Author: heidi
kika
was für jim jarmusch die monotonie ist für pedro almodovar die skurrilität. wenn man sich beim genuss von jarmusch-werken ständig fragt, wann nun endlich mal etwas passieren wird, ist man in einer ähnlich misslichen lage, wie wenn man bei almodovar anfängt, den kopf zu schütteln. there is no way out.
dennoch möchte ich den 1993er almodovar kika doch etwas hervorheben. der selbst für erprobte almodovar-seher etwas gewöhnungsbedürftig daherkommt, bizarre spoiler können folgen: wird protagonistin kika doch in einer nicht besonders kurzen szene (almodovar bezeichnet sie als das "herzstück" des films) vom bruder ihres zimmermädchens vergewaltigt und versucht dabei, ihn psychologisch zu betreuen und verständnis zu zeigen. das zimmermädchen ist lesbisch und der bruder geistig zurückgeblieben; die schwester hat sich ihm früher regelmäßig hingegeben, um zu verhindern, dass er sich in ihrem dorf an kühen und ziegen vergeht. danach wurde er pornodarsteller und wegen mißbrauch ins gefängnis gesteckt. aus welchem er ausbricht und siehe anfang des absatzes. yo.
etwas greifbarer ist die medienkritik in kika, wenn protagonistin andrea cartacortada ("narbengesicht") in ihrer tv-show das schlimmste vom tag über greueltaten in madrid berichtet und filme einspielt, die sie mit ihrer helmkamera gemacht hat, täglich unterwegs um verbrechen aufzustöbern.
eine sehr hübsche szene hat almodovars mutter (francisca caballero) als "talkshow"-host der anderen art. sie interviewt einen schriftsteller, in dessen umfeld ständig morde passieren und der in seinen büchern diese morde beschreibt, auf gleichermaßen selbstbewusste wie naiv-unprofessionelle art und weise. sie verhaspelt sich andauernd und verwechselt fakten, macht sich aber nichts daraus. die szene wirkt improvisiert, ist sie aber laut almodovar nicht.
almodovar sagt in seinem buch filmen am rande des nervenzusammenbruchs über seine mutter: "ich denke, sie hat des geldes wegen in meinem filmen mitgespielt. direkt nach jeder szene kam sie zu mir und verlangte ihre gage."
zitiert
letzte woche in willkommen österreich – zwar schon etwas her, aber ich fand es einfach gut:
stermann: "in amerika gab es ja jetzt diese große gala, hope for haiti. george clooney hat das ganze organisiert und viele stars sind gekommen – jennifer lopez, jennifer aniston, brad pitt, rihanna, kid rock, ganz viele leute…also lieber jermaine jackson: es geht schon! man kriegt schon die stars für eine gala."
grissemann: "stefan petzner, der petzner bua, hat david schalko verklagt, weil er sich in schalkos buch weiße nacht wiedererkannt hat. darin geht es um einen verwirrten, solarium gebräunten homosexuellen, der ein delphin tattoo hat, ständig "lebensmensch" murmelt und die nähe zu seinem führer sucht. ich verstehe nicht ganz, wo da die ähnlichkeiten sein sollen".
vielmehr, so grissemann, könnte petzer beispielsweise auch heinrich böll klagen, für ein werk, das offensichtlich auch von petzner handelt: ansichten eines clowns. und auch bertolt brecht wegen dessen werk der gute lebensmensch von sezuan.
es geht los
it’s that time of the year…
die oscar nominierungen: hier. heuer neu: für den film des jahres sind gleich zehn werke nominiert. und: drei österreicher im rennen.
avatar, drei
am freitag also endlich avatar gesehen.
den hype kann man wie gesagt in allen medien verfolgen, der film wird mit unzähligen superlativen beschrieben. doch so wirklich als film kann man avatar gar nicht bezeichnen: es ist eventkino ja. die bilder haben videospielcharakter. es ist ein happening, sich schwarze brille aufzusetzen und zu kichern, zu raunen oder zu motzen, weil man alles anfangs verschwommen sieht. ein cineastischer leckerbissen ist avatar formal nur bedingt und inhaltlich überhaupt nicht. man kann sich nicht schlecht unterhalten – die relevanz für das kino im jahr 2010 ist aber fraglich.
james cameron hat erfahrung mit blockbustern dieser größenordnung. sein titanic wurde 1998 mit 11 oscars ausgezeichnet. auch damals waren es vor allem die technischen finessen, die akribische genauigkeit, mit der cameron seine geschichte erzählt und mit denen er immens erfolgreich wurde. doch wenn man es nüchtern betrachtet ist titanic nicht unbedingt vorteilhaft gealtert. 12 jahre danach wird er nur noch in taschentuchwerbungen zitiert. was technisch damals das non plus ultra darstellte, wirkt heute fast altbacken, der aufgebotene bombast maßlos übertrieben. ein ähnliches schicksal scheint avatar vorgezeichnet. ein kammerspiel bleibt auch 30 jahre danach ein kammerspiel. ein film am letzten stand der technik ist vielleicht schon im nächsten sommer überholt. was noch nicht so schlimm wäre, wäre da ein kraftvoller plot.
doch auch plot-technisch überzeugt mich avatar kaum. man wird den eindruck nicht los, dass cameron sich auf die suche nach einer möglichst simplen story gemacht hat, die nur den sinn und zweck erfüllt, die 3d effekte möglichst oft zur geltung kommen zu lassen. herr der ringe (hallo fussfetischisten) meets star wars meets crocodile dundee, quasi. der plot lässt sich in einem satz zusammenfassen und nutzt seine chancen nicht, eine einfache geschichte mit charme, witz und netten details zu erzählen. trotzdem ertappe ich mich – völlig überraschend – dabei, irgendwann am ende von teil eins ergriffen zu sein. daran hätte man anknüpfen können. doch wie bei titanic gerät teil zwei reichlich platt, wenn gleich hier niemand auf einer eisscholle davonschwimmt.
die schauspielerischen leistungen sind solide. sigourney weaver trägt einmal mehr cargo-hosen und ist wissenschafterin. giovanni ribisi (der immer mal wieder in nebenrollen auftaucht, in friends, lost in translation oder public enemies) schafft es sogar seine figur sehr differenziert und ambivalent anzulegen. dennoch lautet das fazit: relativ kurzweilige unterhaltung, ein hoher "communityfaktor", dem man sich nicht ganz entziehen kann, doch da wäre wesentlich mehr drinnen gewesen – vor allem was die hohe kunst des story-tellings betrifft. mal sehen, ob james cameron die oscar jury überzeugen kann.
avatar, zwei
heute gehts also ins kino. und gestern habe ich erfahren, dass man für avatar brillen aufsetzen muss.
hallo? in den letzten 30 jahren – ich kann mich erinneren, dass es in meiner kindheit 3d sendungen im fernsehen gegeben hat, wo man auch diese rot-grün dinger aufsetzen musste – hat man es nicht geschafft, eine 3d technologie zu entwickeln, die ohne brillen auskommt?
das ist sowas von achtziger. kriegt man gleich auch passende stirn- und schweißbänder in neonfarben dazu?
die fuenf fragen
wien steht kurz vor einer volksbefragung. dem gemeinen wiener werden dabei die fünf folgenden fragen gestellt:
1. sind sie dafür dass in wien die möglichkeit geschaffen wird, neue hausbesorger/innen (mit modernem berufsbild) einzustellen?
2. sind sie für ein flächendeckendes angebot an ganztagsschulen in wien?
3. soll in wien eine citymaut eingeführt werden?
4. sind sie dafür, dass die ubahn in wien am wochenende auch in der nacht fährt?
5. sind sie dafür, dass es in wien für sogenannte kampfhunde einen verpflichtenden hundeführerschein geben soll?
und nun darf gegrübelt werden. ein paar überlegungen dazu in kürze.
avatar
eigentlich denke ich: don’t believe the hype. und: ist das nicht dasselbe konzept wie who framed roger rabbit? außerdem bin ich kein großer animations- und science fiction fan.
andererseits: golden globe. und vielleicht auch oscar. und ein film, der jetzt möglicherweise jahrelang gegenstand von referenzen und satire gleichermaßen sein wird. also sehe ich mir avatar diese woche doch lieber an.
herbert, lass das!
adrian liebt tiere und hasst staubsauger. schalten wir unseren ein, springt er mit einem gewagten satz aufs sofa und sieht sich das ganze missbilligend aus der ferne an.
seit kurzem gibt es hier eine werbung, die sich mit einem hypochonder und bakterien-phobiker beschäftigt – herbert. er wird von seiner frau dazu genötigt, das beworbene getränk zu konsumieren ("herbert, trink das!"), das die abwehrkräfte stärken soll. in der letzten auflage nun sieht man herbert wie er mit einem handstaubsauggerät die hauskatze absaugt.
für adrian – der im tv ausschließlich an werbung interessiert ist – eine einzige katastrophe. jedesmal muss er mich holen, auf den bildschirm zeigen und mir signalisieren, dass es sich hierbei um tierquälerei haltet. also bitte herbert: lass das!
shirts mit botschaft
shirts von kleinkindern zieren meistens irgendwelche kleinkind-idole (winnie pooh, barbabo, snoppy und seine freunde) oder aber markante sprüche. folgende sprüche hat adrian unter anderem schon vor sich hergetragen: my dad is stronger than your dad, still living with my parents, milk built that body und, letztens erstanden, latest edition.
aber shirts mit botschaft gibt es auch für erwachsene, zum beispiel:
i survived gigli – oder: mediale pärchen-omnipräsenz ist tückisch. vor allem wenn dann auch noch ein gemeinsamer film gedreht wird. und der film nicht besonders gut ist. die darstellung wohl auch nicht. die rede ist natürlich von "bennifer", ben affleck und jennifer lopez. mittlerweile schon lange kein paar mehr. der spruch ist trotzdem nett. auch wenn man dafür wohl den film tatsächlich in voller länge sehen muss.
what would jesus bomb – protagonist billy chenowith trägt das shirt mit dieser message in six feet under. was aber mit keinem wort kommentiert wird. billys mutter, eine durchgeknallte psychotherapeutin, lacht in dieser szene über ihren lebensgefährten, der mit einem baby herumblödelt und meint, sie hätte ihn so nie gesehen. der freund meint: "so?" daraufhin billy: "so it has to be analysed and diagnosed and turned into an example of some kind of pathology. this is the chenowith’ family". das ist billy. perfektes shirt in diesem fall.
italiens do it better – dieses shirt trägt madonna im video zu papa don’t preach. eh schon wissen, madonna hat irgendwie italienische wurzeln. interessant übrigens, dass gerade madonna mit dem song ein pro-life statement abgibt. fällt mir gerade erstmals auf. anyway: auch er hatte das shirt mal. nur schwarz auf weiß, nicht wie bei madonna umgekehrt.
hübsch finde ich auch das shirt, das ich mal in einer zeitschrift gesehen habe, mit einer eingezeichneten zielscheibe auf der brust und dem text zidane me here – als anspielung auf zinedine zidanes kopfstoß attacke im wm finale 2006.