Meine erste Begegnung mit Muse verbinde ich mit Zahnschmerzen. Es muss so ums Jahr 2000 gewesen sein, als der Mann mir Songs der ersten Platte Showbiz vorspielte. Wir fuhren mit dem Auto von Favoriten nach Floridsdorf (wie richtungsweisend!), wo damals mein Zahnarzt war. Und wie gesagt, ich hatte ziemliche Schmerzen, während der Mann hellauf begeistert von dieser neuen Band aus England war. Ich musste ihm zustimmen, dass die Songs gut waren, auch wenn ich mich nicht so wirklich drauf konzentrieren konnte.
Seitdem ist viel Zeit vergangen. Mit jedem Album blieben Muse ihrem Stil treu, ohne sich zu wiederholen, immer im Balanceakt zwischen Sperrig- und Massentauglichkeit. Diesen Stil muss man natürlich mögen und die Texte sind nicht unbedingt etwas für Paranoiker. Lyrics wie “Everything about you is so easy to love” sind bei Muse selten, es geht jetzt mehr um Globalisierung, Außerirdische, schwarze Löcher und sowas. Man kann dieses Endzeitdings aber auch nur als Mac Guffin betrachten, und einfach die Emotionalität und Virtuosität der Musik genießen.
Gestern war ich in der Stadthalle, um die Drones-Tour zu besuchen, mein erstes Konzert ganz alleine, da der Mann kurzfristig ausfiel, aber ich hab ihm quasi live berichterstattet. Die Bühne war mittig aufgebaut, Drohnen in riesigen Plastikkugeln schwebten von der Decke. Monitore, Lichtspiele, später auch Ballons und überdimensionales Konfetti, die Bühnenshow ist, wie immer bei Muse, ein Genuß für sich, der nur noch von der Musik getoppt wird. Muse sind eine der besten Live-Bands der Welt, deren Songs live qualitativ noch besser rüberzubringen als im Studio. So wirkt ein Song wie Hysteria auf der Bühne noch viel besser als am Album.
Was hatte Muse also im Gepäck? Der größte Hit aus frühen Tagen, der auch heute noch super abgeht: Plug in Baby, die Stadion Feelgood-Hymne Starlight, auf die sich auch nicht-Fans meistens einigen können, das enorm bejubelte dabei eigentlich recht verstörende Supermassive Black Hole, und einer meiner Lieblingssongs Map of the Problematique; wenig vom Album Resistance, nur Uprising – das dafür besonders gut angenommen wurde, vielleicht auch, weil es die derzeitige Stimmung in der Zuhörerschaft spiegelt? Wenig gabs auch von der Platte The 2nd law zu hören, die ich persönlich eher nur so am Rande mitbekommen habe. Dafür eine Menge an neuem Material wie Drones, Reapers, Psycho, Mercy und natürlich Dead inside, dessen Zeile “On the outside i’m the greatest guy, now i am dead inside” ein bisschen die Aura von Bellamy beschreiben mag.
Um Zugabe muss man bei Muse nicht betteln, die bringen sie automatisch, direkt an das normale Programm anschließend und genauso soviele Titel, wie sie das vorher geplant haben, im gestrigen Fall: drei. Der Abschluss war mit dem augenzwinkender-epischen Knights of Cydonia natürlich perfekt gewählt. Und da darf nachher gar nichts mehr kommen – zumal Drummer Dominic Horward seine Sticks direkt anschließend ins Publikum geworfen hat.
Eine gute Rezension des gestrigen Abends findet sich hier.
Leave a Reply