almis personal blog

All clear

Gestern wurde bekanntgegeben, dass die Ermittlungen gegen Joost Klein, der mit Europapa beim ESC für die Niederlande angetreten wäre, eingestellt worden sind.

Es gab ja Vorwürfe, er hätte beim ESC eine “angsteinflößende Bewegung” gegenüber einer Kamerafrau gemacht und die Polizei wurde eingeschaltet. In Malmö hat das ein absolutes Chaos im eh schon mehr als chaotischen diesjährigen Songcontest ausgelöst. Die EBU hat ewig lange überlegt was sie machen soll, der ganze Zeitplan wurde über den Haufen geworfen, mit einem Wort: alles war Orsch und letztendlich wurde Klein, obwohl auf Platz 2 in seinem Semifinale gelandet, disqualifiziert.

Klein gehörte zu den Favoriten auf zumindest eine Top 5 Platzierung – ich hätte nichts dagegen gehabt, wenn er statt dem Franzosen Vierter geworden wäre (harhar, sorry). Bei den 16-jährigen war Klein jedenfalls irrsinnig beliebt, wie ich aus eigener Erfahrung weiß, und so löste die Disqualifikation natürlich großen Frust aus. Ich fands irgendwie auch tragisch, wegen der ganzen Backstory von Klein – sein früh verstorbener Vater war ESC-Fan, Klein wollte deshalb immer schon die Niederlande vertreten etcetera. Europapa als Song selbst war reizvoll widersprüchlich: Sehr eingängiger Technopop mit erschütterndem Text.

Vor ein paar Tagen haben das Kind und sein schon seit-der-Volksschule-Freund im Garten laut Europapa gehört als sie in den Pool gesprungen sind. Und dann nochmal beim Pizza essen. Vielleicht tritt Klein ja bald nochmal an. Die Jugend hat er sicher auf seiner Seite.

Eras

Eigentlich wollte ich anlässlich der Taylor Swift Konzerte in Wien über meine persönliche Vergangenheit mit Swift schreiben.

Da wäre es darum gegangen, dass ich 2016/17 einen Modern (Dance) Kurs mit L. gemacht habe, wo der Altersdurchschnitt – wegen uns – bei circa 23 Jahren gelegen ist, harhar. Jedenfalls spielte unser Trainer Flo, ein lustiger Franzose, der mit uns Englisch sprach, immer recht nette Songs, die ich aber überhaupt nicht kannte. Ich hab mir dann ein paar Texte gemerkt und sagte nach der Stunde zu L. das eine sei Style von Taylor Swift, da meinte eine Kursteilnehmerin zu mir quasi, die Songs wären alle von Swift. Habe mich damals sehr ahnungslos gefühlt. Harhar. Für mich sind die Songs bis heute immer mit irgendwelchen Kommandos wie “and left and right and again” versehen.

Jetzt gab es ja am Samstag das Konzert von Swift zu sehen und nachdem mich im Garten die Gelsen überfallen haben, hab ich mich in mein Wohnzimmer gesetzt und hab mir gedacht, ich schau nebenbei das Konzert, bis ich irgendeinen Song wiedererkenne. Der Konzertfilm begann um 21.45 und um 23.10 kannte ich immer noch nichts.

Dann habe ich mir die Setlist angeschaut und festgestellt, dass der erste mir bekannte Song vom Album 1989 wäre und wohl erst nach Mitternacht am Programm stehen würde. Immerhin wusste ich dann warum die Tour Eras heißt, ich mein, wie viele Lieder hat diese Frau geschrieben bitte?

Jedenfalls das ist das, was ich zu Taylor Swift beizutragen habe. Ah ja und The Tortured Poets Department finde ich einen sehr guten Albumtitel.

Oscar Host gesucht

Die Academy ist auf der Suche nach einem Oscar Host für März.

Anscheinend gibt es keine große Drängerei um den Job, was auch verständlich ist. Die Oscars sind eine relativ förmliche Angelenheit, wo die nominierten Filmschaffenden mitunter recht nervös sind; die Stimmung ist oft etwas angespannt, im Gegensatz zu beispielsweise den Globes. Moderator Ricky Gervais hat das einmal so beschrieben: “The Golden Globes are to the Oscars what Kim Kardashian is to Kate Middelton basically. Bit louder, bit trashier, bit drunker, and more easily bought.”

Aber heutzutage geht das Problem tiefer, weil öffentlich Witze zu machen ohnehin fast unmöglich geworden ist, weil einfach alles potentiell irgendjemand “offended”. Da ist der nächste Shitstorm nicht weit. In Zeiten, in denen Komödien von früher mit einer Triggerwarnung ausgestattet werden oder von Künstlern verlangt wird, sich von ihren eigenen Arbeiten zu distanzieren bzw. diese sogar zu zensieren – manche wie Monty Python oder Seinfeld weigerrn sich Gott sei Dank- kann man feststellen: Comedian sein im Jahr 2024 ist fast schon ein prekärer Job.

Da hilft eigentlich nur eine paradoxe Intervention und man wählt jemand als Moderator wie eben Ricky Gervais, der es den Leuten so richtig reinsagt. Ich erinnere mich gerne daran, als er bei den Globes 2020 über seine eigene Serie Afterlife sprach, in der er einen Mann spielt, der nach dem Tod seiner Frau Suizid begehen will: “Spoiler alert – season two is on the way, so in the end he obviously did not kill himself. Just like Jeffrey Epstein.” (Böses Geraune im Publikum) “Ja, I know he is your friend, but I don’t care.”

Wenn schon Shitstorm, dann gleich richtig.

Parallelen

Gestern habe ich in der Was wir lieben Reihe vom Votivkino Garden State gesehen. Einen Film, den ich 2004 ebenfalls geliebt habe.

Bevor ich näher darauf eingehe eine Anmerkung. Ich habe doch tatsächlich vergessen, dass der Filmvater hier Psychiater ist und seinen Sohn aufgrund eines bestimmten Ereignisses pathologisiert. Gleichzeitig mit Garden State sah ich im Jahr 2004/05 auch die Serie Six Feet Under, wo es dasselbe Motiv gibt. Offenbar ein Berufsrisiko. Dort war Margret, die Mutter von Brenda und Billy, Psychiaterin, und darunter hatten die (nun auch bereits erwachsenen) Kinder zu leiden, was noch harmlos ausgedrückt ist. Es gab eine Szene in der letzten und besten Folge, an die ich heute immer noch regelmäßig denken muss, weil sie so entlarvend und witzig gleichermaßen ist.

Der neue Partner der Psychiaterin spielt in Gegenwart von ihr und Billy mit einem Baby und redet dabei mit dem Baby, wie das viele Leute tun, macht Grimassen, blödelt herum etcetera. Daraufhin sagt Margret verblüfft zu ihm: “I’ve never seen you act this way!” Er dann etwas genervt: “So?” Und Sohn Billy: “So it has to be analyzed and diagnosed and turned into an example of some kind of pathology. I mean, this is the Chenowith family.”

Irgendwann, wenn ich mal wirklich sehr gefestigt bin, werde ich mir Six Feet Under nochmal anschauen, es ist eine brilliante Serie, die einen allerdings auch komplett zerstört. Morgen dann mehr zu Garden State.

Der RKI Leak

Beweisstück circa 1273 dafür, warum Menschen den klassischen Medien immer weniger vertrauen.

Gestern Vormittag konnte man auf X lesen, dass die RKI Files zu Corona vollständig geleakt wurden. Also die Sitzungsprotokolle des deutschen Robert Koch Institutes während der Pandemie. Der Inhalt ist brisant, wird doch deutlich, dass viele Maßnahmen der deutschen Regierung einfach politische Entscheidungen waren und nicht wissenschaftlich begründet, im Gegenteil: die vielzitierte Wissenschaft hatte ganz andere Schlüsse gezogen. So stellte das RKI beispielsweise fest, dass das Narrativ “Pandemie der Ungeimpften” nicht zutreffend war, ebenso dass Maßnahmen wie 2G nicht gerechtfertig seien etc. Eine echte Bombe, sollte man meinen und wichtig für die Aufarbeitung der Corona-Zeit, zumal die Vorgehensweise bei uns ja ähnlich war.

Auf ORF las man dazu: Nichts. Stundenlang. Am Abend gab es dann die erste Meldung, mit dem Titel “RKI kritisiert die Veröffentlichung ungeschwärzter Protokolle.” Das ist so wie wenn man nach einem Überfall schreibt: “Bankräuber kritisiert seine Festnahme.” Kann man machen, ist nicht falsch, dann vertritt man aber nicht die Interessen der Bevölkerung nach Aufklärung. Warum soll ich öffentlich rechtliche Medien konsumieren, wenn es hier offensichtlich an kritischer Reflexion fehlt? Wenn ich auf X und anderen Plattformen selbst alles recherchieren kann bzw. auch muss, wenn ich informiert sein möchte? Oder kommt da noch mehr, lieber ORF und Konsorten, als ein Interview mit Rudi Anschober? Die Hoffnung stirbt zuletzt.

Bei solchen Gelegenheiten muss ich aber auch immer daran denken, wie ich mit jemand stundenlang über aktuelle Ereignisse gesprochen habe, seine Sichtweise gehört habe und wie bereichernd und horizonterweiternd das für mich war. Bis heute schicken wir uns relevante Links und das finde ich so schön und auch beruhigend, wenn man Gedanken austauschen kann.

Vice versa

Das Kind knipst Max Verstappen auf dem Red Bull Ring in Spielberg, ich darf das Foto mit freundlicher Genehmigung des Fotografens herzeigen

versus

Ich schaue Ingeborg Bachmannpreis (aber natürlich auch bisschen Formel 1)

Apropos Bachmannpreis Bullshit Bingo. Eine Kandidatin hat sich nicht nur ins Jurygespräch eingeschaltet, sie hat sogar ihren eigenen Text erklärt. Das würde ich nicht machen. Einerseits weil ich nicht glaube, dass man das, was der Autor oder die Autorin sagen will, 1:1 herausfinden muss, andererseits, weil jeder Text auch mit dem Leser persönlich zutun hat, weil jeder seine ureigene Interpretation für sich selbst schaffen kann und soll. Ich nehme Möglichkeiten, wenn ich zu viel erkläre und auch ein bisschen den Zauber, den Literatur immer auch hat, im ein-bisschen-nebulosem.

Allerdings habe ich jetzt auch nicht die Befürchtung der Journalisten, die nach der Lesung dazu befragt wurden, dass das jetzt ein Dauerzustand wird, dass Autoren anfangen mit den Juroren über ihre Texte zu diskutieren. Die meisten Autoren schreiben lieber als sie reden, da bin ich ganz sicher, harhar.

Ein fader GP

Also das Kind hat sich nicht das Genick gebrochen, er wurde nur etwas nass zwischendurch, bei seiner Fahrt quer durch die Stadt. Am Sonntag haben wir dann Pizza bestellt und den Monaco GP angeschaut.

Monaco ist ja sehr chic und alles, und das Rennen ist legendär, weil es eine sehr schwierige Strecke ist, aber bei dem Stadtkurs kann man quasi nicht überholen und deswegen tut sich oft nicht viel. So auch diesmal. Nach dem Start war gleich Rennabbruch, wegen mehrerer Unfälle. Nachdem das Rennen neu gestartet wurde passierte absolut gar nichts. Ich bin so bei Runde 20 eingenickt und nach weiteren 20 Runden wieder aufgewacht; Reihenfolge der Autos genau diesselbe wie davor. Die Kommentatoren waren schon ein bisschen ratlos, was sie noch erzählen sollen.

Alex Wurz: “Und sonst so bei dir?”

Ernst Hausleiter: “Ja, alles ok und was machen deine Kinder?”

Da musste ich lachen und konnte nicht weiterschlafen und dann ging es noch 30 Runden, mit dem Resultat, dass die Startreihenfolge dann auch das Endresultat war. Aber es war nicht nur den Zuschauern langweilig, sondern auch den Fahrern:

Spezialausgabe

Jedem tun andere Dinge gut, wenn er ein bisschen Aufmunterung benötigt. Bei mir ist es zum Beispiel Wer wird Millionär, harhar, ich bin einfach gestrickt.

Gestern war sogar eine Spezialsendung. Das Kind kommt ins Wohnzimmer und schraubt an seinem Roller herum. Ich erkläre ihm, dass das eine Ausgabe ist, in der die Kandidaten von Freunden, Kollegen oder Familienmitgliedern ohne deren Kenntnis zur Sendung angemeldet wurden, weil sie immer alles besser wissen und sich sehr gescheit fühlen. Also quasi eine Klugscheißer-Ausgabe.

Dann kommt folgende Frage, natürlich maßgeschneidert für mich:

Ich: Na geh bitte, da brauch ich nicht mal die Auswahlmöglichen, das weiß ich so auch.

Kind schraubt am Roller. Kandidat nimmt den 50/50 Joker, und ruft dann noch jemanden an.

Ich: Sein Telefonjoker weiß das auch nicht, gibts ja nicht.

Kandidat entscheidet sich dann nach Gefühl für die richtige Antwort.

Ich: Na endlich, bitte schau, deine Mama ist soo gut!

Kind: Ich glaub, ich meld dich auch für so eine Spezialsendung an.

Ich: Was?

Kind: Nix.

Harhar.

Formel 1 Ausstellung

In Wien läuft derzeit noch eine Formel 1 Ausstellung in der Metastadt (unbezahlte Werbung). Bei der Metastadt handelt es sich um ein Ensemble stillgelegte Industriebauten, die vor allem für Veranstaltungen genutzt werden und teilweise unter Denkmalschutz stehen.

Mir wurde die Karte für die Ausstellung zu Weihnachten geschenkt und gestern gab es einen Patchworkamilienausflug dahin. Vorab gesagt: Wir hatten das VIP-Package, und das zahlt sich jetzt nicht unbedingt aus, das Goodie Bag ist eher dürftig. Ok ich habe jetzt einen F1 Kugelschreiber. Aber ich hätte lieber ein Häferl gehabt. Harhar. Dafür muss man sich mit dem VIP Ausweis nicht in die Menschenschlange beim Eingang einstellen, weil man aber sowieso Zeiten buchen muss, ist der Andrang generell überschaubar. Die Veranstalter sorgen schon dafür, dass nicht zu viele Menschen gleichzeitig in der Halle sind, wobei es sicher am besten wäre, wenn man die Ausstellung während eines laufenden F1 Rennen besuchen würde.

Parkplatz in der Metastadt um wohlfreile 10 Euro, harhar

Vorab wird angegeben, dass man circa zwei Stunden für die Ausstellung braucht und so lange dauerte es tatsächlich bei (den meisten von) uns. Es gibt sechs sehr große Räume, man bekommt einen Audioguide und darüber hinaus auch sehr viel Informationen direkt bei den Exponaten zu lesen, dazu noch zahlreiche Videos. Es ist alles recht beeindruckend, mit vielen Exponaten und großflächigen Fotos.

Der Besucher erfährt sowohl etwas über die allgemeine Geschichte der Formel 1, wie auch über die Masterminds hinter den Kulissen, die Teams und die Fahrer, die Ausrüstung, die technischen Aspekte; dann gibt es noch Extraräume, die sich Spielfeld und den österreichischen Protagonisten widmen. Sowie einen ziemlich argen “Katastrophenraum”.

Bei den technischen Aspekten kenne ich mich ja zugegebenermaßen nicht besonders gut aus, ich habe jetzt aber endlich verstanden, was ein Undercut ist, das wird hier unter anderem recht ausführlich erklärt – es geht um Reifen und eine Boxenstopp Strategie, wo man den Gegner quasi nicht auf der Strecke überholt, sondern durch die Wahl der Reifen und das Timing bei den Boxenstopps. Außerdem hab ich erfahren, dass Helmut Marko, derzeit Motorsport-Chef bei Red Bull, seine eigene Karriere wegen eines Steinschlags bei einem Rennen und der daraus resultierenden Erblindung eines Auges aufgeben musste.

Im (von mir so benannten) Katastrophenraum sieht man das “Auto” oder was davon noch vorhanden ist, von Romain Grosjean. Außerdem wird das Video vom November 2020 gezeigt; da kollidierte Romain Grosjean in Bahrain bereits in der ersten Runde mit einem anderen Fahrer und fährt in die Leitplanke, sein Auto wird in zwei Teile zerrissen und geht in Flammen auf. Man sieht dann ewig nur wirklich viel Feuer und keinen Fahrer, man sieht Menschen in der Boxengasse weinen und glaubt eigentlich nicht, dass jemand aus diesem Auto noch lebend aussteigen kann. Tatsächlich konnte Grosjean sich letztendlich nicht nur befreien, er ging sogar zu Fuß zum Rettungswagen. Das damals relativ neue Halo-System in den Autos und der feuerfeste Schutzanzug haben ihm das Leben gerettet.

Was von Romain Grosjeans Auto übrigblieb

Am Ende der Ausstellung kommt man noch in einem Raum, der einen mit Bildmaterial von diversen Formel 1 Rennen reizüberflutet, das steht sogar am Anfang als Warnung auf einem Schild (harhar) und man sieht das, was die Formel 1 Teams im Paddock sehen, wenn sie an ihren Bildschirmen sitzen – Wetterlage, unzählige technische Daten, Details der Rennstrecke etc. Als Laie kennt man sich eh überhaupt nicht aus, aber man gewinnt einen Eindruck. Mit folgendem sehr amüsanten Bild wird man aus der Ausstellung entlassen:

Der immer etwas eigenwillige Kimi Räikkönnen via Funk zu seinem Renningenieur, der ihm berichtete, was vor und hinter ihm auf der Rennstrecke so los ist. Abu Dhabi 2012.

Als peripherer Formel 1 Fan (durch das Kind) kann ich sagen, dass die Ausstellung auch interessant ist, wenn man nicht unbedingt jedes Rennen nägelkauend verfolgt und sich nur rudimentär mit der Formel 1 auskennt, weil alles sehr verständlich und breitenwirksam aufbereitet ist, ohne dabei aber platt oder oberflächlich zu sein. Ein paar Wochen Zeit hat man noch, wenn man die Ausstellung selbst erleben will.

ESC 24 – das war’s

Der heurige ESC war zum Ende hin für mich traurig und anstrengend, ein Tiefschlag nach dem anderen, wo sich die EBU nicht mit Ruhm bekleckert hat; und dann noch die Meldungen von Menschen, die den ESC eh nie mochten (fair enough) zu lesen, welcher Mist die ganze Veranstaltung doch generell ist. Es gibt aber viele Menschen, mich eingeschlossen, denen der Song Contest etwas bedeutet und schon großer Trost in echten Krisen war. Ich würde nie auf was hinhauen, was anderen wichtig ist, selbst wenn ich damit nichts anfangen kann. Insofern war ich dann gestern Abend irgendwie in sehr ambivalenter Stimmung.

Aber dann ging es los, ich hatte Aperol, das Sofa und die ESC WhatsApp Gruppe und die Stimmung hob sich. Zum einen sicher, weil das Niveau heuer wirklich recht hoch war, viele gute Beiträge und sehr kurzweilig, zum anderen, weil die Anspannung, das was passieren könnte in der Halle, langsam in den Hintergrund getreten ist. In der Gruppe wars lustig. Und wir haben einen würdigen Sieger, finde ich. Die Schweiz gewinnt zum dritten Mal, der letzte Sieg war im Jahr 1988 – Celine Dion!

Nemo, kurz bevor er seine Trophäe zerstört hat, harhar

Zusammenfassend kann ich sagen:

  • Wettquoten am Arsch. Ich weiß nicht, warum die Community so auf die Quoten schaut (mich eingeschlossen), wenn sie dann oft doch sehr danebenliegen. Kroatien hatte am Schluss eine 50 Prozent Quote zu gewinnen. Gut, sie wurden Zweiter, aber trotzdem. Österreich war am Ende auf Platz 10. Leider nur in den Quoten.

  • In den Top 10 sind dieses Mal gleich sieben Songs, die in Landessprache gesungen wurden.

  • Israel hat erstaunlich wenig Jurypunkte bekommen dafür, dass der Song eigentlich ein typisches Jurylied war (Verschwörungstheorien bitte hier einfügen). Dafür hat Irland erstaunlich viele Jurypunkte bekommen, was mir aufgrund der gesanglichen Leistung (eher Schreierei) relativ unerklärlich ist. No offense, aber so hohe Punkte von Jurys, die oft einen Gesangsfetisch haben?

  • Deutschland wird endlich seinen letzter-Platz-Fluch los und wird guter 12. Italien bleibt auf die Top 10 abonniert (diesmal Platz sieben), auch Schweden wieder ordentlicher Platz (9).

  • Es gibt kein Land mit null Punkten ingesamt, es gab aber bei der Publikumswertung einmal null Punkte und das ausgerechnet für UK, die mit Olly Alexander gewissermaßen einen Star am Start hatten.

Ich bin froh, dass die Schweiz gewonnen hat. Weil der Song gut ist, weil er auch super performt war und weil Nemo, soweit ich es mitbekommen habe, ein fairer Kandidat seinen Konkurrenten gegenüber war. Die Schweiz ist neutrales Land, wo der ESC auch tatsächlich stattfinden kann (wenn es auch sehr teuer wird harhar); wäre in der Ukraine und wahrscheinlich auch in Israel nicht möglich gewesen. Der Fokus liegt auf dem Gesamtpaket Song/Performance.

Erstaunt war ich, wie gerührt ich von der Inszenierung der Ukraine war. Der Song hat mir immer schon gefallen, aber das Staging war so hervorragend, am Ende hatte ich Tränen in den Augen, bei der letzten Einstellung, wo sich Alyona Alyona und Jerry Heil zu den anderen (hinprojizierten) Frauen legen.

Ich kann mir nicht erklären warum, aber es war so.

Tja und jetzt ist es 2 Uhr, das Kind ist schon schlafen gegangen (!) und ich bin aufgekratzt, werde aber wohl doch auch ins Bett gehen. Letztendlich hat es der ESC doch wieder geschafft, mich froh zu machen. Was nicht heißt, dass die EBU sich zurücklehnen kann; es wäre Zeit für etwas Selbstreflexion.