almis personal blog

the descendants

george clooney hat in dem film the descendants eine schwierige, sogar eine sehr schwierige aufgabe zu bewältigen – er muss das publikum davon überzeugen, dass seine im koma liegende frau gute gründe hatte, ihn zu betrügen und keiner im saal sollte nacher sagen, das sei unrealistisch, wer würde schon george clooney betrügen. kurzum: er muss in diesem fall alles mögliche sein – nur nicht george clooney. die übung gelingt.

clooney ist als matt king ein ganz normaler mann um die fünfzig. er sieht durchschnittlich aus (oh ja, das tut er hier), ist ein workoholic und kümmert sich zuwenig um seine familie. obwohl er im urlaubsparadies hawai lebt und zudem noch erbe eines unberührten stücks natur ist, verschiebt er sein leben auf später und später, es ist soviel zu tun, bis das leben ihn vor vollendete tatsachen stellt. nun muss matt – ein backup-parent, wie er sich selbst nennt – plötzlich für seine töchter da sein und sich eine menge unbequemer fragen stellen.

am besten ist clooney, wenn er nachdenkt, dieses zucken um die augen, die ratlosigkeit im blick, die gesten, die falten… ein clooney-genuß der anderen art. unterstützt wird er von einem fabelhaften ensemble, allen voran newcomerin shailene woodley, die seine ältere tochter spielt, aber jeder einzelne bringt hier eine überzeugende leistung.

alexander payne ist als regisseur und drehbuchautor von u.a. sideways und about schmidt bekannt. ein mann, der sich den themen des lebens annimmt, und dabei einen klaren, unsentimentalen blickwinkel einnimmt. er erzählt gerne von einsamkeit und den schwierigkeiten der liebe, vom herbeifantasieren und scheitern eines lebensentwurfs. dabei kippt die stimmung aber nie in illusionslosigkeit und nihilismus, vielmehr transportiert payne eine humanistische botschaft: wir sind alle fehlbar, verletzlich und verwundet, doch jeder tag bietet eine neue chance, unser tatsächliches potential auszuschöpfen.

paynes filme sind nicht so flapsig, beiläufig, wie sie oberflächlich betrachtet scheinen mögen (und wie die trailer fälschlicherweise vermitteln), sie sind aber auch völlig frei von pathos und larmoyanz. er setzt seine schauspieler so ein, das jede kleinste rolle gewicht hat, dass handlungen nachvollziehbar werden, ohne vorzuspiegeln, dass es für jedes problem eine lösung gibt. und auch, ohne selbst stellung zu beziehen.

the descendants ist ein wirklich starker und wichtiger film.