almis personal blog

ESC Update

Letzte Woche wurde also der österreichische ESC Song präsentiert, Alive von Vincent Bueno.

Die Präsentation ließ mich mit gemischten Gefühlen zurück. Den Anfang fand ich ziemlich überraschend und gut, danach, speziell zum Refrain hin, flacht es allerdings ab und klingt dann wie ein durchschnittlicher Radiosong. Ob wir damit ins Finale kommen, wird wohl von der Live Performance von Bueno abhängen. Ich denke aber, dass die Chancen höher sind als voriges Jahr bei Paenda.

Die ESC Aficionados fahren komplett auf Island ab. Ein gewisser Dadi (man schreibt ihn anders, aber ich finde diese Zeichen auf meinem PC nicht) singt Think about things. Der feuchte Traum von Hipsters all over Europe quasi. Und darüberhinaus hat sich sogar Russell Crowe (ja, DER Russell Crowe) auf Twitter sehr angetan von der Nummer gezeigt, was unterstreicht, dass der ESC in Australien tatsächlich auch mit einiger Aufmerksamkeit verfolgt wird. Was Dadi betrifft muss er allerdings hoffen, dass der Peak nicht too early erfolgt, immerhin sind es noch über zwei Monate bis zum ESC

Beim ESC Auskenner Marco Schreuder liegt derzeit Litauen (On Fire) knapp vor Island. Aber noch sind nicht alle Songs draußen. Beim Kind fiel bisher alles durch, was ich ihm vorgespielt habe, und zwar innerhalb der ersten 10 Sekunden, ähm.

ESC – best of der Dekade

Weil auf Twitter gefachsimpelt wird, was nun der beste ESC-Gewinnersong der Dekade ist, hab ich mir auch meine Gedanken gemacht. Ich finde das gar nicht so leicht, weil ich die meisten der Gewinnersongs der letzten zehn Jahre gut bis ok finde.

Wenn ich danach gehe, was ich in meiner Song Contest Playliste auf spotify am meisten höre, dann heißt die Gewinnerin Netta mit Toy, für Israel. Einen Song, den ich beim ersten Mal hören irgendwie strange, aber trotzdem gut fand. Mir ist natürlich klar, dass gerade Netta bei ihrem Sieg 2018 sehr polarisiert hat und ich muss auch erwähnen, dass ich ihren Bühnenauftritt nicht besonders gelungen fand, weil es schwer ist, das Feeling von Toy auf die Bühne zu bringen; aber der Song selbst ist und bleibt für mich die Nummer 1 der Gewinnersongs der 2010er Jahre, wenn ich mich entscheiden müsste.

Auf Platz 2 würde ich es genau umgekehrt machen: da steht für mich ein Song, der auf der Bühne einfach irrsinnig gut rübergekommen ist und meiner Ansicht genau deshalb auch gewonnen hat. Wegen dieser einzigartigen Performance. Es handelt sich um Salvador Sobral, der 2017 mit Amar pelos dois für Portugal gewonnen hat. Wir wissen alle, dass Sobral damals schwer herzkrank war, einige Monate später ein neues Herz bekam und jetzt soweit wieder gesund ist. In seinem Song singt er über eine zerbrochene Beziehung und, dass er ja für zwei lieben könne – Amar pelos dois eben. Und das rührt mich schon sehr.

Platz 3 – und es wird nicht einfacher, würde ich an Ell und Nikki vergeben mit Running Scared. Das Duo aus Aserbaidschan war vielleicht nicht der einprägsamte Sieger, aber ich finde diesen kleinen, eigentlich recht unscheinbaren Song immer noch sehr bezaubernd. Ich erinnere mich auch gut daran, dass die beiden 2011 nach der österreichischen Starterin Nadine Beiler an der Reihe war, und jemand bei der damaligen ESC Party sagte: “Das ist jetzt blöd, dass die nach uns dran kommen.” Guter Riecher würde ich sagen, denn ich glaube Favoriten waren Eli und Nikki nicht wirklich.

Mans Zelmerlöw hat mir damals in Wien als Sieger mit Heroes gar nicht gefallen, mittlerweile finde ich den Song aber ganz gut, wenn man diese Strichmännchen-Show wegdenkt. Weniger vorteilhaft finde ich Lenas Satellite gealtert. Wirkt irgendwie etwas altmodisch, wenn man ihn jetzt hört. Gerne höre ich immer noch Emmelie de Forest mit Only Teardrops. Der diesjährige Siegersong Duncan Laurence mit Arcade ist für mich schon ein bisschen in Vergessenheit geraten. Ich war aber ohnehin immer der Meinung, dass hier weniger der Song bewertet wurde, als das vermittelte Gefühl (“Loving you is a losing game). Loreen mit Euphoria ist der beliebteste Siegersong, wenn man nach den Befragungen im ESC Merci Cherie Podcast geht. Und Conchita? Die hab ich wegen Befangenheit ausgelassen. Aber großartig, sowieso.

Bachmannpreis

Heute startet der Bachmannpreis. Ja eh. Super timing.

Ist ja nicht so, dass letzte Schulwoche wäre – Kind(er) – also Kind plus diverse Schulfreunde, denen allein fad ist – also viel früher zuhause, dass man alles mögliche noch erledigen will, vorm Kurzurlaub und dann vorm auch länger weg sein, eine Arbeitsdeadline einhalten zum Beispiel und, dass man Berge an Wäsche wascht und to do listen schreibt und abarbeitet. Ich freu mich schon auf meine Pension, wenn ich tagelang am Sofa herumliegen werde und Bachmannpreis schauen kann.

Davon wollt ich aber gar nicht schreiben, sondern über Daniel Heitzler. Oder lasst mich anders beginnen. Vor kurzem ging es auf twitter darum, was man arbeiten würde, wenn Geld keine Rolle spielt. Ich habe daraufhin Schriftstellerin geschreiben, wie auch noch eine twitter-Bekannte von mir. Und dann, einige Tage später wies sie mich darauf hin, dass wir super Chancen haben, denn Daniel Heitzler, der diese Jahr beim Bachmannpreis liest, hat bislang nichts veröffentlich, und keine Stipendien oder Preise bekommen. Er ist, zugegebenermaßen, auf twitter und sein bislang einziger Tweet lautet:

Ich finde das ehrlich gesagt großartig. Das befreit uns alle vom Leistungs- und Anerkennungsfetisch.

Glücklich geschieden

Am Donnerstag war ich bei der Premiere des Programmes von Birgit Braunrath und Guido Tartarotti, Glücklich geschieden in der Kulisse. Nicht nur ich, sondern auch Armin Wolf und Euke Frank, Michael Hufnagl und Gabriele Kuhn, Barbara Stöckl, Nicole Beutler, Michael Fleischhacker, Dieter Chemlar, Thomas Maurer usw. Also halb Austro Twitter.

Ich mag die gleichnamige Kolumne, die Tartarotti und seine Ex-Frau im Woman schreiben, weil es etwas ist, dass es so, meines Wissens nach, noch nie gegeben hat. Die beiden sind seit 15 Jahren geschieden, aber immer noch sehr gute Freunde. Das ist ja – leider – nicht gerade so verbreitet oder auch akzeptiert, ich war beispielsweise vor Jahren auf einer Feier, wo auch ein Ex-Paar war, das sich sehr gut verstanden hat, auch die jeweils neuen Partner und viele haben darüber die Nase gerümpft, als wäre das Abartigste, das sie jemals erlebt haben.

Insofern betreiben Tartarotti und Braunrath da auch Pionierarbeit in Sachen, ja man kann auch mit seinem Ex-Partner befreundet werden. Und das auch, weil man sich nicht mehr auf eine “gemeinsame Wirklichkeit” einigen muss, wie sie es treffend formulieren. Und sich bei gewissen Themen nie wieder auf einen gemeinsamen Nenner kommen muss. Man kann sich also, wenn man das möchte, eigentlich sehr entspannt gegenübertreten.

Das Programm selber war witzig und poetisch, auch nachdenklich und ein bsischen melancholisch. Am besten hat mir notorischer Überpünktlichen gefallen, dass Tartarotti offenbar genauso überpünktlich ist wie ich, und seine Ex-Frau hat treffend gemeint: “Viel zu früh ist nicht das bessere pünktlich”. Da habe ich mich sehr ertappt gefühlt. Harhar. Dann hat sie erzählt, wie es war, als Tartarotti einmal tatsächlich zu spät gekommen ist – “Das späteste zu spät war bei ihm bis dato nur drei Minuten zu früh da zu sein.” Und dann kam er nicht mal in time, sondern zehn Minuten später und da wusste sie, so Braunrath, da muss was schlimmes passiert sein und da darf jetzt auf keinen Fall ein Witz darüber gemacht werden. Wie sich herausstellte, hatte sie damit recht.

Immer war es übrigens nicht so harmonisch bei den beiden – es gab unter anderem eine Familientherapie und Tartarotti bezeichnet die anfänglichen Patchwork Weihnachten als etwas, für das die “emotionale Hacklerregelung” gelten müsste. Gleichzeitig betont er aber auch, dass er nicht versteht, warum eine Ehe, die zuende ist, als gescheitert bezeichnet werden muss. Auch ein schöner Tag ist nicht gescheitert, wenn die Sonne untergeht, er ist halt einfach vorbei. Beautifully spoken.

Eine Nachbetrachtung findet sich auch hier.

Neues von Twitter

Auf Twitter gibt es einen neuen Trend unter (Mama)Bloggerinnen: das Thema Nachhaltigkeit. Das heißt, ressourcenschonend leben, Abfall vermeiden, usw. Dagegen kann man ansich ja nichts haben, allerdings wird hier – ähnlich wie bei den allgemeinen Mama-Streitthemen – oft so radikal argumentiert, dass ein gewisser Druck entsteht, der sich dann wieder in einer Gegen-Offensive entlädt.

Auf der einen Seite gibt es also die Nachhaltigkeitsverfechterinnen, die nahe an der Selbstgeiselung argumentieren, und dann liest man drei Tage später von jemanden, der die (zuvielen) Süßigkeiten für die Kinder wegschmeißt, weil sich die Kinder sonst überfressen. Da geht es mir dann, wie bei vielen anderen Fragen, oft so, dass ich mir denke, wieso gibt es keinen Mittelweg? Wieso muss man sich gefühlt immer für ein Extrem entscheiden? Mich stößt der Dogmatismus der einen Seite ab, aber ich finde es ehrlich auch schockierend, wenn jemand Essen wegwirft, mit dem Argument, vor Weihnachten hat eh jeder viel zuviel davon. Ich denke mal, nicht jeder hat zuviel davon. Wenn man es nicht dem Kindergarten oder der Schule für irgendwelche Feste anbieten will oder kann, dann anderen karitativen Organisationen oder zumindest dem Bettler auf der Straße, der vielleicht auf der Suche nach Essbarem ist?

Anderer Twitter Aufreger: Der Oscar Host für zwei Tage, Kevin Hart. Hart hätte im kommenden März den Event eigentlich moderieren sollen, wurde dann aber geshitstormt, weil er sich Homosexuellen-feindlich geäußert hatte. Ok, da war wieder die Frage, er ist ein Comedian und was läuft da alles unter Überzeichnung und Unterwanderung von political correctness, auf satirische Art und Weise. Tatsächlich hat Hart allerdings nicht (nur) in seinen Programmen zweifelhaftes von sich gegeben, sondern eben auch getweetet, dass er seinem Sohn was auch immer auf den Kopf schlagen würde, würde es ihm einfallen, mit dem Puppenhaus seiner Töchter zu spielen (und somit, im Umkehrschluss ?? – schwul zu sein/werden).

Im Aufdröseln dieser schiefen Optik hat sich Hart jetzt auch nicht unbedingt als sonderlich talentiert erwiesen, in dem er erst seine alten Tweets löschte und dann argumentierte, man solle ihn so nehmen wie er ist: “I am almost 40 years old and I am in love with the man I am becoming.” Was einen Journalisten von The Verge zu folgender brillianten Analyse gebracht hat: “Apparently, in Hart’s world, it’s ok for a man to love a man — as long as that man is yourself.” Harhar.

Na ja, jedenfalls ist Hart dann doch zurückgetreten und nun haben wir Mitte Dezember und es gibt keinen Oscar Host. Ich will ja nichts sagen, aber da suchen die Veranstalter schon monatelang, wählen jemand aus, der nach zwei Tagen zu Fall gebracht wird (bzw. durch einen gewissen “Tatbestand” werden kann) und Plan B gibt es offensichtlich auch nicht. Twitter schlägt übrigens eine Frau vor. Melissa Mc Carthy zum Beispiel, die dieses Jahr sogar gute Chancen hat, (wieder) nominiert zu werden.

Always

Von der Musik meines Vaters zur Musik meiner Jugend. Weil auf Facebook anscheinend alle in den 70er Geborenen nächstes Jahr aufs Bon Jovi Konzert gehen und letztens auf Twitter Diskussionen zu Song und Video zu Always stattfanden.

Wenn man 1994 MTV geschaut hat, ist man um dieses Video nicht herumgekomen, es wurde eine zeitlang fast stündlich gespielt und hat das Lebensgefühl von Teenagern damals wirklich exakt getroffen. Wenn man sich das Video 2018 anschaut, kommt man irgendwie aus dem Kopfschütteln nicht raus, der Plot ist doch, nüchtern betrachtet, ziemlich absurd.

Also: Da wird zuerst ein Paar gezeigt (sie, Carla Gugino war später in Chaos City zu sehen), das offenbar ziemlich scharf aufeinander ist. Sie schmusen ununterbrochen und filmen sich dabei und bei ähnlichen Gelegenheiten. Es war übrigens die große Ära des Push-Up Bhs.

Plötzlich wohnt da noch eine junge Frau bei ihnen (Keri Russell, im Rückblick betrachtet wohl diejenige, die die größte Karriere gemacht hat). Warum und weshalb und ob sie die Freundin oder gar Schwester der Protagonistin ist, keine Ahnung. Jedenfalls ist die eines Tages mit dem Protagonisten alleine und anstatt sich zu unterhalten wie normale Erwachsene, sitzt er schweigend mit Jacke am Sofa und dann werfen sie sich vielsagende Blicke zu. Gerade als die Protagonistin mit dem Einkauf nachhause kommt (absolut unpassend zum Einkaufen gekleidet, in einem Mini-Kleidchen und Stöckelschuhen), fängt er an, Mitbewohnerins Bauch zu küssen, was die Protagonistin über den TV sieht (er lässt offenbar nonstop die Kamera laufen) und auszuckt. Sie wirft die Einkaufssackerl auf die beiden und verschwindet, wutentbrannt und verzweifelt. Warum der Protagonist in der Wohnung, wo jederzeit seine Freundin hereinplatzen kann, mit der anderen herummacht: niemand weiß es.

Daraufhin folgt ein ziellose Umherstreifen in der Stadt, die Protagonistin zieht irgendwann ihre Schuhe aus, man will sich nicht vorstellen, wie ihre Fußsohlen anschließend aussehen müssen – und sitzt gegen Abend dann in einem Hauseingang. Traurig, aber immer noch super gestylt. Ihr Halstuch hat sie jetzt um die Schultern drappiert. Auftritt: der Künstler. Der Künstler wohnt zufällig in diesem Haus und nimmt die sehr hübsche Verzweifelte mit in seinen irrwitzig riesigen Loft. Nicht, ohne ihr vorher seine Jacke umgelegt zu haben, für die ca. zwei Minuten Weg zu seiner Wohnung. Und macht, was man so macht, wenn man jemanden gerade vor der Haustür aufgelesen hat: er versorgt sie mit Champagner (ein heißer Tee wäre wohl besser gewesen) und malt ein Bild von ihr. Damit das Bild besser wird, zieht er sich seinen Pulli aus und sein sensibler Blick sagt, ich zwing dich nicht, aber wäre schon schön, wenn du das jetzt auch machen würdest. Und sie macht das dann auch.

Schnitt, nächster Tag (?) die Protagonistin wacht alleine, eingewickelt in Satin-Bettwäsche, (was sonst???) auf. Der Künstler ist weg. Sie ruft ihren Ex an, der sofort kommt. Zuerst scheint es so, als wollten sie sich versöhnen, doch als ihm klar wird, was passiert ist, zerstört er das Bild des Künstlers. Daraufhin verabschiedet sich die Protagonistin – wie es aussieht – endgültig von ihm. Was dann passiert, ist auf MTV öfters zensiert worden, nämlich: Protagonist zündet den Loft des Künstlers an. Auf MTV (wie auch auf oben eingebettetem youtube Video) sah man meistens nur, wie die Fenster aufgrund der Flammen zu Bruch gehen und konnte nur drüber spekulieren, wer da wohl seine Finger im Spiel hatte. Letzte Szene: Protagonist verlässt das Haus und trifft auf Künstler, die beiden sehen sich vielsagend an (wobei sie sich ja nicht kennen); Schnitt: Protagonist sitzt irgendwo in Mexiko und halluziniert seine Freundin herbei.

Das ist schon alles sehr heartbroken und arg, andererseits wirkt der Protagonist eigentlich sehr unsympathisch und egozentrisch und prinzipiell wirken alle in diesem Video wie ziemliche “Poser”, sehr oberflächlich und abgehoben. Aber dennoch, oder gerade deshalb, ist das Video Kult.

A Star is born

Die Award Season hat Fahrt aufgenommen und nun hatte A Star is Born Vorpremiere.

Es handelt sich dabei um das 3. Remake eines Filmes von 1937. Frührere Remakes waren 1954 eine Musical-Version mit Judy Garland und 1976 eine Rockversion mit Barbra Streisand und Kris Kristofferson. Für die 2018-er Version hat Bradley Cooper Regie geführt (sein Debüt), er spielt auch die männliche Hauptrolle neben Lady Gaga.

Das ist schon eine recht spannende Prämisse. Cooper (bisher viermal Oscar nominiert), der in Silver Linings Playbook bereits getanzt hat, singt hier und Lady Gaga, die für ihre Performance in der Serie American Horror Story einen Golden Globe bekommen hat, schauspielt erneut. Gewisse Parallelen zu ihrem echten Leben sind wohl nicht auszuschließen.

Ich finde den Trailer sehr beeindruckend:

 

Die Geschichte – alternder Rockstar bringt junge, unsichere Sängerin groß raus, während er selbst zu Straucheln beginnt – ist spannend. Die beiden Hauptdarsteller sind super, Cooper war großartig in Silver Linings, witzig in Hangover und souverän im “Kraut und Rüben” Machwerk von David O Russel American Hustle; und Gaga kann hier zeigen, dass sie ihre Nemesis Madonna zumindest in schauspielerischer Hinsicht weit überflügelt. Und, dass sie keine großartigen Verkleidungen und Alter Egos braucht, sondern auch natürlich aussehend große Präsenz hat.

Die Kritiken sind sehr gut, bis euphorisch. MaryAnn Johanson von Flickfilospher etwa schreibt: “A perfect movie in all ways”. Filmkritiker Sean Burns twittert:

Und ein Freund von mir, der alles, was auch nur im entferntesten die Bezeichnung Hype trägt meidet wie der Teufel das Weihwasser schrieb mir unlängst: “Ich fürchte, ich finde A Star is Born interessant.” Ja ich auch, und wie!

Award Season Kickoff

Mit dem Filmfestival in Venedig im Spätsommer wird die Film-Award Season tradtionell eröffnet.

Der Eröffnungsfilm war dieses Jahr First Man von Damien Chazelle – sein Nachfolgefilm zu La La Land und sein erster Film, in dem Musik keine Hauptrolle spielt; vielmehr geht es um Neil Armstrong und seine Mondmission.

Der Film hat sehr wohlwollendes Feedback erhalten, was ihn auf alle Fälle zu einem Oscarkandidaten macht, es sei denn, es gibt einen Skandal. Wie das zb in jüngster Vergangenheit Nate Parkers Birth of a Nation passiert ist; ein Film, der ebenfalls euphorische Kritken erhalten – doch dann wurden Vergewaltigungsvorwürfe gegen Parker laut und der Film ging sang und klanglos unter.

Als ich also gestern auf Twitter las, dass First Man sich auch einer Kontroverse ausgesetzt sieht, dachte ich schon, oje, was hat Chazelle denn gemacht? Ich dachte an #metoo oder an irgendwelche rassistischen Äußerungen. Aber es ist ganz anders: Chazelle wird kirtisiert, weil First Man anti-amerikanisch ist und zwar deswegen, weil im Film die Szene fehlt, in dem Neil Armstrong die amerikansiche Flagge am Mond befestigt.

Dazu hat Filmkritiker Sam Adams eigentlich schon alles gesagt, was es dazu zu sagen gibt:

Ich habe spontan an den Film No Country for old man der Coen-Brüder denken müssen. Die Coens lassen den Showdown des Filmes (ich will nicht spoilern, aber es ist quasi der Höhepunkt einer Konfrontation) einfach abseits passieren. Man sieht was vorher und was nachher passiert, ist aber als Zuschauer abwesend, in dieser Situation. Es ist so, als würde man aufs WC gehen und derweil wird das entscheidende Tor bei einer Fußball-WM geschossen.

Wieso machen Künstler das? Weil sie etwas tun wollen, was den Zsuchauererwartungen zuwiderläuft, weil sie die Perspektive wechseln wollen, weil sie Dinge anders darstellen wollen, als das gemeinhin gemacht wird. Das ist ja eigentlich auch das Spannende an der Kunst, dass sie uns überrascht, provoziert und zum Nachdenken herausfordert. Und ohne den Film gesehen zu haben: Chazelle wird seine Gründe gehabt haben, diese Szene nicht in den Film aufzunehmen.

Summer thoughts, zwei

Auf Twitter wurde gerade diskutiert, ob es ein subversiver Akt sei, den Wolfgang Ambros Hit von 1976 Skifoarn via i tunes runterzuladen oder nicht.

Das machen ja derzeit viele, um Ambros quasi in seiner Kritik an den Regierungsparteien moralisch zu untertsützen, aber viele andere finden das wiederum nicht so gut, Autorin Barbara Kaufmann twittere etwa: “Wenn Ambros zur Hymne der Digitalrevolutionäre wird, möchte ich lieber keine Revolutionärin sein.”

Dann wurde diskutiert, warum “die Linken” nicht so zusammenhalten wie “die Rechten”, nur weil Ambros alt und das Lied “oasch” sei, könne man doch, der Sache wegen, das trotzdem unterstützen, andere schrieben wieder, es wäre das völlig falsche Lied, warum gerade das. Und dann der Rundumschlag a la: damals ging man wenigstens noch an die frische Luft alias in die Berge, eben schifahren, anstatt dauernd im Internet zu hängen.

Und eigentlich erklärt dieser Schlagabtausch das Phänomen Twitter ziemlich gut.

Blutmond

Es ist ja schön, wenn es solche Naturereignisse gibt, wie den “Blutmond”, wo man kollektiv an einem lauen Sommerabend draußen steht, in den Himmel schaut (wo ist der Mond eigentlich heute genau?) und mit Freunden whatsapp schreibt, wer wo gerade Ausschau hält, das tut irgendwie einiges für das Zusammengehörigkeitsgefühl. Dazu kann man auf Twitter die mehr oder weniger lustigen Betrachtungen von anderen Menschen lesen, die den Blutmond in Deutschland oder Italien oder sonstwo verfolgen.

In Liesing hab ich, um ehrlich zu sein, nicht wirklich viel davon gesehen. Ein paar rosa Wolken im großen und ganzen, und dabei wurde ich von den Gelsen aufgefressen, sodass ich anschließend die Stiche mit scharfen Schnaps betäuben musste.

Aber es war trotzdem nett.