almis personal blog

ein besonderes wiedersehen

im zuge unseres südtirolurlaubs haben wir – nach fast vier jahren – das bozner krankenhaus, unsere station, die neonatolgie bozen, wieder besucht. sind also an den ort zurückgekehrt, wo unser leben als familie damals sehr plötzlich und unerwartet begann. 

es war ziemlich aufwühlend für uns beide, das krankenhaus wieder zu betreten. beinahe hatte ich tränen in den augen, als wir uns der station näherten. einerseits aus freude, weil es wunderbare erinnerungen an besondere menschen und augenblicke gibt, andererseits kamen natürlich auch die verzweifelten gefühle hoch, die ebenfalls ein teil der zeit damals waren. auf der station überwogen dann aber eindeutig die positiven emotionen. auch, weil es unsere station so gar nicht mehr gibt, sie ist räumlich übersiedelt, viel größer, heller, moderner und technisch aufgerüstet. das merkt man sofort an der ruhe, die jetzt dort herrscht. bei uns wurde jeder besuch noch von den alarmen der überwachungsmonitore begleitet, dem aufgeregten klingeln und piepsen. nun gibt es eine zentrale überwachung der einzelnen patienten.

"unser" neonatloge hatte uns schon erwartet und begrüßte uns, wie früher immer, mit einem erfreuten gruß quer über den gang. die anderen ärzte und viele der schwestern erkannten uns sofort, auch diejenigen, mit denen wir damals weniger zu tun hatten. aber zweieinhalb monate aufenthalt sind eine lange zeit und man wird ein bisschen zum "inventar" dort, zum bunten hund. adrian wurde natürlich laufend angesprochen, ihm über die haare gestrichen und gewunken, außerdem wurde uns die station gezeigt und wir führten ein langes gespräch über "was seitdem geschah" und woran wir uns besonders gerne erinnern. natürlich auch über adrians entwicklung, "er ist so groß", sagten alle.

der vielleicht berührendste moment war, als der arzt adrian ein baby zeigte, das derzeit ungefähr einen kilo wiegt und im brutkasten liegt wie er damals. wir hoben ihn hoch, damit er die kleine sehen konnte. adrian war interessiert an dem winzigen wesen und für mich war es fast unglaublich, dass er selbst auch mal so klein war, noch etwas kleiner sogar, mit ganz dünnen armen und beinen, und einem fast ganz unter einer mütze verschwindenden gesichtchen. der doktor ahnte vielleicht was ich dachte und sagte: "es geht ihr gut, es war schon eine 30. woche, sie atmet alleine."

wir werden uns wiedersehen, in ein paar jahren. da will der doktor adrian alles erklären, was ihn interessiert. wir werden immer wieder kommen, weil ein tei unserer geschichte in bozen bleibt.

carnage

ein film, auf den man sich sicher sehr freuen kann – carnage

regie roman polanski, darsteller kate winslet, jodi foster, christoph waltz und der bislang etwas unterschätze john c. reilly. drei dieser darsteller haben bereits einen oscar erhalten, reilly war für chicago nominiert. vorlage ist das stück von yasmina reza, gott des gemetzels, das sehr erfolgreich in wien am burgtheater aufgeführt wurde.

von der konstellation sehr kammerspiel-artig, erinnert mich ein bisschen an closer. und wenn er nur halb so gut ist…

twin peaks – das finale

so, nun endlich das twin peaks finale gesehen. natürlich hat sich creator david lynch es sich nicht nehmen lassen, in der letzten folge regie zu führen. 

die 2. staffel von twin peaks war – in oftmaliger abwesenheit ihres erfinders – weniger skurill und düster, als vielmehr grotesk und oft auch sehr witzig. man kann sie nicht als mainstreamig bezeichnen, aber doch ist sie teilweise leichter konsumierbar als staffel eins. in beyond life and death geht es wieder richtig lynch-esk zu. was zur frage führt: welche drogen hat david lynch damals genommen? und, wie es ein rezensent in einer besprechung zu lost highway einmal formulierte, man möchte sich nachts bei dunkelheit nicht in david lynchs’ gehirn verirren.

beyond life and death ist verstörend, bedrohlich, gruselig und auf bizarre art und weise dennoch sehr ästhetisch. wie nicht anders zu erwarten, bleiben viele fragen offen. und gäbe es eine dritte staffel, bin ich ziemlich sicher, dass mit dieser finalfolge der jump the shark-moment passiert wäre. dennoch (oder auch deshalb) mag ich die folge sehr, weil sie – trotz aller irrwitzigkeit – plausibel ist.

als nächstes dann den film – quasi ein prequel zur serie – fire walk with me sehen, der aber auch nicht als feelgood movie of the year durchgehen wird, schätze ich mal.

bachmannpreis

maja haderlap hat den diesjährigen ingeborg-bachmannpreis gewonnen

ihren vortrag hab ich als einen der wenigen live gesehen, sie ist eine kärntner autorin mit slowenischen wurzeln. und nachdem wir jedes jahr im siedlungsgebiet der kärtner slowenen urlaub machen, war mir klar, dass ich ihren heimatort kennen muss, und so ist es aus, es handelt sich um eisenkappel, die südlichste stadt österreichs, ein wirklich schöner – wenn auch sehr versteckter – flecken, hat für mich immer irgendwie etwas mystisches, geheimnisvolles.

haderlaps text mit den häufig eingestreuten slowenisch/windischen begriffen erschien mir irgendwie vom ersten moment an sehr vertraut. 

holiday

unsere erste sommerurlaubswoche hat mit hervorragendem wetter begonnen. haben ein fabelhaftes wochenende verbracht. 

gestern war ein befreundetes paar mit kids zu gast, dh. im garten tummelten sich drei (klein)kinder und ein teen im und um den pool plus uns vier herrschaften. es wurde gegrillt und später eis von bortolotti geschlemmt. dazwischen gabs dialoge, die uns daran erinnern, dass wir uns im jahr 2011 befinden…

freundin zu ihm: "sind wir eigentlich auf facebook befreundet?"

er: "ich glaub schon" (beide zücken ihre handies)

freund zu mir: "früher hat man sich noch unterhalten, heute bestätigt man nur noch freundschaften am smartphone"

ich: "wem sagst du das – ich habe noch nicht mal ein smartphone…"

freund: "waaaas, du hast kein smartphone?"  harhar.

es war ein sehr witziger und netter nachmittag. am abend sind wir noch lange draußen gesessen und haben radio wien gehört. ich höre ausschließlich im garten radio und da aber immer, zum beispiel danzer/ambros: "…du hoast jetzt an freind mit an porsche…sog eam doch er soll in oarsch gehen" (ruaf mi ned an). später, als es dunkel wurde, noch lange blitze geschaut. nacht im garten verlief harmonisch, abgesehen davon, dass adrian aus dem bett gefallen ist, ähm. nix passiert.

und heute dann sonntagszeitungen holen, brunchen, im schatten sitzen, zugstrecken konstruieren, kung fu-panda tattoos auftragen, auf der luftmatratze liegen… i love life!

blut und kotze

haha, bachmannpreis hat heute erstaunlich pointiert angefangen, mit der jurydiskussion über den text von gunther geltinger. 

jurorin daniela strigl (übrigens universitäts-assistentin am germanistik institut wien): "es hat sich in der deutschen literatur ein eigenes genre entwickelt, glaube ich, dass das trostlose landleben im norden deutschlands zum thema hat…nicht blut und boden, sondern blut und kotze, wenn man so will…."

darauf etwas später juror alain claude sulzer: "warum soll es nicht im norden…auch mal so zugehen wie in österreich…"

hanif und die kunst des drehbuchschreibens

hanif kureishi und ich, das passt offenbar nicht so ganz zusammen. 

dabei startet das sag ich dir durchaus interessant, handelt es doch von einem pakistanisch-stämmigen psychoanalytiker, der in london lebt und offenbar ein geheihmnis mit sich herumträgt, das mit mord zu tun hat. psychotherapie interessiert mich, und so bin ich anfangs recht gefesselt von jamals beruf, seinen ansichten und seinem leben. doch dann – als sich die geschichte eigentlich zuspitzen sollte – verliert sich der autor in details, lässt immer wieder neue, skurille nebenfiguren auftauchen, die zwar spannend scheinen, den plot aber nicht weiterbringen. es stehen im grunde viele kleine miniaturen nebeneinander, die jede für sich entdeckenswert sind, aber es kommt kein großes ganzes zustande. und langsam fühlt man sich genervt, weil nichts weitergeht. 

bei seite 130 habe ich vorerst mal aufgehört, die situation erinnert mich zu sehr an javier marias’ roman morgen in der schlacht denk an mich, wo der autor m.e. auch vor allem sich selbst und seine geniale gedankenwelt präsentieren will und zum hundersten mal abschweift, um irgendwas belangloses zu berichten. das buch habe ich dann tatsächlich in irgendeine ecke geworfen und will es nie, nie wieder sehen!

man muss schon eine geschichte erzählen wollen – ob es nun eine gute oder eine schlechte ist – ansonsten stiehlt man dem leser die zeit. oder dem zuseher, wie roger ebert gerade in seiner kritik zu larry crowne (starring: julia roberts, tom hanks) bemerkt hat. "it doesn’t have a reason for existing". larry crowne ist völlig harmlos: "the story arc is simplicity itself: larry crowne is a nice man who becomes nicer with the encouragement of other nice people." und: "what we have here is a screenplay lacking in conflict. i often complain
about screenwriters who slavishly follow the story arcs taught in
screenwriting classes. nia vardalos might benefit from one of those classes."

was mich zu meinem nächsten buch bringt – ich lese nun syd fields filme schreiben. dabei geht es um die kunst des verfassens eines drehbuchs anhand von praktischen beispielen. und das ist atemberaubend spannend, denn die 4 beispielfilme könnten unterschiedlicher nicht sein: thelma and louise, terminator 2, silence of the lambs und dances with wolves.