letzte woche habe ich auf arte wieder mal sex, lügen und videos gesehen. ich habe dazu schon mal gebloggt, erstaunlich knapp wie mir jetzt scheint. entweder ich habe jetzt, eineinhalb jahre, später mehr zu sagen oder ich "elaboriere" (kommt davon die bezeichnung labern?) mehr.
soderbergh hat das drehbuch zum film in zwei wochen geschrieben. das merkt man. und das ist ein kompliment. wäre ich drehbuchautor, fände ich es ungeheuer schwierig, den ton von menschen zu treffen, so zu schreiben, wie sich menschen tatsächlich unterhalten. wenn ich jetzt überlege, ich feile an so einem drehbuch viele monate oder sogar jahre, dann entfernt sich gefühlsmäßig dieser text immer mehr vom gesprochenen wort der protagonisten. es mag natürlich auch ausnahmen geben und jemand hat erst nach drei jahren die absolut frischesten und spontansten dialoge ausgearbeitet, aber generell glaube ich eben, dass das lange feilen, das kontinuierliche überarbeiten eines textes, eher einer gattung wie dem roman entspricht.
das hauptthema von sex, lügen und videos ist dann auch das gespräch, und zwar das wirkliche gespräch zweier menschen, das tiefergeht, das all das weglässt, worüber man eigentlich nicht zu sprechen braucht. den smalltalk und die platitüden. die fragen, die sich graham und ann gegenseitig stellen, bezeugen wirkliches interesse an ihrem gegenüber, die beiden wollen voneinander wissen, was den anderen ausmacht, wollen ihre weltsicht kennenlernen, ihre reaktion auf verschiedene situationen des lebens. die lügen im filmtitel finden zwischen ihnen nicht statt. wenn sie sich direkt etwas fragen, dann erfolgt eine ehrliche antwort, auch wenn diese manchmal nicht angenehm ist, peinlich ist oder entlarvend.
jemand anderen richtig kennenzulernen, ist das wissen um grundsatzeinstellungen wie auch das sammelsurium von kleinigkeiten. das ist das wissen um das tragen eines komischen rosa schianzugs anno dazumal oder einer eigenartige mütze, gekauft in irgendeinem usa-outletcenter. genauso wie die kenntnis von lieblingsfilmen, vom literaturgeschmack oder den kleinen angewohnheiten des täglichen lebens. wie heather nova in london rain singt: "and when somebody knows you well- there’s no comfort like that".
außerdem ist sex, lügen und videos sehr erotisch. auf einer rein sprachlichen ebene. es gibt keine bettszenen, nicht mal berührungen oder küsse zu sehen. alles läuft über die sprache, über die dialoge (ok, ich bin eine frau, ich mag sowas. harhar). graham und ann im gespräch. "do you fantasize?" "yes" "about who?" "i fantasize about you" "about me?" "yes…have you fantasized about me?" "i thought i made that clear before."
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