almis personal blog

New years day

Der gestrige Neujahrstag gestaltete sich als sehr guter Start ins neue Jahr.

Um 0.30 bin ich mit der S-Bahn von Floridsdorf losgefahren und nachdem ich dasselbe auch die Jahre zuvor gemacht habe kann ich sagen: Im Jahr 2020 war soviel los beim Praterstern, dass es mir fast nicht mehr gelungen ist, in Wien Mitte auszusteigen. Im Jahr 2021 war ich alleine im Zug, ich glaube, es war damals die Gastro komplett geschlossen. Und heuer sind am Praterstern zumindest eine Handvoll Menschen zugestiegen. Aber nicht weiter der Rede wert. Von Wien Mitte aus sind wir dann in die Herrengasse weitergefahren und durch die Innenstadt wieder zurück nach Wien Mitte gebummelt. Auch in der Stadt war für eine Silvesternacht nicht wahnsinnig viel los, gerade vorm Stephansdom etwas mehr, aber in den Seitengassen war man ganz alleine.

Nach dem Ausschlafen gab es dann einen späten Brunch mit selbstgemachten Brötchen, sogar die Mayo war selbst hergestellt und es war soo gut. Dazu noch etwas Sekt.

Am Abend, als ich wieder in Flodo war, hab ich mir The Lost Daughter angeschaut. Das dazugehörige Buch von Elena Ferrante hab ich bereits gelesen, als ich gehört hatte, dass Maggie Gyllenhaal die Regie zu der Verfilmung geführt hat und, dass diese auf Netflix laufen wird. Das ist ja immer heikel bei Literaturverfilmungen, wenn man zuerst das Buch liest, aber umgekehrt ist es auch doof, aber nun behaupte ich mal kühn, dass es bei diesem Werk tatsächlich egal ist. Die Verfilmung ist ausgesprochen gut, sehr nah am Buch, aber gleichzeitig sehr eigenständig. Vielleicht liegt es aber auch daran, dass auch das Buch nicht unbeding sehr viele Antworten gibt.

Mehr dazu dann bald in meiner Jänner Kolumne für Uncut.

Aber eines möchte ich dem Presse Rezensenten Andrey Arnold schon jetzt ausrichten: Leda, die Protagonistin, ist 48 Jahre alt. Er bezeichnet ihre Krise als “Selbstfindung im Alter“. Vielleicht liegt es daran, dass ich nur etwas mehr als zwei Jahre jünger bin, aber lieber Herr Arnold: WTF?!

Verstörende Videos, fünf

Wenn man Nikita von Elton John hört, fühlt man sich direkt wieder in die 80ziger Jahre zurückversetzt. Was für ein Kultsong! Wenn man sich im Jahr 2021 das Video von 1985 ansieht, traut man allerdings seinen Augen kaum.

Elton John als der Protagonist fährt zur Berliner Mauer und bittet um Einlass. An der Grenze quasi laufend im Einsatz: eine russische Soldatin namens Nikita. Schon alleine in der Anfangsequenz kommt man aus dem Staunen nicht heraus. Russische SoldatInnen laufen mit dicken Mänteln und Pelzmütze herum (und ich gehe mal davon aus, dass die Kälte gewöhnt sind), während Herr Elton John bestenfalls für einen milden Oktobertag entsprechend gekleidet ist. Dazu trägt er Strohhut. Ach ja und er sitzt in einem Cabrio, während es schneit. Ja, ja, das ist alles eine Metapher, das ist mir schon klar, aber trotzdem.

Dazu macht er unentwegt Fotos von besagter Soldatin Nikita. Einerseits heikel, weil ich denke nicht, dass man an einem Grenzposten einfach so Fotos machen darf, anderseits: Übelstes Stalking inklusive Verletzung des Rechts am eigenen Bild Das ging also auch schon im prä-Smartphone Zeitalter und zwar mit einer Nikon Kamera (Product Placement!) Da fällt es kaum mehr ins Gewicht, dass Elton John ein Foto in seinem Pass hat, dass nicht einmal 1985 als regelkonform durchgegangen wäre.

Auf der Metaebene ist zu sagen: Nikita ist eigentlich ein russischer Männername. Und nachdem wir alle um die sexuelle Orientierung von Elton John wissen, ist das jetzt auch nicht so überraschend. Der Regisseur des Videos wusste das nicht – oder es war ihm zu heikel – weswegen er aus Nikita eine Frau machte. Tatsächlich besingt Elton John in diesem Lied einen DDR-Grenzsoldaten, in den er verliebt gewesen sein soll. Und das ist dann schon wieder cool, das alles so zu verklausulieren.

Königsdramen

Gestern hat mir meine Mama mitgeteiilt, sie schaut jetzt The Social Network, da habe ich mal wieder mitgezogen und – statt Arbeiten – auch geschaut.

Irgendwie gelingt mit der Zugang zur Fincher Story über Mark Zuckerberg und Facebook immer noch nicht so wirklich, auch wenn ich Jesse Eisenberg ganz großartig in der Rolle finde und auch Andrew Garfield als den Mitgründer, ja sogar Justin Timberlake ist toll besetzt. Aber irgendwas fehlt mir an dem Film, Worte sind es eher nicht, ich glaub das Drehbuch ist doppelt so dick wie Drehbücher für so eine Filmlänge normalerweise sind. Aber irgendwie ist alles so steril und keimfrei. Ich kann mich auch noch sehr gut erinnern, dass der Falter beim Erscheinen schrieb, dass sich The Social Network “etwas über Gebühr als Königsdrama aufbläht”, das fand ich toll formuliert und zutreffend. Vor allem, wenn man bedenkt, dass Zuckerberg in dem Film zu den Gerichstterminen immer mit Badeschlapfen erschien.

Während des Filmschauens wurde bekannt, dass nach Kurz auch Gernot Blümel der Politik den Rücken kehrt, aber das war noch nicht der letzte Rücktritt, auch der Bildungsminister tritt zurück, das ist die vorläufige (!) Bilanz und ja, jetzt weiß ich auch nicht. Ist das vielleicht ein Königsdrama?

Verstörende Videos, vier

Das nächste Video dieser Rubrik ist ein ESC-Beitrag (ja, endlich mal wieder ESC Content) und stammt von der belgischen Band Hooverphonic. Der Song heißt The Wrong Place – und sowohl der Text als auch das dazugehörige Video sind mit Fug und Recht als verstörend zu bezeichnen.

Um was gehts? Die Protagonistin hatte einen One Night Stand, den sie am nächsten Morgen bitter bereut. Denn der Typ ist so furchtbar, sie kann ihn in Wirklichkeit überhaupt nicht leiden, sie hasst es, dass er jetzt neben ihr liegt, eigentlich hasst sie alles an ihm und trotzdem hat sie sich einwickeln lassen, nur weil: “You had the best opening line.”

Ja mei, könnte man sich denken, shit happens, dann wirf ihn halt raus, harhar. Aber nein, die Dame hat anderes vor. Sie schreitet in einer Art Braut-Kostüm, ausgestattet mit einem Kerzenhalter und ein paar Pistolen durch ihr riesiges Anwesen, bis sie endlich am Dachboden ankommt.

Und dort brennen nicht nur zahllose weitere Kerzen – ich würde Panik kriegen, dass da oben alles abfackelt – nein, dort finden wir schließlich auch den abgetrennten Kopf ihrer Affäre von letzter Nacht. Er ist definitiv in “the wrong place”, obwohl er offenbar nicht ihr Johnny Cash T-Shirt angezogen hat, was sie ihm streng verboten hat. Das nenne ich mal eine konsequente Haltung, um mit einem Fehler abzuschließen.

Hooverphonic tranken im Halbfinale – so wie es sich für End-40er und 50-jährige gehört, gepflegt Rotwein, um sich zu entspannen und kamen dann tatsächlich unerwartet ins Finale. Wo sie letztendlich 19. wurden, denn der Song ist kein Wettbewerbssong, aber doch ein Stück schöne Musik, mit Creep-Faktor.

P.S. Sehnsüchtig erwarte ich meine Spotify Jahresplayliste. Ich rechne damit, dass sie (wieder einmal) von ESC Songs angeführt wird. Zitti e buoni?

The Affair Finale

Ich stand der Serie The Affair ja recht ambivalent gegenüber – alle fünf Staffeln lang.

SPOILERALERT!!!

Bei Staffel drei wollte ich sogar aufhören, weil die Serie in eine Richtung abbog, die ich gar nicht mochte. Zuviel Katastrophen, Drogenkonsum, Halluzinationen. Ich hab aber dann doch weitergeschaut und die vierte Staffel war dann tatsächlich die beste. Die fünfte war auch nicht schlecht. Und am allerbesten war das Finale.

Serienfinali sind ja immer eine große Sache. Wenn sie gut sind, können sie so beeindrucken, dass sie einem noch lange im Gedächtnis bleiben. Ich habs eh schon öfter erzählt, aber ich kann Finale von Six Feet Under, also die letzten sieben, acht Minuten, auch heute noch nicht anschauen, ohne dass mir dabei die Tränen über die Wangen laufen. Das passierte mir bei The Affair jetzt nicht in diesem Ausmaß, aber es ist schon auch sehr rührend. Dazu haben sich die Serienmacher auch etwas lustiges ausgedacht – einen Flashmob für eine Hochzeit, mit einigen der ProtagonistInnen der Serie.

Noah erklärt bei der Probe: “Zeichnet eine Pizza in die Luft! Fahrt auf dem Traktor! Ja und jetzt tretet den Welpen, tretet den Welpen.” Haha, das erinnert mich so an die Zeit, als ich noch Jazzdance gemacht habe, da hatten wir auch solche Umschreibungen als quasi Handlungsanweisungen, gell Irene?

Und Noah dann weiter – und da musste ich wirklich lachen: “Eure Schwester wünscht sich einen Flashdance für die Hochzeit”. Stacey: “Flashmob.” Noah: “Flashmob“. An der Szene kann man erkennen 1) wann das Ganze ungefähr gedreht wurde 2) Wie alt Noah ungefähr ist, 3) Wie alt Stacey ungefähr ist

Die ganze Szene ist so witzig und mitreißend, ich krieg immer gute Laune, wenn ich Leuten beim Tanzen zusehe. Und dann später sieht man den fertigen Flashmob bei der Hochzeit aufgeführt, alle chic gekleidet und voller Energie. Und dazu noch einen ganz tollen Song, Half of the Moon, mit wunderschönen Lyrics. Das sind zwei wirklich, wirklich gute Szenen. Allein dafür hat sich die Serie schon gelohnt.

Adele reloaded

Das twitterte Marco Schreuder heute. Ich habe mir daher sofort den Song angehört. Und ich muss ihm rechtgeben.

Allerdings muss ich auch zugeben, dass ich mit Adele immer schon Probleme hatte. Sie hat eine wunderschöne Stimme klar, das wird niemand bestreiten, der bei klarem Verstand ist. Aber was sie singt, erreicht mich einfach nicht. Sie erzählt von unerfüllter Liebe, gescheiterten Beziehungen, Krisen, die ganze Palette, aber ich fühle nichts. Es ist, als wäre eine gläserne Wand zwischen mir und Adeles jeweiligem Gefühlsausbruch.

Über ihr neues Album sagt sie: “Als ich 30 war, fiel mein Leben auseinander, ohne Vorwarnung.” Das kann ich so gut nachvollziehen, so ging es mir mit 40. Und mit 41 habe ich sogar was dazu gebloggt. Sowas wie der ur junge Harry Styles damals gesungen hat, das hat mich total erwischt. Dem habe ich jedes Wort geglaubt. Aber Adele? Ich höre das Auseianderfallen nicht. Leider.

Verstörende Videos, drei

Die schottische Band Travis ist dafür bekannt, in ihren Songs sehr repetierende Strukturen zu verwenden. Oder auch: es wird immer wieder das gleiche gesungen, in so einer Art Litanei. Das klingt negativer als es gemeint ist, es hat durchaus auch etwas persuasives, wenn man lange genug zuhört. Ich glaube, mich erinnern zu können, dass Martin Blumenau Sing eine zeitlang als Openingsong in einer seiner Sendungen gespielt hat. Aber um Sing soll es gar nicht gehen, sondern um Re-Offender.

Ein Song, der sich eigentlich um eine Liebesbeziehung dreht – “You say you love me, an then you do it again” – “it” wird in dem Fall nichts gutes bedeuten – dessen Video aber in die Abgründe der Band Travis blicken lässt (hoffentlich/vermutlich parodistisch). Die Band fährt auf eine Tour, zuerst noch mit einem Auto und einem Wohnwagen, sie singen in abgeranzten kleinen Clubs, in trostlosen Vorstädten, bei schlechtem Wetter. Sie parodieren sich also quasi selbst als eher erfolglose kleine Nachwuchsband. Im Laufe der Tour gehen die Emotionen hoch und sie sich gegenseitig gewaltig auf den Wecker. Sie fangen an, gegeneinander zu sticheln und schließlich artet das Ganze sogar in Gewaltätigkeit aus.

Jeden Abend, wenn sie auftreten müssen, sind sie mehr mitgenommen, Handverletzungen, blaue Augen, Kratzer, Platzwunden und ihre Kleidung ist auch schon ganz fleckig und abgenutzt. Ein eigentlich arges Video, wenn man das Augenzwinkern dahinter nicht mitdenkt, oder vielleicht bewältigt Travis so tatsächlich die (heimlichen) Aggressionen, die zwischen den Bandmitgliedern herschen, wer weiß harhar. Immer interessant, wenn sich die Künstler selbst als Protagonisten in ihren Videos inszenieren, weil genauso gut hätten Travis ja Schauspieler dafür engagieren können. Die Botschaft des Videos wäre dann eine andere, distanziertere gewesen.

Am Ende haben sie jedenfalls ihr Band-Beziehungsproblem insofern gelöst, als dass jeder ein eigenes Auto mit Wohnwagen zur Verfügung hat.

Szenen einer Ehe

Szenen einer Ehe ist ein Film von Ingmar Bergmann, der 1973 entstanden ist. Es geht dabei um das Leben von Marianne (Liv Ullmann) und Johan (Erland Josephson). Sie ist Mitte 30, er Anfang 40, beide sind beruflich erfolgreich, sie haben zwei Kinder, sind gut situiert und beliebt in ihrem Freundeskreis. Die erste Szene des Filmes bestätigt das – anlässlich ihrer 10. Hochzeitstages werden sie in einem Magazin portraitiert als das, was sie offenbar sind: ein glückliches Ehepaar. Doch bereits kurz nach dem Erscheinen der Zeitschrift beginnt es in ihrer Ehe zu rumoren. Johan hat sich in die Studentin Paula verliebt und wenn Marianne ehrlich ist, hat auch sie große Zweifel an ihrer Beziehung…

SPOILERALERT

Was folgt ist eben das: Szenen einer Ehe bzw. dem Ende einer Ehe. Nach und nach kommt auf den Tisch, was zwischen den beiden schiefgelaufen ist. Und das ist nicht irgendwas, von dem der Zuseher noch nie gehört hat, nein, es ist natürlich eh genau das, was bei den meisten schiefläuft: zuwenig Zeit für die Partnerschaft, zuviele andere Verpflichtungen, fehlende Kommunikation, gegenseitiges voneinander genervt sein, Flaute im Bett.

Natürlich ist Szenen einer Ehe auch ein Produkt seiner Zeit und manche Themen würden im Jahr 2021 (hoffentlich!) keine Rolle mehr spielen. Johan beispielsweise ist eigentlich ein totaler Chauvinist, den seine beiden Töchter überhaupt nicht interessieren. Als er sich von Marianne trennt, denkt er keine Sekunde darüber nach, wie (bzw. ob) er das Verhältnis zu ihnen weiter fortführen möchte, er bemüht sich nicht, überhaupt (weiterhin) ein Verhältnis zu ihnen zu haben. Es ist ihm einfach vollkommen egal, er heuchelt nicht einmal Engagement. Er denkt mehr darüber nach, was seine Eltern zur Scheidung sagen werden. Marianne wiederum hat offenbar in ihrer Ehe niemals einen Orgasmus erlebt, was erklärt, dass sie am Sex nicht so wirklich Gefallen findet – ein häufiger Streitpunkt der beiden. Alleine die Choreografie der Sexszenen lassen aber auch vermuten, dass der weiblichen Sexualität in den 1970er Jahren prinzipiell nicht besonders viel Aufmerksamkeit geschenkt wurde bzw. wird jedem Zuseher klar sein, dass das, was die beiden da miteinander tun, für die Frau nicht rasend viel Befriedigung bringen kann, viel mehr als sich aneinander Abreagieren wird da nicht gezeigt.

Fast drei Stunden streiten sich Marianne und Johan, dann lachen sie wieder miteinander; sie beleidigen und verletzen sich, dann kuscheln sie sich aneinander. Einmal schlagen sich sogar, sodass Marianne blutet, und dann haben sie doch wieder Sex. Warum sie sich nicht voneinander lösen können weiß man nicht so genau. Irgendwas verbindet sie trotz Scheidung, ob es doch Liebe ist, da sind sie sich selbst nicht sicher. Am Ende sind beide anderweitig verheiratet, aber auch diese Beziehungen funktionieren offenbar nicht so wie sie sollten, obwohl Marianne Johan recht unverblümt erzählt, dass sie nun endlich Orgasmen hat – was er natürlich gar nicht hören will. Vielleicht schaffen sie es aber auch nur nicht, ihrem Leben tatsächlich (neuen) Sinn zu geben, und fallen dadurch immer wieder in alte “Gewohnheiten” zurück. Es ist schwer nachvollziehbar.

Was Szenen einer Ehe allerdings wirklich gut leistet ist, den “Struggle” von Ehepaaren zu schildern, dieses obwohl man verheiratet ist, also quasi die engste und intimste Beziehung überhaupt miteinander haben sollte, man sich zugleich mehr und härter verletzen kann, als in jeder andere Konstellation, dass man sich gegenseitig die pure Hölle auf Erden sein kann, weil man sich so gut kennt und genau weiß, was dem anderen so richtig wehtut. Szenen einer Ehe ist ein Lehrstück über all das.

Gerade wurde auf HBO eine Miniserie mit Jessica Chastain und Ocsar Iscaac gedreht, frei nach Ingmar Bergmann. Die möchte ich unbedingt sehen!

Verstörende Videos, zwei

Justin Theroux ist der (Noch)-Ehemann von Jennifer Aniston und ist mir immer schon in seiner Eigenschaft, oft extrem weirde Protagonisten (Six Feet Under, Lynch-Filme, Miami Vice) im Kino und TV zu verkörpern, positiv aufgefallen. Nebenbei hat er noch ein paar Drehbücher (Trophic Thunder, Iron Man 2) geschrieben. Und er hat im Video zum Song Hysteria von Muse mitgespielt. Hysteria ist ja einer dieser Songs, die am besten live genossen werden, und sowas sag ich nicht oft, weil ich nicht unbedingt der große Konzertgeher bin, aber die unbändige Energie dieses Werks wirkt einfach am besten auf einer großen Bühne. Das haben sich die Menschen von Muse wohl auch gedacht und beschlossen, dass dafür das Video dann extrem beängstigend sein muss.

Und das ist ihnen gut gelungen. Wir sehen Theroux in einem gehobenen Hotelzimmer liegen, das komplett verwüstet ist. Dabei denkt man natürlich sofort an den Topos von den argen Rockbands, die dafür bekannt sind, nach Konzerten ihre Hotelzimmer zu zerstören (Wikipedia sagt, so eine Szene kommt auch im Pink Floyd Film The Wall vor). In einer Rückblende, die in sich zeitlich aber auch nicht kongruent ist, sieht man, dass er wohl eine Frau empfangen hat und dann irrsinnig in Rage geraten ist. No na, es heißt ja schließlich Hysteria. Die Frau ist offenbar eine Prostituierte, die er vorher auch gefilmt hat und naja, über den Rest muss man wohl spekulieren. Vielleicht nagt gerade der Fakt ihres Brotberufes an ihm, weil er mehr für sie empfindet, als in dieser Situation wohl “angebracht” ist? Dafür sprechen die Lyrics: “Cause I want it now, I want it now. Give me your heart and your soul.”

Wie auch immer, jedenfalls brüllt und heult der Protagonist, es werden Vasen zerschmettert und Tische umgeworfen, ein Röhrenfernser zertrümmert, ein ganzer Servierwagen – samt Essen – umgestoßen, Sessel gegen Bilder geschleudert usw. Es ist – in seiner ganzen offen zur Schau gestellten Aggression – ein echt kraftvolles und beeindruckendes Video. Aber eben auch, ja, ziemlich verstörend.

Schöne Welt wo bist du, eins

Seit Monaten warte ich wie – gefühlt – die ganze Welt auf den dritten Roman von Sally Rooney, nachdem Gespräche mit Freunden und Normale Menschen zum besten gehört, was ich in den vergangenen Jahren gelesen habe.

Alle warteten also auf Schöne Welt, wo bist du den Erscheinungstermin 7. September, alle nein, ich habe mein Buch am 3. schon bekommen, in der Bücherei am Spitz (unbezahlte Werbung). Und heute, am 10. habe ich es fertig gelesen. Ich hätte es auch schon früher fertiglesen können, aber ich habe mir extra mehr Zeit gelassen. Ich wollte nicht so schnell wieder hinaus, aus dem Rooney-Universum.

Ich brauche noch etwas, um mehr darüber zu schreiben, aber ich kann jetzt schon sagen, dass das Buch wundervoll ist, wenn ich auch etwas länger gebraucht habe, um rein zu kommen, oder vielleicht hat Rooney selbst etwas länger gebraucht um ihr neues Werk “hineinzukommen”. Sie ist älter geworden und ihre Themen sind älter geworden, reifer und auch etwas experimenteller. Heute nur eine Passage aus dem Buch, weil sie mir so aus dem Herzen spricht. Sowas denke ich jeden einzelnen Tag: