almis personal blog

rushmore

rushmore ist aus mindestens zwei gründen filmgeschichtlich interessant: zum einen ist es der film, mit dem regisseur wes anderson seinen durchbruch schaffte, zum anderen markiert rushmore bill murrays wechsel vom klamaukkomiker ins independent fach, quasi seine zweite, sehr erfolgreichreiche karriere.

kurz zum plot: der 15 jährige max fischer (jason schwartzman), dem seine schule – das private rushmore college – alles bedeutet, wird vom direktor an die luft gesetzt. er ist zwar passionierter autor von theaterstücken und gründer zahlreicher vereine für schüler, doch im unterricht ist er schwach und leistet sich zuviel gegenüber den lehrern. nach dem rausschmiss hängt fischer in der luft – wird sein väterlicher freund hermann (murray) ihm helfen können, wieder zurückzulehren? wird er das herz seiner lehrerin (olivia wilde) erobern können?

zugegeben, wenn man das so liest, fragt man sich: was um himmels willen soll daraus werden? aber – wie rogert ebert es ausdrückt: “anderson and wilson (owen wilson, co-drehbuchautor anm. der red.) are good offbeat filmmakers. they fill the corners of their story with nice touches.” es ist keine große geschichte, die hier erzählt wird, aber eine, die tief geht. die figuren sind gebrochen, sie haben verluste erlitten, auch max hat viel mehr verloren als nur seine schule; aber diese verluste haben sie nicht zerstören können. die melancholie ihrer lebenswege schimmert in ihren augen, aber sie stehen auf und machen weiter, sie hören nicht auf zu träumen und zu hoffen.

wes andersons hat viel verständnis und ein großes herz für seine figuren. max ist wie ein etwas älterer bruder für einen igby (igby goes down), bill murray ist auf unheimlich tollpatschige art lebensklug und liebenswert, rosemary eine nachdenkliche poetin. anderson betrachtet sie und die vielen kleinen nebencharaktere wohlwollend, trotz all ihrer defizite, immer mit großer sympathie. dabei etabliert er gewisse trademarks, die auch in seinen weiteren filmen wie the royal tenenbaums (einer meiner lieblingsfilme) und the life aquatic auftauchen wie etwa die obsession für das meer und das tauchen, die erfindung obskurer vereine, der prägnante einsatz von musik, der gezielte einsatz von slow motion.

anderson schafft es, einen wirklich warmherzigen film zu schaffen, der zwar durchaus dunkle töne anschlägt, dabei aber immer positiv und lebensbejahend bleibt.

holiday

wir haben eine tolle ferienwoche verbracht. spät aus den federn, spät ins bett und dazwischen lauter nette unternehmungen.

montag gabs ein playdate mit adrians kindergartenfreund, dienstag hatte ich einen kinderfreien abend und war mit einer freundin asiatisch essen. am mittwoch gings frühmorgens in die autowerkstatt und anschließend zu mc donald’s frühstücken. eigentlich hatten wir danach einen besuch in der therme laa geplant nur sind thermenbesuche in den weihnachtsferien (vor allem bei wechselhaftem wetter ohne schnee, ja hier in wien nach wie vor kein flöckchen) keine so gute idee. so fuhren wir wieder zurück nach wien – ohne allerdings die rollfähre von korneuburg aus zu nehmen, die uns das navi vorgeschlagen hat (die fähre ist bis mitte märz nicht in betrieb!!!) – und gingen ins amalienbad. zwar keine therme, sondern ein hallenbad, mit kühlerem wasser, dafür ohne menschenmassen.

war sehr lustig, obwohl adrian permanent alleine im bad herumstiefeln wollte. offensichtlich hatte er vor, zu vermeiden, mit seinen eltern gesehen zu werden. so ging er solo fönen und wollte dann auch gerne noch länger am bassin sitzen, wir können uns ja schon umziehen gehen… dabei störte es ihn kaum, dass er im bad überhaupt keine orientierung hatet, der wille zur selbstbestimmung war größer.

am donnerstag haben wir es endlich mal geschafft, mit einem wieselzug (regionalzug) zu fahren und zwar in die milleniumcity. dort haben wir etwas getrunken und ein bisschen auto gespielt und dann gings wieder zurück. und am freitag schließlich – hier feiertag – waren wir mit unseren freunden lecker italienisch essen und anschließend spazieren/rollern in rodaun. ich: “adrian wieso fährst du mit dem roller soweit voraus, dass wir dich nicht mehr sehen können?” er: “ich wollte eh stehenbleiben, aber der wind hat mich weitergeblasen!” netter versuch! dann gabs noch kafffee und wir haben einen spielenachmittag/abend angehängt. herrlich.

nächste woche gehts dann wieder mit dem alltag los und ich habe jede menge to do’s abzuarbeiten. aber nach dem urlaub geht das hoffentlich mit neuer energie.

p.s. ja ich habe jetzt ein smartphone und liebe das fotografieren damit, vielleicht hat es der eine oder andere schon bemerkt. harhar

für deutschland reichts

vor zehn jahren war ich glühender harald schmidt-fan, habe seine show auf sat1 ziemlich regelmäßig verfolgt, war einmal live-studiogast in köln und habe einige nette menschen in der harald schmidt newsgroup kennengelernt.

seitdem ist einiges passiert, schmidt ging zur ard, schmiss andrack raus (ich mochte andrack!!! dafür wurde ich oft geprügelt), erlebte eine quotentalfahrt und ging zurück zu sat1. ich habe schon länger keine show mehr gesehen, auch weil ich generell kaum noch fernsehe, aber ich habe immer noch sympathien für die “institution”.

im kurier von neujahrstag ist ein großes schmidt-interview zu lesen und nachdem man das getan hat, weiß man wieder, wie genial dieser mann sein kann, wenn er lust dazu hat. das gesamte gespräch ist hier nachzulesen, zwei highlights, schmidt erzählt, dass die letzte traumschiff-folge (er spielt offenbar jetzt regelmäßig mit) von japan nach bali verlegt werden musste: “es kam – orginaltext rademann: die dusselige welle, im volksmund tsunami.” und auf die frage, ob er das wiener idiom beherrsche:

“man sagt mir, in einzelnen treppenhäusern von ottakring würde von zugewanderten kroaten so wienerisch gesprochen wie ich es tue. aber für deutschland reicht’s. das ist übrigens generell mein motto: für deutschland reicht’s.”

köstlich!

nico und die sozialdemokratie

über die feiertage wurde es dieses jahr in österreich nicht ruhig und beschaulich, sondern man diskutierte die geplante bestellung eines büroleiters für den orf-generalintendanden wrabetz, kein geringerer als nico pelinka sollte es sein, seines zeichens spö-stiftungsrat mit besten kontakten in die sozialdemokratische partei.

soviel zum unabhängigen und parteiinteressen fernen orf – doch erstaunlicherweise ebbte der ärger diesmal nicht vorm orf-zentrum am küniglberg ab, nein, die hiesigen journalisten verfassten einen protestbrief und zib2-anchor armin wolf twitterte (in anlehnung an düringers wutbürgerrede): “man könnte auch sagen, in der ZIB redaktion sind wir heute ein bissi wütend…”

der neueste beitrag zur diskussion ist elfriede jelineks gestriger blogeintrag, ein relativ verstörender text, in dem sie das ende der sozialdemokratie ausruft, der für mich – so sehr ich von den personalrochaden befremdet bin – doch etwas zu sehr ins persönliche abdriftet; außerdem finde ich nicht, dass JEDER debatte die erwähnung von nationalsozialismus und konzentrationslagern unbedingt zuträglich ist, aber vielleicht bin ich da eigen.

wenn man wenigstens den orf aus protest abmelden könnte, aber das geht wohl auch nicht, wenn man ein fernseh- oder radiogerät zuhause hat. nach der nachträglichen jobausschreibung (frauen bevorzugt) darf man aber wirklich gespannt sein, wie die sache letztendlich ausgeht.

new years eve

zu silvester haben wir voriges jahr bis quasi zur letzten minute nichts geplant gehabt. und dann verlief der abend doch perfekt.

haben uns um sechzehn uhr mit oma und bekannten mit enkelkind beim cafe sacher getroffen, um die innenstadt unsicher zu machen. silvester in wien ist ein eigenes kapitel. das letzte mal war ich vor ca. zehn jahren in der innenstadt und da wars vor allem eines: laut. und man musste bei jedem schritt aufpassen, nicht von irgendwelchen böllern verletzt zu werden. mittlerweile sind kracher ausdrücklich verboten- was aber in wien noch nichts heißen muss, bei uns gibt es auch pseudo-rauchfreie lokal en masse. aber das mit den böllern funktioniert offensichtlich wirklich, nicht einen gehört. menschenmassen waren natürlich trotzdem unterwegs, zumindest am offiziellen silvesterpfad. in den nebengassen ging es eher ruhig zu.

für die kinder gabs luftballon-kunstwerke: adrian wünschte sich ein herz, das mädchen bekam einen blumenstrauß und bei der ö3 bühne geschah das unfassbare, ich hörte erstmals heuer öffentlich last christmas. und die leute gingen dazu voll ab, vor allem im vergleich zu mariah carrey, die vorher trällerte (natürlich aus der konserve). gegen sechs verließen wir die innenstadt in richtung 9. bezirk. beim aussteigen aus der straßenbahn wars dort völlig ruhig und menschenleer. im lokal eines bekannten war wenig los, weshalb die gesellschaft bald geschlossen wurde und nur noch insider kamen. nach leckerem essen wurden mehrere flaschen sekt spendiert, was mir zum verhängnis wurde: schon weit vor mitternacht beschwipst und magendrücken. aber sehr lustig wars.

kurz vor 23.30 waren wir dann wieder daheim – das feuerwerk sehen wir uns natürlich zuhause an, denn wie eine freundin mir mailte: “favoriten explodiert” (wie eh jedes jahr). was adrian allerdings recht egal war, der sich aufs sofa legte und punkt 23.40 einpennte. um mitternacht haben wir ihn aber nochmal kurz aufgeweckt und er hat selig gelächelt. wie üblich lief um 0.00 uhr der donauwalzer im tv. danach gabs noch ein bisschen lachs und baguette für die oldies und dann gings ins bett. wo das kind bis fast mittags schlief. auch eine premiere!

bye ’11…

eine kleine bilanz, inspiriert von irene in irland:

4 urlaube (2 x südtirol, 1x kärnten, 1x dublin)

1 doktorat und 1 roman

1 thanksgiving truthahn (6 kilo)

3 magen/darm infekte (hat nix mit truthahn zu tun)

4 tiergartenbesuche

12 kolumnen

15 kinobesuche (inklusive pressevorstellungen)

3 kinderevents (lilarum, roncalli und urania kasperl)

1 dinner bei kerzenschein

3 fahrten mit dem bummelzug (donaupark, baden, laxenburg)

1 fahrt mit der dampflok

1 laternenfest

3 besuche in der therme (laa und happyland)

1 besuch in der allergieambulanz (bienengift)

3 besuche auf christkindlmärkten

1 großer meilenstein: korrigiertes alter = tatsächliches alter

1 großes jubiläum: 20 jahre er und ich

unzählig: spielplatz, garten, playdates, mails, treffen mit lieben menschen

***

2011 du warst ein guter kumpel und hast mir viele faust’sche augenblicke beschert.

***

ich wünsche allen meinen lesern einen fröhlichen silvesterabend

und alles gute für 2012

 

vertigo

vertigo – einer der hitchcocks klassiker, aus dem jahr 1958 – ist ein psychothriller mit sehr moderner optik, einem irritierenden plot-aufbau und einem ungleichen leinwandpaar, james stewart (damals 50) und kim novak (damals 25).

wenn man langsam den eindruck gewinnt, als wäre jimmi stewart für hitch sowas wie leonardo di caprio für scorsese heute, dann entspricht das durchaus den tatsachen. nur, dass nach vertigo damit schluss war, weil hitchcock stewarts alter die schuld daran gab, warum der film damals kein erfolg war. stewart sieht man sein alter überdeutlich an, man gibt ihm sogar noch einige jahre dazu. stewart ist da so alt wie george clonney jetzt, unfassbar. cary grant ist der clooney seiner zeit, der es sogar schafft, in north by northwest einen sohn zu spielen, der de facto nur sieben jahre jünger war als seine filmmutter. aber genug offtopic.

kim novak fand hitchcock übrigens ebenfalls fehlbesetzt. wen man langsam den eindruck gewinnt, als wäre alfred hitchcock nicht gerade der umgänglichste zeitgenosse gewesen, dann entspricht das durchaus den tatsachen.

minmale spoiler möglich

die ausgangssituation: detektiv john ferguson (stewart) hat nach einem beinahe tödlichen unfall höhenangst (>vertigo) und quittiert seinen dienst. daraufhin wird er von einem ehemaligen schulkollegen dazu angeheuert, dessen frau (kim novak) zu beschatten, da der diese für geisteskrank hält und fürchtet, sie könnte den freitod wählen. was für ferguson zuerst einen eher lästiger freundschaftsdienst bedeutet, beginnt schnell, ihn ganz in den bann zu ziehen…

der charakter fergusons wird in der rezeption oft als alter ego hitchcocks gelesen; als figur, in der sich der regisseur offenbart, seine wahren schwächen zeigt, sein frauenbild kritisch hinterfrägt und sich seinen obsessionen stellt. wenn man hitchcocks bio kennt und sich mit seinem verhältnis zu frauen beschäftigt, ist das durchaus vorstellbar. auf der anderen seite fragt man sich in vertigo: was sind die motive der frau, so zu agieren, wie sie das tut? was hat sie dazu gebracht, die zu werden, die sie ist? oder zu sein scheint? diese fragen stehen im film mehr im vordergrund, als action oder suspense.

san francisco als schauplatz der handlung erscheint etwas anders als gewohnt; die stadt erinnert sich an seine wurzeln, schlüsselszenen spielen an orten mit spanischer tradition und der coit tower (been there, and it was’nt that bad) wird als hässlich bezeichnet.

insgesamt ein mysteriöser film, der konsequent gegen die sehererwartungen arbeitet.

filmreif

ich liebe ja solche filmreifen szenen, die das leben manchmal für einen bereithält, gestern war es mal wieder soweit.

war mit einer freundin und mit unseren beiden jungs in der WIG rollern, es war total frühlingshaft, 10 grad plus und gegen halb fünf wurde es dämmrig, wir waren gerade am spielplatz, als die sonne in einem sehr opulenten orange unterging, die kinder kletterten johlend auf die rutsche. soviel zum setting und der stimmung.

wir sprachen über eine bekannte von ihr, die ihr erstes kind alleine großzog und während der babyzeit ihren jetzigen mann kennenlernte. wir wunderten uns beide darüber, baby und dates, geht das zusammen (für uns: nein), da meinte die freundin – und es schien mir so als konzentrierte sich das universum völlig auf sie, in diesem moment – mit einer ausladenden handbewegung und aller nur möglichen intensität, wie jemand, der eben gerade dabei ist, etwas ganz fundamentales zu sagen:

“ach wenigstens haben die nie zeit zu zweit gehabt und wissen nicht, was sie vermissen, paarurlaube am strand, schön essen gehen und ins kino, nicht aus dem bett rauskommen…oder auch einfach nur: sich unterhalten können, ohne, dass jemand permanent dazwischenredet…” und dann, die stimme aus dem hintergrund, eine andere mutter mit kleinem mädchen am arm: “oh ja, ich weiß wovon sie sprechen.”

herrlichst, wirklich. ich konnte gar nicht mehr zu lachen aufhören.

p.s. sie ist übrigens eine wunderbare mutter.

platz 88

diesmal ist mein liebster platz von best of böse des falter platz 88, ursula stenzel, ich zitiere:

“im ersten bezirk sind lachen, tanzen, alkoholkonsum sowie geschlechtsverkehr nach 18 uhr strengstens verboten! ungefähr so stellt sich die schwarze bezirksvorsteherin eine perfekte wiener innenstadt vor. es geht zwar völlig in ordnung, wenn sich hofratswitwen im pelzmantel schon zu mittag beim punschstand besaufen, banker bei fabios geld verbrennen und döblinger jungregimenter beim stadtfest abstürzen. aber wenn prolos aus der vorstadt in ihre city einfallen wollen, greift die eiserne uschi durch und klappt die gehsteige hoch. wann kommt die stadtmauer wieder, sie spaßbremse?”

positiv überrascht wurde ich auch von der best of film liste. nachdem ich letztes jahr 9 von 10 filmen nicht mal gekannt habe – und ich halte mich doch für einigermaßen filmaffin – waren es diesmal immerhin sechs von zehn und ich habe dieses jahr sogar zwei filme auf der liste gesehen, nämlich tree of life (wie bereits erläutert bei mir durchgefallen) und bridesmaids (sic!).