almis personal blog

Die Stühle

Zum Geburtstag habe ich einen Theaterbesuch geschenkt bekommen und zwar Die Stühle von Eugene Ionesco. Dafür Karten zu ergattern, war gar nicht so leicht, denn Regie führte dabei Claus Peymann, nach dessen Erkrankung dann Leander Haußmann, der ja auch kein Unbekannter ist. Am Ostersonntag wars dann soweit.

Die Stühle, derzeit im Akademietheater zu sehen, ist ein absurdes Theaterstück, dessen Protagonisten ein greises Ehepaar, Semiramis (Maria Happel) und Poppet (Michael Maertens), sind. Die beiden sind über 90 und gefangen in ihrem Alltag aus Langeweile und absonderlichen Ritualen, wobei die beiden Komponenten nicht zweifelsfrei voneinander unterscheidbar sind. Semiramis klagt, dass ihr Mann alles hätte werden können – Chefkoch, Chefredakteur, Chefarzt, Hauptsache Chef-, Poppet es aber nur zu einem Hausmeister in einem Turm auf einer einsamen Insel gebracht hätte. Poppet verspricht, heute, an diesem Abend, würden viele Gäste kommen, um einem von ihm engagierten Redner (Mavie Hörbiger) zu lauschen, der die Quintessenz seines Lebens widergeben würde. Somit sei sein Leben nicht sinnlos gewesen, denn er habe ja die ganze Zeit an seiner Botschaft für die Nachwelt gearbeitet.

Schließlich kommen die Gäste – und auch wieder nicht; Semiramis und Poppet nehmen die – für die Zuschauer unsichtbaren – Menschen in Empfang, führen Smalltalk und holen Stühle, Stühle und nochmals Stühle herbei, die auf der Bühne aufgestellt werden. Tragikkomischer Slapstick wechselt mit Larmoryanz, es wird größenwahnsinnig outriert, im Wechsel mit ganz leisen und nachdenklichen Tönen. Alle, die auf die durch den Redner verkörperte Botschaft warten, werden, nun sagen wir mal überrascht. Denn Ionesco ist nicht Brecht, er hat keine allgemeingültigen Weisheiten zu bieten, er glaubt ja nicht einmal daran, dass es solche gibt.

Ein bisschen denkt man dabei an Warten auf Godot von Beckett, nochmehr allerdings hat es mich an das Kalkwerk von Thomas Bernhard erinnert. Im Kalkwerk – wenn man so will ein ebensolcher Locus terribilis wie die einsame Insel in Die Stühle – arbeitet der Protagonist die ganze Zeit an der bahnbrechenden Studie über das Gehör, sein geniales Opus magnum, für das er alle notwendigen Opfer bringt, sogar seine Frau, mit dem kleinen Schönheitsfehler, dass er niemals eine Zeile dafür zu Papier gebracht hat.

Wer es gern schräg und surreal hat, wird bei Die Stühle sehr gut unterhalten werden, und weil ich es noch nicht erwähnt habe: dazu braucht es auch die richtigen Schauspieler, die nämlich auch keine Scheu davor haben, so lange zu lachen, bis das Publikum auch lacht, wobei dieses gar nicht weiß, worüber eigentlich. Diese Schauspieler hat man in Wien gefunden.

Osterferien

Erstmals seit langem hab ich in den Kind-Ferien nicht arbeiten müssen, also auch gar nichts “nebenbei” und das war sehr angenehm. Denn so hatten wir die ganze Ferienwoche Zeit, einfach Sachen zu unternehmen, egal wie lange sie dauern und gehen und kommen wann man will, das war echt super.

Wir waren also im Tiergarten und am Ostermarkt in Schönbrunn…

… im Wasserpark Floridsdorf…

…im Eisenbahnmuseum Strasshof…

…und an der alten Donau spazieren, wo es (Pappelsamen)-Flocken geschneit hat und die ganze Wiese bedeckt war…

Das Wetter hat auch sehr gut mitgespielt wie man sieht.

Gefesselt

Vom richtigen Buch sind die Kids so gefesselt, dass sie sich in der Shopping Mall auch einfach mal auf den Boden neben den Putzwagen setzten – unbezahlte Werbung – es handelt sich um Zu nett für diese Welt. Gregs (Tagebuch) Freund Rupert schildert seine Sicht der Dinge – und Autor Jeff Kinney kann man wohl als durchaus geschäftstüchtig bezeichnen.

Vom Ballett…

Diese Woche hat die Wochenzeitschrift Falter skandlöse Zustände beim Staatsopernballett aufgedeckt.

Und so schlimm und furchtbar das ist, ich müsste lügen, wenn ich sagen würde, dass mich diese Nachrichten wirklich überrascht haben. Denn Ballett ist schon an sich – wie Corinna Milborn heute auch auf ihre Facebook Seite zur Diskussion stellte – eine brutale, unerbittliche Kunstform, zumal wenn man sie auf diesem Topniveau betreibt.

Ich war selbst lange im Ballett. Mit sechs Jahren habe ich angefangen und, wenn ich ehrlich bin: ich war weder sehr talentiert darin, noch sonderlich interessiert daran. Außerdem war ich nie schlank. Warum hab ich überhaupt begonnen? Meine Eltern waren beide Vollzeit berufstätig und wenig zuhause, ihnen war es wichtig, dass ich meine Zeit mit einem sinnvollen Hobby fülle. Ich hätte nichts dagegen gehabt, jeden Nachmittags lesend bei meinen Großeltern zu verbringen aber nun ja, dann ging ich halt ins Ballett, weil das meine beste Freundin auch tat.

Anfangs hatten wir eine ältere Ballettlehrerin, die gemeinsam mit ihrem Mann und ihrer Tochter die Schule führte. Es war vor allem nett und locker, so weit ich mich erinnere. Wir lernten Choreografien, die wir am Jahresende in der Kurhalle Oberlaa zur Aufführung brachten, den Eltern, Großeltern und anderen Verwandten gefiel es, die Halle war immer voll. Auch wenn, sagen wir es wie es ist, die Qualität der Ausbildung eher mittelmäßig war. Aber ich glaube man merkte, dass wir alle Spaß dran hatten, das wir teilweise Freunschaften fürs Leben schlossen, und, dass es eben keinen wie immer gearteten Drill gab. Es war für die allermeisten einfach ein Hobby, auch wenn hin und wieder jemand nach der Volksschule ins Staatsopernballett wechselte.

Als ich 13 oder 14 war, wurde die Ballettschule wegen Pensionierung an jemand anderen verkauft und dann wehte dort ein anderer Wind. Wir bekamen eine viel jüngere Lehrerin, die wirklich große Ambitionen mit uns hatte. Wir lernten Tanz und Ballett von der Pike auf, und das war durchaus reizvoll. Es bedeutete aber auch, dass ich dreimal in der Woche nach den Stunden völlig erledigt ins Bett fiel und mir einfach jeder Knochen im Körper wehtat. Dass meine Zehen durch die Spitzenschuhe teilweise echt furchterregend aussahen und oft bluteten – erstmals hörte ich damals davon, dass man frisches Fleisch gegen die Schmerzen auflegen sollte ich habs aber nicht probiert. Bis heute sehen meine Zehen nicht wirklich gesund aus und ich zeige sie nicht besonders gerne. Na ja, und es begann dann auch, dass sich gewisse “Stars” in den einzelnen Gruppen herauskristallisierten und andere (wie ich) eher zu Mitläufern wurden. Viele hörten auf, die Schüleranzahl sank in den nächsten Jahren rapide.

Ich habe nicht deshalb mit dem Ballett aufgehört, weil ich hatte sowieso keinen Ehrgeiz, was das betraf (besser gefiel mir Jazztanz und Steppen, was ich eine zeitlang “nebenbei” machte) es ging einfach wegen der Schule irgendwann nicht mehr: Und es gab bei uns keinen Missbrauch oder fragwürdige Methoden, es war nur strenger, konsequenter, disziplinierter als vorher – und ich bekam den Hauch (!) einer Ahnung, wie hart Ballett wirklich ist, wenn man es tatsächlich professionell betreiben möchte.

Und das bringt mich zurück zu Corinna Milborns Frage: ist es nicht systemimmanent, dass Balletttanz an körperliche Grenzen geht, ja gehen muss, wenn man ihn berufmäßig ausüben will? Wenn man etwas daran ändern will, dann muss wohl die gesamte Kunstform hinterfragen, vor allem die ästhetischen Ideale dahinter, das, was wir alle mit Ballett assoziieren. Denn romantisch oder verträumt ist am Ballett rein gar nichts, es ist Knochenarbeit, beinhartes Training, Selbstkasteiung, wie viele andere Hochleistungssportarten auch. Es kommt nur in einem verspielteren Gewand daher, eine Illusion meiner Meinung nach.

Privat

Dieses Jahr ist das Thema des FM4 Litertaturwettbewerbs “privat” und ich werde mitmachen.

Ich habe schon einmal am Wortlaut-Wettbewerb teilgenommen, es war irgendwann in den Nullerjahren, ich erinnere mich peinlicherweise nicht mehr an das Thema und auch nur rudimentär an den Text, den ich damals geschrieben habe. Ich bin nicht auf die Longlist gekommen, die die besten 20 Teilnehmer namentlich nennt, ganz zu schweigen von den Top drei. Genau genommen erwarte ich das auch heuer nicht, aber ein Thema wie “privat” ist so spannend, dass ich mich einfach damit beschäftigen möchte, auch wenn ich mir keine Chancen ausrechne.

Meine erste Assoziation zu privat war, dass ich dem Kind als es noch ein Kleinstkind war, einmal gesagt habe, ich würde ganz gerne alleine aufs WC gehen, weil das ist privat. Tatsächlich wollte ich ein paar Minuten Ruhe haben, Kleinstkind Mütter wissen, wovon ich rede. Harhar.

Privat – das löst natürlich vielfältige Assoziationen aus. Es klingt immer etwas geheimnisvoll, möglicherweise auch ein bisschen verboten, und es gab tatsächlich eine Zeit in meinem Leben, da war das, was in mir vorging, was ich fühlte und erlebte, ein großes Geheimnis, aus verschiedenen Gründen. Zuerst ist das natürlich durchaus aufregend, man weiß selbst noch nicht, wohin das alles führen wird, und man ist ganz froh, dass man sich gerade niemandem erklären muss, und für den Anfang nur fühlen und seinen Emotionen folgen darf. Dann fängt man an zu schreiben, nur für sich selbst, also zumindest ich tue das, wenn ich etwas aufarbeiten muss, weil Schreiben immer mein Mittel der Wahl ist. Aber als ich das einem jemand erzählte, meinte der zu mir: “Das Tagebuch redet halt so wenig zurück.”

Was zu einem anderen Punkt führt: ganz privat will man in der Regel nicht immer sein oder bleiben, man will sich jemand anvertrauen, wenn auch erst nach reiflicher Üerblegung, weil man sicher sein will, dass das, was man erzählt, beim Zuhörer gut aufgehoben ist. Manche Dinge sind eben so schön oder so schmerzvoll privat – manchmal auch beides gleichzeitig – dass man platzen würde, wenn man das dauerhaft alleine mit sich selbst ausmachen soll. Aber je intimer das ist, was man erzählen will, umso verletzlicher und angreifbarer macht man sich auch. Man geht das Risiko ein, bewertet und beurteilt zu werden. Und es gibt in der Regel nur wenige Menschen, denen man sich so zeigen will, weil man sicher ist, dass sie das Wissen nicht gegen einen verwenden werden. Wenn man Glück hat, dann vertieft so ein “Geständnis” auch die Beziehung. Bei mir war es so.

Ich habe schon eine Idee, was meine Kurzgeschiche für den Wortlaut betrifft, und sie wird ein bisschen traurig sein, und ein bisschen hoffnungsvoll, ein bisschen sinnlich, und ein bisschen witzig. Eben die ganze Bandbreite eines privaten Lebens.

Dare to dream – Island

Auch Island ist noch nicht extrem lange beim ESC dabei, erst seit 1986, davor funktionierte die Datenübertragung zur entlegenen Insel tatsächlich nicht.

Die ESC Geschichte Islands ist jetzt auch nicht unbedingt von großem Erfolg begleitet, allerdings stammt einer meiner all-time-favorit Songs der ESC von eben da – Paul Oscar mit Minn hinsti dans, aus dem Jahr 1997. Wurde leider nur 20., in meinem Merci Jury Buch aus dem Jahr 2000 gibts aber einen Experten, der den Song auch zu seinen persönlichen Lieblingsbeiträgen zählt. Ich kann mich noch so gut dran erinnern, dass der Interpret am Anfang in der Bühnen-Inszenierung “schlief” und dann erst beim einsetzenden Beat “erwachte”; Grissemann damals: “Schade eigentlich, dass ihn die Musik aufgeweckt hat, ich dachte, er schläft durch.” Harhar.

Heuer tritt eine nun ja, Industrial Rock Gruppe für Island an, sie nennen sich Hatari (= “Hasser”) Marco Schreuder bezeichnet das, was sie machen, als eine “künstlerische Intervention”, falls sich jemand das ansehen will, hier. Hataris Mission ist es, den Kapitalismus zu Fall zu bringen, und eigentlich wollten sie sich schon vor einiger Zeit auflösen, weil das nicht gelungen ist. Stattdessen machen sie also jetzt beim Songcontest mit, genau mein Humor.

Wird eher nicht um den Sieg kämpfen, aber viel Aufmerksamkeit bekommen.

Dare to dream – Tschechien

Tschechien ist erst seit sehr kurzem beim ESC dabei, genauer gesagt seit 2007, und bisher waren sie kaum erfolgreich.

Gleich anfangs dreimal die Qualifikation fürs Finale nicht geschafft, dann aus Frust (?) vier Jahre auf die Teilnahme verzichtet, seitdem wieder zweimal ausgeschieden, einmal Platz 25 von 26 und dann, voriges Jahr, quasi aus dem Nichts heraus ein erstaunlicher 6. Platz. Mikolas Josef hat da mit Lie to me den Volksschulkinder und Pre-Teen Test bestanden, nämlich in dieser Zielgruppe als cool zu gelten, und schon klappt es besser mit dem ESC.

Heuer tritt die Indie Band Lake Malawi in Tel Aviv an und ihr Song heißt Friend of a friend. Was der erste Pluspunkt des Songs ist, nämlich der außergewöhnliche Titel. Der Song hat auch einen sehr interessanten Text, am Anfang heißt es nämlich gleich:

“Can you hear it?
There’s someone behind the wall making the same sounds
Can you hear it?
It sounds like you and me when we’re making love
Who is it?”

Das ist schon mal sehr spannend, da will man mehr drüber wissen, zumindest wenn man leicht (auditiv-)voyeuristische Tendezen hat harhar. Leider erfährt man dann aber eben nichts mehr und auch musikalisch flacht der Song doch relativ schnell ab. Das Video trifft dafür total den Social Media Zeitgeist, was aber auf der ESC Bühne nicht besonders hilfreich sein wird.

Dennoch: eine sympathische Truppe und ein gefälliger Song, wenn auch die große Sensation ausbleibt.

Dare to dream – Israel

Heuer findet der ESC ja wie bekannt in Tel Aviv statt und das deshalb, weil Netta mit Toy voriges Jahr gewonnen hat.

Ich gehöre zu denjenigen, die den Song Toy gut fanden, ich mag den Mizrachi-Beat dabei, – ich glaub, da gibts nur lieben oder hassen und kaum was dazwischen – aber ich fand den Bühenauftritt ehrlicherweise nicht besonders gelungen. Weil es sehr schwierig ist, den Song live zu performen. Und ich hätte daher gar nicht gedacht, dass sie tatsächlich gewinnen wird. Aber ich habe mich geirrt, was ja oft beim ESC der Fall ist, harhar.

Israel hat oft interessante Beiträge in den ESC eingebracht, auch solche, die es gar nicht ins Finale geschafft haben. Beispielsweise 2007 die Teapacks mit Push the button – nämlich den Knopf, um die Welt zum Explodieren zu bringen – Lyrics: “I don’t wanna die, i wanna see the flowers bloom, don’t wanna go kaput kaboom”. Oder 2012 Time von Izabo, ein sehr hübscher easy going Indie-Song. Ich habs auch sehr gern, wenn Israel ein bisschen hebärisch singt, weil ich selbst sehr gern hebräisch sprechen könnte, mir gefällt die Sprachmelodie sehr gut, ich habs allerdings nur zu “Jiddisch für Anfänger” während des Studiums gebracht. Frei nach den Lyrics von Nadav Guedj 2015 im Song Golden Boy “Let me show you Tel Aviv” würde ich diese Stadt tatsächlich gerne mal besuchen, hab aber irgendwie Sicherheitsbedenken.

Abgesehen von Netta, erinnert man sich vielleicht an den Sieg Israels 1998: Dana International und Diva. Der Sieg war natürlich auch ein ganz klares (gesellschaftlich)politisches Statement, weil Dana früher ein Mann war, und sich für die Rechte von Homosexuellen einsetzte. Das gefiel nicht allen, auch oder gerade nicht in ihrem Heimatland, genutzt hat das aber nichts, sie hat sich durchgesetzt. Mehr als ein Songcontest Sieg IMO.

Heuer tritt Kobi Marimi mit Home an, und er wird ganz sicher weniger Aufregung in jeder Beziehung erregen.

Dare to dream – Schweden

Schweden ist tradtionell ein sehr erfolgreiches Land, was den ESC betrifft.

Sechsmal haben sie den Bewerb bereits gewonnen, in den letzten acht Jahren waren sie siebenmal unter den Top 10, also eine beeindruckende Bilanz. Euphoria – der Siegertitel von 2012 von Loreen – wird im Merci Cherie Podcast auffällig oft als Top Favorit aller Zeiten genannt und wurde nach dem ESC sehr häufig im Radio gespielt. Die Live Version davon war aber noch besser. Allerdings zeichnet Schwedens Songs auch immer eine gewisse Aura des Aalglatten aus, da gibts relativ wenig Ecken und Kanten, keine Überraschungen und auch kaum Experimente.

Das gilt auch für den heurigen Teilnehmer John Lundvik, der mit Too late for love ein – wenn man es positiv ausdrücken will – zeitloses Lied in den Bewerb bringt. Mich reißt es ehrlich gesagt nicht vom Hocker, es ist mir irgendwie zu beliebig und ich habe das Gefühl, ich habe das so oder ähnlich schon zu oft gehört.

Bisschen erinnert es mich auch an Cesar Sampson vom letzten Jahr, ein Song, mit dem ich auch lange nicht warm geworden bin, obwohl er ja Österreich repräsentierte. Aber Schweden zählt, wenn man sich die Quoten der Buchmacher ansieht, derzeit auf jedenfall zum Favoritenkreis des Bewerbs.


Dare to dream – Russland

Was ist zu Russland zu sagen? Sie sind seit 1994 beim Songcontest dabei und meine erste Erinnerung ist an Alla Pugacheva 1998, die mit Primadonna einen etwas skurillen Song vorgetragen hat, der die russische Seele zum Ausdruck bringen sollte. Der Song hat sich zum Schluss immer mehr gesteigert und in einer Art diabolischem Lachen geendet, was für Grissemann und Stermann ein gefundenes Fressen war. Direkt nach der Russin kamen die Dänen mit einem Spaßbeitrag, das weiß ich noch genau, was die beiden folgendermaßen kommentierten: “Der dänische Beitrag ist der lächerlichste Beitrag seit dem russischen…”

Russland war beim ESC auffallend oft unter den Top 3. 2008 hat Dima Bilan mit Belive den bisher einzigen Sieg geholt; ich muss zugeben, ich hatte damals ein Baby zuhause und hab den Songcontest daher nicht wirklich verfolgt. Gut in Erinnerung in Sachen Russland beim Song Contest hat man wahrscheinlich noch die Omas von Buranowskije Babuschki, die Party for everybody machten. Grissemann: “Die Älteste von ihnen kann schon seit 86 Jahren nicht singen.”

Heuer geht Russland mit Sergey Lazarev an den Start, der bereits 2016 am Bewerb teilnahm, und Dritter wurde. Damals war sein Song eine Uptempo Nummer, mit einer ziemlich originellen Bühnenshow, heuer versucht er sich an einer pathosbeladenden Ballade, mit dem Titel Scream und den unheilschwangeren Zeilen “Maybe they can’t be heard or seen. But tears aren’t quiet things – they SCREEEEAAAAM”.

Etwas dick aufgetragen, aber doch ganz ok.