almis personal blog

Meilenstein

Gestern hat das “Kind” – eine Woche vor seinem 15. Geburtstag – das erste Mal alleine zuhause geschlafen. Ich bin nach Atzgersdorf aufgebrochen, wie immer am Samstagnachmittag/Abend, und habe natürlich noch ordentlich helikoptert – hier ist das Essen im Kühlschrank, bitte dreh den Herd ab, wenn du ihn aufdrehst, da ist dein Gewand, da hängt der Schlüssel, brauchst du noch was usw. Also unerträglich natürlich.

Bevor ich dann wirklich gegangen bin, ist mir eingefallen, was mein Opa immer zu mir gesagt hat, wenn ich plötzlich aus heitrem Himmel anhänglich geworden und mich zu ihm gekuschelt habe: “Na ist dir die Liab ein’gschoss’n?” Ganz lieb hat er das gesagt, nicht vorwurfsvoll harhar.

Jedenfalls sag ich dann gestern beim Gehen zum Kind: “Und ruf mich an, wenn dir die Liebe einschießt!” Das Kind daraufhin ganz trocken: “Das wird nicht passieren.” I bet!

Es ist auch nicht passiert, deshalb war das mein Anblick beim Schlafengehen im Haus:

Manker zu Seidl

Sehr lustig war der Schlagabtausch zwischen Paulus Manker – zu Gast in Willkommen Österreich – und Grissemann. Grissemann fragt Manker, ob der Spiegel auch schon bei ihm aufmerksam wurde, auf die Zustände am Set.

Daraufhin Manker: Dein Bruder, der behauptet, dass er Kulturchef vom Profil ist, traut sich nicht, über Ulrich Seidl kritisch zu schreiben, weil er mit ihm seit Jahren verbandelt ist.

Gelächter und Applaus.

Grissemann: Ich gebe dir hier das Forum, etwas Kritisches über Ulrich Seidl zu sagen. Was hat er sich zuschulden kommen lassen?

Manker: (…) Es ist ein zweischneidiges Schwert. Ich mag ihn schon, ich habe mit ihm schon mal eine Theaterproduktion – abgebrochen

Grissemann: Die Frage war anders. Was kann man ihm vorwerfen?

Manker: Das weiß ich nicht, ich war ja nicht dabei.

Grissemann: “Ich weiß es nicht” – Interessante Antwort, vielen Dank für das Gespräch Herr Manker.

Manker: Ich kann weder was Schlechtes noch was Gutes sagen. Die Filme von ihm haben eine besondere Qualität.

Grissemann: Danach hab ich nicht gefragt.

(….)

Manker: (…) Man muss ihn nicht mögen, aber der internationale Success und die Bedeutung, die er für unser Land bringt, ist beachtlich.

Girssemann: Das waren also die Vorwürfe gegen Ulrich Seidl während des Sparta Drehs?

Manker. Ich habe dem Ulrich Seidl nichts vorzuwerfen. Er ist ein kontroversieller – der Künstler hat kontroversiell zu sein, sonst kann er ja gleich Journalist werden!

Motivational advice

Kind: Am Mittwoch hab ich Referat, ich bin so nervös.

Ich: Weißt wie ich das immer gemacht hab früher? Ich hab es verdrängt bis Mittwoch Früh. Ab dann reicht es auch noch. Weil, wer weiß was bis Mittwoch ist. Vielleicht gibts einen Atomkrieg und keiner lebt mehr am Dienstagabend. Dann war die ganze Nervosität umsonst und du hast dir deine letzten Tage damit versaut.

Kind: Ja stimmt.

Follow me for more motivational advice. Harhar.

KleinKlein

Aus der Rubrik Dialoge mit dem ehemaligen Extremfrühchen

Kind stellt sich vor mich: Ich bin viel größer als du

Ich: Du warst einmal sehr klein.

Kind: Du auch.

Ich: So klein wie du war ich nie!


Startmaße: 54 cm, 4080 Gramm versus 36 cm, 900 Gramm

Neues Leben, 24

Letzte Woche hat mir eine Freundin geschrieben: Du bist eine starke Frau. Du gehts so gut damit um.

Das hat mich sehr gefreut. Weil ich mir manchmal denke, Stärke ist vielleicht auch nur die Abwesenheit von Alternativen. Und weil ich phasenweise das Gefühl habe, noch nie so sehr am Boden gewesen zu sein in meinem Leben, nicht mal bei der Frühgeburt des Kindes. Weil da gab es Hoffnung, da konnte ich etwas tun, eine Änderung der Situation war möglich. Jetzt muss ich einfach den Schmerz aushalten und darin bin ich nicht so gut.

Es gibt mittlerweile schon einzelne Momente, in denen ich mich wieder wie ich selbst fühle, also wie in der Zeit davor. Aber das ist noch die Ausnahme. Und sowas wie heute, Schulanfang, triggert mich unheimlich, weil das generell so ein aufgeladener Tag ist – ich beobachte das auch in meinem Umfeld – obwohl mein Kind heute schon in die Oberstufe kommt und man als Elter da ja kaum mehr involviert ist, außer, dass man eine Whatsapp mit den kryptischen Worten “Muddi Laptop” bekommt. Vor acht Jahren war das anders, da ist nicht nur das Kind in die Schule gekommen, da hat sich etwas Grundlegendes in meinem Leben getan und vor fünf Jahren, auch zu Schulbeginn, hat ein anderes Leben begonnen, das jetzt wieder vorbei ist – und ach.

So das war genug Selbstbespieglung/Mitleid für mindestens Wochen. Harhar. Immerhin scheint die Sonne , es ist schön warm und eigentlich ist das jetzt meine Lieblingsjahrezeit, zwischen Sommer und Herbst weil sie, welch Ironie, so vergänglich ist.

Ehre!

Aus der Rubrik Gespräche mit dem Teenager. Er fragt mich irgendwas, ich verstehe ihn nicht.

Ich: Kannst du das bitte nochmal ohne Zuhilfenahme von hippen Jugendwörtern formulieren?

Er wiederholt die Frage in unserer Sprache.

Ich: Ok, hier ist meine Kreditkarte.

Er: Du gibst mir einfach so deine Kreditkarte? Du vertraust mir?

Ich: Ja was denn sonst?

Er: Ehre!

Ok….

Neues Leben, 23

Ich kenne meine geheime Superkraft. Und zwar, mir jeden unnedigen Scheiß aus dem Jahre Schnee zu merken. Was ich vor kurzem wieder daran gemerkt hat, als mir eine Freundin aus dem Gymnasium geschrieben hat – “Heidi du weißt sicher noch, wieso ich 1994 nicht mit euch (= einer Gruppe von Freunden) nach London geflogen bin. Ich weiß nur noch, dass ich sehr enttäuscht war.” Ja ich wusste den Grund noch, aber schreib ich hier natürlich nicht, weil Datenschutz. Und soo spannend ist es eh nicht harhar.

Und ich, die sich soviel merkt, versuche jetzt gerade, mich an viele Dinge nicht mehr zu erinnern. Wer jetzt an den Film Eternal Sunshine of the spotless mind denkt, hat natürlich einen Punkt. Da versucht die Figur von Kate Winslet sich die Liebesgeschichte mit der Figur, die Jim Carrey verkörpert, aus dem Gedächtnis streichen zu lassen, in dem Film gibt es da eine Firma, die das macht. Das ist wohl sehr radikal und im Endeffekt kann das auch niemand wollen, Erfahrungen, die man gemacht hat, Erlebnisse, die man hatte, auszuradieren, weil sie nun – so schön sie waren, oder gerade weil sie so schön waren – schmerzhaft geworden sind.

Ausradieren will ich auch nichts. Aber ich ertappe mich dabei, dass, wenn ein Gedanke an etwas wirklich Schönes kommt, ich dann einfach nicht mehr weiterdenke. Das ist dann so wie ein freeze frame, ich stoppe dann bewusst und denke nicht mehr weiter, weil es einfach nur wehtun würde und weil dann die Tränen kommen. Und die kommen immer noch erstaunlich oft.

Und was einen alles triggern kann, ist auch unglaublich. Natürlich die normalen Dinge wie Fotos oder Daten oder Personen, Plätze, aber auch Dinge, die vordergründig gar nichts damit zu tun haben, erinnern einen plötzlich an etwas. So wie in Harry und Sally, als Harrys Frau sich von ihm getrennt hat und er nach einiger Zeit mit einer anderen ausgeht und die ihm erzählt, dass sie auf der Michigan State Universität war. Da musste er an Helen denken und das habe ihn wieder total zurückgeworfen, erzählt er Sally. Sally fragt dann ungläubig nach, ob Harrys Exfrau tatsächlich auch auf dieser Uni war, worauf er antwortet: “Nein, sie war auf der Northwestern – aber es sind beides große Unis.” Genauso funktionieren die Trigger, und man kann sich nur vor denen schützen, die man kommen sieht.

Neues Leben, 20

Jemand hat jetzt Six Feet Under auf Prime gekauft und bietet mir an, es anzusehen. Ich so: Ja genau, das wird mich aus meiner Trauer rausreißen harhar.

Ich habe Six Feet Under 2004/2005 gesehen. Es war eine sehr glückliche Zeit in meinem Leben. Dennoch war der Konsum von SFU wie als würde man Betonschuhe anziehen und dann in einen Pool steigen. Nicht falsch verstehen: Ich liebe Six Feet Under, es ist eine wahnsinnig gute Serie, wahrscheinlich die beste Drama-Serie, die ich bisher gesehen habe. Aber es ist keine Feel Good Serie, und zwar so richtig nicht, sie erschüttert einen in den eigenen Grundfesten. Bis heute könnte ich bei den letzten 10 Minuten des Finales durchheulen – und ich bin nicht der weinerliche Typ, was Filme/Serien betrifft. Durchheulen, weil es so schön und schmerzvoll gleichzeitig ist. Und die ganze Serie fordert einen so, es rüttelt einen so richtig durch, das schaffe ich nicht im Moment, da muss ich auf eine andere Lebensphase waretn.

Stattdessen sehe ich Seinfeld auf Netflix. Der Sohn kommt und fragt, ob ich “Galway Girls” (Ed Sheeren lässt grüßen) sehe. Nein, antworte ich, Gilmore Girls hab ich tatsächlich schon viermal gesamt gesehen, Seinfeld nur damals, als es eben neu lief. Die Serie über nichts (per definitionem) ist so schön schräg, aber auch etwas “dated”, weil ganz viele Folgen heute – mit der Technologie von 2022 – nicht mehr funktionieren würden. Hätte es damals schon Smartphones oder überhaupt Handys, Navigationsgeräte, das Web ganz generell gegeben, gut die Hälfte der Folgen hätten nicht gedreht werden können, weil es soviel um Verpassen, falsche Urhzeiten, nicht gefundene Autos, verlegte Tickets, gegenseitiges Verfehlen bei Treffpunkten geht. Außerdem kam gestern John F. Kennedy junior vor, der ja 1999 verstorben ist, damals war er noch nicht mal verheiratet. Aber gut, die Serie ist 30 Jahre alt. Der Sohn saß dann 20 Sekunden neben mir, Seinfeld machte einen Witz und der Sohn lacht und sagt: “Stimmt”. So dated ist die Serie also dann auch wieder nicht.

Neues Leben, neunzehn

N. hat zu mir gesagt: “Sei froh, dass das vorm Sommer passiert ist, die Sonne und die Wärme wird deiner Seele guttun.” Ich habe mir nur gedacht: das ist doch komplett wurscht, gar nichts wird mir guttun, im Gegenteil: wenn es kalt und unwirtlich wäre, würde das eher zu meinem Zustand passen. Aber jetzt gebe ich zu: ja, der Sommer tut mir gerade gut.

In meiner Freizeit halte ich jetzt nach Sideboards für mein künftiges Büro in meinem Gartenhaus Ausschau. Jemand sagt zu mir, wieso ich das mache, das hätte mich früher nie im Leben interessiert. Und ich: “Da siehst du, was aus mir geworden ist. Ich hab ja nichts mehr, es sind nur noch die Sideboards übergeblieben”. Und der Galgenhumor offenbar auch.

Ach ja und kurz vor den Ferien kam C. aus der Schule und ich habe mich wieder nicht angesteckt, obwohl ich mir seit Wochen denk, jetzt wäre ich das perfekte Objekt: ich schlaf schlecht, ich bin oft traurig, ich grübel herum, mein Immunsystem muss doch am Boden sein, aber nix da. Pünktlich zum Zeugnis hat aber die Freitestung funktioniert.

Und ach ja letzte Schultag, das hat auch so eine gewisse Melancholie. Da ist es nicht hilfreich, dass der Klassenvorstand der letzten vier Jahre, der die Schule verlässt, in der Früh eine Abschiedsmail schickt. Da steht drinnen, dass diese Klasse den besten Notendurchschnitt der gesamten Schule hat (ca. 95 Prozent haben entweder einen ausgezeichneten oder einen guten Erfolg) . Was mich nicht wundert, ich hab dem Kind nach der Bekanntgabe der jeweiligen Schularbeitsnoten wiederholt gesagt: “Was seid ihr bitte für eine unheimliche Streberklasse?” Und auch, dass es keine Schwierigkeiten gab, es und es einfach ganz tolle SchülerInnen sind. Und die Eltern stolz sein können. Schnüff. Gottseidank hab ich nicht auch noch PMS, sonst wären da eh schon wieder die Tränen geflossen.

Ok, das wars jetzt mit der Unterstufe – 4 more years! Aber jetzt erst mal Sommer und Sonne, die der Seele guttut, danke N.