gerade wieder zurück aus dem kino, burn after reading.
ich frage mich, ob ich es mir nur einbilde, oder ob john malkovich in jedem seiner filme zumindest einmal mit wehendem bademantel durch die szenerie stapft.
my little place on the web…
gerade wieder zurück aus dem kino, burn after reading.
ich frage mich, ob ich es mir nur einbilde, oder ob john malkovich in jedem seiner filme zumindest einmal mit wehendem bademantel durch die szenerie stapft.
der herbst hat dem sommer wohl ein paar tage gestohlen. herrliches wetter in wien.
deshalb waren wir sonntags mal wieder in der "stadt". als wiener geht man ja nicht ins kaffeehaus, sondern direkt zum starbucks gleich bei der oper. ok, wir wollten einen coffee to go und da bietet sich das an. und starbucks weckt nostalgische erinnerungen vor allem an seattle, wo es an praktisch jeder ecke eine filiale gibt. ein mittlerer starbucks cappuccino fährt koffeinmäßig ganz schön ein. in seattle haben wir im starbucks-rausch längere zeit einem mann zugehört, der uns irgendwas davon erzählt hat, dass ihm nur noch 40.000 dollar fehlen, um ein jusstudium zu beginnen. in wien bin ich unmittelbar vorm stephansdom (von der oper ungefähr zehn gehminuten entfernt) so high, dass ich unkontrolliert kichern muss.
dann gehts weiter. vor der aida beim schwedenplatz sitzen immer irgendelche promis. diesmal eine journalistin vom kurier. nun hat adrian durst und kriegt ein fläschen. im bermuda-dreieck haben sie das ma pitom zugesperrt. unser lokal früher. mit den kleinen glastischen und der ausschließlichen beleuchtung durch kerzen. da konnte man sowas wie "i’m still standing" von elton john zu pasta und cola hören. den kuchldragoner nebenan gibts gottseidank noch. vielleicht das schönste, wenn auch völlig unspektakuläre outdoor-lokal im sommers. man sitzt im schatten der ruprechtskirche und hat keinen ausblick auf irgendwas. aber es ist lau und gemütlich.
adrian schläft ein, wir gehen weiter, richtung hofburg, über den michaelerplatz und dann zum volksgarten. dort "erwerbe" ich meine sonntagszeitungen. auf jedem cover: haider. im volksgarten waren wir früher manchmal nach der uni oder zwischen zwei vorlesungen, man ist von dort auch im nu bei der nationalbibliothek. wir setzen uns unter einen baum und klaus maria brandauer, ganz in schwarz gekleidet, geht vorbei. ok, keine ahnung ob er es wirklich war. irgendwie wäre es ja fast zu kitschig, einen burgtheaterschauspieler gleich neben dem burgtheater zu treffen. genauso wie wir in uns london dauernd eingebildet haben, den bassist von suede an allen möglichen ecken der stadt zu sehen.
adrian wacht auf und grinst. es ist immer noch warm, es ist immer noch sonnig. und wien riecht heute trotzdem wie eine ganz andere stadt.
heute beim ikea, eine durchsage:
"der fahrzeuglenker mit dem kennzeichen baden xyz wird gebeten, zu seinem fahrzeug zu kommen. er hat vergessen, die handbremse zu betätigen. das fahrzeug befindet sich…rollt derzeit äh…vom parkplatz…" ja da kann man natürlich keine exakte standortbestimmung geben, weil man ja nicht weiss, wie schnell der eigentümer läuft und wo demnach das auto gerade anzutreffen ist, wenn er es aus den irrgängen des ikea raus ins freie geschafft hat.
btw. assoziation skurille durchsagen, autos betreffend: bei den verkehrsmeldungen in deutschland, wenn man übers große deutsche eck fährt, fällt auf, dass sich immer irgendwelche dinge auf der fahrbahn befinden, die dort nicht zwangsläufig hingehören. ein kasten, mehrere schweinehälften (tiere, tot), kühe (tiere, lebendig) und in der weihnachtszeit sogar mal ein weihnachtsbaum. keine ahnung ob das immer zufall ist, wenn ich mal bayern drei höre, oder eh alltag.
…weiter gehts…
die operation wurde für donnerstag nachmittag angesetzt.
er würde erst donnerstag gegen mitternacht wieder in südtirol sein, also musste ich da alleine durch. nach all dem was in den vergangenen drei wochen passiert war, stellte die OP keinen angst- und verzweiflungsklimax dar. das war nicht möglich, wir waren ohnedies in einem ausnahmezustand. die OP war eine herausforderung, ja, aber als solche nur eine herausforderung unter vielen. und: die überlebensquote lag bei 90 prozent. adrians überlebensprognose vor der geburt waren 50 prozent.
der donnerstag war ein langer und anstrengender tag. ich fuhr um 10 von brixen weg. ich war um 12 im krankenhaus. ich sah nach adrian und dann ging ich in die mensa. anschließend aufs wc heulen. die anspannung musste irgendwie abgebaut werden und ich musste es hinter mich bringen. gegen halb drei uhr nachmittags wurde adrian aus seinem brutkasten in den transportbrutkasten verlegt. eine elendslange und sehr komplizierte prozedur, ich denke es dauerte fast eine dreiviertelstunde. ich sah durch die glasscheibe hindurch zu und konnte mir nicht vorstellen, dass der tag kommen würde, an dem adrian diese ganzen maschinen nicht mehr brauchte, um leben zu können. unser neonatolge kam vorbei und legte mir die hand auf die schulter. er war davon überzeugt, das alles gutgehen würde.
dann OP vorbesprechung. der chirurg war aus verona und erklärte mir sehr freundlich, was bei der operation passieren würde. obwohl er gut deutsch sprach, rauschte das alles irgendwie an mir vorbei. jedenfalls hatte ich vertrauen zu ihm, er wirkte sehr ruhig und routiniert. OP start um vier. ich saß vor dem OP saal mit anderen menschen, die um freunde und verwandte bangten. das leid von anderen mitzubekommen, machte mir sehr zu schaffen. da erscheint einem das leben plötzlich so hart und schwierig und trist. und man weiß gar nicht mehr, wieso man irgendwann mal glücklich war und wie man wieder glücklich werden könnte.
um fünf war die OP zuende und es hatte keine komplikationen gegeben. der chirurg sagte es mir persönlich. für einen moment war die leichtigkeit zurück. aufatmen. durchatmen. zurück auf der station freuten sich alle. und ich war stolz auf adrian, wie tapfer er sich hielt, mit gerade mal einem kilogramm körpergewicht. er war sediert und ich blieb noch zwei stunden bei ihm, hielt seine hand. am bahnhof bozen versäumte ich dann meinen zug, der nächste würde erst um halb elf uhr nachts fahren. da das viertel abends nicht gerade gemütlich ist, fragte ich mich zum busbahnhof durch. im finsteren bus, aus dessen fenster ich nichts von der landschaft draußen erkennen konnte und mich nur an den ortstafeln orientierte, fühlte ich mich sowohl erleichtert als auch müde, hungrig, allein.
gegen zehn uhr war ich zuhause. mein shirt war nass, da ich stundenlang nicht abgepumpt hatte. gegen halb 12 war er da und wir tranken tee. dann rief ich nochmal auf der station an. alles war ok. endlich schlafen. und auf keinen fall irgendwas träumen.
im falter gelesen: ein interview mit dem favoritner rapper nazar.
er beklagt, dass der 10. bezirk leider auch nicht mehr das ist, was er einmal war – "der zehnte war immer der bezirk, in dem du gleich eine auf die fresse
bekommen hast, wenn du aus der u-bahn heraufgekommen bist und dich
deppert benommen hast.“
tja, auch ich als favoritnerin trauere oft den guten alten zeiten hinterher…
huch. was ist mit panic at the disco passiert?
haben wir hier einen bedauernswerten fall von: zurück zur natur, sinnsuche, abkehr von glam, dekadenz und leichtem irrsinn? wo ist das burleske geblieben, das das erste album der band, a fever you can’t sweat out, geprägt hat?
das phänomen ist ja nicht unbedingt neu. man konnte es beispielsweise bei der brit-indie band suede beobachten, deren frontman plötzlich, auf dem letzten album der band, a new morning (nie, niemals kann man als rockband einen solchen esoterischen titel für eine platte wählen), singt: "the birds sing for you, and your positivity". hallo? anderes beispiel, selbe ecke, pulp. zuerst waren da flotte songs über schlechten sex, klassenkampf und panikattacken. und wie heißt ihr letztes album? we love life. dagegen ist ja a new morning noch anarchie pur. jarvis coker singt von trees, "that produce the air that we are breathing". es mag ja ironisch gemeint sein, aber: schnarch.
panic at the disco laufen leider gefahr, schon mit album nummer 2 – pretty odd (so heißt das album) – den schwanengesang einzuleiten. beim song that green gentleman (der per se unbedingt nicht schlecht ist, nur zu heiter, zu geradlinig, zu wenig durchgeknallt, eine art musikalische version vom burton film big fish) heißt es: "things have changed for me, and that’s ok. i want to go where everyone goes, i want to know what everyone knows, i want to go where everyone feels the same."
NEIN! bitte nicht! damit untergrabt ihr euren job, jungs! in den park drachensteigen lassen können wir alle selbst gehen, dazu brauchst nicht eine band aus vegas, die schrill sein soll, geschminkt, schräg. wie bei i write sins not tragedies oder but it’s better if you do.
die killers (ebenfalls aus vegas) wollen heuer auch noch ein album rausbringen. es soll angeblich day and age heißen. aber wehe ich höre da drauf was von
sonnenschein und vögeln (harhar). dann werde ich ernsthaft böse.
jörg haider ist tot.
ein unfassbar surrealer samstagmorgen – unabhängig von der jeweiligen gesinnung. wahrscheinlich überall in österreich.
endlich also auch damit begonnen, dexter zu sehen.
2001 lief eine bahnbrechende, wunderschöne, schmerzliche, erschütternde, hoch-ästhetische serie auf hbo an, diese serie nannte sich six feet under. die handlung drehte sich um das leben der familie fisher, die in los angeles ein bestattungsunternehmen führt. da waren die söhne david (michael c. hall) und nate (peter krause) sowie die tochter claire (lauren ambrose). michael krauses – den ich als eigentlichen hauptdarsteller von six feet under bezeichnen würde – neue serie heißt dirty sexy money, lauren ambrose wurde mutter und derzeit mit the return of jezebel james im us-tv zu sehen. tja und michael c. hall, damals leiter des bestattungsunternehmens fisher und söhne und schwul, ist dexter, ein forsensiker mit dem spezialgebiet blut. und serienmord.
dexter morgan arbeitet tagsüber fürs miami police department, nachts geht er seiner lust, menschen zu töten nach. er sucht sich dafür allerdings nur solche aus, die es nicht mehr "verdienen" weiterzuleben. nicht etwa deshalb, weil er das gefühl hat, damit einen bizarren dienst an der menschheit zu leisten, sondern weil sein vater, früher cop im miami police department, ihn dazu angehalten hat, keine unschuldigen zu töten, wenn er schon töten müsse. dann doch lieber die verbrecher, die ihre strafe nicht bekommen haben.
dexters haut wirkt immer etwas gelblich – gelblich so wie auch seine leichen aussehen. er ist nicht in der lage, emotionen zu empfinden, lebt aber ein völlig angepasstes leben. er übt einen angesehenen beruf aus, er trifft regelmäßig seine schwester debra bei der arbeit, sie ist ebenfalls polizistin, und auch privat. und er hat eine partnerin, rita, durch ihren gewalttätigen ex-ehemann selbst schwer traumatisiert. liebevoll (oder das, was er sich dazu abgeschaut hat) kümmert er sich um ihre beiden kinder. ritas sexuelles desinteresse kommt ihm gerade recht, findet er doch sex "würdelos". er ist, nach eigendefinition, ein "reinliches monster".
sehr positiv hervorzuheben – abgesehen von michael c. halls leistung – die besetzung der nebenrollen, mein besonderer liebling ist lt. laguerta, die wahl des schauplatzes: miami, sonniges urlaubsparadis einerseits, eine der gefährlichsten städte der usa andererseits. und das kunstvolle, wenn auch nicht unbedingt magenschonende intro der serie. (vergleiche six feet under).
gerade bekanntgegeben: der diesjährige literaturnobelpreis geht an den franzosen jean-marie gustave le clezio.
ich gebe es ehrlich zu, ich habe bis zum heutigen tag nicht von ihm gehört. wie sieht es mit den frankophilen lesern hier aus?
gehört er wohl auch zu den aus der welt gefallenen?
morgen wird der literaturnobelpreis vergeben.
und diesmal ist philipp roth erstmals seit jahren nicht haushoher favorit. warum nicht? der sekretär der nobelpreisjury sagt deutlich, dass europa das zentrum der zeitgenössischen literatur sei. nicht die usa, die zu sehr auf massenkultur fokussiert sei. pointiert ist in einem – ziemlich polemischen – focus-artikel zu lesen, dass literaturnobelpreisträger am besten mit verschrobenen politischen äußerungen auftrumpfen sollen oder "komplett aus der welt gefallen sein müssen" (was für eine geniale formulierung!) wie dario fo oder doris lessing.
2004 bekam – völlig überraschend – elfriede jelinek den nobelpreis. eine stunde später wurden im institut der wiener germanistik kopierte zettel mit dieser nachricht aufgehängt, ich glaube, es stand sowas wie "hurra" dabei und unzählige rufzeichen. ein besonderer moment.
die spannung steigt jedenfalls.