautiful Mess war m.E. auch wirklich ein starker Song mit einem sehr jungen Sänger und mit einem hervorragenden Staging. 2018 und 2021 zwar etwas unter dem Wert geschlagen – dennoch oberes Mittelfeld – wäre 2020 mit Victoria und Tears Getting Sober wahrscheinlich locker ein Top 10 Platz drinnen gewesen (Stichwort: Lost Song #Corona). Heuer stammte der Song Intention von der Band Intelligent Music Project (sic!), aber so intelligent war er letztendlich dann doch nicht, sie kamen nicht ins Finale. Aber deshalb muss man ja nicht gleich ganz die Flinte ins Korn werfen.
Damit haben heuer doch schon einige Länder ihre Teilnahme fürs nächste Jahr abgesagt, neben Bulgarien auch noch Nordmazedonien und Montenegro – wohl aus finanziellen Gründen. Bosnien/ Herzegovina kommt auch nicht zurück.
Auf den Film Der schlimmste Mensch der Welt bin ich schon irgenwann im Frühling aufmerksam geworden und wollte ihn mir eigentlich gleich Anfang Juni anschauen, als er in die Kinos kam. Das hab ich dann nicht gemacht #ausgründen, und so war es tatsächlich dann bereits Ende August, als ich ihn im Burg Kino gesehen habe. Burg Kino ok dachte ich, also mit Untertitel, kein Problem. Tatsächlich wurde mir dann erst im Kino bewusst, dass es Norwegisch mit englischen Untertiteln sein würde, ähm. Machte aber irgendwie gar keinen großen Unterschied.
Als ich damals den Trailer sah, erwartete ich: Einen junge, unabhängige, orientierungslose Frau – hier Julie, dargestellt von Renate Reinsve – stolpert durchs Leben, sowas was in den USA Greta Gerwig spielen würde, schon nachdenklich und differenziert, aber doch auch relativ easy going und flapsig. Dabei hatte ich natürlich vergessen, dass skandinavische Filme in der Regel eben nicht so locker flockig sind, sondern oft eine gewisse Schwere in sich tragen. Also ging ich etwas zu blauäugig und diesbezüglich unvorbereitet in den Film.
Der schlimmste Mensch der Welt – ein Titel, der neugierig macht. Denn darunter stellt man sich natürlich Adolf Hitler und sowas vor, oder – wenn wir schon in Norwegen sind und in der Gegenwart bleiben wollen – jemand wie Anders Breivik. Natürlich ist Julie nicht der schlimmste Mensch der Welt. Sie weiß nur nicht so genau, was sie mit ihrem Leben machen will und sie verletzt dadurch Menschen, die sie lieben. Ist das “schlimm”, zu sich zu stehen, seine Pläne zu ändern und dabei wenig Rücksicht zu nehmen, sich selbst in den Mittelpunkt zu stellen? Der Film versucht gar nicht, diese Frage abschließend zu klären und das ist auch gut so. Viele solcher und ähnlicher Fragen können nicht einfach so beantwortet werden, weil die Welt, das Leben und die Menschen nicht so schwarz/weiß funktionieren, weil alles seinen Grund hat, so unlogisch und unbarmherzig es für Außenstehende auch immer erscheinen mag.
Renate Reinsve ist großartig als Julie und das muss sie auch sein, sonst wäre der Film nicht so gut, denn er ist ganz und gar auf sie zugeschnitten. Eingeteilt in verschiedene Kapitel (sowas mag ich), die interessante Namen haben (sowas mag ich noch mehr) und in sich die Möglichkeit eröffnen, mit verschiedenen Stilen zu spielen. Es gibt etwa ein Kapitel, wo für Julie und ihren Freund die Welt (oder zumindest Oslo) buchstäblich stehenbleibt, nur die beiden agieren noch, alles andere ist “eingefroren”, das ist wunderbar surreal und romantisch. Denn frisch verliebt fühlt es sich tatsächlich manchmal an, als würde die Welt rundherum bedeutungslos werden, und man sich als Paar in einer eigenen Blase befinden und nur diese zählt, zumindest für einige Stunden.
In diesem Film gibt es viele solcher origineller Ideen, intelligenter Dialoge und letztendlich auch ziemlich viel food for thought. Als ich das Kino verlassen habe, konnte ich schwer sagen, wie ich mich fühle. Sowas ist immer spannend.
Ich bin ja weitgehend bei meinen Großeltern väterlicherseits aufgewachsen, sie haben irgendwie die Elternrolle übernommen. Die anderen Großeltern hab ich nie kennengelernt, weil beide bereits gestorben waren als ich auf die Welt gekommen bin. Und viel erfahren habe ich über sie auch nie, vielleicht weil die Familienkonstellation eh schon speziell war.
Als ich mit 41 oder 42 eine Gesundenuntersuchung gemacht habe und meine Blutwerte so gut waren, hab ich meinem Vater davon erzählt (dessen Blutwerte waren in dem Alter total mies) und meinte, das hätte ich dann wohl nicht von ihm geerbt. Worauf er sagte, dann müsse ich wohl die Geisteskrankheiten aus der “anderen Familie” geerbt haben. Harhar. Ich glaube schon, dass er ein bisschen recht hat, weil ich mich bisher sehr viel mehr mit meinen psychischen – na ja – Baustellen auseinandersetzen mussten, als mit körperlichen Störungen.
Was er mit Geisteskrankheiten gemeint hat, war u.a., dass ein Cousin von meinem Uropa, dieser Mann hier war. Er hat dann seinen Namen geändert, während meine Mama noch mit dem “alten” Nachnamen aufgewachsen ist. Na ja. Und heute erfahre ich, dass meine Großmutter (mütterlicherseits) von ihrem ersten Mann angeschossen wurde und sich in den 1930er Jahren von ihm scheiden ließ, um dann meinen Großvater zu heiraten. Bitte was für arge Geschichten gibt es in dieser Familie. Meine Mutter so: “Es war eh nur ein Streifschuss”. Ok, na dann!!
Gleichzeitig habe ich aber auch erfahren, dass meine Großmutter so schön war, dass sie einen Brief, der keine Adressangabe enthielt, nur “an die schönste Frau von Rudolfsheim-Fünfhaus” auch tatsächlich erhalten hat. Ich dann so zu meiner Mama: “Kann ich mal ein Foto sehen?” Harhar.
Glücklich und dankbar, dass ich wieder was zum ESC bloggen kann. Heute wurde nämlich bekanntgegeben, dass nur noch zwei Städte in der engeren Auswahl zum Austragungsort nächstes Jahr stehen und das sind Glasgow und Liverpool.
And then there were two…
We can now reveal that #Eurovision 2023 will be hosted in either Glasgow or Liverpool 🥳
Ich hab dazu keine Meinung, also welche Stadt mir lieber wäre, aber ich fands nett, dass sie diesen Trailer mit Solovey von Go_A unterlegt haben, einem der Lost Songs des ESC (wie ich sie nenne), mit dem die Band 2020 für die Ukraine angetreten wäre. Allzu traurig muss Go_A aber nicht sein, denn bekanntlich traten sie 2021 dann wirklich an und zwar mit Shum und wurden Fünfte! Unpopular opinon: Das war ein so viel besser Song als Stefania.
Heute haben viele Menschen gratuliert, unter anderem eine (der) Hebamme(n) des Kindes (bzw. von mir) aus Bozen, was ich total lieb fand. Sie kommt ja auch in meinem Buch vor. Unter anderem, weil sie viele Wochen nach der Geburt – es wird so Mitte November gewesen sein – auf die Intensivstation gekommen ist, mich dort nicht gesehen hat, aber in den Brutkasten vom Kind geschaut hat und eine anwesende Schwester gefragt hat: “E come sta A.?” Also wie gehts ihm. Das fand ich so lieb und rührend, dass ich fast geweint hätte oder auch hab, ich weiß es nicht mehr, muss in meinem Buch nachlesen harhar.
Gestern hat das “Kind” – eine Woche vor seinem 15. Geburtstag – das erste Mal alleine zuhause geschlafen. Ich bin nach Atzgersdorf aufgebrochen, wie immer am Samstagnachmittag/Abend, und habe natürlich noch ordentlich helikoptert – hier ist das Essen im Kühlschrank, bitte dreh den Herd ab, wenn du ihn aufdrehst, da ist dein Gewand, da hängt der Schlüssel, brauchst du noch was usw. Also unerträglich natürlich.
Bevor ich dann wirklich gegangen bin, ist mir eingefallen, was mein Opa immer zu mir gesagt hat, wenn ich plötzlich aus heitrem Himmel anhänglich geworden und mich zu ihm gekuschelt habe: “Na ist dir die Liab ein’gschoss’n?” Ganz lieb hat er das gesagt, nicht vorwurfsvoll harhar.
Jedenfalls sag ich dann gestern beim Gehen zum Kind: “Und ruf mich an, wenn dir die Liebe einschießt!” Das Kind daraufhin ganz trocken: “Das wird nicht passieren.” I bet!
Es ist auch nicht passiert, deshalb war das mein Anblick beim Schlafengehen im Haus:
Sehr lustig war der Schlagabtausch zwischen Paulus Manker – zu Gast in Willkommen Österreich – und Grissemann. Grissemann fragt Manker, ob der Spiegel auch schon bei ihm aufmerksam wurde, auf die Zustände am Set.
Daraufhin Manker: Dein Bruder, der behauptet, dass er Kulturchef vom Profil ist, traut sich nicht, über Ulrich Seidl kritisch zu schreiben, weil er mit ihm seit Jahren verbandelt ist.
Gelächter und Applaus.
Grissemann: Ich gebe dir hier das Forum, etwas Kritisches über Ulrich Seidl zu sagen. Was hat er sich zuschulden kommen lassen?
Manker: (…) Es ist ein zweischneidiges Schwert. Ich mag ihn schon, ich habe mit ihm schon mal eine Theaterproduktion – abgebrochen
Grissemann: Die Frage war anders. Was kann man ihm vorwerfen?
Manker: Das weiß ich nicht, ich war ja nicht dabei.
Grissemann: “Ich weiß es nicht” – Interessante Antwort, vielen Dank für das Gespräch Herr Manker.
Manker: Ich kann weder was Schlechtes noch was Gutes sagen. Die Filme von ihm haben eine besondere Qualität.
Grissemann: Danach hab ich nicht gefragt.
(….)
Manker: (…) Man muss ihn nicht mögen, aber der internationale Success und die Bedeutung, die er für unser Land bringt, ist beachtlich.
Girssemann: Das waren also die Vorwürfe gegen Ulrich Seidl während des Sparta Drehs?
Manker. Ich habe dem Ulrich Seidl nichts vorzuwerfen. Er ist ein kontroversieller – der Künstler hat kontroversiell zu sein, sonst kann er ja gleich Journalist werden!
Kind: Am Mittwoch hab ich Referat, ich bin so nervös.
Ich: Weißt wie ich das immer gemacht hab früher? Ich hab es verdrängt bis Mittwoch Früh. Ab dann reicht es auch noch. Weil, wer weiß was bis Mittwoch ist. Vielleicht gibts einen Atomkrieg und keiner lebt mehr am Dienstagabend. Dann war die ganze Nervosität umsonst und du hast dir deine letzten Tage damit versaut.