almis personal blog

the reader, zwei

eine interessante passage in der vorleser gefunden: 

warum wird uns, was schön war, im rückblick dadurch brüchig, daß es hässliche wahrheiten verbarg? (…) manchmal hält die erinnerung dem glück schon dann die treue nicht, wenn das ende schmerzlich war. weil glück nur stimmt, wenn es ewig hält? weil schmerzlich nur enden kann, was schmerzlich gewesen ist, unbewußt und unerkannt? aber was ist unbewußter und unerkannter schmerz?

dazu muss ich ein anderermal noch mehr sagen.

the reader

derzeit vorfreude auf den roman der vorleser von bernhard schlink. mit u.a. kate winslet ja gerade in den kinos.

dabei muss ich an hugh jackmans opening number bei der diesjährigen oscar-verleihung denken. jackman stellte viele der nominierten filme in songform vor. er schlüpfte beispielsweise kurz in mickey rourkes rolle in der wrestler und sang: "i am a wrestler. i am alone. my role ist outcast, my heart is bypassed and yet i am grown." oder er wetterte, auf einem batmobil aus pappe reitend, gegen die nicht-nominierung von the dark knight: "how come that comical movies never get nominated? how can a billion dollars be unsophisticated. everyone went to see the dark knight. what am i do, if i think it’s not right?"

einen launigen song über the reader zu singen, fällt aufgrund der thematik etwas schwer. daher behalf sich jackman folgendermaßen:

"the reader – i have not seen the reader. i was going to see it later but i fell behind, my batmobile took longer than i thought to design. the reader – i know i need to see the reader. i went down to the theatre but there was a line – of all the people watching iron man a second time."

ok, ich habe mir das buch nicht deswegen bestellt. aber ich fand das ausweich-manöver schon gelungen.

lichtjahre

gerade fertiggelesen: lichtjahre von james salter. minimale spoiler – nicht mehr als der klappentext ohnehin verrät – können folgen.

lichtjahre ist kein wissenschaftliches werk, dennoch beschreibt die astronomische definition den plot des romans ziemlich genau. ein lichtjahr ist demnach "eine strecke, die eine elektromagnetische welle wie das licht in einem julianischen jahr im vakuum zurücklegt." die ehe von viri und nedra, einem gutsituierten ehepaar aus new york, durchlebt eine reihe von solchen lichtjahren. ihr leben besteht aus opulenten abendessen mit freunden, landpartien, weinverkostungen, viel zeit am meer und auf reisen, familiärer idylle mit kindern und hund. aber nach dem goethe’schen motto "nichts ist so schwer zu ertragen wie eine reihe von guten tagen" scheitert ihre beziehung schließlich gleichermaßen an langeweile wie auch an perspektivenlosigkeit – wenn nicht sogar an der sinnfrage.

der roman ist eine aneinanderreihung von alltagsepisoden des paares. begegnungen mit anderen – oft interessanten und verschrobenen personen – bringen witz und ironie in die lektüre. es passiert – sieht man von affären ab –  nichts sonderlich spektakuläres, salter ist nicht john irving. salter ist aber ein sehr präziser beobachter, dem es gelingt, athmosphäre zu erzeugen. seine sätze sind oft wunderschön poetisch: "er liebte die einzelheiten ihres lebens" oder "der tag war bereits erfüllt von einem flachen italienischen licht, als würden die türen eines theaters am morgen geöffnet."

hat man keiner sensationellen handlung zu folgen, liegt der fokus auf der sprache, auf formulierungen. was nicht heißen soll, dass man sich in dem fall einer sehr stark manierierten sprache bedienen muss oder sollte. es ist nicht nötig, diffuse wortneuschöpfungen vorzunehmen, um auf sich aufmerksam zu machen (wie etwa robert schneider in die luftgängerin darüber sollte ich vielleicht auch mal bloggen). salter bleibt schlicht und berührend: "es gab momente, in denen sie alles zu offenbaren schien". oder "das leben besteht aus wetter. das leben besteht aus mahlzeiten." oder: "sie war immer sehr schnell freundlich, schnell und leicht oder überhaupt nicht." oder auch: "man wird zwischen dem, was man nicht tun kann, und dem, was man tun muss, zerrieben."

ich mochte es so sehr, dass ich mir als zweites buch von salter letzte nacht bestellt habe.

verstaendig

langsam beginnt adrian die dinge zu verstehen, die wir sagen. wieder eine beeindruckende neue entwicklung. 

er weiß was gemeint ist, wenn man beispielsweise sagt: "gib mir die nuss" (er trägt derzeit immer erdnüsse mit sich herum), "wo ist deine hose?" oder "bring mir das handy" – das handy war eine spezielle herausforderung, da er zum zeitpunkt der dementsprechenden anfrage darauf gesessen ist. 

nur komischerweise klappt die aufforderung umgekehrt nicht so gut, also "nicht die bücher rauswerfen", "nicht die töpfe rausräumen". hm. daran müssen wir noch arbeiten.

the prestige

the prestige – ein film von regisseur christopher nolan – liegt chronologisch hinter memento, batman begins und direkt vor the dark knight

ein film im zauberermilieu…hm. nichts was mich per se jubelnd aufspringen lässt. aber ich wollte vor fluch der karibik und master and commander auch nicht viel von der seefahrt wissen. ein zaubertrick besteht quasi aus drei phasen: the pledge (versprechen), the turn (wende) und the prestige (dem letzten moment des tricks, der den zauberer herausragend macht). und natürlich rechnet man damit, dass auch nolan seinen film in diesen drei großen phasen aufgebaut hat. wie schon bei memento, wenn auch nicht in dessen extremität, wird der film nicht linear erzählt, sondern die zeitebenen vermischen sich immer wieder. im grunde wie bei einem hütchenspiel, man muss als zuschauer immer wachsam sein.

die handlung dreht sich um die rivalität der beiden magier alfred (christian bale) und robert (hugh jackman). zuerst verbindet die beiden eine freundschaft, die allerdings durch einen unfall je zerstört wird. was insofern tragisch ist als dass sich sehr gut ergänzen würden. alfred besitzt großes talent und ist ein harter arbeiter, der seine kunst allerdings nicht breitenwirksam verkaufen kann. robert dagegen ist der charismatische showmensch, der es liebt im rampenlicht zu stehen; doch an können und gespürt für sein metier mangelt es ihm. bale als grandios wandlungsfähigen schauspieler zu sehen, ist ja quasi public agreement. jackman dagegen, nun ja. sympathischer kerl, aber seine filmografie ist jetzt nicht unbedingt die offenbarung was cineastische leckerbissen betrifft: zahlreiche x-man streifen, kate and leopold (alleine schon wegen mag ryans lippen schwer zu ertragen), van helsing, na ja. das mehr in ihm steckt, zeigt jackman in diesem film. wenn ich ihm irgendwas zu sagen hätte, harhar, würde ich ihm raten, in zukunft mehr charakterrollen anzunehmen.

scarlett entzückend wie immer, rebecca hall (beide sind auch in vicky cristina barcelona gemeinsam auf der leinwand zu sehen) macht auf sich aufmerksam, david bowie mit perfektem understatement als nikola tesla und michael caine etabliert sich anscheinend mehr und mehr zum prototyp des "cicerone" – einer filmfigur also, die andere in ihr wissen einweiht, als vertrauter zur seite steht. das tat er in the cider house rules und mehr noch in den beiden nolan-batmanstreifen.

zum film selbst möchte ich nicht zuviel spoilern. selbstverständlich gibt es interessante wendungen und "tricks" zu sehen. aber auch wenn sich einem – so wie mir – nicht sofort alles erschließt, ist der film ein visueller und auch intellektueller genuß. und spannend ist er obendrein.

i would anything for love

immer wenn ich sporadisch – wie jetzt gerade – i would do anything for love (but i won’t do that) von meat loaf höre, muss ich an eine gelungene mtv-anmoderation zu diesem lied von 1994 denken.

nicht nur ich verstehe es bis heute nicht, auch der moderator musste mutmaßen, was loaf damit genau meinen könnte. was es also sei, was loaf auch aus liebe nicht tun würde:

lose some weight, use a deodorant, stop driving the motorcycle in the house…

alltagsgeschichten

gestern in willkommen österreich: die jugend hat immer weniger interesse an literatur, nur noch wenige lesen regelmäßig bücher. nun versuchen andere medien, die jugendliche für literatur zu begeistern – deshalb gibt es den neuen roman von daniel kehlmann ab sofort als klingelton. 

das fand ich hübsch. christina stürmer und detlev buck waren amüsante und sympathische gäste. im gegensatz zu elizabeth t. spira in der letzten woche. ihre alltagsgeschichten – porträts über den "österreichischen kleinen mann" – genießen hierzulande fast kultstatus, auch unter manchen publizisten gelten sie als gelungene milieustudien. und sind tatsächlich zuweilen unfreiwillig amüsant, denn die menschen produzieren sich gerne vor ihrer kamera. oft angetrunken. singend. oft natürlich unreflektiert. und dementsprechend politisch unkorrekt bis manchmal jenseitig. spira gibt vor, dinge nur abzubilden. nicht bewusst menschen auszuwählen, um sie "vorzuführen".

im talk mit grissemann und stermann sieht man allerdings die annahme, dass es sich bei ihrer herangehensweise um billigen voyeurismus handelt, bestätigt. grissemann stellt als böser bulle die richtigen, subtilen, fragen, die gleichzeitig seine meinung über spiras arbeit relativ gut widerspiegeln. spira bemerkt das anscheinend nicht. natürlich, so spira, müsse sie die furchtbare kronen zeitung lesen, um zu wissen, was die leute, die sie interviewt ihr am nächsten tag erzählen werden. was nichts anderes heißt, als dass sie sich sehr weit von ihrem niveau herablassen muss, um die schicht der menschen zu erreichen, die ihre zielgruppe sind. also von wegen jeder könne vorkommen. selbstverständlich könne sie bei vielen ihrer interviewpartner schwer unterscheiden, ob sie nun angetrunken oder geisteskrank seien.

keine frage, differenzierte milieustudien zu drehen ist eine schwierige sache. allerdings sollte man als sendungsverantwortlicher zumindest versuchen, eine gewisse sachlich-ernsthafte haltung den menschen gegenüber einzunehmen, die man porträtieren will. ansonsten muss die frage erlaubt sein, was die sendereihe denn nun tatsächlich mit "volksbildung" (hierfür wurde spira ausgezeichnet) zu tun hat. dann nennt man das ding doch besser bei einem anderen, passenderen, namen.

qual der wahl

ich habe ein recht gutes gespür dafür, welche kinofilme mir gefallen werden. ich weiß meistens ziemlich genau, welche stimmung filme vermitteln werden. und deshalb kann ich mir aussuchen, in welche stimmung ich gebracht werden will. 

ich mag filme, die sich um menschliche beziehungen drehen. in denen musik und ästhetik eine wichtige rolle spielen. auch dialoge sind mir wichtig. gute dialoge sind schwer zu schreiben. sie müssen gut sprechbar sein, also nicht aufgesetzt wirken, dürfen aber auf der anderen seite nicht banal oder zu alltäglich ein. dabei fällt mir immer als allererstes closer ein, ein prominent besetztes kammerspiel, das über moderne beziehungsformen, über liebe und sex philosophiert und dabei sehr schön fotografiert und nicht unwitzig ist. lying is the most fun a girl can have without taking her clothes off. but it’s better if you do.

mein zweites lieblingsgenre ist comedy. besser gesagt filme mit schrägem humor. alles von charlie kaufman. oder sowas wie igby goes down. she’s a dancer who doesn’t dance and her friend is a painter who
doesn’t paint. it’s kind of a boho version of the island of the lost toys
. und überhaupt: the royal tenenbaums – quasi die mutter aller durchgeknallten intellektuellen komödien. von den ersten takten des beatles klassikers hey jude an wusste ich, dass das einer dieser filme ist, die genau mein ding sind. ich konnte mich entspannt im kinosessel zurücklehnen und das kommende genießen.

obwohl ich germanistik studiert habe – mit schwerpunkt auf neuerer deutsche literaturwissenschaft – fällt es mir viel schwerer, romane zu finden, die mich so befriedigen können wie ein guter film. in die ich mich richtig fallen lassen und mich in einen rausch lesen kann. derzeit versuche ich es mit james salters roman lichtjahre. mehr dazu bald. und auch mehr zu einem dieser filme, von denen ich vorher wusste, dass ich sie mögen würde: the prestige.