almis personal blog

Der Fall Unterweger

Fantastische News aus dem Filmbusiness:

Der großartige Michael Fassbender wird einen österreichischen Verbrecher spielen. Nein, diesmal geht es nicht um Josef Fritzl – der Stoff wurde ja so ähnlich bzw. vom Fall Fritzl inspiriert eben erst verfilmt (Room) – sondern um Jack Unterweger. Obwohl wikipedia Unterweger als österreichischen Mörder und Schriftsteller bezeichnet, wurde er für die Mehrzahl seiner vermeintlichen Morde nie verurteilt, da er direkt nach dem Urteil Suizid beging. Was den damaligen Jusitzsprecher Michael Graff zur relativ gewagten Äußerung “Das war sein bester Mord” inspirierte.

Davon abgesehen ist Unterwegers Geschichte schon relativ beachtenswert. Nach seiner ersten Tat (für die er rechtskräftig verurteilt wurde) entdeckte er im Gefängnis seine Affinität zum Schreiben. Er schrieb Kindergeschichten und den autobiografischen Roman Fegefeuer, in dem er erklärte, wieso also so kam wie es geschehen war. Er bereute seine kriminelle Energie und gab sich geläutert. Unterweger wurde fortan “Häfen-Poet” genannt und Teile der Wiener Intellektuellen-Szene setzen sich für eine Begnadigung ein. Das passte sehr gut zum herrschenden Zeitgeist, der von Resozialiserung und der gefängnislosen Gesellschaft träumte – ich kann mich erinnern, dass wir das genau in dieser Zeit, 1993 oder 94 im Englischunterricht sogar lebhaft darüber diskutierten.

Unterweger wurde tatsächlich begnadigt – ohne angeschlossene Therapie. Er wurde in der Wiener Szene herumgereicht und die Morde an Prostituierten gingen wieder los. Nachdem man Unterweger zuerst quasi als Sachverständigen einsetzte, nach einem Hinweis aber zum Hauptverdächtigten machte, setze er sich mit seiner minderjährigen Freundin in die USA ab, wo er nach einer Finte aufgegriffen werden konnte. Der folgende Prozeß ist der erste in Österreich, der mit DNA Spuren als Beweismittel arbeitet. Unterweger ist immer noch guter Dinge und hat ein paar Alibis zu bieten, die allerdings nicht immer bestätigt werden. Unterweger wird schließlich von einem Geschworenengericht erneut zu lebenslanger Haft verurteilt. Ob der Suizid so geplant war, oder nur ein halbherziger Versuch sein sollte, aus dem Ernst wurde (eine Theorie) mag niemand zu sagen.

Jedenfalls ein äußert ergiebiger und rätselhafter Stoff, schon mehrmals verfilmt und auch fürs Theater adaptiert. Fassbender ist eine gute Wahl, zum einen, weil er ein hervorragender Schauspieler ist, zum anderen, weil er Unterweger vom Typ her ein wenig ähnelt. Das Drehbuch soll der Autor von Birdman schreiben. Alles sehr gute Vorzeichen. Ich bin gespannt!

Wahlfahrt

In zwei Wochen wählen wir in Österreich unseren neuen Bundespräsidenten. Das heißt nein, so kann man das nicht sagen, in zwei Wochen entscheiden wir, wer in die Stichwahl Ende Mai kommt. Denn diesmal gibt es besonders viele Bewerber und es ist noch nicht mal ganz klar, wer davon es in die nächste Runde schaffen wird.

Ich liebe Diskussionen der Kandidaten und schaue das wirklich gerne im Fernsehen an, obwohl ich sonst kaum mehr fernsehe. Ich mag weniger, dass Richard Lugner (obwohl er keine Chance auf das Amt hat und man ihm gegenüber durchaus Vorbehalte haben kann), vom ORF nicht besonders fair behandelt wird. Einerseits ist er in den Zweier-Diskussionsrunden vom ORF nicht vorgesehen, andererseits hat Armin Wolf es in der ZIB2 meines Erachtens nicht geschafft, ihn objektiv und sachlich zu interviewen, was ich schade fand.

Der Wahlfahrt – ein hübsches ORF-Format, in dem die Kandidaten mit dem Journalisten Hanno Settele im Retro-Mercedes zu Wahlauftritten chauffiert werden, ein paar Aufgaben bewältigen müssen und sich unterhalten, dazu gibts gute Musik – ist es besser gelungen, Lugner objektiv zu behandeln. Und siehe da: Lugner kann ganz normal antworten, wenn er normal gefragt wird. Überhaupt war spannend, wie die Kandidaten mit diesem Format umgehen. Nachdem es sich mehr um ein Gespräch, denn eine hartes Interview handelt, befindet sich der jeweilige Kandidat in einer Art halböffentlichem Raum, in dem er manchmal schon fast vergisst, von Kameras beobachtet zu werden.

Die Kandidaten können unterschiedlich gut mit dieser Situation und Settele umgehen, diesmal von relativ schlecht, nach eigener Aussage (Irmgard Griss), bis erstaunlich souverän (Andreas Khol). Das bedeutet m.E. nicht, dass man deshalb seine Wahlentscheidung trifft oder ändert, aber es ist doch spannend, die Kandidaten von einer anderen Seite kennenzulernen. Van der Bellen erzählt einen jüdischen Witz, Lugner spricht über seinen im Krieg gefallenen Vater, Hundstorfer über seine Anzüge, Hofer kommt gleich mit dem falschen (nämlich flimmernden) Sakko. Und wer hätte gedacht, dass Khols Sohn dieselbe Vorliebe für Kuh-Augen mit langen Wimpern hat wie ich? Dass das ein bisschen strange ist, steht auf einem anderen Blatt….

Nächste Woche, am 14. April, freue ich mich auf Zwei im Gespräch mit jeweils (Nomen est Omen) zwei Kandidaten in Diskussion. Wie gesagt ohne Richard Lugner – aus organisatorischen Gründen…

Allein, alleiner, alleinerziehend

Im Moment habe ich einige Bücher (teils virtuell) auf dem Nachtkästchen liegen. Gerade hab ich Christine Finkes Erstling Allein, alleiner, alleinerziehend fertiggelesen.

Ich bin zwar nicht alleinerziehend, kenne Finke allerdings von ihrem Blog Mama arbeitet und lese sie dort sehr gerne. Sie berichtet auf dem Blog und auch ihrem Buch von ihrem Alltag als Alleinerziehende mit drei Kindern. Finke gehört zu den Alleinerziehern, die komplett auf sich gestellt sind, da der Vater seinen Verpflichtungen quasi nicht (abgesehen von einer Woche im Jahr) nachkommt, die Großeltern leben weiter entfernt und sind auch schon älter, sie hat also kein Backup für den doch oft aufreibenden Alltag mit Kindern.

Außerdem ist sie selbstständig tätig. Auch beruflich fehlen also gewisse Sicherheiten. Andererseits, und das schreibt Finke selbst, wäre es in ihrer Situation auch schwierig, ein Angestelltendasein zu führen, denn die Kinder haben natürlich oft frei und/oder sind krank, verletzten sich, können aus vielerlei Gründen nicht in ihre Betreuungseinrichtungen. Als Selbstständige (das ist auch meine Erfahrung) hat man da einen Vorteil, wenn gleich sich nähernde Deadlines, Akutprojekte und ähnliches einen manchmal ebenfalls ganz schön unter Druck setzen können.

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Trotz des schwierigen Themas liest man Finkes Buch fast in einem Rutsch durch und das liegt an ihrer Schreibweise, die so locker-leicht ist, wie man sie gerade hier nicht wirklich erwartet. Finke hat, trotz aller Schwierigkeiten, ihren Humor und die Liebe zum Leben nicht verloren, wenngleich sie auch nicht beschönigt, dass ihre Situation sie oft an die Grenzen des Erreichbaren führt. Denn wenn man schon als herkömmliche Mutter kaum krank werden kann, abendliche Ausgänge oft generalstabsmäßig geplant werden müssen und man immer den Kopf voll mit to do Listen hat, so ist es bei Finke naturgemäß (3 Kinder, kein Geld für Babysitter) fast ein Ding der Unmöglichkeit.

Ich hoffe, dass Finkes Buch dazu beitragen wird, die Leistungen von Alleinerziehenden nicht nur mehr zu schätzen und nicht über ihre Lebenssituation zu urteilen – tatsächlich ist niemand gefeit davon, irgendwann mal in diese Lage zu kommen – sondern auch den Familienbegriff dahingehend zu erweitern, dass sie als vollwertige Familien gelten, ebenso wie die klassische Vater-Mutter-und-zwei-Kinder Konstellation.

Aufgrund der leichten Lesbarkeit des Buches und Finkes Stil generell würde ich mich freuen, bald einen Zweitling zu lesen.

ORF Junior-Tour

Wie schon letztes Jahr erwähnt: die Semesterferien als Mama liegen mir deutlich mehr als die damals als Kind.

In den bereits wieder vergangenen Semesterferien haben wir auch diesmal wieder sehr viel unternommen. Gestartet hat es am Dienstag mit einer Junior-Tour durchs ORF Zentrum, die vom Wiener Ferienspiel angeboten wird. Jeder, ob Kind oder Erwachsener, zahlt vier Euro Eintritt und die Tour dauert eine Stunde.

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Das ORF-Zentrum ist mir nicht ganz unbekannt, habe ich anno dazumal (ca. 98) im Rahmen meines Publizistikstudiums ein Praktikum bei der damaligen ZIB-Moderatorin Danielle Spera absolviert. Das war sehr spannend, weil wir als Studentinnen bei den Redaktionskonferenzen dabei sein konnten, alle Nachrichtensendungen live im Studio miterleben haben, und viele Fragen stellen durften. Außerdem haben wir auch ORF-Journalisten wie Robert Hochner (leider schon länger verstorben) Hans Bürger oder Martin Traxl kennengelernt.

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Um zum ORF zu gelangen, muss man bekanntermaßen auf den Küniglberg fahren, der relativ dezentral gelegen ist. Immerhin fahren zwei Busse von Hietzing dorthin. Man fährt dabei am Schönbrunner Tiergarten vorbei, also ist schon alleine die Anfahrt ein Erlebnis (zumindest für Öffi-affine) Kids. Das ORF Gebäude versprüht Sechziger-Jahre Charme, hat aber im Warteraum vor der Tour immerhin moderne Spielkonsolen (Playstation, Nintendo) stehen, mit denen sich die schon sehr aufgeregten Kinder die Wartezeit überbrücken können.

Pünktlich um 14 Uhr ging es dann los, zuerst mit erklärenden, halbwegs autoritären Worten (nichts angreifen, nirgends anlehnen, nirgendwo drüberstolpern) der Führungsperson. Erste Station war das Nachrichtenstudio mit den “sündteuren” Kameras (siehe nix angreifen), zweite Station das große Studio, in dem aktuell alles für die Song-Contest Vorausscheidung vorbereitet wird (hämmer, hämmer, bohr, bohr), sehr zur Freude des Moderators der Tour.

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Dann ging es in den Kinderbereich, in dem man Stars des Kinderfernsehens begutachten konnte, zu denen Tom Turbo ebenso zählt, wie Helmi oder aktuell der ABC Bär. Den Abschluß bildete der interaktive Teil: wir betreten ein Blue-Box Studio, in dem die Kinder selbst die Kamera führen oder auch vor den Bildschirm treten dürfen. Hier durften sich die Kinder so richtig austoben, die Kameras waren wohl schon älter, und die Stimmung dementsprechend gelöst. Es wurde performt, getanzt und die Möglichkeiten der Blue-Box ausprobiert (einen Kopf auf einen anderen Körper montieren, auf einem Tisch liegend durch eine Schlucht “fliegen” usw).

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Die Stunde verging wie im Flug, nach der Führung durfte noch etwas an den Spielkonsolen weitergespielt werden. Sehr empfehlenswert gemacht, wenn die Kinder ein demensprechendes Interesse mitbringen. An der Busverbindung kann indessen noch gearbeitet werden, so mussten wir 40 Minuten auf einen Bus zurück nach Hietzing warten (in der Gegenrichtung war ein Unfall passiert), Ausweichrouten gibt es naturgemäß wenige, bzw. nur die Alternative stattdessen nach Meidling zu fahren.

Greatest albums of the 90ies

Von den 100 tolltest Alben der 90ier – laut Magazin Q – besitze ich immerhin ein Viertel. Na, was denkt Ihr, ist Platz 1? Das verrate ich jetzt noch nicht.

Die Britpop-Bands stehen jedenfalls hoch im Kurs, sowohl Pulp, als auch Oasis und Blur kommen jeweils zweimal vor, Suede und The Verve immerhin einmal. Über das zweite Oasis Album, das weit hinter dem ersten in der Reihung liegt, schreibt das Magazin “What Morning Glory lacked in Definitely Maybe‘s primal thrust it made up for with some of the biggest and most indelible anthems of the decade, as anoyone who’s ever sat in a park near a bloke with an acoustic guitar will testify.” Über meine liebste Brit Pop Band Pulp und den Frontman schreiben sie “Jarvis Cocker wasn’t Liam Gallagher walking around, all big balls, shouting at people – he was a very differnt frontman and captivating to watch.”

Interessanterweise ist Nirvanas Album In utero besser eingestuft als Nevermind, nämlich auf Platz drei. Auch die Pet Shop Boys haben es mit Very in die Charts geschafft, ebenso wie Madonna mit Ray of Light. Und auch die Smashing Pumpkins, wie Q es beschreibt: “No other band embraced disharmony quite like the Smashing Pumpkins did in the early 90s.” Billy Corgan hatte Panikattaken und eine Schreibblockade, der Schlagzeuger war heroinabhängig, die Beziehung von Bassistin und Gitarrist war zuende. “Out of the chaos came the masterful Siamese dream

Übers Weezer Blue Album schreibt Q: “It was inteligence lightly worn” und über Dog Man Star von Suede: “Both heartfelt and theatrical, it was the zenith of Suede’s vision: art for outsiders, by outsiders.”

Ganz vorne mit dabei (Platz 6) ist Bjork mit Debut. Nachdem sie vorher Sängerin der Band The Sugacubes war, erwartete man sich, dass sie es schaffen würden, ca 50.000 Alben zu verkaufen. Stattdessen verkaufte sie fast eine Million Platten alleine in Großbritannien. Q beschreibt die unheimliche Faszination, die damals von Bjork ausging: “Björk could only capture this dewy freshness once – the spine-tingeling sensation of being surprise by your own talent. On Debut she’s not yet the high priestess of art pop, she’s just all of a sudden, the most interesting pop star in the world.”

Und, wer ist dann auf Platz 1? trommelwirbel*

Radiohead mit OK Computer. Oder wie ich sagen würde: eine durchaus verstörende Platte, aber noch die eingängiste von denen, die später noch folgen sollten. Paranoid Android war schon sehr genial (und hat mir trotzdem irgendwie Angst gemacht, auch das Video!).

 

Sliding into weekend

So beginnen Wochenende doch sehr nett: den ganzen Freitagvormittag zwar arbeitstechnisch abgehetzt, dann noch schnell mit dem Auto einkaufen gefahren und anschließend direkt zur Schule, um die Schulsachen des Kindes in Empfang zu nehmen, weil das nämlich bei der Oma schlief, also am anderen Ende der Stadt. Dann wieder nachhause, noch schnell geputzt und in der Dämmerung dann für einen kleinen Powernap aufs Sofa gesunken.

Später gings dann mit dem Mann essen, auf einen Ausflug in ein Spielzeuggeschäft (was man so macht, wenn das Kind nicht dabei ist) und in eine Vorstellung von Der Marsianer. Dazu werde ich noch seperat etwas schreiben, jedenfalls sollte man sich vom eher doofen deutschen Titel nicht abschrecken lassen, der irgendwie Assoziationen zur Maus auf dem Mars auslöst. Der Film ist, im Gegenteil, sehr spannend, kurzweilig und hat einen tollen Soundtrack (zb: Starman)

Heute dann war der Mann unterwegs und ich selbst habe, bevor ich Oma und Kind treffen sollte, in einem kleinen Blumengeschäft im dritten Bezirk auf Empfehlung einen Adventkranz gekauft, der wirklich schön ist!

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Nachdem Oma und Kind Verspätung hatten, “musste” ich zur Zeitüberbrückung noch zum Thalia Wien Mitte gehen. In der dortigen Zeitschriftenabteilung könnte ich wirklich arm werden. Einerseits, weil ich soviel interessanten Lesestoff finden würde, andererseits weil hochwertige Zeitschriften wirklich nicht billig sind, aber ich hab mir diesem trotzdem zwei gegönnt. Wer könnte schon bei so einem Cover vorbeigehen:

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Danach waren wir im Vapiano mittagessen und jetzt köchelt das Gulasch für morgen vor sich hin, ein Nachbarskind ist da und ich habe sogar schon im Heft geblättert. Auch dazu in Kürze noch mehr.

Jeremy, who?

Nun gut, die gerade sehr populäre Schauspielerin Jennifer Lawrence fordert gleichen Lohn von Männern und Frauen, auch in Hollywood. Fair enough, immerhin wurde sie für ihre Rolle in American Hustle wesentlich schlechter bezahlt als beispielsweise Jeremy Renner, der in diesem Film eine der männlichen Nebenrollen spielte.

Jetzt argumentieren Menschen in Social Media Netzwerken damit, dass J. Law sich ja wohl nicht beschweren bräuchte, immerhin sei sie ja ohnehin super bezahlt und reich. Und das gilt nur für Frauen? Wenn Frauen mehr Geld wollen, kommen die Argumente, alle Schauspieler seien so und so überbezahlt? Das mag sein, tut aber hier nichts zur Sache, denn es geht ja um gleiche Bezahlung bei ähnlicher Leistung und nicht darum, ob die Gehälter prinzipiell angemessen sind. Und nur weil J. Law an und für sich gut bezahlt ist, darf sie sich dafür nicht einsetzen? Wenn nicht sie als eine der populärsten Schauspielerinnen im Hollywood dieser Tage, wer denn dann? Irgendeine Statistin, deren Namen niemand kennt, wird wohl kein Gehör erhalten.

Jedenfalls tat ihr Co-Star Bradley Cooper das einzig richtige, was man hier tun kann, er unterstütze ihre Forderung. Während ihr andere Co-Star Jeremy Renner wissen ließ: “Not my job!” Womit er ja nicht unrecht hat. Es ist auch nicht Coopers Job, Gehälter zu verhandeln. Darum ginge es aber auch nicht wirklich. Es ginge darum als Mann ihre Forderung zu verstehen und das zum Ausdruck zu bringen. Niemand erwartet sich, dass Renner zu seinem Agenten geht, mit der Faust auf den Tisch haut und sich beschwert, warum er mehr Geld für seine Rolle als Jennifer Lawrence bekommen hat.

Eine Alternative wäre gewesen, sich an Ludwig Wittgenstein zu halten. Sonst werden es in Zukunft wohl einige dem Filmjournalisten Sam Adams nachmachen:

 

Gags, Gags, Gags und Wahlen.

Aufgrund der Wahl hab ich – nach langem wieder Mal – Willkommen Österreich angeschaut, in der Hoffnung auf gute Gags, Gags, Gags zur Wahl. Wurde auch nicht enttäuscht. Stermann bedankte sich bei den “Leihsehern”, die “aus taktischen Gründen jetzt eingeschaltet haben, obwohl sie lieber etwas anderes angeschaut hätten.” Natürlich wurde auch einigermaßen über die Trendumfrage des ORF gelästert: “Was war das für eine Trefferquote liebes Sora Institut? Da hat Ursula Stenzel ja eine höhere Trefferquote auf Tinder.” Und: “Das einzige Ergebnis, was halbwegs gestimmt hat, war das von der ÖVP, aber da musste man ja auch nicht sehr hoch rechnen.”

Am Anfang hat sich Stermann allerdings mal versprochen und von der Wahl “gestern” geredet – die Sendung wird ja Montag aufgezeichnet, allerdings erst am Dienstag gesendet. Die Aufzeichnung lief außerdem zeitgleich mit dem EM Qualifikationsmatch Österreich gegen Liechtenstein, worauf Grissemann dann Stermann fragte: “Wie hat eigentlich Österreich gestern gespielt?” Und Stermann: “Gut, ich habe nach dem 1:0 von Arnautovich allerdings ausgeschaltet.” Keine schlechte Antwort, denn das erste Tor der Österreicher dürfte knapp vor Aufzeichnungsbeginn gefallen sein.

Sollte der ORF Wert darauf legen, dass ich ihn öfter schaue (bzw. überhaupt fernsehe), sollte es mehr Wahlen geben. Ich hab nicht nur fünf Stunden Wahlberichterstattung am Sonntag geschaut, sondern nach Monaten dann noch zweimal ZIB2 (Armin Wolf steht ja jetzt auch teilweise im Studio?!) und eben WÖ. Eventull gibts noch eine Diskussionsrunde am kommenden Sonntag bei “Im Zentrum”, die sich auch mit den Wahlen beschäftigt? Ach ja, und sehr gute Analysen zu den Wahlen hatte auch der FALTER diese Woche zu bieten. Aber den les ich ja sowieso.

Trendumfragen, what else?

Am Sonntag war also Wahltag in Wien. Im Vorfeld führte das doch zu einiger Spannung, da, je näher der 11. Oktober rückte, umso mehr medial und umfragetechnisch erwartet wurde, dass es auf ein Duell zwischen rot und blau hinauslaufen würde.

Wir waren zum zweiten Mal in Floridsdorf wählen und auffällig war der große Andrang im Wahllokal und das, obwohl wir um die Mittagszeit dort waren. Wir mussten uns doch einige Minuten vor dem Wahlkammerl anstellen, bis wir an die Reihe kamen. Das ist mir bisher bei Wahlen noch nie passiert. Im Wahllokal trafen wir auch gleich vier Menschen aus unserem Haus – was nicht allzu verwunderlich ist, denn seit wir hier wohnen, treffen wir praktisch immer diverse Menschen aus der Anlage, wenn wir das Haus verlassen oder heimkommen. Ein interessantes Phänomen.

Danach waren wir im Kino – Alles steht Kopf, fantastisch und zugleich programmatisch, für den weiteren Wahlabend, denn: um 17 Uhr gabs dann die erste Wahlsendung des ORF, die die Zeit bis zur ersten Hochrechnung überbrücken sollte. Zusammenfassend kann man ganz objektiv und nüchtern über diese Fernsehstunde sagen: ES WAR DER REINSTE SCHWACHSINN! Da wurden Trendumfragen (keine Exit Polls) präsentiert, deren Essenz war, dass es der FPÖ gelingen könnte, tatsächlich die erste Kraft in Wien zu werden. Es wurden Politiker zu diesem “Ergebnis” interviewt, es wurden Überlegungen angestellt, wer dann mit wem koalieren würde. Es wurde analysiert, wie es dazu kommen konnte.

Dann um 18 Uhr tatsächliche erste Hochrechnung: plötzlich lag die SPÖ gute neun Prozent vor der FPÖ. Von Duell nicht den Hauch einer Spur. WTF??!!!! Hier wurde den Zusehern eine Stunde Lebenszeit gestohlen, oder wie Kurier Kolumnist Guido Tartarotti es pointiert auf Twitter ausdrückte:

Also dann quasi Kommando zurück, alles doch ganz anders. Die Hochrechnung stimmte für die Kleinparteien dann soweit, allerdings wurde später wieder voreilig verkündet, dass der erste Bezirk rot werden würde (trotz herber Verluste der ÖVP war es dann knapp doch nicht so), und, dass es in Floridsdorf einen Bezirkshauptmannwechsel (von rot auf blau) geben würde – was sich nach Auszählung der Briefwahlkarten ebenfalls (gsd) als Irrtum herausstellte. Was allerdings auch bewies, dass der Spruch von wegen “jede Stimme zählt” doch durchaus seine Gültigkeit hat.

Gestern dann in der ZIB 2 durfte der SORA-Chef, der die Trendumfrage auf dem Gewissen hatte, sich quasi bei seinem Aufttraggeber vor laufender Kamera rechtfertigen, weshalb sie so falsch gelegen hatten. Der ORF selbst rechtfertigte sich übrigens für den frühen Start seiner Berichterstattung damit, dass der Privatsender PULS 4 halt auch schon um 17 Uhr auf Sendung gehe, da bliebe ihnen nichts anderes übrig, als auch zu senden. Auch wenn es nichts zu senden gäbe.

Ironie des Schicksals: die ORF Astrologin hatte eine bessere Prognose des Wahlausgangs zu bieten, als sämtliche Meinungsforscher…

P.S. Die Wahlbeteilung lag diesmal tatsächlich um 7 Prozent höher als bei der letzten Wien-Wahl.

Il Tedeco/ La Tedesca

Auf Twitter kann man sich mitunter auch gute Buchtipps holen. So bin ich auf die Autorin Chiara Ravenna gestoßen, die ihre Bücher zu einem sehr fairen Preis auf Amazon vertreibt (& auch gerne und pointiert twittert).

Chiara Ravenna ist Italienerin aus der Emilia Romagna und erzählt in ihrem ersten Werk Il Tedesco ihre Familiengeschichte, wie sie zu ihrem Beruf der Restaurateurin kam, was das alles mit Deutschland zu tun hat, und noch sehr vieles mehr. Da liegt auch gleich das kleine (!) Manko des 1. Teils begründet. Ravenna hat einen wunderbaren Schreibstil, sie vermittelt authentisches Italien-Feeling, und ihr Text ist so leicht wie eine Sommerbrise an der Adria, allerdings will sie in Il Tedesco etwas zuviel erzählen und nicht alles wird zuende geführt oder plausibel gemacht. Der titelgebende Deutsche (“Tedesco”) spielt nicht unbedingt die Hauptrolle. Wenn man darüber hinwegsieht, ist es allerdings die perfekte Strand- oder Abendlektüre.

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In Teil 2, La Tedesca, ist es Ravenna meiner Ansicht nach besser gelungen, einen Text wie aus einem Guß zu produzieren, weil sie mehr im hier und jetzt bleibt und sich stärker auf einen Handlungsstrang konzentriert. Obwohl der zweite Roman großteils in München spielt, ist er genauso italienisch wie sein Vorgänger. Zwar wird auch hier nicht restlos alles “auserzählt”, aber das tut der Lesefreude keinen Abbruch, zumindest für mich nicht. Ich kippe leicht in die von der Autorin vermittelte Welt hinein, und genieße es, für ein paar Stunden quasi Teil davon zu sein.

Allerdings, Achtung: Bei Ravennas Bücher bekommt man immer Hunger – sie schildert alle paar Seiten detailreich italienische Menüfolgen (Antipasti, Scampi, Pasta Vongole, Meeresfisch in allen Variationen, usw, seht Ihr, was ich meine?); und wenn man gerne Wein trinkt (was auf mich – hier gottseidank – nicht zutrifft), schenkt man sich zur Lektüre sicher hin und wieder einen guten Rotwein ein. Von reichlichem Caffe-Konsum ganz zu schweigen. Als Abschluß trinkt die Autorin meist Limoncello. Auch den könnte man wohl mal probieren…

Nachdem ich nun beide Romane beendet habe, wünsche ich mir eigentlich so schnell wie möglich ein Nachfolgebuch. Und angeblich arbeitet die Autorin daran auch schon mit Hochdruck. Fahre im Juli an die Adria. Bitte – danke. Harhar.