almis personal blog

von gestern

vorhin gerade bei konkret – das servicemagazin des orf aufgeschnappt:

"aufgrund der aktuellen ereignissen müssen wir den geplanten bericht über den computer der zukunft auf einen späteren zeitpunkt verschieben".

das hat irgendwie was vom charme der zeitung von gestern. oder von der legendären pointe in pension schöller, als maxi böhm aus einem magazin vorliest: "der vortrag wie bleibe ich ewig gesund muss wegen erkrankung des vortragenden abgesagt werden."

frost nixon

wieder mal im kino gewesen und frost/nixon gesehen.

der film von ron howard beleuchtet das legendäre interview des journalisten david frost mit richard nixon, nachdem nixon wegen watergate als präsident zurückgetreten war, um einem amtsenthebungsverfahren zuvor zu kommen. sein nachfolger gerald ford begnadigte nixon, weshalb er sich niemals vor einem gericht für seine taten verantworten musste. das als vierteiliges interview konzipierte gespräch ist vor allem deshalb spannend, weil david frost kein politisch beschlagener, seriöser journalist ist, sondern vielmehr ein entertainer. erstmal geht es ihm um aufmerksamkeit und öffentlichkeitswirklichsamkeit. beispielhaft für diese herangehensweise ist seine replik als man ihm mitteilt, dass nixon zurückgetreten ist. "wann ist das passiert?" "um neun uhr morgens" "um neun ihr morgens in washington? da ist es an der westküste erst sechs uhr. die leute schlafen noch. wieso verzichtet er auf soviele zuseher?". das ist frosts primärer ansatz: die zuschauer erstmal zu bekommen. was er dann mit ihnen macht, dabei vertraut er seiner intuition, weniger der vorbereitung.

frost engagiert ein beraterteam, das ihm klarmacht, dass ein halbherzig geführtes interview nicht nur eine belanglosigkeit, sondern auch ein freibrief für nixon wäre. nachdem er sich selbst verschulden muss, um das interview finanzieren zu können, wächst sein interesse an dem gespräch. und dennoch sind noch viele hindernisse zu überwinden, bis er nixon dort hat, wo er ihn haben will. es ist vielleicht ein bisschen wie bei der wrestler. es geht darum, wer den längeren atem hat.

frost/nixon ist spannend und witzig. als frost seiner freundin wien beschreibt, meint er: "es ist wie paris. nur ohne franzosen." als gelernter wiener möchte man ergänzen: "dafür mit wienern", aber egal. peter morgan, der drehbuchautor, wird bald nach österreich ziehen und verspürt eine gewisse sympathie für das land. angeblich lässt er immer wieder mal komplimente an wien in seine arbeiten einfließen. wie dem auch sei, da ist auch wieder einer dieser typischen nebendarsteller, dessen namen man nicht weiß – ok, dieser heißt oliver platt – und bei dem man sich immer freut, ihn zu sehen. 

frost/nixon bemüht sich um eine differenzierte sichtweise der dinge, was eine gewisse uneinigkeit bei menschen, mit denen ich mich darüber unterhalten habe, erzeugt, ob nixon zu positiv gezeichnet oder – im gegenteil – viele seiner facetten ausgespart geblieben sind. was mich betrifft, hat mich die darstellung von martin sheen etwas mehr gefesselt als jene (oscarnominierte) von frank langella.

sean penn winning…

der sieger des oscarabends 2009 heißt slumdog millionaire. meine direkte assoziation dazu ist shakespeare in love a la bollywood, keine ahnung wieso.

mit sean penn als bestem hauptdarsteller wurde ein schauspieler hollywoods ausgezeichnet, der mit noch nicht mal 50 jahren sowohl als brillianter darsteller wie auch als moralische autorität gilt. robert de niro (dessen werk penns grund war, überhaupt schauspieler zu werden) sagte in seiner laudatio sinngemäß, an diesem abend ginge es darum, ein guter schauspieler zu sein, im leben gehe es aber viel mehr darum, ein guter mensch zu sein. und penn, so der allgemeine konsens, sei beides.

penn ist tatsächlich aber um einiges vielschichtiger als das bild, das medial derzeit von ihm vermittelt wird. hat er seinen 2. oscar für die verkörperung des schwulen aktivisten harvey milk bekommen, so gäbe sein noch nicht einmal 50 jähriges leben selbst genug stoff für eine verfilmung her. seine rebellische jugend mit einigen gefängnisaufenthalten wegen schlägereien. die "laute" und kurze ehe mit madonna, die irgendwie gänzlich aus der kollektiven erinnerung verschwunden zu sein scheint. seine familie mit robin wright penn. seine ablehnung der filmindustrie: erst bei seiner 4. nominierung erscheint er auf ausdrückliche bitte von clint eastwood bei der oscarverleihung und nimmt den preis für mystic river dann doch gerührt entgegen. die vielschichtigkeit seiner filmrollen: ein-"dead man walking". ein bizarrer jazzmusiker. ein rachsüchtiger vater, dessen tochter ermordet wurde. ein behinderter, der ums sorgerecht für sein kind kämpft. alles hauptrollen. sean penn ist kein supporting actor.

dazu seine regiearbeiten, denen er sicher in zukunft noch mehr zeit widmen will. seine fight club philosophie: "i had a house burned down once, and everything in life burned, except my
family, and it was so liberating. i didn’t have a bad moment about it.". seine offenen und oft auch scharfen worte gegenüber kollegen "i don’t like any directors, don’t get along with them". er selbst sagt bei seiner oscarrede 2009: "i know it is hard to appreciate me". koketterie? sicherlich. auch. 

anyway: das entstehende bild revoluzzer rourke gegen arrivierten penn stimmt so bei näherer natürlich überhaupt nicht. weshalb penn rourke vielleicht auch als "bro"(ther) bezeichnet hat.

some guys presenting…

…dann die idee, für jede hauptschauspielkategorie gleich fünf frühere oscargewinner einlaufen zu lassen, die jeweils einen nominierten vorstellen. gut, das geht auf die tränendrüse, soll sein und de niro oder sophia loren mal wieder auf der bühne zu sehen, freut sicher viele zuseher, irgendwie ist das aber doch zuviel des guten. abgesehen davon, dass der frisch prämierte sich erstmal bei einem halben dutzend menschen auf der bühne bedanken muss, bevor er endlich reden darf, stiehlt es dem tatsächlich ausgezeichneten doch auch ein bisschen die show. außerdem fehlt der obligatorische kurze einspieler, der die nominierten sonst in aktion zeigt. kein einfall für die ewigkeit, IMO.

ansonsten habe ich mich aber doch amüsiert. die aufritte mancher presenter wie steve martin und tina fey waren sehenswert – beide vergaben den preis für die besten drehbücher und philosophierten darüber, wie so mancher autor vor dem weißen blatt papier sitzt und "every blank page was once a tree". auftritte von ben stiller (als joaquin phoenix) und jack black sind immer eine bank. auch wenn letzterer mal nicht sang (das übernahm an diesem abend ja, wie schon angesprochen, hugh jackman im ganz großen stil)

erstaunlich gut war das oscar rahmenprogramm, das diesmal der orf bot. hannelore veit (für weniger orf-affine: eine nachrichtenmoderatorin) führte durch die lange nacht und hatte alexander horwath zu gast, filmkritiker und derzeit leiter des wiener filmmusuems, früher auch chef der viennale. und man würde es nicht für möglich halten, ist horwath erstaunlich us-kino enthusiastisch. endlich mal jemand aus der österreichischen kinoszene, der hollywood nicht generell für gaga, unterinteressant und unter seinem niveau hält, nein. horwath fiebert mit und gibt interessante einschätzungen zum besten: unter anderem das woody allen filme eine lange tradition haben, nebenrollen-oscars zu bekommen (wie dieses jahr la cruz) und, dass die us-filmszene so reichhaltig ist, dass man schauspieler kennt, sie namensmäßig aber nicht zuordnen kann, weil sie eben keine stars sind (wie richard jenkinssix feet under!, heuer als best actor nominiert). desweiteren kirtisiert horwath die nicht-berücksichtigung von the dark kinght bei den major oscar kategorien und generell die geringschätzung von comedy bei der vergabe der academy awards.

war nochwas? ach ja, die preis. in kürze.