almis personal blog

Il Tedeco/ La Tedesca

Auf Twitter kann man sich mitunter auch gute Buchtipps holen. So bin ich auf die Autorin Chiara Ravenna gestoßen, die ihre Bücher zu einem sehr fairen Preis auf Amazon vertreibt (& auch gerne und pointiert twittert).

Chiara Ravenna ist Italienerin aus der Emilia Romagna und erzählt in ihrem ersten Werk Il Tedesco ihre Familiengeschichte, wie sie zu ihrem Beruf der Restaurateurin kam, was das alles mit Deutschland zu tun hat, und noch sehr vieles mehr. Da liegt auch gleich das kleine (!) Manko des 1. Teils begründet. Ravenna hat einen wunderbaren Schreibstil, sie vermittelt authentisches Italien-Feeling, und ihr Text ist so leicht wie eine Sommerbrise an der Adria, allerdings will sie in Il Tedesco etwas zuviel erzählen und nicht alles wird zuende geführt oder plausibel gemacht. Der titelgebende Deutsche (“Tedesco”) spielt nicht unbedingt die Hauptrolle. Wenn man darüber hinwegsieht, ist es allerdings die perfekte Strand- oder Abendlektüre.

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In Teil 2, La Tedesca, ist es Ravenna meiner Ansicht nach besser gelungen, einen Text wie aus einem Guß zu produzieren, weil sie mehr im hier und jetzt bleibt und sich stärker auf einen Handlungsstrang konzentriert. Obwohl der zweite Roman großteils in München spielt, ist er genauso italienisch wie sein Vorgänger. Zwar wird auch hier nicht restlos alles “auserzählt”, aber das tut der Lesefreude keinen Abbruch, zumindest für mich nicht. Ich kippe leicht in die von der Autorin vermittelte Welt hinein, und genieße es, für ein paar Stunden quasi Teil davon zu sein.

Allerdings, Achtung: Bei Ravennas Bücher bekommt man immer Hunger – sie schildert alle paar Seiten detailreich italienische Menüfolgen (Antipasti, Scampi, Pasta Vongole, Meeresfisch in allen Variationen, usw, seht Ihr, was ich meine?); und wenn man gerne Wein trinkt (was auf mich – hier gottseidank – nicht zutrifft), schenkt man sich zur Lektüre sicher hin und wieder einen guten Rotwein ein. Von reichlichem Caffe-Konsum ganz zu schweigen. Als Abschluß trinkt die Autorin meist Limoncello. Auch den könnte man wohl mal probieren…

Nachdem ich nun beide Romane beendet habe, wünsche ich mir eigentlich so schnell wie möglich ein Nachfolgebuch. Und angeblich arbeitet die Autorin daran auch schon mit Hochdruck. Fahre im Juli an die Adria. Bitte – danke. Harhar.

Aberland

Am Freitag Abend hatte ich überraschend kindfrei, Mann war auch unterwegs, da war ich zuerst leicht überfordert, hab mir dann aber meinen Kindle geschnappt und beschlossen, endlich Aberland von Gertraud Klemm zu lesen, den Roman, den ich mir schon vor einiger Zeit heruntergeladen hatte.

Aberland, bzw. das erste Kapitel davon, war beim Bachmannpreis 2014 gelesen und heiß diskutiert worden. Der Autorin war es gelungen, dafür den Publikumspreis zu gewinnen. Warum war Aberland so extrem umstritten? In Kapitel 1 (und das Thema zieht sich auch durch den Roman), geht es um die 35 jährige Franzisika, verheiratet, ein kleines Kind, und ihr persönlich Unglück. Denn Franzisika befindet sich in einem Leben, in das sie eigentlich so gar nicht führen will. Sie arbeitet mehr schlecht als recht an ihrer Dissertation und würde sich dann gerne beruflich verwirklichen, aber ihr Mann Tom will unbedingt noch ein zweites Kind, was sie sich gar nicht vorstellen kann, da sie – und da war Klemm der aktuellen #regrettingmotherhood Debatte um die Nasenlänge voraus – die Mutterschaft und alles, was damit zusammenhängt hasst. Sie hasst nicht ihren kleinen Sohn Manuel, aber alles, was mit Kleinkinderziehung/Betreuung und Pflichten (auch von außen vorgegeben) zu tun hat.

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Der Text ist – zugegebenermaßen – bitter und stellenweise sehr hart formuliert. Bei #Regrettingmotherhood wurde vor kurzem gemeint, dass Mütter manchmal noch nicht mal vor sich selbst zugeben können, dass sie ihre Mutterrolle verabscheuen. Das gilt nicht für Franzisika, sie nimmt sich kein Blatt vor dem Mund und betreibt alles andere als Selbstzensur. Was Juror Burkhard Spinnen im Sommer auch sehr missfiel. Er verstand nicht, welches Problem Franzisika denn eigentlich hätte? Ihr Kind wäre gesund und munter, ja vielleicht etwas lebhaft und laut, aber mein Gott, das wäre doch alles normal! Warum darüber klagen und einen langen Text schreiben?

Das fand wiederum ich befremdlich, denn wenn wir so denken, können wir Literatur gleich abschaffen. Denn mit vielen Dingen, die Autoren schreiben, müsste man sich nicht auseinandersetzen, man könnte sie einfach vom Tisch wischen, wie Spinnen dieses ungeliebte und ihm unangenehme Thema. Wenn ein Depressiver etwa über seine Gefühle schreibt, kann man genauso sagen: “Hey reiß dich mal zusammen, du hast doch gar keinen Grund, traurig zu sein.” Daniela Strigl hat sehr passend auf Spinnen geantwortet: “Könnte es nicht sein, dass wir es nicht aushalten, wenn ein derartig düsteres Welt- und Lebensbild von einer souveränen Position aus, die weiblich ist, zur Sprache gebracht wird?” Ja, so ist es, denke ich und das ist auch das, was wir bei #regrettingmotherhood erleben. Jeder Ansatz davon, Mutterschaft nicht mehr zu verklären, wird von vielen panisch abgewehrt.

Aberland jedenfalls ist das Buch einer Autorin, die wahnsinnig präzise beobachtet und formuliert und es schafft, die Gefühlslage der Protagnostin richtiggehend fühlbar zu machen:

“Und gerade als Manuel ein bisschen robuster war, als er endlich mit dem Schreien aufhörte, als er ordentlich trinken konnte und ihr dabei in die Augen sah, als die Liebe über das schiere Gewährleisten des Überlebens hinauszugehen schien, spuckte er die Brust aus, drehte den Kopf weg und begann sich rückwärts schiebend die Welt untertan zu machen, immer weg von Mama.”

Aberland ist aber nicht nur die Geschichte dieser Tochter, sondern auch ihrer Mutter, die ihr Leben lang das getan hat, was Franziska nicht will: nur für ihre Familie da zu sein, keinen Beruf, keine Hobbys, keine Affäre – wie sie selbst sagt: trotz Gelegenheit. Irgendwann waren die Kinder weg, die Enkel kommen spärlich und selten zu Besuch, und jetzt hat sie einen Mann zuhause, der in Pension ist, und sie hat keine Ahnung, was sie mit dem Rest ihres Lebens (sie ist erst 58) noch anfangen soll. Ihre eigene Mutter ist Franzisika, wenn man so will, eine lebendige Warnung davor, wie ihr Leben verlaufen kann. Zuerst soll die Mutter immer da und verfügbar sein, sich selbst nicht so wichtig nehmen, doch dann, wenn die Kinder erwachsen sind, dann soll sie bitteschön schnell loslassen und sich unsichtbar machen.

Aberland ist keine Erbauungsliteratur. Der Roman ist schon starker Tobak, aber eben auch gnadenlos ehrlich, aus der Sicht seiner Protagonisten. Und er beleuchtet die andere Seite der Mutterschaft, die Herausforderung, trotz Kindern auch ein eigenständiger Mensch zu bleiben. Und erzählt von der schwierigen Balance, die es für jede Mutter zu finden gilt. Täglich.

Vorlesen zwei

Mittlerweile hat sich unser abendliches Vorleseritual verfestigt und wir haben schon zahlreiche Bücher ausgelesen. Zwei sehr unterschiedliche Bücher aus der Kindheit in den Achtziger Jahren möchte ich heute etwas näher vorstellen.

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Die Kindergeschichten von Peter Bichsel stammen von Mr. Almi. Und die sind sehr schräg! Da gibt es zum Beispiel die Geschichte von Mann, der nichts mehr wissen wollte. Der setzte sich in ein Zimmer und wandte sich von der Welt ab. Dann fiel ihm aber ein, dass er viele Dinge ja noch gar nicht weiß, die er wissen muss, damit er dann von ihnen sagen kann, dass er nichts mehr von ihnen wissen will. Wie zb. die chinesische Sprache. Also lernt der Protagonist Chinesisch.

Oder in der Geschichte vom Erfinder, der irgendwo alleine ein Wald lebt und Dinge erfindet. Einmal erfindet er den Fernseher. Als er nun in die Stadt geht und seine Erfindung präsentieren will, kommt er drauf, dass es den Fernseher schon gibt. Also geht er nachhause und erfindet alle Dinge, die er in der Stadt gesehen hat, wie das Auto oder die Rolltreppe neu. Und in der Geschichte vom Jodok spricht der Großvater nur vom Onkel Jodok und irgendwann werden auch die Verben zu “Jodok” und dann die Substantive und bald bestehen die Sätze nur noch aus der Aneinanderreihung von “Jodok”. Ich sage ja: schräg. Oder: avantgardistisch.

Das andere Buch, Mädchen dürfen pfeifen, Buben dürfen weinen, meines, ist eines, dass man als sozialkritisch und auf Gender-Mainstreaming ausgerichtet bezeichnen kann, zu einer Zeit, als es das Wort noch gar nicht gab. Es geht um schwierige familäre Situationen wie Scheidung und Patchwork, es geht um Gleichberechtigung und vor allem geht es um den Tod. Also nicht richtig um den Tod selbst, aber in praktisch jeder Geschichte ist jemand (oder auch viele) tot. Mr. Almi fragte beim Betreten des Zimmer schon immer, wer denn jetzt wieder gestorben sei. Harhar.  Ein Buch, das als Zeitdokument sehr interessant ist, als Vorlesebuch vielleicht etwas düster.

Jetzt gerade lesen wir ein Buch, das das Gegenteil davon ist, nämlich herzerfrischend witzig. Und es ist von einer meiner LieblingskinderbuchautorInnen, Christine Nöstlinger:

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Vorlesen

Jetzt sind wir – eher spät wie ich finde – bei der abendlichen Vorlesestunde angekommen. Lange Zeit hat Adrian das Vorlesen nicht so begeistert, also abseits von Büchern mit sehr vielen Bildern, “nur” Text hat ihn nicht so angesprochen. Aber jetzt dafür ist er höchst interessiert und mag dieses Ritual vor dem Schlafengehen sehr.

Ich habe dafür meine eigenen Lieblingskinderbücher ausgegraben und gleich mal mit dem Buch Neues aus dem Haus Marillengasse 4 gestartet. Dass es ein Lieblingsbuch von mir war, sieht man an den Schokoflecken auf manchen Seiten. Ähem. Jedenfalls handelt das Buch von den Bewohnern des Hauses Marillengasse 4, vornehmlich von den (zahlreichen) Kindern. Manche Geschichten wurden früher auch für Schul-Lesebücher verwendet.

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Das Buch ist sehr witzig und auch sehr Wienerisch. Es gibt viele Ausdrücke, die auf den Ort des Geschehens hinweisen, beispielsweise hat die Frau Bierer ein Taschapperl. Entgegen der ersten Annahme handelt es sich dabei aber nicht um ein Kind, sondern um ihr permanent kaputtes kleines Auto. Der Papa vom Wolfi ist klaß, der Rudi Rabenberger sagt Kruzitürken (was eventuell nicht mehr ganz PC ist) und die Frau Lehrerin hat einen Janker, usw.

Interessant sind manche Dinge, die sich in dreißig Jahren geändert haben. Natürlich erstmal gab es damals statt Schilling noch Euro. Und es gab Telefonzellen, wo man öffentlich telefonieren konnte. Es gibt ein Kind einer geschiedenen Frau, deren Eltern wieder (andere) heiraten und das scheint hier noch etwas außergewöhnlich zu sein. Was aber am erstaunlichsten ist: Kinder durften erst ab 14 Jahren als Gäste ein Krankenhaus betreten, es ist aber kein Problem für die 9, 10 jährigen Kinder in der Trafik Zigarren zu kaufen. Da sagt die Trafikantin nur “Ihr werdet Bauchweh kriegen”. Die Kinder haben die Zigarren zwar eh nur als Geschenk gekauft, aber das wusste die Verkäuferin ja nicht.

Früher war also doch nicht alles besser!

Semesterferien, vier

Zum Abschluss der Ferien waren wir dann vergangenen Sonntag noch in der Mira Lobe/Susi Weigel Ausstellung Das kleine Ich bin Ich im Wien-Museum.

Das kleine Ich bin Ich ist ja so etwas wie nationaler Lesestoff für alle Kindergartenkinder. Es handelt sich dabei bekanntermaßen um ein Tier, das nicht weiß, was es eigentlich ist. Es trifft viele verschiedene Tiere, mit denen es jeweils ein paar Eigenschaften teilt, letztendlich ist es aber weder ein Frosch, noch ein Pferd, Fisch oder ein Hund. Es ist ganz verzweifelt, weil es nirgends dazugehört, bis es letztendlich draufkommt, natürlich gibt es mich, denn Ich bin ich. Hach. Eine schöne Botschaft.

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Die Ausstellung beschäftigt sich aber nicht nur mit dem, wenn man so will, Hauptwerk der Autorin Lobe und ihrer bevorzugten Zeichnerin Susi Weigel, sondern gibt auch einen Einblick darüber, wieviele andere Bücher die beiden zusammen verfasst haben. Ich selbst besitze sehr viele Bücher der beiden (Der Dackelmann hat recht, Der kleine Drache Fridolin, Das Städchen Drumherum, Die Omama im Apfelbaum, Lollo, Morgen komme ich in die Schule…) und sie haben alle diesen unverwechselbaren Charme und Witz, und geben einem nie das Gefühl, die kindliche Leserschaft irgendwie von oben herab zu betrachten.

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Die Ausstellung beinhaltet “hängende Bücher” mit darunterstehenden kleinen Sesseln, wo man Bücher lesen und auch vorlesen kann, Interviews und Beiträge zum hören mit Kopfhörern, viele Skizzen, biografische Informationen und – am wichtigsten für Adrian und einige andere anwesende Knider in seinem Alter: eine echte Schreibmaschine, an der man selber tippen kann. Was an dieser Ausstellung tatsächlich noch zu verbessern wäre: eine zweite Schreibmaschine bereitstellen!!

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To sum it up: Das waren wohl die schönsten Semesterferien meines Lebens. Eigne mich wohl eher zum Elter, denn zum Kind…

Ein bisschen Bachmann

Vorbei sind die Zeiten, in denen ich tagelang nonstop vor dem TV gesessen bin, 3 sat aufgedreht und den Bachmannpreis quasi in voller Länge verfolgte. Damals noch mit Gerd Scobel, den fand ich auch cool. Heute ist es so, dass ich gegen zehn, wenn das Kind endlich schläft, die Videos im Internet ansehe und zwar meistens zuerst die Jurydiskussionen. Vergesst die Jurys in den diversen Castingshows, beim Bachmannpreis gehts wirklich ab! Oder wie Daniela Strigl bissig bemerkte: “Hubert Winkels ist wie immer klüger als der Autor.”

Da werden die Texte der Aspiranten ordentlich zerpflückt: der neue Juror Arno Dusini (übrigens Germanistikprofessor an der Uni Wien, meine Freundin belegte ein thematisches Proseminar über Kafka bei ihm und hatte zu leiden) machte gleich am ersten Tag mit der Äußerung über Olga Flors Text von sich hören. Und zwar geht es bei Flors Text um zwei ehemalige Liebende, die sich nach Jahren wieder treffen und das Knistern beginnt von neuem. Dusini dazu: “(…) ob es ausreicht, dass ein österreichisch-franz. Arschfick Literatur macht, das ist mir nicht klar.”

Natürlich weiß Herr Professor Dusini, das man das auch anders ausdrücken könnte, etwas blumiger, dezenter, er weiß aber auch, dass ein beim Namen nennen ihm eine deutliche Erwähnung in der Berichterstattung garantiert und “quod erat demonstrandum”. Genau das wurde natürlich tags darauf überall zitiert. Gratulation.

Wie immer, und auch vom FM4 bei seinem Bullshit-Bingo erwähnt, dauert es nicht lange, bis Thomas Bernhard ins Spiel kommt. Zwar ging es im präsentierten Text um Schreibabies, aber es handle sich dabei auch um eine “Suada”, und stehe damit quasi in der Bernhard’schen Tradition, und (wieder Dusini): “Man kann auch mit Bernhard Probleme haben.” Denn Bernhard sei eben auch nicht “sakrosankt” – ich weiß nicht mehr, wer das gesagt hat, aber genau wegen solcher Sätze lieben wir doch den Bachmannpreis.

Da unterhalten sich tatsächlich viele erwachsene Menschen tagelang über Literatur und mögliche Interpretationen und machen etwas zum Mittelpunkt, was in unserer Gesellschaft selten Mittelpunkt ist; und auch wenn der Preis und das Prozedere natürlich durchaus kritikwürdig ist (ich habe mich im Rahmen meiner Diplomarbeit ausführlich mit Literaturkritik beschäftigt) – es ist und bleibt für mich sehens- und hörenswert.

Beautiful boy

Letztens haben wir uns Mr. Peabody und Sherman angesehen – der Film ist wirklich gleichermaßen witzig wie niedlich. Obwohl die vielen Zeitreise Anspielungen für Kinder unter – sagen wir – 10 Jahren nicht verständlich sein werden, tut das der Begeisterung keinen Abbruch. Und für größere Kinder und Erwachsene ist es eine zusätzliche reizvolle Ebene.

Sehr gelungen war auch, wie der IMO hinreißende John Lennon Song Beautiful Boy im Film eingebaut wurde. Lennon hat Beautiful Boy für seinen kleinen Sohn Sean geschrieben und als ich ihn erstmal bewusst hörte, war ich vielleicht 14 oder 15. Ich hab mir ein Zitat aus dem Song rausgeschrieben und an die Kinderzimmertür gehängt, nämlich Life is what happens to you while you’re busy making other plans. Damals wusste ich noch nicht, wie wahr das ist. Als ich einige Zeit später, mit 17, also kurz vor der Matura, eine Klasse wiederholen musste, bekam ich eine Ahnung davon, was das Leben wohl alles für einen unvorhergesehenes bereithalten kann.

Für die Englisch-Schularbeit in der 7. Klasse Gymnasium (kurz vorm Durchfallen, aber nicht in Englisch, da war ich sehr gut) mussten wir ein Buch lesen (jeder ein anderes, ich hatte was von Somerset-Maugham) und die Aufgabenstellung war folgende: “Describe how the dictum Life is… is true for a particular character in your book.” Das passt natürlich auf jedes Buch, denn ein Buch, das seinen Protagonisten nicht in die schwierigste Situation seines Lebens bringt, wird kaum verfasst werden. Ich jubilierte über die Aufgabenstellung, die ich sehr spannend fand, aber auch darüber, dass unser Englischprofessor mein Zitat verwendet hatte.

Weiterer Lesestoff

Mittlerweile gehen wir fast wöchentlich in die Bücherei. Adrian hat großen Spaß daran, vorgelesen zu bekommen.

Nur bei manchen Büchern, die wir ausborgen, bin ich etwas herausgefordert. Beispielsweise wollte er unbedingt das Buch Warum wir keine Tiere essen ausleihen. Nun ja. Ich esse Tiere. Zwar esse ich eher selten Fleisch, liebe aber Huhn und mag auch Faschiertes sehr gerne, ganz auf Fleisch verzichten möchte ich nicht. Aber gut, es ist ja auch wichtig, den Kindern einen gewissen Meinungspluralismus nahezubringen. Das Buch war dann auch ganz gut aufgebaut und hat auch von den Missständen bei der Tierhaltung berichtet – die Schlußfolgerung: deshalb essen wir nie wieder Fleisch, kann ich zwar nicht teilen, aber ok.

Ein anderes Buch, das recht interessant war, ist dieses hier:

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Gut, der Titel könnte einem schon eine Warnung sein. Harhar. Es geht um kleinere und größere Tabuthemen, Dinge eben, die kleinen Kinder noch nicht bekannt sind, die geheimnisvoll oder lustig anmuten. Zum Beispiel warum manche Erwachsene ihre Zähne nachts in ein Glas legen, warum man einen Bauchnabel hat, warum manche Haare in der Nase, aber nicht am Kopf haben und was Mama und Papa manchmal im Schlafzimmer machen. Öhm ja. Natürlich sehr kindgerecht geschrieben und gezeichnet.

Das amüsiert Kinder offensichtlich sehr und wirft natürlich auch eine Menge Fragen auf. Allerdings Fragen, die eben altersgerecht sind. Das ist noch keine lückenlose Aufklärung gefordert. Oder wie meine Freundin L. meinte, die Kinder fragen erst dann näheres, wenn sie dazu bereit sind. Das stimmt offenbar! Ich hoffe, ich bin dann auch bereit. Harhar.

Rotkäppchen reloaded

Adrian hat vom Nikolo ein witziges Rotkäppchen Buch bekommen, die Zeichnungen sind sehr originell. Der Wolf ist schon böse, macht aber irgendwie einen auf cooler Gangsta. Wie er da am Baum steht und Rotkäppchen abpasst:

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Das Ende der Geschichte ist dann auch etwas abgemildert, für den Wolf. Wahrscheinlich erschien der Illustratorin mit Steinen im Bauch dann doch nicht mehr ganz so zeitgemäß – oder es ging ihr zu sehr in die Splatter-Richtung.

In der Bücherei

Als die erste längere Herbstkrankheit überstanden war, haben wir Ende letzter Woche die Nachbarfamilie recht spontan zur Bücherei Floridsdorf begleitet.

Gut, es war schon mal spannend, mit vier Kindern (zw. 1,5-6 Jahren) an der alten Donau entlang und dann am Bahnhof Floridsdorf vorbei, “anzureisen”. Am Bahnhof verweilten wir etwas, weil dort ein Klarinettist spielte, Adrian und E. tanzten und ihre kleinen Brüder setzten sich direkt vor ihn und schauten ihm fasziniert zu.

Na gut, irgendwann kamen wir in der Bücherei an und ich war erstaunt und erfreut, wieviel Auswahl an Kinderbüchern dort vorhanden war. Für alle Alterstufen, zu sehr vielen Themenbereichen (Natur bis Technik) geordnet, dazu gibts auch Hörbücher auf CDs, es gibt Kassetten und DVDs, und – für uns praktisch – ganz viele Vorlesebücher. Die Kinder stürzten sich gleich ins Getümmel und suchten sich einiges zum mitnehmen aus. Dann wurde mit den Mamas verhandelt, welches Buch jetzt noch unbedingt mitmuss und welches dann das nächste Mal (beim nächsten Mal werde ich auch sicher eine größere Tasche mitnehmen!)

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Wir erstanden übrigens drei neue Zilly-Bände und Das kleine Ichbinich, außerdem ein witziges Buch namens Das Froschl und u.a. auch ein Hörbuch von Geschichten von Michel, gelesen von Robert Stadlober (!). Außerdem habe ich ein Buch namens Adrian Adrenalin entdeckt. Hat mein Sohn seine Biografie geschrieben?

Jedenfalls kann man dann für ein Kind einen eigenen Ausweis lösen, der gratis ist. Man kann sich damit bis zu 25 Medien gleichzeitig ausborgen und das für vier Wochen. Kann dann aber auch noch verlängern. Außerdem kann man die Bücher in jeder anderen Bücherei Wiens auch zurückgeben. Die Kinder können unter drei verschiedenen Ausweiskarten wählen und bekommen noch ein Gratislesezeichen dazu. Sehr nett.

Anmerkung am Rande: die Bücherei in Floridsdorf ist besonders kinderfreundlich!