almis personal blog

the american, zwei

eher nervig gestaltet sich auch der, im film quasi eingebaute, italienische-sprache-und-kultur-kurs. "prego" und "grazie". "buon giorno" und "arrivederci". hier ein "aqua minerale con gas", da ein "bicciere di vino". jacks italienischkenntnisse scheinen ziemlich gut zu sein, warum wird nicht erläutert. zwar weiß er nicht, dass es "l’americano" heißt und nicht "il americano" – dafür versteht er problemlos den ausdruck für stoßstange (paraurti, habe ich persönlich noch nie zuvor gehört und kann es auch nicht aussprechen). jack fährt natürlich fiat und trinkt espressi – wenn auch solche, die sich americano nennen. im cafe in der ecke wird sergio leones once upon a time in america auf einem flachbildschirm gezeigt. die katholische kirche – in gestalt eines gemütlichen dorfpfarrers – ist ebenso unvermeidlich wie die italo-klassiker aus dem radio. er vor einer geldübergabe: "ich bin sicher, hier wird jetzt mit lire gezahlt." harhar.

die mimischen leistungen sind in ordnung bis gut. clooney spielt nicht – wie es in manchen rezensionen zu lesen ist – denselben typ von mann wie in up in the air. er spielt, im gegenteil, sehr reduziert. ohne den für ihn sonst üblichen charme und humor. er ist nicht verspielt oder selbstironisch, sondern still und gesetzt. als könnte ihn nichts überraschen. als wolle er sich auch nicht mehr überraschen lassen. die zwei starken frauen des filmes sind sehr gegensätzlich gezeichnet. thekla reuten ist quasi clooneys weibliches pendant, ruhig, spröde, fokussiert, während violante placido eine sinnliche träumerin portraitiert, die jack das gefühl gibt, gebraucht zu werden; und die er selbst umgekehrt bitter nötig hat.

quelle: fotos cgs

corbjins film hinterlässt einen recht ratlos: einen atemlosen thriller hat man nicht erwartet, für ein kammerspiel bleibt die zeichnung der charaktere aber doch zu sehr an der oberfläche. das wenige, das gesagt wird, ist kaum dazu geeignet, erhellendes zum plot oder zu den protagonisten beizutragen. die seltenen momente der spannung wiegen nicht die weiten strecken der ziellosen monotonie auf. ein im ansatz durchaus interessantes experiment, das aber vor allem am drehbuch gescheitert ist. 

the american

die lohnarbeit in gesetzesfernen branchen wird im kino vornehmlich so dargestellt: crash. boom. bang. da gibts action, testosteron und adrenalinausschüttungen am laufenden band. häufig ist die special effects-abteilung hierbei mehr gefordert als regie, drehbuch und schauspieler. 

anton corbijns porträt des amerikanischen auftragskillers jack (george clooney) ist erstmal wohltuend anders: still und dialogarm ist der film geworden, fast kontemplativ. man sieht jack über die schulter, als er nach italien kommt, um dort einerseits zuflucht zu finden, andererseits einen auftrag auszuführen. man begleitet ihn beim erkunden seiner neuen wohnung, der umgebung, man sieht ihm bei den wenigen begegnungen mit seinen mitmenschen zu. auch jobtechnisch geht er es ruhig an. er soll eine raffinierte waffe bauen, mit der dann eine komplizin einen mord begehen soll, er soll aber nicht selbst schießen. der film lässt sich sehr viel zeit und stellt seinen protagonisten klar in den mittelpunkt, der dem zuseher trotzdem merkwürdig fremd bleibt: man erfährt nichts von seinen leidenschaften, von seinen maximen, er scheint an keine werte zu glauben, kaum interessen oder ziele zu haben.

quelle: foto cgs1

der film arbeitet mit extrem ästhetischen bildern. der regisseur ist auch fotograf und das sieht man. wunderbar wie er etwa ein kleines italienisches dorf bei nacht aus der vogelperspektive zeigt – es sieht so aus, als würden sich die dächer bei dunkelheit aneinanderschmiegen; die scheinbar endlos langen straßen der schroffen landschaft, die kleinen wälder und flüsse werden von corbijn ebenso gelungen in szene gesetzt wie sein hübscher hauptdarsteller jack; er sitzt in kargen cafes vor großen fenster (vorsicht, denkt der zuseher), er macht sit-ups, er schraubt an waffen herum. sehr schön anzusehen. 

der plot allerdings erweist sich als ziemlich eintönig und ereignislos (und das sage ich – konsument das jarmusch-gesamtwerks), man entwickelt den verdacht, dass jede hausfrau in sulmona ein aufregenderes leben führt als profikiller jack. ok – vielleicht ist das realistisch, wahrscheinlich realistischer als die permanenten verfolgungsjagden und schußwechsel, die hollywood sehr oft bietet. dennoch fragt man sich mit zunehmender filmdauer nach der relevanz des vorliegenden werks.

…to be continued…


´1 danke für die fotos an liebe freunde, die im sommer dort urlaub gemacht haben, wo george clooney arbeitet. 

sechs oesterreicher unter den ersten fuenf, zwei

hm. ich will ja nicht auf den ungenauigkeiten herumreiten, aber…

eine demo, die 1987 stattfindet, kann nicht im museumsquartier enden. das museumsquartier gibt es erst seit 2001. davor hieß das areal messepalast.

aber, um nicht nur zu mäkeln, hier ein netter auszug zum thema "demonstrieren in wien": 

"offenbar war es in österreich verboten, auf demonstrationen einen gewissen lärmpegel zu überschreiten. (…) immer wieder scherten gruppen von demonstranten aus und verschwanden in kaffeehäusern. mit mehlspeisen in der hand kamen sie wieder heraus. mampfend und die stadtzeitung falter lesend, gingen sie in gemütlichem tempo wieder in der demo mit.

neben mir stapfte ein schweizer austauschstudent durch den schmutzigen schnee. ‘was soll das denn für eine komische demo sein?’ spottete er. ‘die polizisten haben keine helme auf, sie haben kein funki, nicht mal einen hund hat es hier! das ist ein spaziergang, sonst nichts!"

sechs oesterreicher unter den ersten fuenf

gestern also gleich stermanns roman begonnen. 

liest sich bisher gut, allerdings habe ich gleich zwei schwere zeit/raum-kontinuum fehler gefunden.

fehler nummer eins: der protagonist unterhält sich mit seinem freund darüber, wie gefährlich es ist, in jörg haiders phaeton mitzufahren. es ist frühling 2008. jörg haider ist tatsächlich aber erst im oktober tödlich verunglückt.

fehler nummer zwei: der protagonist kommt 1987 nach wien und isst eines abends an einem würstelstand, bemerkt dabei ein "nimm ein sackerl für mein gackerl"-plakat. diese anti-hundekot-kampagne startete die stadt wien allerdings fast zwanzig jahre später, nämlich 2006. 

hat der ullstein verlag kein lektorat? oder fallen berlinern solche für ösis offensichtlichen auffälligkeiten nicht so leicht auf?

bohemian like me

bohemian-tage bei almi. 

gestern wieder mal (mit ihm gemeinsam) und freunden im kino gewesen. es gab the american. ich bin mir noch nicht ganz schlüssig, wie ich den film fand. aber es war ein toller abend.

heute dann bei thalia mit gutscheinen dirk stermanns sechs österreicher unter den ersten fünf gekauft. im geschäft schon mal angelesen – denke, das kann was. die österreicher finden offenbar die "entpiefkenisierung" stermanns gut, das buch ist schon auf platz zwei der taschenbuch-charts.

anschließend dann mittagessen mit einer lieben ex-studienkollegin. draußen. bei sonne! sehr gut unterhalten und sie dann gebeten, mir den literaturnobelpreisträger per sms mitzuteilen, da ich um dreizehn uhr immer gerade aus der straßenbahn aussteige, im kindergarten bin, oder auf dem weg zurück zur haltestelle. aber nur, habe ich angemerkt, wenn ich ihn kenne. sie wisse ja nicht, wen ich kenne. wenn du ihn nicht kennst, dann kenne ich ihn auch nicht. 

die sms kam pünktlich.

die kunst

im kindergarten ist das heurige thema kunst und kreativität. das finde ich schon mal sehr gut.

und die geplanten großen themenkreise sind sehr ambitioniert – in zusammenarbeit mit dem belvedere: junge wilde (nein, nicht die kids, sondern schiele und kokoschka), von monet und anderen farbzauberern, ein tag mit gustav klimt.

ich bin gespannt!

scenes from an italian restaurant

weil ich durch flamingo wieder draufgekommen bin: scenes from an italian restaurant ist ein bekannter billy joel song, der nie als single ausgekoppelt wurde.

tatsächlich handelt es sich bei diesem song um drei verschiedene geschichten – die man als zusammengehörig empfinden kann, wenn man möchte. jede kann aber auch für sich alleine stehen. allen drei ist eine gewisse sentimentale grundstimmung zu eigen. es geht um unvergessliche momente – "bottle of red, bottle of white – depends upon your appetite. i’ll meet you any time you want in our italian restaurant" und den nicht immer leichten alltag ("new wife, new life and the familiy is fine – things are ok with me these days".) 

dramaturgisch am besten aufgebaut ist szene drei, die flotte ballade von brenda und eddie, dem beliebtesten paar der schule, cool und chic. billy joes dazu: "they’re typically people who peak too early. if you’re too popular
in high school you’re probably going to go downhill from there." brenda und eddie heiraten, trotz mancher warnung: "but there we were wavin’ brenda and eddie goodbye" – auf dem weg in die flitterwochen. es ist eine überhastete hochzeit, sie sind zu jung und zu planlos. sie geraten in geldschwierigkeiten, der normale alltag holt sie ein – schließlich folgt die scheidung. und die desillusionierung. der erzähler bemerkt: "that’s all i heard about brenda and eddie, can’t tell you more ’cause i’ve told you already" und dann die reprise: "and here we are waving brenda and eddie goodbye" – diesmal als ironische anmerkung, ein abschied für immer, es ist alles über sie gesagt.

joel ist ein begnadeter geschichtenerzähler. irgendwann noch mehr.