almis personal blog

ESC Malta

Destiny aus Malta gehörte letztes Jahr zu meinen persönlichen Favoriten und war auch bei den Buchmachern ganz gut gehandelt. Sie sang All of my love – ein Lied, das vom Komponistenkollektiv Symphonix geschrieben wurde, unter anderem auch von Cesar Sampson, der für diese Vereinigung komponiert. Das war toll für ihre außergewöhnliche Stimme und der Song hatte das gewisse Etwas für mich.


Dieses Jahr singt sie Je me casse. Nicht irritieren lassen, das Lied ist schon englisch, nur der Titel ist französisch und Google sagt mir, das bedeutet “Ich verschwinde”. Das Video und die Botschaft schreit wirklich sehr laut Netta, finde ich. Das hab ich gestern in der ESC Gruppe auf Facebook geschrieben und dann wurde ich gleich von jemandem “zur Rede gestellt”, ob ich damit meinte, das sei eine kurvige Frau, die Spaß hat. Ich hab auf Social Media immer mehr das Gefühl, dass egal was man schreibt, es einem irgendwie als “politisch unkorrekt” ausgelegt wird. Bitte ich bin selber eine kurvige Frau, die Spaß hat, Oida!


Btw. glaub ich nicht, dass ich die Einzige bin, die da Netta Assoziationen hat hat. Das ist Female Empowernment an der Grenze zum Male Bashing. Toy gehört bis heute btw zu einem meiner Lieblingslieder des ESC, hab ich auch immer noch auf meiner Playliste.  Je me casse ist jetzt nicht unbedingt love at first sight wie bei Netta, aber auch dieser Song hat etwas, was ihn von vielen Mitbewerbern abhebt; er liegt bei den Buchmachern aktuell auf Platz 2 hinter der Schweiz. Das wird sicher ganz vorne landen und das würde ich Destiny auch gönnen.

Netter Kommentar zu ihr auf Youtube: “This song makes me feel like an independent woman and I am a man” Harhar.

ESC Schweiz

Der liebe Gjon’s Tears aus der Schweiz hat mir schon letztes Jahr sehr gut gefallen. Sein Song Respondez moi war leise, eher unscheinbar und trotzdem (oder deswegen?) sehr beeindruckend. Obwohl ich gar nicht frankophil bin und die Sprache auch nicht spreche, hat mich das “gecatcht”. Respondez moi stand im krassen Gegensatz zum 2019er Vorstadt Casanova Song (wie ich ihn gerne nenne) von Luca Hänni She got me, der mir aber auch sehr gefallen hat – und der ja letztendlich sogar Vierter wurde, das beste Ergebnis seit immerhin auch schon 1991. Letzter Schweizer Sieg 1988 durch Celine Dion. Die übrigens auch französisch gesungen hat.

So klang Respondez moi:

Gjon Tears hat sich mit seinem neuen Beitrag stilistisch kaum verändert. Was auch ins Auge gehen kann, weil dann noch direktere Vergleiche mit dem Vorgänger Song gezogen werden können. Nun ja, bei Gjon’s Tears hat es sich wohl ausgezahlt, ich habe bei der Videopremiere nicht nur einmal “Winner 2021” gelesen. Ob das tatsächlich so sein wird, das kann man derzeit natürlich nicht ernsthaft beurteilen. Der Song Tout l’Univers gefällt mir aber auch wieder ziemlich gut und bedeutet tatsächlich noch einmal eine Steigerung zum letzten Jahr.

Das einzige, das mich bei den französischen Songs anzipft ist, dass ich sie nicht gescheit schreiben kann. Harhar.

ESC Österreich

Heut in der Früh war es endlich soweit – Österreichs Beitrag zum Songcontest 2021 wurde vorgestellt. Er wird von Vincent Bueno gesungen, der schon 2020 vorgesehen war und heißt Amen. Und so hört sich das an:

Der Song gefällt mir ausgesprochen gut, viel viel besser als Alive letztes Jahr. Dabei ist er nicht spektakulär, er ist eher einfach und schlicht gehalten. Aber er spricht mich total an. Hoffe, das ist ein gutes Vorzeichen.

ESC Italien

Italien beim ESC ist immer ein Genuss. Laut Marco Schreuder (und mir) hätten sie viel öfter gewinnen müssen, als sie das tatsächlich haben – nämlich nur zweimal bis dato nämlich 1964 Gigliola Cinquetti mit Non ho l’eta und Toto Cutugno mit Insieme 1990. Gut, sie haben 1994 bis 1996 und dann sogar von 1998 bis 2010 auf die Teilnehme verzichtet.

Seit sie wieder zurück sind, wurden sie bereits zweimal Zweite und einmal Dritte. Außerdem zeichnen sie sich durch ein besonderes Facettenreichtum aus, was die musikalischen Genres betrifft. Von Jazz über Ballade, von Rap bis R&B, Pop sowieso, gefehlt hat eigentlich nur Rock und damit treten sie jetzt also 2021 an. Der Song heißt Zitti e buoni (ungefähr: “Still und brav”) und versteht sich als eine Art Protestsong der Jugend, die sich nicht ernstgenommen fühlt.

Ich bin noch unsicher, wie mir das gefällt. Es ist nicht ganz mein Genre. Also ich kann Rock prinzipiell schon einiges abgewinnen, aber dieser Song ist mir irgendwie doch eine Spur zu unmelodiös. Will er sicher auch gar nicht sein, denn es geht ja um Protest. Und wie kann Protest lieblich und gefällig sein? Aber Mahmood war 2019 auch schlecht gelaunt und ich hab Soldi geliebt. Ich glaub, Zitti e buoni werd ich anerkennen. Aber lieben werd ich das nicht. Leider.

ESC Belgien

Belgien im Songcontest, das bedeutet in den letzten Jahren immer sehr innovative Popsongs, etwas sperrig, sophisticated, intellektuell. In den 2010er Jahren belegten die belgischen KandidatInnen immerhin zweimal Platz 4, wobei Blanche 2017 mit City Lights auch einen formidablen Radiohit hatte, obwohl die Künstlerin extrem introvertiert war, das Gegenteil einer Rampsensau quasi.

Auch 2021 setzt sich dieser Trend vor. Hooverphonic sind eine bereits bekannte Band, voriges Jahr wären sie auch angetreten, allerdings mit einer anderen Sängerin. An den Beitrag vom letzten Jahr konnte ich mich nicht mehr erinnern. Er hat mich nicht so besonders beeindruckt. Journalistin Eva Haslinger hat im Merci Cherie Podcast gemeint, das sei das beste fade Lied des ESC 2020, das fand ich eine super Formulierung.

2021 find ich persönlich weniger fad, eher creepy und ja, ich mag es!

Es geht in The Wrong Place um einen “falschen” One Night Stand. Nicht, dass ich mich mit der Thematik auskenne harhar, aber ist das nicht irgendwie wurscht? Die Protagonistin sieht das im Video jedenfalls anders, sie ist etwas äh verhaltensauffällig oder wie William von Wiwibloggs im sehr lustigen Reaction Video sagt: “I don’t wanna be in that house.” Was der Typ tatsächlich falsch macht, man erfährt es nicht, abgesehen davon, dass er organischen Tee trinkt und der Protagonistin offenbar extrem auf die Nerven geht, denn sie insistiert: “Don’t you ever dare to wear my Johnny Cash T-Shirt!” Haha so bizarr. William meint abschließend, angesichts der Vorgänge am Morgen danach in ihrem Haus: “She is going to get a bad recommendation on Tinder.”

Also wie gesagt: Ich mag den Song, bin aber nicht sicher, ob er sehr ESC-tauglich ist. Ich hoffe stark, dass er ins Finale kommt und ich freue mich schon auf die Bühnenshow.

ESC Irland

Irland ist das erfolgreichste Land beim ESC, was die Siege angeht.

Bereits siebenmal haben sie den Songcontest gewonnen, in den 1990er Jahren sogar dreimal hintereinander und nach einer Pause von einem Jahr gleich noch einmal. Es war die Zeit, wo man sich dachte, jetzt wirds langsam fad mit Irland, weil es gewinnt niemand sonst. Diese Zeiten sind allerdings lange vorbei. Seit 1996 haben sie nicht nur nicht mehr gewonnen, sie sind auch relativ häufig gar nicht ins Finale gekomen, und wenn sie dann doch mal im Finale waren, war der Erfolg eher bescheiden. Ein kleiner Ausreißer waren Jedward, die 2011 mit Lipstick immerhin den 8. Platz belegten. Die verrückten Zwillinge fand ich damals sehr amüsant und den Song hab ich auch auf meiner ESC Playlist.

Dieses Jahr tritt Lesely Roy an, die auch schon letztes Jahr vorgesehen war. Den Song vom letzten Jahr empfand ich nicht besonders aufregend, ich musste ihn mir jetzt nochmal anhören, weil ich ihn gar nicht mehr im Kopf hatte. Der neue Song Maps dagegen gefällt mir wirklich gut.

Damit bin ich nicht alleine – Deban und William von wiwibloggs fanden ihn auch gut und wer Deban kennt weiß, der ist nicht immer so leicht zufrieden zu stellen. Schöne Lyrics: “My soul is a map, my heart is a compass, I am the road.” Kommt natürlich auch auf die Live-Performance und das Staging an, wie erfolgreich der Song performen wird, aber die Chance, damit wieder mal die Top10 zu entern, lebt auf jedenfall.

Was das Video betrifft: Schön ist dein Land, Irene in Irland!

ESC Deutschland

Deutschland hat eine durchaus wechselvolle ESC Geschichte hinter sich.

In der jüngsten Zeit ein Sieg mit Lena (2010) und mit Michael Schulte ein vierter Platz (2018), aber auch viele Platzierungen jenseits der Top 20, dazwischen gabs nicht viel. Voriges Jahr hatte Deutschland meiner bescheidenen Meinung nach einen guten und innovativ klingenden Song ausgewählt Violent Thing, interpretiert von Ben Dolic. Es war eine Symphonix Produktion, ein Komponistenkollektiv, das für viele Qualitätssongs beim Eurovision in den letzten Jahren verantwortlich zeichnet.

Dieses Jahr hat man sich für einen anderen Künstler entschieden. Jendrik Sigwart, seines Zeichens Musicaldarsteller. Dabei muss ich sofort an die Bemerkung von Grissemann 1997 denken, als er den isländischen Teilnehmer Paul Oscar vorstellte mit den Worten: “So sympathisch er hier auch scheint, er kommt hassenswerterweise vom Musical, wie so viele der heutigen Kandidaten, LEIDER.” Harhar. Ich erinnere mich deshalb so genau, weil Paul Oscar mit Minn hinsti dans bis heute eine meiner ESC All time favorits ist.

Wie auch immer: Jendrik Sigwart ist nunmal auch ein Musicaldarsteller und hat seinen Song selbst geschrieben, der da heißt I don’t feel hate. Das ist ja an sich eine begrüßenswerte Grundeinstellung. Und klingen tut das so:

Und ist quasi in jeder Beziehung ein Antipode des letztjährigen Beitrags. I feel sorry. Ok tut mir leid, aber der Kalauer liegt auf der Hand.

ESC Norwegen

Auch Norwegen hat seinen Act für den ESC 2021 bekannt gegeben und es handelt sich dabei um den Musiker Tix mit dem Song Fallen Angel.

Norwegen hat sich als eines der wenigen Länder dagegen entschieden, die Künstlerin vom letzten Jahr nochmals antreten zu lassen, und hat in einer sehr langen Qualifkationsphase, die über Wochen ging, den Teilnehmer für 2012 ermittelt. Tix konnte sich gegen KEINO durchsetzen, die bereits 2019 beim Songcontest mit dem Song Spirit in the sky angetreten waren, und als Sieger des Televotings ingesamt Platz 6 abräumten. Doch wie gesagt: diesmal wurden sie Zweite, hinter Tix.

Tix, ein eigenartiger Name, denkt man sich vielleicht, das kommt daher, dass der Künstler das Tourette-Syndrom hat und in der Schule schon mit diesem “Kosenamen” bedacht wurde. Er war bisher ein recht erfolgreicher Komponist, hat unter anderem am Hit Sweet But Psycho von Ava Max mitgearbeitet. Der Würfel mit der eins, den er auch im Video um den Hals trägt, ist den norwegischen Kritikern geschuldet, die ihn einmal als eine 1 auf einem Würfel abgeurteilt haben.

Insgesamt eine interessante Persönlichkeit, eine spannende Hintergrundgeschichte – der Song selbst hat einen gewissen 1990er Jahre Vibe – Backstreet’s back!

ESC Oscar Shortlist

Letzte Woche wurde die Shortlist für die Nominierungen der Oscar-Kategorie “Best Song” bekannt gegeben.

Auf dieser Shortlist steht auch Husavik, einer der Songs aus dem Film Eurovision Song Contest: The Story of Fire Saga. Husavik ist eine Stadt in Island, aus der die beiden Protagonist*innen kommen. Der Song ist eine Liebeserklärung an ebendiese Stadt.

Über den Film habe ich eh schon mal ausführlich gebloggt, ich war zuerst skeptisch, weil ich dachte, es läuft auf eine ESC-Verarsche hinaus, was sich als absolut falsch herausgestellt hat. Es ist eine erstaunlich liebevolle Hommage geworden und der Song ist richtig schön. Und nebenbei bemerkt: ich glaube tatsächlich, dass der auch beim tatsächlichen ESC gar nicht so schlechte Chancen hätte.

Und wer sich wundert, warum Will Ferrell (der übrigens seinen Part selbst singt) da mit Windjacke auf der Bühne sitzt, ja der muss sich den Film anschauen.