almis personal blog

für deutschland reichts

vor zehn jahren war ich glühender harald schmidt-fan, habe seine show auf sat1 ziemlich regelmäßig verfolgt, war einmal live-studiogast in köln und habe einige nette menschen in der harald schmidt newsgroup kennengelernt.

seitdem ist einiges passiert, schmidt ging zur ard, schmiss andrack raus (ich mochte andrack!!! dafür wurde ich oft geprügelt), erlebte eine quotentalfahrt und ging zurück zu sat1. ich habe schon länger keine show mehr gesehen, auch weil ich generell kaum noch fernsehe, aber ich habe immer noch sympathien für die “institution”.

im kurier von neujahrstag ist ein großes schmidt-interview zu lesen und nachdem man das getan hat, weiß man wieder, wie genial dieser mann sein kann, wenn er lust dazu hat. das gesamte gespräch ist hier nachzulesen, zwei highlights, schmidt erzählt, dass die letzte traumschiff-folge (er spielt offenbar jetzt regelmäßig mit) von japan nach bali verlegt werden musste: “es kam – orginaltext rademann: die dusselige welle, im volksmund tsunami.” und auf die frage, ob er das wiener idiom beherrsche:

“man sagt mir, in einzelnen treppenhäusern von ottakring würde von zugewanderten kroaten so wienerisch gesprochen wie ich es tue. aber für deutschland reicht’s. das ist übrigens generell mein motto: für deutschland reicht’s.”

köstlich!

the tree of life

am wochenende the tree of life gesehen und ziemlich ratlos zurückgeblieben. oder nein, ratlos ist eigentlich das falsche wort, eigentlich war ich verägert. denn the tree of life ist für mich leider nicht mehr als eine überlange universum-folge, angereichert mit bibelzitaten.

in foren wird heftig diskutiert, offenbar handelt es sich beim jüngsten malick-werk um einen film, den man entweder liebt oder hasst. und wenn man ihn hasst, wird man von den liebhabern als ignorant bezeichnet. man erwarte sich wohl mehr action und würde es nicht verkraften, dass die handlung sehr fragmentarisch und brüchig abläuft. davon kann ich mich freisprechen. ich habe alles von jim jarmusch gesehen (sogar permanent vacation!) und ich halte mich, was film betrifft, für sehr aufgeschlossen, neugierig und offen. aber der reiz von the tree of life erschließt sich mir einfach nicht. ich hatte beim sehen einfach nicht das gefühl, dass ich irgendwas für mein leben relevantes mitnehmen kann, die religösen choräle und die sinnsprüche, die auf einen einprasseln, machen es schwer, die geschichte überhaupt ernstzunehmen.

dabei beginnt der film durchaus vielversprechend, als darüber geredet wird, dass es einen weg der natur und einen weg der gnade im leben gibt. als zuseher will man wissen, was das bedeutet, was malick damit sagen will. und auch die familie und ihre drei söhne, die am anfang eingeführt werden (u.a. brad pitt, jessica chastain) erscheinen interessant, man will mehr erfahren. aber dann kommt erstmal das universum an die reihe. das ergibt fraglos ein paar wunderschöne bilder, aber nicht mehr. und obwohl a space odyssee sicherlich kein einfach zu konsumierender film ist und auf gewisse weise viel undurchsichtiger als the tree of life, erzeugt er beim betrachter etwas, was malicks werk in keiner minute gelingt, faszination. the tree of life wirkt beliebig und überfrachtet mit totschlag-symbolen und abgegriffenen sätzen.

wenn ich roger eberts begeistertes review lese, möchte ich diesen film sehen, den er charakterisiert. der muss aber erst gedreht werden. armin wolf twitterte übrigens, er hätte an diesem film lebenszeit vergeudet. und sean penn – einer der akteure – gab in einem interview an, nicht wirklich zu wissen, was der film bedeute: “i didn’t at all find on the screen the emotion of the script, which is the most magnificent one that I’ve ever read. a clearer and more conventional narrative would have helped the film without, in my opinion, lessening its beauty and its impact. frankly, i’m still trying to figure out what i’m doing there and what i was supposed to add in that context! what’s more, terry himself never managed to explain it to me clearly.”

doch immerhin haben wir es hier wieder mit einem phänomen zu tun, das in letzter zeit hier öfters besprochen wurde: das kunstwerk, das diskurs auslöst

wutbürger

praktisch jeder österreicher, der im internet unterwegs ist, ist in den letzten tagen auf facebook, twitter, google plus und letztlich auch über orf.on auf die wutrede von roland düringer gestoßen, die quasi als finaler akt der letzten dorfer-donnerstalk sendung vom stapel gelassen wurde.

unzählige meiner freunde haben es geteilt und geliked, fanden es super, oder bescheiden, relevant oder nicht, aber irgendwie hatten viele das gefühl, sich dazu äußern zu müssen. haben erklärt, warum sie es mögen oder hassen.

ich persönlich bin ja eher ein skeptiker, so ganz habe ich den hype nicht verstanden, aber ich verfolge interessiert die statements und gegenargumente – wie ich schon beim “kunstwerk” live-geburt gesagt habe: kunst ist dann am besten, wenn man nicht weiß, was man davon halten soll. und düringer hat offenbar einen nerv getroffen und die menschen zum diskutieren gebracht. das ist schon was und nicht wenig.

wir staatskünstler

gestern war die premiere eines neuen comedy orf-formats zu sehen: wir staatskünstler mit florian scheuba, robert palfrader und thomas maurer.

sagen wir mal, die erste folge war ganz ok. alle drei sind etablierte kabarettisten in österreich, die mehr (maurer) oder weniger (palfrader) für subtilen witz bekannt sind. wir staatskünstler ist jetzt auch nicht sonderlich doppelbödig. dem zuschauer soll die welt – zumindest die politische in österreich – erklärt werden, die comedians (v.a. scheuba) machen kein hehl daraus, dass sie sich hierbei für sehr geistreich halten. praktisch alle witze zielen auf das politische geschehen ab. in der rubrik gaugg den meischi soll an fast vergessene politi-stars erinnert werden, beim dokument der woche werden unveröffentliche abhörprotokolle launig zu gehör gebracht. so richtig innovativ ist das nicht, wenn auch stellenweise ziemlich witzig.

eine wirklich gute rubrik ist dagegen die mit laura rudas (claudia kottal) und niko pelinka (nicholas ofczarek); pelinka mischt sich – im dienste des orf – in die sendung ein: “wie gsagt wir wollen euch da überhaupt nix dreinreden, gfallt uns alles auch recht gut…” – und bespricht mit den staatskünstler, welche elemente der show der orf-führung vielleicht doch zu heftig sein könnten: “es wär für uns überhaupt kein problem, wenn diese szene nicht drinnen wäre – aber nicht, dass dann im tv-media steht, wir haben das abgschossn”. eine nette metaebene und ofczarek und kottal spielen wirklich gut, kottal im typischen rudas-slang, als pelinka sie filmen will: “geh bitte oida ich bin voll nicht hergrichtet”

erstes fazit: die grundidee gefällt mir persönlich besser als dorfers donnerstalk und wir sind kaiser (einer show, der ich nie viel abgewinnen konnte), und von der professionalität der protagonisten schlägt es die pilotsendung von willkommen österreich um längen, die heute zurecht kultstaus besitzt. ob es mehr wird, als eine ambitionierte nummernrevue, werden die nächsten sendungen zeigen.

sido, roche und grissemann

im letzten willkommen österreich war sido zu gast.

nur mal zur erinnerung: sido, das ist dieser deutsche rapper, der früher immer mit maske zu sehen war, was ihm irgendwie einen gewissen “gefährlichen” anschein gab und, der sich aktuell als juror diverser österreichischer castingshows (helden von morgen, die große chance) einen namen macht. und der sich mit dem…na ja, sagen wir polarisierenden österreichischen journalisten michael jeannee angelegte, ohne ihn überhaupt zu kennen. und sich damit sympathien verschaffte.

mit grissemann konnte er aber gar nicht – auch, weil er keine einzige frage beantwortete, die ihm gestellt wurde (“das interessiert doch nicht mal mich”, “keine ahnung”) und das war irgendwie schade. während sido in einer durch und durch kommerziellen sendung wie die große chance als durchaus orginell, auch irgendwie als nett-verschroben durchgeht, wirkt er in einem unkonventionellen format merkwürdig deplaziert. ok, grissemann kann schon auch sehr arrogant sein und sein frustiertes “geh scheiß’n” hat sich auf das gesprächsklima auch nicht gerade positiv ausgewirkt. aber etwas mehr selbstironie und kommunikationswille täte sido jetzt auch nicht schlecht.

integratives element der sendung war der 2. gast, charlotte roche, die die stimmung dadurch auflockerte, dass sie sido ihre brüste fühlen ließ. weil frauen sollen nicht knabenhaft sein und sie, roche, sei gar nicht knabenhaft, bitte hier, mal fühlen. über roches frauenbild könnte man jetzt auch diskutieren… aber lieber ein andermal.

birth-performance

kunst ist vielleicht dann am besten, wenn man sich als betrachter nicht sicher ist, was man davon halten soll und tagelang überlegt, wie man zu einem kunstwerk steht.

die new yorker künstlerin marni kotak will die in kürze stattfindende geburt ihres kindes als performance inszenieren. und polarisiert dabei – wie man sich denken kann – enorm. in diversen foren ist zu lesen, wie abartig das sei und wie schlimm diesen intimen moment mit der weltöffentlichkeit zu teilen.

dazu ist zu sagen, dass wahrscheinlich jede nachmittagstalkshow im privatfernsehen abartiger ist, als eine geburt, die vermeintlich natürlichste sache der welt. aber sicher, eine geburt ist sicherlich nicht ansehnlich, es ist eher so wie in scrubs, als dr. cox einen kreissaal betrifft und ausruf: oh dear god, it’s like baghdad in there.” aber man wird ja nicht gezwungen, zuzusehen. pervers ist daran sicher nichts, es ist so wie es ist.

auch den einwand mit dem intimen moment kann man so nicht gelten lassen: das ist wohl die sache der eltern. sicherlich wäre es für die meisten frauen ein alptraum, sich dabei zusehen oder gar filmen zu lassen, aber auch hier gilt, dass es ja niemand nachmachen muss. abgesehen davon ist es einem während der geburt ganz egal, wer da aller im kreissaal herumsteht (bei mir waren es auch bis zu 10 leute), irgendwann nimmt man nur noch denjenigen wahr, der einem am lautesten ins ohr redet. harhar.

bedenklicher finde ich da schon, dass sie auch die erziehung ihres kindes (“baby x”) später mit der öffentlichkeit teilen will. ich bin dagegen, einem kind öffentlichkeit aufzuzwingen und es in den medien zu präsentieren.

zirkus roncalli

am mittwoch waren wir im zirkus roncalli, der bis gestern am wiener rathausplatz gastiert hat. er und ich sind ja zirkusskeptiker, ich habe zudem noch eine ausgeprägte coulrophobie, aber wir habens adrian versprochen und mit kind ist das alles ja auch wieder anders. und es hat sich gelohnt.

roncalli arbeitet weniger mit tieren (es gab aber pferde und hunde), sondern legt seinen schwerpunkt auf artistik und clownerie. bemerkenswert daran war, dass adrian sehr an den artisten interessiert war (so hoch oben, so schnell, was machen die da überhaupt?) und, dass ich den clown richtig nett fand. für einen clown hatte er sogar ein relativ subtiles humorverständnis. immer wieder bat er “freiwillige” um mithilfe und das war sehr witzig (solange man nicht selbst zum freiwilligen auserkoren wurde, wir hatten glück)

jedenfalls haben wir die ganzen zweieinhalb stunden (mit pause) durchgehalten und abgesehen von den ermüdungserscheinen zum ende hin, lief das wirklich gut. also auch für vierjährige schon empfehlenswert.

am beeindrucksten war ich davon, dass der clown am ende seine kappe verkehrt herum auf den kleiderständer wirft, also ohne hinzusehen. auch wenn das nicht gefährlich ist, ich möchte nicht wissen, wie lange man dafür trainieren muss…und wie unfassbar öd das ist.

heute feiert christine nöstlinger ihren 75. geburtstag.

ich habe als jugendliche ihre bücher geliebt und verschlungen. ich mochte die saloppe sprache, den trockenen humor und die etwas rebellische weltsicht ihrer figuren.

mein lieblingsbuch war immer gretchen hat hänschen-kummer, band 2 der gretchen sackmeier trilogie. gretchen stand da liebestechnisch gesehen zwischen dem arrogant-gelackten florian und dem gutmütigen, intellektuellen hinzel und ich hasste florian, der total oberflächlich und doof war, und wollte immer, dass sie mit hinzel zusammenkommt (mit dem sie gerne stundenlang im cafehaus saß und plauderte). ich war heilfroh, dass das geplante erste mal mit florian durch die heimkommenden eltern vereitelt wurde. harhar. habe dann als vierzehnjährige meinen ersten “liebesroman” verfasst, in dem die titelheldin interessanterweise auch zwischen zwei männern steht, die irgendwie ähnlich gestrickt sind. sagen wir so, ich war inspiriert.

sehr gut haben mir auch olfi obermaier und der ödipus (da erspart man sich die mythenkunde über ödipus in der schule), anatol und die wurschtelfrau, sowie konrad oder das kind aus der konservenbüchse gefallen.