almis personal blog

Quarantäne

Schöne Grüße aus der Quarantäne. Adrian hat Scharlach.

Da ist Dr. Google falsch gelegen. Adrian hatte einen Ausschlag und Schnupfen, sonst nichts. Unsere Vermutungen reichten von Nesselsucht über Allergie bis zu Backenzähne. Dennoch haben wir die Nachbarskids gebeten, lieber nicht zum Spielen zu kommen, was zu Tränen auf allen Seite führte…

Aber gut wars! Denn die Ärztin meinte, nach der zutreffenden Bemerkung “du siehst ja lustig aus”, das sei eindeutig Scharlach, auch wenn das Fieber fehle und der Hals nicht besonders entzündet sei. Wäre ja gut gekommen, die neuen Mieter stecken das restliche Haus vorsätzlich an. Da macht man sich bestimmt sehr beliebt. Harhar.

Nun ja, dann streichen wir eben alle Termine dieser Woche (Christkindlmarkt, Geburtstagsparty, Oma, …) und igeln uns ein. Einen Vorteil hat das wohl, man entschleunigt deutlich. Man kriegt vom vorweihnachtlichen Trubel nichts mehr mit. Die letzten Geschenke werden online bestellt und es wird noch ein bisschen gebastelt.

Außerdem hört man mehrere Hörbücher, man stempelt Buchstaben, man spielt Auto, schaut Kinderfernsehen, liest vor, kocht zusammen, macht Fotos von den Angry Birds, usw. Und hofft, dass man als Erwachsener kein Scharlach mehr bekommen kann.

Hopefully not to be continued…

Rotkäppchen reloaded

Adrian hat vom Nikolo ein witziges Rotkäppchen Buch bekommen, die Zeichnungen sind sehr originell. Der Wolf ist schon böse, macht aber irgendwie einen auf cooler Gangsta. Wie er da am Baum steht und Rotkäppchen abpasst:

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Das Ende der Geschichte ist dann auch etwas abgemildert, für den Wolf. Wahrscheinlich erschien der Illustratorin mit Steinen im Bauch dann doch nicht mehr ganz so zeitgemäß – oder es ging ihr zu sehr in die Splatter-Richtung.

Unser Jim

Er und ich haben einen Jim Jarmusch-Faible.

Wir besitzen die Collection und haben alle Filme gesehen. Vom ersten Permanent Vacation – weiß nicht, ob da überhaupt gesprochen wird – über seinen unzugänglichsten, Dead Man (Johnny Depp!), von Mystery Train, da wird auch sehr viel geschwiegen, zu unserem Lieblings-Jarmusch Night on earth, fünf Taxifahrer in fünf verschiedenen Städten und ihrer Originalsprache. Benigni in Rom. Herrlich.

Manchmal hab ich mich selbst gewundert, dass wir bei einigen Werken nicht eingeschlafen sind, weil sie so dermaßen langsam erzählt sind. Allerdings hatten wir da noch kein Kind und waren abends noch munterer. Aber diese Behäbigkeit, diese tempörare Plotlosigkeit hatte etwas, dem wir uns nicht entziehen konnten. Jarmusch kann gut Stimmungen erzeugen. Und man merkt, er macht Filme nicht, um irgendjemandem etwas zu beweisen.

Wie bei Almodovar sind seine letzten Filme mainstreamiger geworden. Deshalb aber nicht schlechter. Vielleicht eine Spur glatter. Aber schräg ist es immer noch. Der ganz neue Only lovers left alive ist sogar wieder stranger als zb. Broken Flowers (sein “Filmhit”).

Only lovers left alive handelt übrigens von Vampiren. Aber wer Jarmusch kennt, weiß, da wird kein Twilight 2 draus. Wird da überhaupt gebissen? Mehr in Kürze in meinem Review. Hier schon mal der Trailer:

 

(und ja, Tilda ist der perfekte Vampir!)

Der Nikolozug

2011 haben wir im Sommer in Kärnten eine Fahrt mit der Dampflok gemacht. Es war einer der ersten gemeinsamen Ausflüge, wo wir uns wirklich als Familie gefühlt haben. Denn Adrian war alt genug, um aktiv dabeizusein und es mitzuerleben. Deshalb war und bleibt es für mich ein ganz besonderes Ereignis.

Unsere Freunde in Kärnten, die ältere Kinder haben, haben uns dann erzählt, dass es im Advent auch einen Nikolozug gibt. Im gleichen Jahr haben wir die Anreise nicht geschafft, letztes Jahr war Mr. Almi in Patagonien, also haben wir heuer schon im Oktober Karten reserviert. Wir wollten Sonntag hin und Montag heimfahren. Und dann die Ernüchterung: Mr. Almi hat Montag um neun Uhr ein Seminar. Was also tun? Früher fahren ging nicht. Wieder um ein Jahr verschieben? Wo dann jemand krank ist oder sonst was dazwischen kommt? Und dieses Jahr hat es sogar geschneit…

Wir habens kurzerhand einfach an einem Tag durchgezogen. Sind gegen halb 11 aufgebrochen, hatten in Fürstenfeld ein ausgiebiges McDo mittagessen und waren dann nach drei in Ferlach, um die Tickets abzuholen. Eigentlich wollten wir dann “unsere” Kärnter Familie besuchen, das ging sich aber doch nicht aus, denn um halb 5 mussten wir wieder beim Zug sein. Also noch schnell auf den Ferlacher Hauptplatz, Kakao trinken bzw. im Schnee stapfen, Schneebälle schießen, etc. Das war schön! Und frisch wars auch. Viel frischer als in Wien, das am Morgen bei 6, 7 Grad ziemlich mild war.

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Als wir zum Bahnhof zurückkamen, wars schon dämmrig. Genauso hatte ich es mir vorgestellt. Es gab Kinderpunsch und Glühwein und Würstel direkt am Bahnsteig. Dann hörten wir schon den Zug pfeifen und sahen jede Menge Rauch aus der Ferne. Die vorangegange Fahrt neigte sich dem Ende zu, jetzt waren wir an der Reihe! Eine große Menge an Erwachsenen und Kindern schoben sich in die Waggons. Wir haben einen guten Platz ergattert, Adrian natürlich am Fenster.

Dann ging es los. Der Zug fährt natürlich weder weit (nur zum Bahnhof Weizelsdorf, mit dem Auto vielleicht 8 Minuten entfernt, ha google maps sagt tatsächlich 8 min), noch schnell. Aber es ist immer wieder schön, in diesem gemächlichen Tempo die Landschaft vorbeiziehen zu lassen. Wobei Landschaft diesmal vor allem festlich geschmückte Häuser und Gärten waren. Dann wars soweit, der Nikolo betrat den Waggon. Er setzte sich zu jedem Kind und plauderte ein bisschen. Adrian wollte sich zuerst verkriechen, aber dann ließ er sich doch darauf ein und es war sehr nett. Es gab auch ein kleines Überraschungssackerl.

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Der Zug zuckelte noch eine Weile nach Weizelsdorf und dann gings wieder zurück. Bei Unterbergen stoppte der Zug für den Besuch der Krampusse. Dh Besuch war es keiner, die Krampusse durften nicht in den Zug, sie schlichen nur draußen vorbei, die Mutigen konnten aussteigen und sich die Krampusse aus der Nähe ansehen. Wir blieben dann lieber auf der Außenplattform des Zuges stehen – die Krampusse sahen nämlich wirklich (perfekt gestylt) sehr schauerlich aus. Mit weißem Fell, teiweise mit Hörner, mit großen Zähnen und einige mit leuchenden Augen. Manche Kinder hatten schon Angst, doch als die Krampusse ein paar Hände schüttelten, war das Eis gebrochen.

Nach dieser Begegnug dauerte die Fahrt dann nicht mehr lang und wir erreichten den Bahnhof Ferlach. Beim Aussteigen über uns ein tiefblauer Himmel mit unzähligen Sternen. Und obwohl es dann noch drei Stunden heimging, hat es sich sowas von gelohnt.