almis personal blog

Gewonnen, drei!!!

Ein paar letzte Betrachtungen.

Natürlich bringt der österreichische Sieg auch mit sich, dass niemand hier so richtig damit umzugehen weiß. Wir haben alles andere als eine institutionalisierte Vorgehensweise für den Fall der Fälle. Das fängt damit an, dass nach einem österreichischen Sieg im TV irgendeine Serie bzw. ein Film gesendet wird. So als wäre nix gewesen. Wie Guido Tartarotti im Kurier schrieb: zumindest ein low cost best of Song Contest Hits wäre doch drinnen gewesen.

Und dann die Frage: wo tragen wir den Song Contest aus? Für Wiener natürlich klar: in Wien. Alle anderen Bundesländer sind der Meinung, dass ihr jeweiliges Bundesland natürlich wesentlich prädestinierter dafür wäre. Aber auch hier in Wien sind wir unschlüssig, wo der Bewerb denn durchzuführen wäre. Wir haben die Stadthalle, die allerdings etwas verstaubt ist. Wir haben äh, die Rinderhallen in St. Marx, wo ich täglich vorbeigehe. Wir haben, hm, äh, die Lugner City. Just kidding. Was haben wir noch? Öhm… na ja, es ist noch ein Jahr Zeit.

Und dann: wer soll moderieren? Ich weiß nur, wer nicht moderieren sollte: Alfons Haider. BITTE NICHT. Ich halte ihn beim Opernball schon nicht aus. Angedacht sind Miriam Weichselbraun, Grissemann und Stermann, sogar Christoph Waltz. Mal sehen. Wir haben ja noch ein Jahr Zeit. Ach ja, das sagte ich schon.

Der nächste Songcontest findet also am 16. Mai irgendwo in Österreich statt. Soviel ist sicher.

Gewonnen, zwei!!!

Neues aus der Rubrik “Leser wünschen, Mrs Almi schreibt”:

Ursprünglich war dieses ja zum Song Contest nichts geplant. Mr. Almi war nämlich auf eine Geburtstagsfeier eingeladen, ich würde also Adrian schlafen legen und den Abend dann alleine auf dem Sofa verbringen. So der Plan. Nur kristallisierte sich allerdings beim Halbfinale heraus, dass Österreich vielleicht doch nicht so schlechte Chancen haben würde (nicht auf den Sieg vielleicht, aber Top 5 schienen greifbar) und Freunde klopften virtuell an, ob sie nicht vorbeikommen könnten. Zuerst war ich mir nicht sicher, ob das so gut klappen würde, da Adrian dann sicherlich nicht ins Bett zu kriegen wäre, aber dann dachte ich, was wenn dann wirklich dieses historische Ding passiert und ich kann mit niemandem jubeln? Also ja, dann machen wir es so.

Und gut wars! Denn wir waren alle dabei, als Geschichte geschrieben wurde. Für uns Österreicher ist es ja so, dass wir ein paar Dinge quasi als nationalidentitätsstifend von Generation zu Generation weitergegeben bekommen. Das k. und k. Gedöns, die Mozartkugeln, der Opernball, dass wir gut beim Schifahren und schlecht beim Fußball sind. Und: dass wir es nie (wieder) schaffen werden, den Song Contest zu gewinnen. Als ich 1976 geboren wurde, war der letzte und bislang einzige Sieg beim SC bereits zehn Jahre her (Udo Jürgens – Merci Cherie). Ich habe mich trotzdem, besonders in meinen Teeniejahren, sehr für den Bewerb interessiert und mit ebenfalls SC-affinen Freudinnen teilweise skurille Songs in fremden Sprachen auswendig singen können. Dann kamen die Grissemann/Stermann Jahre, und die Blödelphase des Song Contests. Und dann Jahre, wo ich gar nicht mehr zuschaute, weil es frustrierend war.

Eine Konstante durch all diese Zeit war nämlich: Österreich war entweder nicht dabei oder schnitt mehr oder weniger schlecht ab, öfters erlangten unsere Interpreteten nicht mal einen Punkt. Das einzige wirkliche Highlight war im Jahr 1989 Nur ein Lied von Thomas Forstner, das den fünften Platz belegte (und von Dieter Bohlen komponiert und produziert wurde). Das ist heuer 25 Jahre her.

Und dann, ja, die denkwürdige Woche, in der sich Conchita Wurst plötzlich zur (Mit)Favoritin herauskristallisierte. Sie hatte das Momentum auf ihrer Seite. Einen eingängigen Song, der vor allem live hervorragend wirkt, eine gute Stimme, eine stimmige Performance, und eine Botschaft, die anscheinend genau den Zeitgeist traf. Ja und auch einen Bart.

Wir zitterten also zu sechst (bzw. siebent) vorm TV. Der Auftritt gelang nach anfänglicher Nervosität sehr gut. Adrian hielt fast alle 26 Songs durch und ging dann freiwillig ins Bett. Und dann also das Zittern beim Voting. Die Längerjurys werden ja so aufgerufen, dass eine größtmögliche Spannung erhalten bleibt. Von der ersten Jury bekamen wir einen Punkt. Also, so scherzten wir, würde das wohl die schlechteste Wertung des Abends für Wurst sein. Dass wir damit gar nicht so unrecht hatten, daran glaubten wir zu diesem Zeitpunkt natürlich noch nicht wirklich.

Wir bekamen von Griechenland 12 Punkte. Dann zog Schwerden voran. Wir holten etwas auf. Plötzlich waren wir am ersten Platz. Keiner von den Anwesenden hatte Österreich jemals auf dem ersten Platz einer SC-Wertung gesehen. Die Smartphones wurden gezückt (das muss man festhalten, so lange es dauert). Und es dauerte an. Dann rückten die Niederlande an uns heran. Waren dann auch mal vorne. Aber wir blieben knapp dran. Und dann kamen sie, die Wertungen, wo wir plötzlich andauernd 12 Punkte kassierten. Großbritannien. Spanien. Italien, Schweiz,Schweden, Israel (!) – Austria 12 points. Es war sagenhaft. Sowas hatten wir noch nicht erlebt. Das höchste der Gefühle bisher war, wenn wir von der rechten Spalte der teilnehmenden Länder (die letzten 13, 14) in die erste Spalte wechselten. Und dann rechnete ein Freund vor, dass wenn die Niederlande jetzt nur so und soviele Punkte bekämen, wir fix Sieger wären.

Und genau das geschah drei Minuten später. Wir jubelten, wir hüpften, wir machten ein Selfie, wir checken Facebook und Twitter, wo die Hölle los war, wir plünderten meinen Kühlschrank, in dem sich noch eine Picollosektfalsche (ja, ich führe ein wildes und ausschweifendes Leben…) befand und tranken sie zu sechst. Es war so cool! So unglaublich. Ich fühlte mich als hätte ich eine große Sektflasche ganz alleine ausgetrunken. Um eins gingen die Freunde. Um zwei kam der Mann. Bis drei erzählte ich ihm vom Bewerb und um 6.30 wollte Adrian (der übrigens ein ganz anderes Song Contest Mindset auf den Weg mitbekommen wird) aufstehen. Da war ich dann wieder in der Realität gelandet. Harhar.

Nächstes Jahr also dann in Österreich!!! See you there!

Midlife Crisis, zwei

Also der Mann macht das so: er beschallt mich wochen- bis monatelang im Auto mit Musik, die mir gefallen könnte (also nix funkiges, surfer-dude mäßig oder ähnliches und keine mühsamen Balladen, wo er schon weiß, dass ich die Augen nach den ersten zehn Sekunden verdrehe) – und das sind meistens Songs, wo die Musik irgendeine Melodie verfolgt und der Sänger seine eigene Melodie dazu singt, die nicht zwangsläufig ganz genau dazu passen muss. Musikwissenschafter kennen sicher einen Fachbegriff dafür.

Wir sind jetzt bei einer Band namens Two Door Cinema Club angekommen, und diese jungen Menschen könnten ja fast meine Söhne sein, oder sehen sie nur so aus? Außerdem sind das Iren und der Leadsänger hat rote Haare, was für ein Klischee. Ihr Song Something good can work ist in seiner Schlichtheit jedenfalls großartig, finde ich. Das Video ist auch nett.

 

Der Sohn steht übrigens immer noch auf 30 Seconds to Mars.

Allerheiligen

Ihr habts euch sicher schon gedacht, wir sind mittlerweile beim aktuellen Biffy Clyro Album Opposites angekommen.

Und Opposite heißt die Single, die ich in der Nacht von gestern auf heute dutzende Male angehört habe. So traurig und schön. Das Video ist auch ziemlich schmerzvoll und gleichzeitig sehr ästhetisch.

Irgendwie passend zum heutigen Tag.

Direct Hits

Die Killers haben übrigens eine best of Platte herausgebracht, sie nennt sich Direct hits und vereint vier Songs der ersten Platte Hot Fuss, und jeweils drei Songs der nachfolgenden Alben Sam’s Town, Day and Age und Battle Born. Dazu zwei neue Songs.

Die Killers sind vielleicht meine Lieblingsband. Im Skoda höre ich praktisch nur ihre Songs, wobei ich denke, dass sie Adrian zu melancholisch sind. Er mags gerne wilder. Ich aber mag die Stimmung sehr, die sie vermitteln. Oft geht es bei den Killers um früher und früher ist meistens die Jugend, eine Art heile Welt, ein Fluchpunkt, wenn der Alltag zu übermächtig wird. Es geht um Freiheit, und Freiheit ist Straße, ist Autofahren, Autokino, Autoradio, Rummachen im/auf dem Auto.

In The way we were heißt es etwa: “Driving in my daddy’s car to the airfield, blanket on the hood, backs against the windshield” In Smile like you mean it: “Someone will drive her around, on the same streets that I did”. Man streitet am Parkplatz (Valentina). Und wenn man dann genug gestritten hat: “We took a backroad in my car. Down to the ocean, it’s only water and sand. And in the ocean we’ll hold hands” (Bones) Viele Songs haben das Reisen, (Weg)fahren schon im Titel: Runaways zum Beispiel, Joy Ride, Good Night – travel well, I can’t stay.

Sehr oft geht es bei den Killers um Lebenentwürfe, Träume, um Liebe. Die moderne Prinzessin sucht ihren Prinzen in der staubigen Wüste und kommt irgendwann nach Vegas, einer Stadt, die nicht offensichtlich romantisch ist. Zu laut, zu schrill, zu grell, zu glitzernd erscheint sie – und doch, sie hat in ihrer Freizügigkeit etwas Magisches. Das Gefühl, es könnte jederzeit alles passieren. Schön in Szene gesetzt im Video zum neuen Killers Song Shot at the night:

Das aktuelle Vegas so gut zu porträtieren, das schafft auch kaum jemand wie die Band, die genau von dort stammt.

Wahlkampfsongs

Die Deutschen habe heute gewählt, wir Ösis haben noch eine Woche Zeit (ob das ein Vorteil oder ein Nachteil ist, sei mal dahin gestellt). Gestern haben wir bei Freunden die Wahlkampfsongs von Christoph und Lollo (die mit den Skispringerliedern) gehört. Am witzigsten finde ich die Songs der Grünen und vom BZÖ.

Anbei das Video der Grünen:

…mit den unsterblichen Zeilen “Wir haben BiomarienkäferInnen mit Migrationshintergrund auf unseren Plakaten” und “”Wir diskutieren ständig, aber einig sind wir uns nie – drum bringen wir nie etwas weiter, das ist Basisdemokratie”

Biffy Clyro

Der Mann hat mich im Urlaub im Auto rund um die Uhr mit der Band Biffy Clyro beschallt (zumindest dann, wenn Sohn nicht sein Lieblingslied Hurricane von 30 Seconds to Mars feat Kayne West hören wollte, was ca. 15 Mal am Tag vorkam) und jetzt kenne ich ihr Album Only Revolutions auswendig. Und ich mag es sehr.

Bei Biffy Clyro – keine Ahnung wie man sie ausspricht, beim Schreiben vertippe ich mich jedesmal – stammen aus Schottland, was man am Akzent nicht wirklich merkt. Die Lyrics sind oft sehr poetisch, nicht immer so leicht zu enträtseln wie im Song God and Satan: “I talk to God as much als i talk to Satan, cause i want to hear both sides”. Ganz ernst nehmen sich die jungen Männer nicht, was gut ist.

Musikalisch sind sie das, was wir meistens hören, irgendwie Indie Alternative Rock/Pop. Wikipedia sagt Post-Hardcore, keine Ahnung was das sein soll. Der Mann hat Biffy Dingsbums am Novarock Festival live gehört und meinte, sie sind mit nackten Oberkörpern aufgetreten. Was mich wundert. Wenn man sie nur hört, denkt man eher sie wären so intellektuelle Nerds wie die Editors oder Interpol, die komische Brillen tragen und ihre Uhren um die Finger gewickelt anstatt ums Handgelenk.

Und hier einer ihrer Hits, Bubbles:

 

 

2013 haben sie ein neues Album rausgebracht, dem sollten wir uns dann demnächst vielleicht mal widmen. Wenn 30 Seconds to Mars out sind.

Die neue Ernsthaftigkeit

Heuer gabs kein ausschweifendes Song Contest Gelage bei uns, weil ich noch immer bis zum Hals in Arbeit stecke und deshalb den Bewerb dieses Mal nebenbei gesehen bzw. eher gehört habe.

Aufgefallen ist mir dabei in erster Linie die Rückkehr zur Ernsthaftigkeit. Spaßbeiträge gibt es fast keine mehr, dieser Trend scheint vorbei zu sein – sieht man von Griechenland mit seinem Titel Alcohol is free ab, und da muss man dazu sagen, dass der Song musikalisch durchaus nicht anspruchslos war.

Was war sonst noch los? Dänemark hat einen Favoritensieg eingefahren, der auch ok geht, Song und Performance waren gut, das tut niemandem weh. England hat zum zweiten Mal mit der Nachwuchsarbeit daneben gegriffen (nach Engelbert heuer mit Bonnie Tyler). Ich muss zugeben, ich fand den englischen Song eigentlich ganz gut, aber stimmlich hatte Tyler gestern einen äußerst schlechten Tag. Ich frage mich schon, was etablierte Künstler immer wieder antreibt, sich so zur Schau zu stellen, wenn sie offenbar nicht mehr ganz auf der Höhe ihrer Kunst sind.

Wo wir schon bei nicht ganz auf der Höhe sind: Österreich ist wieder mal im Semifinale ausgeschieden und diesmal sah ich das ziemlich emotionslos. Der Song Shine von Natalia Kelly war irgendwie nichtssagend. So hat unser ösi-italienischer Haushalt wieder mal zu Italien gehalten. Bei dem Song L’Essenziale möchte man sich echt sofort eine Pizza bestellen und einen Chianti einschenken. Echt gute live Performance von Marco Mengoni, der praktisch gar nichts macht, außer singen (eben: L’Essenziale) wenngleich Balladen derzeit beim Song Contest wohl nicht so gefragt sind. Für Platz 7 reichte es aber.

(generell hab ich aber das Gefühl, Italien kann dort hinschicken, wen auch immer es will, irgendwie ist es immer cool, selbst 1991, als sie den Anti-Kandidaten gecastet haben, um den Bewerb nicht nochmal austragen zu müssen, einen 60 plus Cantautore, der einfach irgendwas auf seinem Klavier geklimpert hat, das aber trotzdem super geklungen hat und auch Siebenter wurde)

Doch zurück zum gestrigen Bewerb: nett fand ich auch noch Ungarn und Belgien (beide Länder haben es immerhin in die Top 10 geschafft), ach ja und Irland war dem Sieg wohl doch nicht soo nahe wie selten zuvor (laut Andi Knoll und anderen Experten), es wurde letztendlich Platz 26 von 26. Vielleicht nächstes Mal doch wieder Jedward? (still loving Lipstick)

Original und Fälschung, sieben

Heute möchte ich meine Rubrik etwas abwandeln: es soll hier nicht um einen Song und sein Cover gehen, sondern um die Geschichte eines Videos und das Cover desselben. Nicht verständlich? I will elaborate on the subject.

Im Cardigans Video zu Carnival geht es darum, dass die Band die musikalische Untermalung eines Tanzwettbewerbs bestreiten sollen. Tatsächlich machen sich die Bandmitglieder besonders schick und spielen auch besonders ambitoniert ihr gewollt-Easy Listening Stück mit Indie-Approach, die Tänzer sind eigentlich Nebensache. Schließlich, als sich die Tanzjury berät, verlässt Sängerin Nina Persson die Bühne, um mit den älteren Männern ins Gespräch zu kommen. Was sie ihnen sagt, kann nur erahnt werden, tatsächlich scheint die Jury aber Gefallen an ihr zu finden, da sie den Hauptpreis keinem Tänzerpaar, sondern am Ende der Sängerin überreichen.

Sophie Ellis Bextor nimmt in ihrem Video zu Murder on the Dancefloore diese Motiv wieder auf, allerdings: so wie ihr Song schneller und grooviger ist, so wird sie auch im Video aktiver als Persson. Sie und ihr Partner nehmen selbst an dem Tanzwettbewerb teil, ihre Leistung ist allerdings bescheiden. Um die anderen, sehr guten Kandidaten auszschalten, verstreut Ellis Bextor Butter, manipuliert Kleider und verabreicht in der Pause Abführmittel. Als das alles nichts zu helfen scheint, geht auch sie auf die Jury zu und bezirzt den Hauptjuror. Mit demselben Erfolg wie Persson: die Band bekommt den Pokal. Im Gegensatz zu den Cardigans Tänzern, sind die Tänzer hier aber richtig sauer über die Entscheidung und applaudieren kaum, geschweige denn, dass sie noch tanzen möchten!

Vom feministischen Standpunkt abzulehnen, aber die Fälschung an sich ist sogar noch etwas aufgefeilter, thumbs up!