almis personal blog

Maternita

Die Schwangerschafts- und Babyinfoseite Maternita hat sich in ihrem neuesten Blogbeitrag mit Büchern zum Thema Frühgeburt beschäftigt. Ich freue mich sehr, dass auch Geboren in Bozen dabei vorkommt:

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Inga Sarrazin, selbst Mutter von Zwillingsfrühchen, hat mein Buch gelesen, und natürlich interessiert mich sehr, was andere Menschen, die unsere Erfahrungen teilen, zu meiner Aufarbeitung sagen. Denn ich habe auch schon einige Frühchen-Mamas getroffen, die mir gesagt haben, dass sie mein Buch bewusst nicht lesen, weil sie ihre eigene Geschichte noch nicht verarbeitet haben, und Angst davor haben, dass die eigenen Gefühle von damals wieder hochkommen.

Das verstehe ich sehr gut. Ich habe selbst Themen, denen ich aus dem Weg gehe, und wo ich die Konfrontation scheue. Umso mehr freut es mich aber, wenn ich Feedback von Frühchen-Eltern bekomme. Inga Sarrazin schreibt:

Mich selbst hat dieses Buch sehr berührt, viele fast vergessene Situationen wieder aufleben lassen und mir gezeigt wie viel Frühcheneltern doch gemein haben.

Mein Fazit:

Ein ungeschönter Erfahrungsbericht aus dem realen Leben, der einem das Verständnis für eine außergewöhnliche Erfahrung nahe bringt. Für Eltern und Fachpersonal rund um die Geburt lesenswert.

Herzlichen Dank für diese Worte!

Aberland

Am Freitag Abend hatte ich überraschend kindfrei, Mann war auch unterwegs, da war ich zuerst leicht überfordert, hab mir dann aber meinen Kindle geschnappt und beschlossen, endlich Aberland von Gertraud Klemm zu lesen, den Roman, den ich mir schon vor einiger Zeit heruntergeladen hatte.

Aberland, bzw. das erste Kapitel davon, war beim Bachmannpreis 2014 gelesen und heiß diskutiert worden. Der Autorin war es gelungen, dafür den Publikumspreis zu gewinnen. Warum war Aberland so extrem umstritten? In Kapitel 1 (und das Thema zieht sich auch durch den Roman), geht es um die 35 jährige Franzisika, verheiratet, ein kleines Kind, und ihr persönlich Unglück. Denn Franzisika befindet sich in einem Leben, in das sie eigentlich so gar nicht führen will. Sie arbeitet mehr schlecht als recht an ihrer Dissertation und würde sich dann gerne beruflich verwirklichen, aber ihr Mann Tom will unbedingt noch ein zweites Kind, was sie sich gar nicht vorstellen kann, da sie – und da war Klemm der aktuellen #regrettingmotherhood Debatte um die Nasenlänge voraus – die Mutterschaft und alles, was damit zusammenhängt hasst. Sie hasst nicht ihren kleinen Sohn Manuel, aber alles, was mit Kleinkinderziehung/Betreuung und Pflichten (auch von außen vorgegeben) zu tun hat.

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Der Text ist – zugegebenermaßen – bitter und stellenweise sehr hart formuliert. Bei #Regrettingmotherhood wurde vor kurzem gemeint, dass Mütter manchmal noch nicht mal vor sich selbst zugeben können, dass sie ihre Mutterrolle verabscheuen. Das gilt nicht für Franzisika, sie nimmt sich kein Blatt vor dem Mund und betreibt alles andere als Selbstzensur. Was Juror Burkhard Spinnen im Sommer auch sehr missfiel. Er verstand nicht, welches Problem Franzisika denn eigentlich hätte? Ihr Kind wäre gesund und munter, ja vielleicht etwas lebhaft und laut, aber mein Gott, das wäre doch alles normal! Warum darüber klagen und einen langen Text schreiben?

Das fand wiederum ich befremdlich, denn wenn wir so denken, können wir Literatur gleich abschaffen. Denn mit vielen Dingen, die Autoren schreiben, müsste man sich nicht auseinandersetzen, man könnte sie einfach vom Tisch wischen, wie Spinnen dieses ungeliebte und ihm unangenehme Thema. Wenn ein Depressiver etwa über seine Gefühle schreibt, kann man genauso sagen: “Hey reiß dich mal zusammen, du hast doch gar keinen Grund, traurig zu sein.” Daniela Strigl hat sehr passend auf Spinnen geantwortet: “Könnte es nicht sein, dass wir es nicht aushalten, wenn ein derartig düsteres Welt- und Lebensbild von einer souveränen Position aus, die weiblich ist, zur Sprache gebracht wird?” Ja, so ist es, denke ich und das ist auch das, was wir bei #regrettingmotherhood erleben. Jeder Ansatz davon, Mutterschaft nicht mehr zu verklären, wird von vielen panisch abgewehrt.

Aberland jedenfalls ist das Buch einer Autorin, die wahnsinnig präzise beobachtet und formuliert und es schafft, die Gefühlslage der Protagnostin richtiggehend fühlbar zu machen:

“Und gerade als Manuel ein bisschen robuster war, als er endlich mit dem Schreien aufhörte, als er ordentlich trinken konnte und ihr dabei in die Augen sah, als die Liebe über das schiere Gewährleisten des Überlebens hinauszugehen schien, spuckte er die Brust aus, drehte den Kopf weg und begann sich rückwärts schiebend die Welt untertan zu machen, immer weg von Mama.”

Aberland ist aber nicht nur die Geschichte dieser Tochter, sondern auch ihrer Mutter, die ihr Leben lang das getan hat, was Franziska nicht will: nur für ihre Familie da zu sein, keinen Beruf, keine Hobbys, keine Affäre – wie sie selbst sagt: trotz Gelegenheit. Irgendwann waren die Kinder weg, die Enkel kommen spärlich und selten zu Besuch, und jetzt hat sie einen Mann zuhause, der in Pension ist, und sie hat keine Ahnung, was sie mit dem Rest ihres Lebens (sie ist erst 58) noch anfangen soll. Ihre eigene Mutter ist Franzisika, wenn man so will, eine lebendige Warnung davor, wie ihr Leben verlaufen kann. Zuerst soll die Mutter immer da und verfügbar sein, sich selbst nicht so wichtig nehmen, doch dann, wenn die Kinder erwachsen sind, dann soll sie bitteschön schnell loslassen und sich unsichtbar machen.

Aberland ist keine Erbauungsliteratur. Der Roman ist schon starker Tobak, aber eben auch gnadenlos ehrlich, aus der Sicht seiner Protagonisten. Und er beleuchtet die andere Seite der Mutterschaft, die Herausforderung, trotz Kindern auch ein eigenständiger Mensch zu bleiben. Und erzählt von der schwierigen Balance, die es für jede Mutter zu finden gilt. Täglich.

Walking home alone

Das mit dem Loslassen ist ja so eine Sache.

Wenn das Kind neugeboren ist, dann denkt man, es würde immer so hilfsbedürftig bleiben, und für immer rund um die Uhr Betreuung benötigen, man könne es von nun an nie mehr aus den Augen lassen, man will das auch gar nicht, und die eigenen Bedürfnisse treten komplett in den Hintergrund. Das ist eine ambivalente Sache. Einerseits fällt man in so einen Zustand der Zeit- und Wunschlosigkeit, dem außen vor lassens des Lebens da draußen, andererseits wird man sich mitunter in seinem eigenen Leben sehr fremd, es ist einer Zeit des glücklichen Neubeginns, doch gleichzeitig mancher schmerzlicher Abschiede. Ruth Fisher aus Six Feet Under hat das mal sehr treffend zusammengefasst, sie sagte in der letzten oder vorletzten Folge der Serie: “Motherhood is the lonliest thing in the world.”

Mutterschaft birgt eine Gefahr, nicht nur sein Kind zu sehr von sich abhängig zu machen, sondern sich selbst auch zu sehr von seinem Kind abhängig zu sein. Denn wenn das Baby auch zuerst völlig hilflos ist, und man sich nicht vorstellen kann, dass sich das jemals ändert, mit jedem Tag, der vergeht, wird es größer und selbstständiger. Sobald es gehen kann, geht es jeden Tag ein Stückchen mehr hinein in seine eigene Welt. Man muss die Balance finden zwischen: im Hintergrund da und greifbar für sein Kind sein, ihm aber auch zuzutrauen, immer mehr alleine zu machen und zu entscheiden. Und es nicht kleiner zu halten, als es ist, weil man gebraucht sein will.

Ich habe früher gedacht, dass mir das Loslassen schwer fallen wird. Die Wahrheit ist aber, so denke ich, dass das Loslassen dann nicht mehr schwerfällt, wenn die Zeit dafür reif ist. Wenn man sich nicht zwingen muss, dem Kind etwas zuzugestehen, bei dem man sich unbehaglich fühlt, sondern bewusst ja sagen kann, weil man davon überzeugt ist, dass man dem Kind dieses oder jenes durchaus schon zutrauen kann. Darin bin in in den letzten zwei Jahren sicher besser geworden. Deshalb sind wir unter anderem auch umgezogen. In eine Gegend, in der ich das Gefühl habe, dass mein Kind selbstbestimmter groß werden kann, als in anderen Gegenden Wiens.

Jedenfalls, to sum it up: diese Woche ist Adrian erstmals alleine von der Schule nach Hause gegangen. Und es hat mir keine Angst gemacht. Ich habe vertraut. Ein gutes Gefühl!

#Regretting Motherhood?

In den letzten Tagen gab es – ausgehend eines Artikels der Süddeutschen Zeitung Unglückliche Mütter, der beleuchtet, dass manche Frauen bereuen, Kinder bekommen zu haben – viele Diskussionen in den sozialen Medien und in Folge lesenswerte Statements von Bloggerinnen wie Mama arbeitet.

Die Mutterschaft zu bereuen (was nicht gleichzusetzen ist mit: seine Kinder zu bereuen) ist ein gesellschaftliches Tabu. Gerade in unseren Breiten, wo das Mutterbild sehr starr und enorm überfrachtet mit Rollenzuschreibungen ist. Nun ist aber Mutterschaft etwas, was man nicht erstmal testen und dann rückgängig machen kann, wenn man nicht damit zurecht kommt. Man kann sich von seinem Partner trennen, wenn man das möchte, man kann den Job wechseln und die Wohnung, aber Mutterschaft (bzw. Elternschaft) ist vom Rückgaberecht ausgeschlossen. Deshalb finde ich diese Diskussion und das zu Wort melden von Müttern sehr wichtig und wertvoll. Viele Antworten beinhalten übrigens das Fazit: “Nein. Aber…”

Wie ich selbst das empfinde? Ich wollte immer ein Kind, eigentlich seit ich selbst klein war. Das Hauptmotiv mag wohl gewesen sein, dass ich nichts von dieser “typischen” Familienstruktur kannte, die heute oft als spießig und überholt betrachtet wird. Die der “klassischen” Kleinfamilie. Ich habe einen Gutteil meiner Kindheit bei meinen Großeltern verbracht, an denen ich sehr gehangen bin, mir war aber auch klar, dass ich es selbst irgendwann eine “andere Familie” haben will. Es war sicher das Gefühl da, etwas nachholen zu wollen. Außerdem wollte ich, die immer Ängste hat (vor großen Höhen, vor öffentlichem Reden, vorm Fliegen, Autobahn fahren usw.), immer schon gerne eine Geburt erleben. Davor hatte ich seltsamerweise nie Angst. Die Neugier darauf war immer größer. Ich empfand die Geburt dann tatsächlich als schönes und großes Erlebnis.

Jesuitenwiese (10)

Bevor man ein Kind hat, verklärt man alles, was mit Kinderhaben und Mutterschaft zu tun hat. Natürlich weiß man, dass es anstrengend wird, dass man viel zu wenig Schlaf bekommt, oft mit den Nerven am Ende und 24/7 im Dienst sein wird, gerade in der ersten Zeit. Doch auch das verklärt man. Entweder man sagt sich, dass das eigene Kind doch ganz anders sein würde oder man romantisiert alles, sogar die Augenringe. Auch ich habe das gemacht, um irgendwann, nach einigen Monaten mit Baby, draufzukommen, wie unsagbar naiv das doch war. Fast alles, was ich mir vorgenommen hatte, so im praktischen Umgang mit Kind, wurde über den Haufen geworfen. Und ja, das hat auch bei mir Frust erzeugt und zu Krisen geführt. Ich war mehr als einmal am Ende meiner Kräfte, verzweifelt, ratlos. Auch eine Partnerschaft verändert ein Kind komplett.

Ich habe im Statement einer Bloggerin gelesen, dass sie gerne ein Parallelleben führen würde, also eines mit Kindern und eines ohne. Das möchte ich nicht. Für mich ist ein Parallelleben ohne Sohn komplett uninteressant. Ich denke nicht, dass irgendwas in so einem Leben besser wäre, als mein Leben jetzt ist (wohlgemerkt: ich spreche von mir. Ich denke, dass es zahlreiche kinderlose Frauen und Männer gibt, die sehr wohl ein interessanteres Leben ohne Kind als mit führen können, weil nicht jeder diese Erfahrung als essentiell betrachten muss). Was nicht heißt, dass mir nicht oft Zeit, Schlaf und Energie fehlen würden. Und, dass ich das manchmal auch beklage. Aber ich mache mir nicht die Illusion, dass in meinem kinderlosen Leben alles perfekt wäre. Ich hätte natürlich unter Garantie mehr Zeit, Schlaf und auch Energie, dafür würden mir andere Dinge fehlen.

Mein: “Nein. Aber…” gibt es allerdings auch. Ich habe festgestellt, dass ich es ziemlich ideal für mich ist, wie unsere Familie aussieht, so zu dritt. Wären wir mehr, dann würde das über meine persönlichen Kapazitäten gehen. Sich auf mehrere kleine Menschen so intensiv einzulassen wie ich das bei meinem Kind tue, das wäre wohl nichts für mich. Kann sein, dass darauf jemand jetzt antworten würde, das wäre auch nicht möglich und nötig, bei mehreren Kindern, da wäre die Dynamik eine ganz andere. Das glaub ich gerne, beobachte es erfreut in meinem Umfeld, aber ich mag für mich eben unsere Dynamik. Sie ist genau mein Ding. Seine persönlichen Grenzen anzuerkennen, ist ein ganz wichtiges Thema für Eltern. Das hilft mir, zufrieden zu sein.



P.S. Eine Sammlung an Texten zu diesem Thema findet man übrigens am Vereinbarkeitsblog.

Lost Piggy

Jetzt bin ich schon eine Woche 39 und mein Geburtstag am vergangenden Donnerstag war ziemlich schrecklich.

So furchtbar, dass ich meinen ersten Morgen mit 39 mit total geschwollenen Augen begrüßt habe. Man sollte in diesem Alter lieber nicht mehr weinen. Am Vortag nämlich hat Adrian sein Lieblings-Stoffschwein in der Straßenbahn vergessen und wir waren alle total traurig.  Das Schwein lebte seit gut eineinhalb Jahren bei uns und hat tagtäglich mit uns mitgelebt. Obwohl wir, als wir seinen Verlust bemerkt haben, diverse Straßenbahnfahrer angehalten und nachgefragt haben, ich gleich im Internet gepostet habe und auch das Fundbüro der Wiener Linien eingeschaltet habe – es war und ist verschwunden.

Aber gottseidank haben wir wunderbare Menschen um uns herum und als ich meine Freundin P., deren Sohn dasselbe Schwein besitzt (und welches der Grund war, dass Adrian SEIN Schwein wollte), fragte, wo sie ihres damals gekauft hatte (in “unserem” Geschäft gibt es das nicht mehr), da eröffnete sie mir, dass K. Adrian sein Schwein schenken möchte. Ist das nicht total lieb? Es war ihm so ein großer Trost. Gleich am Freitag wurde das Schwein beim Portier ihrer Firma hinterlegt und ich ging es holen.

Nicht, dass deshalb alles sofort vergessen war. Aber es hat geholfen. Sehr. Danke! So nahm mein Neunundreißiger doch noch eine schöne Wendung!

Das Jahr bis jetzt

Ich weiß, das Jahr ist erst 9 Tage alt, aber: oh my.

Es hat traurig begonnen, ging dann tragisch weiter und die jüngsten Ereignisse in Paris rauben einem ohnehin die Sprache. Meine Freundin hat hierzu sehr mutig gebloggt, wie ich finde.

Auch für uns privat hat das Jahr schon seine erste Herausforderung bereitgestellt. Das inkludierte einen Aufenhalt in der Kinderabteilung des SMZ Ost, ein MRT und diverse andere Untersuchungen. Es gab gottseidank völlige Entwarnung, nur etwas ganz harmloses steckte dahinter. Das übrigens auch wieder mit der Frühgeburt zu tun haben könnte. Dieses Thema kommt doch immer wieder durch die Hintertür herein. Erst vor wenigen Tagen hab ich geschrieben, dass ich dankbar bin, für jeden Tag mit unserem Kind. In so einer Situation wird einem das noch viel intensiver bewusst.

Ich war beim MRT nicht dabei, dass der Sohn ohne Narkose bewältigte. Ich eignete mich in dieser Stunde nicht zur Begleitperson, sondern der Mann ging mit. Ich war selber ziemlich bestürzt, wie schwach ich in dieser Zeit war, wo ich damals, nach der Frühgeburt, für sehr stark gehalten habe. Am liebsten wäre ich weggelaufen. Ich wollte nicht in einem küheln Gang sitzen, wieder auf ein Untersuchungsergebnis warten. Und ich wollte diesen Montor nicht, den wohlbekannten, der Herzfrequenz und Sauerstoffsättigung abfragte. Wobei diesmal die Werte, die er anzeigte, top waren. Ich wollte auch nicht im Krankenhaus bleiben, aber wir mussten eine Nacht zur Beobachtung ausharren.

In dieser Nacht habe ich fast nichts geschlafen. Einerseits, weil es hektisch zuging, am Gang, und mitten in der Nacht eine neue kleine Patientin eingeliefert wurde. Andererseits weil der Schreck, der mir in die Knochen gefahren war, dann nachdem die Anspannung nachließ, auch wirklich körperlich schmerzte. Beim wach liegen hab ich die Hälfte der Zeit mein Kind angesehen, mit dem ich mir das unbequeme und zu kurze Krankenbett teilte, und da war dieses warme, beruhigende Gefühl, dass alles gut war.

Umso mehr: carpe diem, und so durchs ganze Jahr.

Mamas Superkraft Nr. 78

Eine von Mamas geheimen Superkräften ist ja die, zu merken, dass das Kind krank ist, lange bevor es jemand anders vermutet.

Erstmals selbst herausgefunden habe ich das, als Adrian noch sehr klein, noch keine zwei Jahre alt war. Ich habe alle Familienangehörigen an seine Stirn greifen lassen. Keiner meinte, dass er Fieber habe. Eine erste Messung ergab nichts. Eine halbe Stunde später waren wir bei 39 Grad. Das war übrigens damals das Drei-Tage-Fieber, das ich erst seit der Existenz meines Kindes kenne. Und, das ich bis dato für die übelste Kinderkrankheit halte. Die Kinder fiebern drei Tage (nona) hoch, am vierten Tag bekommen sie Ausschlag. Das ist aus mehreren Gründen gemein: zum einen weiß man eben drei Tage lang nicht, was das wirklich ist und überlegt natürlich, den Arzt aufzusuchen, zum anderen war mein Kind sowas von anhänglich, dass ich es kaum ablegen konnte, um etwas zu essen oder mal ins Bad zu gehen. Er brauchte ständigen Körperkontakt und das nicht etwa im Sitzen oder Liegen. Am besten war es, wenn ich ihn herumgetragen habe. Es war so an-stren-gend. Zusätzlich lief damals gerade die Trauerfeierlichkeiten für Michael Jackson im TV, was zwar ablenkte, gleichzeitig aber auch zusätzlich nervig war.

Diesen Freitag hatte ich dann wieder so ein Krankheits-Aha Erlebnis. Ich holte Adrian von der Schule ab und schon an seinem Gesichtsausdruck sah ich, dass er krank war oder werden würde. Das habe ich zwar den ganzen Nachmittag versucht zu verleugnen, bzw. auf zuwenig Schlaf zurückzuführen. Aber ich hatte natürlich wieder mal recht. Es ist ein Segen – und ein Fluch.

P.S. Er ist schon wieder auf dem Weg der Besserung.

Ein Shitstorm, der gerechtfertigt war

Am Sonntagabend fegte wieder mal ein Shitstorm übers Land. Ein Autor der angesehenen österreichischen Qualitätszeitung die Presse hat anlässlisch des Familienschwerpunktes der Zeitung seine Ansichten zu Kindererziehung publik gemacht. Das war keine allzu gute Idee.

Denn: der Autor postuliert in seinem Text, dass Worte alleine nicht genug sind, wenn man seinem Kind Grenzen aufzeigen will. Nein, Worte und ein bisschen Gewalt wäre doch viel wirksamer. Mit Gewalt meint er zwar nicht die “gesunde Watsche”, aber doch über Knie legen und “leicht klopfen” und auch an den Ohren ziehen. Und dem Kind das auch androhen. Weitere Details erspare ich mir hier.

Armin Wolf, Anchor der ZIB2, und im Social Media Bereich Umtriebiger, hat einen Text dazu verfasst, wie er als Kind von deinen Eltern geschlagen wurde. Und, was das in ihm ausgelöst hat. Der Text ist wirklich gut und sehr berührend. Ich war froh darüber, denn es war sicher nicht leicht, diesen Text zu verfassen. Und habe dann an meine Kindheit gedacht.

Nein, ich wurde nie geschlagen. Ich bin zu einem Großteil bei meinen Großeltern aufgewachsen, die beide solche Erfahrungen gemacht hatten. Und zwar in der Schule. Mein Opa wurde regelmäßig mit dem Rohrstab gezüchtigt, da er ein “schlimmes Kind” war, wie das damals hieß. Er war wild und entdeckungsfreudig, viel alleine unterwegs, da seine verwitwte Mutter berufstätig war, und wurde öfters Mal von der Polizei nachhause gebracht. Nicht, dass er etwas arg schlimmes getan hätte. Nur solche Dinge, die “man nicht tut”. Beispielsweise ins Flussbett des Wienflusses zu klettern. Herumzustreichen. Und vielleicht mal eine “freche” Antwort zu geben. Es war eine sehr restriktive Gesellschaft. Meine Oma wurde nur einmal geschlagen, als sie länger krank war und etwas in der Schule nicht konnte, was eben in der Zeit gelehrt wurde. Ihr Vater ging damals sofort in die Schule und beschwerte sich darüber lautstark. Danach wurde sie nie wieder angerührt. Meine Oma klang stolz auf ihren Vater. Viele Eltern hätten das damals nicht gemacht.

Nun sind meine Großeltern natürlich schon gestorben. Aber so lange ist ihre Kindheit, in den 1920er, frühen 1930er Jahren auch wieder nicht her. Nicht einmal hundert Jahre. Heute kann man sich nicht vorstellen, dass in der Schule noch geschlagen wird. Es hätte sofort ganz klare Konsequenzen. Was in Familien passiert, bleibt naturgemäß eher im Dunkeln. Insofern ist dieser Presse-Text immerhin dazu gut, zu sehen, dass Gewalt gegen Kinder heute nicht einfach so hingenommen wird, sondern großen öffentlichen Unmut und Widerspruch erzeugt. Mir hat gut gefallen, was Doris Knecht im Kurier dazu geschrieben hat. Auch im Falter hat sie sich dann noch diesem Thema angenommen und eingestanden, dass auch sie die Nerven mal verloren hat (wie es fast allen Eltern mal passiert, wie sie schreibt: “außer den ganz perfekten und jenen mit superniedrigem Blutdruck”) und ihre Kinder einmal an den Haaren gezogen hat. Und wie leid ihr das getan hat. Und: dass sie sich dafür entschuldigt hat.

Und darum geht es auch. Es geht nicht darum, dass man als Elternteil fehlerlos ist oder sein kann. Aber dass man eben diese Fehler auch einsieht. Und sich dafür entschuldigt. Und solche Fehler nicht als Erziehungsmethode etabliert.

Familienplanung according to FB und Apple

Gestern ging groß durch die Medien, dass die Firmen Facebook und Apple ihren Mitarbeiterinnen jetzt das Einfrieren von Eizellen bezahlen, damit sie Karriere machen und das Kinderkriegen auf später verschieben können.

Dazu entbrannten kontroversielle Diskussionen, vor allem auf Twitter. Elisabeth Oberndorfer von Fillmore sieht diese Aktion als “Beitrag zur Chancengleichheit, da die Frauen nicht mehr von der biologischen Uhr abhängig sind.”

Ich sehe das überhaupt nicht so. Das ist kein gelungener Benefit für Frauen und kein Beitrag zur Vereinbarkeit von Familie und Karriere, es ist bestensfalls ein Hinausschieben des “Problems”. Denn wenn ich zb. mit 45 ein Kind bekomme statt mit zb 30, stehe ich genauso vor der Frage, wie Kind und Beruf zu vereinbaren sind. Wenn ich das mit 30 aufgrund der Strukturen nicht schaffe, was ist dann 15 Jahre später anders? Zumal man vielleicht in diesem Alter gerade in eine höhere Hierarchiestufe oder Gehaltsklasse vorgerückt ist. Es ist ein Vertagen der Fragestellung, keine Lösung.

Dazu kommt, dass hier vorgegaukelt wird, wie einfach es ist, ein Kind zu bekommen, quasi auf Knopfdruck. Eine kleine Eizellenspende und schon brauche ich mir über das Thema Familie keine Gedanken mehr zu machen. Tatsächlich ist über die Erfolgswahrscheinlichkeit dieser Methode (und auch möglicher “Nebenwirkungen”) nichts gesagt, auch nicht, dass für eine Frau Schwangerschaft und Geburt mit zunehmendem Alter auch eine größere Belastung werden können. Und mit der Geburt ist es ja nicht getan. Das alles wird nicht mitgedacht, oder zumindest nicht kommunziert.

Die Entscheidung für Kinder wird IMO immer eine bewusste sein müssen. Man wird sich immer Gedanken machen müssen, wie man die Dinge unter einen Hut bekommt, wo die Prioritäten liegen, wie in einer Partnerschaft die Aufgaben verteilt werden. Und es gibt dafür natürlich nicht nur eine, DIE universal gültige Antwort. Verschiedene Familien, verschiedene Konzepte und Vorstellungen. Mir fällt es aber schwer, die Maßnahme von FB und Apple als eine der reinen Nächstenliebe an ihren MitarbeiterInnen zu sehen. Eher im Gegenteil.

Blog Liebling

Zuerst hab ich mich ja über ein blödes Kommentar geärgert, aber jetzt habe ich doch beschlossen, auch hier darauf hinzuweisen, dass dieser Blog hier im September Blogliebling des Monats bei Brigitte MOM war.

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In der letzten Zeit wurde ja nebenan quasi, bei diversen anderen Elternblogs, über die Relevanz genau dieser diskutiert. Ich denke ja, dass der Almi Blog weniger ein Mama-Blog an sich ist (wobei man darüber natürlich auch diskutieren kann, was das nun wirklich genau ist), aber was ich meine ist, dass ich mich hier nicht ausschließlich mit Kinderthemen beschäftige, und schon gar nicht anderen Eltern hier irgendwelche Tipps geben will.

Dennoch ist das Mama-sein natürlich hier immer wieder mal ein Thema und im Zuge dessen wurde von Brigitte MOM die Frühgeburts-Geschichte aufgegriffen und auch auf Geboren in Bozen hingewiesen. Jedenfalls freue ich mich darüber und ich begrüße mögliche neue Leser sehr herzlich! Auch wenns grade viel um Filme geht, hier.