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Loving Highsmith, zwei

Die Inspiration für die Figur des Tom Ripley erlangte Patricia Highsmith in Positano. Dort sah sie einen jungen Mann am Strand, den sie für einen Amerikaner hielt und das genügte, um ihre Phantasie zu beflügeln. Ripley wird teilweise als ihr Alter Ego interpretiert, zeitweise unterschrieb sie auch ihre Briefe mit diesem Namen. Tom Ripley ist völlig amoralisch und auch fast frei von schlechtem Gewissen, er hofft immer nur, dass seine Taten ihn nicht in eine unangenehme Stimmung versetzen – was tatsächlich auch kaum der Fall ist; etwas, was Highsmith immer fasziniert, wie auch der Sieg des “Bösen” über das “Gute”.

Der talentierte Mr. Ripley wurde öfters verfilmt, zunächst mit Alain Delon unter dem Titel Nur die Sonne war Zeuge (1960). Dieser Film wird allerdings der Romanvorlage überhaupt nicht gerecht und endet auch völlig anders als das Buch, was die Grundidee ad absurdum führt. Außerdem ist Delon ein denkbar schlechter Ripley, denn er war viel zu attraktiv für diese Figur. Das bekam die Verfilmung von Anthony Minghella aus dem Jahr 1999 viel besser hin, in der Matt Damon den Ripley spielte – nichts für ungut, harhar. Mit der erst kürzlich erschienenen Netflix Serie Ripley habe ich so meine Probleme, auch wenn sie sehr gut gespielt und gefilmt ist.

Die zweite “große” Protagonistin von Highsmith ist vielleicht Carol. Auch dieser Figur ist Highsmith tatsächlich begegnte, als sie in einem großen Kaufhaus arbeitete und dort eine Frau sah, die sofort ihre Aufmerksamkeit erregte – und die sie im Roman eben Carol genannt hat. Sie selbst wäre dann Therese, die Verkäuferin. Carol heißt auch der Roman selbst, zumindest aktuell. Ursprünglich hatte er nämlich The Price of Salt geheißen. Und man muss das Buch schon sehr genau lesen, um den Titel zu verstehen, es gibt nämlich nur einen einzigen Satz im ganzen Buch, der darauf Bezug nimmt, als Therese schreibt, dass das Verlieben so etwas wie das Salz des Lebens wäre (und seinen Preis hat… ). Ich meine, um solche Dinge aufzustöbern hab ich eigentlich Germanistik studiert, harhar, das sind die Freuden, die man dabei hat.

Auch Carol wurde verfilmt und zwar 2015 von Todd Haynes. Cate Blanchett spielt die Carol und Rooney Mara die Therese; es ist ein ganz ruhiger, unheimlich subtiler und stilvoller Film, so wie es das Buch ist. Ein bisschen ist es auch ein “Upperclass-Roadmovie”, wobei ich diese Subgenre gerade erfunden habe. Jedenfalls ist eine Liebesgeschichte zwischen den beiden ungleichen Frauen – die einzige dieser Art, die Highsmith schrieb (sie war selbst lesbisch) und die sie unter einem Pseudonym (Claire Morgan) verfasste. Weniger, weil sie sich aus Scham nicht outen wollte, sondern weil sie dachte, es würde ihrer Karriere schaden und es würde dann quasi gewünscht werden, dass sie mehr Bücher dieser Art schreiben würde; etwas, was sie tatsächlich nicht vorhatte und letztendlich blieb das tatsächlich es eben auch dabei.

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