Vor einigen Tagen habe ich den heurigen Oscar-Crowdpleaser gesehen, wie ich ihn nennen möchte.
Also einen Film, der durchaus anspruchsvoll und ein wenig artsy ist, dabei aber auch ziemlich spannend und amüsant erzählt wird und zwar Conklave. Solche FIlme sind in hohem Maße Oscar-verdächtig, weil sie nicht polarisieren und vermutlich den meisten Juroren gefallen und deshalb wohl auch von vielen Stimmen bekommen werden. Weil bei den Oscars gibt man ja nicht nur Stimmen für den Lieblingsfilm ab, sondern eine Rangreihung.
In Conklave geht es jedenfalls – wie der recht technokratische Titel schon sagt – um eine Zusammenkunft aller Kardinäle nach dem Tod des bis dahin amtierenden Papstes. Kardinal Thomas Lawrence (Ralph Fiennes) wird dazu auserkoren, die Wahl zu leiten, obwohl er sich selbst nicht gerade als Manager sieht und generell aktuell ein paar Probleme mit seiner Kirche und dem Glauben hat. Er selbst unterstützt den progressiven Aldo Bertini (Stanley Tucci), der sich nicht um das Amt reißt, aber andere (repressive) Kräfte verhindern will. Und dann beginnt das doch sehr intrigante Spiel um die Macht…
Als Zuseherin ist man ja immer recht schnell in den Bann gezogen, wenn man sich in einem Setting vorfindet, in dem Menschen bewusst isoliert werden und in ritualisierter und streng reglementierter Form etwas wichtiges entschieden werden soll, weil das so viel Raum für spannende Gruppendynamiken aller Art bietet. Oder wie das Votivkino in seiner Kritik schrieb: “Germanys Next Topmodell meets the Vatican. Nur einer kann der nächste Papst werden.”
Dabei spielt die Religion selbst in Conklave eine geringere Rolle als man glauben könnte. Natürlich geht es ein bisschen um Konservatismus versus Aufbruch, mehr geht es allerdings um das universelle Thema Gruppenbildung bzw. Spaltung, und noch mehr um Intrige, Manipulation und wie man in einem toxischen Umfeld authentisch bleiben und das Richtige tun kann, wie Kardinal Lawrence. Lawrence ist ein guter Mensch, aber auch ein zweifelnder, ein (auch sich selbst) hinterfragender. Die Rolle des Managers der Papstwahl überfordert ihn permanent.
Ralph Fiennes ist hier so super und man kann sich generell nur wundern über die “Range”, die er hat. Vom Shakespeare Darsteller im Theater – das merkt man auch hier sehr an seiner Sprache – über den männlichen Part von epischen Liebesgeschichten wie Der englische Patient, vom schrecklichsten aller schrecklichen Nazis Amon Göth in Schindlers Liste zu hippen Typen in italienischen Thrillern wie A Bigger Splash bis zu sehr komödiantischen Rollen wie als Concergie in The Grand Budapest Hotel oder als wahnsinniger Küchenchef in The Menu. Für seinen Nebendarsteller gilt fast das Gegenteil, ich zitiere das Votivkino “Stanley Tucci als Stanley Tucci, wir lieben ihn, auch wenn er immer dieselbe Rolle spielt.” Harhar
to be continued…
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