Es ist schon eine Weile her, dass ich die Übersetzung eines Filmtitels nachgeschlagen habe, weil ich ihn nicht verstanden habe, aber nun war es mal wieder soweit. Nun “Banshee” ist eine Todesfee und Inisherin ist eine fiktive kleine Irland vorgelagerte Insel.
The Banshees of Inisherin ist – ja was eigentlich? Es läuft unter Komödie, wurde auch bei den diesjährigen Golden Globes in der Sparte “Best Comedy” nominiert, aber ganz ehrlich: Um diesen Film als Komödie zu bezeichnen, da muss man selbst schon ziemlich kaputt sein harhar. Nein. Es gibt eine Lesart, in der das alles witzig ist, was passiert, aber ich hatte diese Brille nicht auf. Für mich war der Film bestenfalls eine Tragikkomödie, aber eigentlich fand ich ihn ziemlich hart und auch traurig.
Pádraic Súilleabháin (Colin Ferell) und Colm Doherty (Brendon Gleeson) sind schon ein Leben lang miteinander befreundet, als Colm Pádraic eines Tages mitteilt, dass er ihn nicht mehr sehen will. Er möchte an einer Musik arbeiten und sich durch Kompositionen unsterblich machen. Er fühlt das Alter und hat keine Zeit mehr für belanglose Gespräche. Pádraic glaubt zunächst an einen Aprilscherz und versucht sich immer wieder, sich Colm anzunähern. Bis Colm voller Zorn ankündigt: Sollte Pádraic ihn nur einmal auch nur ansprechen, würde er sich einen Finger abschneiden. Wäre das jetzt ein amerikanischer Film würde man grinsen, und zur Tagesordnung übergehen, nun aber das ist ein irischer Film und diese funktionieren anders.
Was folgt, ist eine Eskalation, die gar nicht einmal so überraschend kommt, auf dieser gottverlassenen Insel. Inisherin ist wunderschön und rauh, und so sind es die Menschen auch. Menschen, die nicht viel zu tun haben, außer Vieh hüten, in die Kirche und ins Pub zu gehen und darauf zu warten, dass sich endlich einmal irgendetwas aufregendes tut, damit sie neue Gesprächsthemen haben. Die Sätze wiederholen sich, werden immer wieder auf die gleiche Art und Weise gesagt, stellenweise hat mich das sogar ein bisschen an Thomas Bernhard Prosa erinnert. Jeder hat seine zugeteilte Rolle, hier der “Dorftrottel”, dessen Vater ein gewaltbereiter Polizist ist; da eine neugierige Besitzerin des Gemischtwarenhandels, dort eine alte “Seherin”, die Tode vorhersagt. Pádraic selbst ist ein herzensgüter Mensch, dem dieses kleine Leben genügt. Er ist zufrieden, wenn er Colm trifft, mit seiner Schwester Siobhán die Mahlzeiten einnimmt, und sich um seinen kleinen Esel Jenny kümmert. Aber so leicht nimmt Colm das Leben nunmal nicht.
Die schauspielerischen Leistungen sind meisterlich, in diesem Film. Ich war sehr beeindruckt von Colin Farell, der ja irgendwie die undankbarste Rolle hat, mit dem “lieben Typen von nebenan”, der aber so eindrucksvoll zwischen Verzweiflung und Hoffnung schwankt und im Laufe der Zeit eine enorme Entwicklung durchlebt, ohne dabei seinen Charakter zu ändern. Sehr berührend ist, als seine Schwester Siobhán (Kerry Cordon) ihn zum wiederholten Mal zurechtweist, den Esel nicht immer ins Haus zu lassen, sagt Pádraic: “Ich lasse meinen Esel nicht draußen, wenn mir das Herz schwer ist.” Auch Barry Keoghan als Dominic – ein offensichtlich zurückgebliebener junger Mann – spielt so überzeugend, dass ich mich, politisch unkorrekt auf diversen Ebenen, gefragt habe, ob er tatsächlich, nun ja, ein gewisses intellektuelles Handicap hat. Ja, ich schäme mich eh dafür. Und Brendan Gleeson ist mir im Grunde genommen völlig unsympathisch und er möchte auch ganz offensichtlich völlig unsympathisch sein.
Hier noch der sehr locker-flockige Trailer, nicht davon in die Irre führen lassen, der Film hat dann doch (noch) eine andere Tonalität:
Im Original ist der Film sicher noch beeindruckender und authentischer, aber ich glaube auch ziemlich unverständlich. OmU hat mir diesmal zeitlich/örtlich nicht gepasst, wäre aber sicher am sinnvollsten.
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