almis personal blog

the times they are changing

die sekretäre der schwedischen akademie, die sich jährlich vor der vergabe des literaturobelpreises zur wort melden, handeln offensichtlich nach dem grundsatz: "was juckt mich mein geschwätz vom letzten jahr". 

voriges jahr hieß es, dass europa das zentrum der zeitgenössischen literatur sei. amerika sei zu sehr auf massenkultur fokussiert, als dass ein amerikanischer autor in betracht käme, den nobelpreis zu erhalten. war dann ja auch so, die usa gingen leer aus. le clezio erhielt übrigens den preis, falls sich nicht mehr jeder leser daran erinnern kann. ich musste übrigens googlen. harhar. und wie hat letztes jahr jemand so schön geschrieben: um den nobelpreis zu bekommen, muss man sehr verschroben oder aus der welt gefallen sein. diese formulierung mag ich immer noch sehr.

ok, und dieses jahr heißt es von seiten des sekretärs, die jury sei zu europazentriert, es gäbe zahlreiche amerikanische autoren, die für einen preis qualifiziert sind. ja was denn nun?

oder soll das nur die vorbereitung auf einen nobelpreisträger philip roth sein, der seit jahren schon angezählt ist. oder gar paul auster. na ja, jetzt geht die phantasie etwas mit mir durch. morgen wissen wir mehr.

dirty sexy money

dirty sexy money ist seit einigen wochen montag spätabends auf orf 1 zu sehen. 

peter krause eignet sich vom standpunkt der casting-direktoren offensichtlich ganz perfekt für den part des katalysators. auch schon in six feet under ist er der protagonist, der den zuschauer nach los angeles mitnimmt und der ihm seine familie – die dort ein bestattungsunternehmen führt – vorstellt. krause als nate fisher erlebte damals vielleicht nicht die spektakulärsten geschichten, die die serie erzählte, seine freundinnen, sein bruder und seine schwester, ja sogar seine mutter waren exzentrischer als er; aber er war und blieb dreh- und angelpunkt der handlung. alles verdichtete sich rund um ihn, mit ihm, durch ihn. in dirty sexy money ist es ganz ähnlich. eigentlich geht es um die schwerreiche und prominente familie darling (sic!), deren anwalt er (mehr oder weniger gerne, mehr oder weniger freiwillig) ist, doch wieder ist er derjenige, aus dessen augen wir diese welt betrachten und kennenlernen und der frischen wind in die sippe bringt.

dirty sexy money ist nicht six feet under. es ist lange nicht so dramatisch und aufwühlend, es verfolgt einen nicht unbedingt tagelang und ob ich beim finale tränen vergießen werde, weil es so schmerzvoll und gleichzeitig so wunderschön ist, weiß ich nicht. es ist leichtfüssigere unterhaltung, wenn auch wiederum keine comedy. die serie ist schnell und modern, die dialoge sind pointiert, der look ist sophisticated und einen nicht-aufgelösten cliffhanger (bei weiterlaufender handlung) mitten in serienfolge nummer vier, habe ich zuvor auch noch nie erlebt. jetzt nur nicht danach googlen, nur nicht googlen – mein neues mantra. 

jedem tripp-familienmitglied wird fast gleichviel sendezeit gewidmet. nicht jedes familienmitglied ist für mich gleichermaßen interessant. aber spannend ist genau dieser wechsel zwischen ganz verschiedenen charakteren, lebenswegen und problemen. hier die kindlich-naiven zwillinge, da die liebestolle brünette. hier der erfolgreiche politiker mit geheimnissen, dort der bösartige kirchenmann. dramaturgische klammer ist – wie vorher schon angesprochen – anwalt nick; eine wichtige rolle spielt auch das familienoberhaupt tripp darling, dargestellt von donald sutherland

dirty sexy money wurde nach 2 seasons – obwohl von der kritik wohlwollend behandelt – bereits wieder eingestellt. wie in letzter zeit relativ viele neue serien (siehe auch zb. pushing daisies, samantha who, men in trees, studio 60 on the sunset strip). aber soweit sind wir noch nicht. jetzt erstmal die nächsten montagabende genießen.

spassige vorhölle

am montag haben adrian und ich das erste mal das eltern-kind turnen in der volkshochschule besucht und kurz zusammengefasst kann man sagen: es ist eine mischung aus spaß und vorhölle.

zuerst ist da nichts als reizüberflutung. man betritt eine umkleidekabine, in der sich schon ungefähr fünfzehn andere mütter mit ihren kids (keines davon älter als drei jahre alt) tummeln. es ist eng, es ist unheimlich laut, man muss sich selbst und sein kind umziehen und seine sachen verstauen, man muss dabei darauf achten, dass das eigene kind nicht entwischt, dass man anderen kindern nicht den weg versperrt und dabei weder sich selbst, noch eigene oder fremde kinder verletzt und überhaupt. dabei wird gehustet, geweint, gekreischt und gelacht. kurz habe ich überlegt, ob ich meine 60 euro wohl wieder zurückkriegen würde, würde ich sofort gehen. 

eine freundin, die diesen kurs vor zwei jahren besucht hat, hat mir geschildert, dass ihr sohn ein semester brauchte, um sich von ihr zu lösen und auch beim turnen mal etwas alleine zu machen. bei adrian werde ich wahrscheinlich ein semester brauchen, um ihn zu überzeugen, dass die übungen auch mit mama gemeinsam spaß machen können. wie immer stürmte er schnurstracks davon und eroberte den turnsaal im flug. spazierte auf andere kinder zu und nahm blickkontakt auf. schleppte turnmatten durch die gegend und schoß bälle hin und her. bekam dann auch einen kuss von einem etwas älteren buben. die mutter entschuldige sich bei mir dafür, aber dafür gabs keinen grund. adrian reagierte wie immer wenn er geküsst wird. mit huldvoller duldung.

trotzdem war es doch irgendwie nett. und am schluß gabs sogar noch musik und einen lustigen tanz, für den man sich genieren kann, aber nicht muss. außerdem beruhigte mich die tatsache, dass auch andere jungmütter ihre problemzonen haben. und nicht nur die netrebko und ich.

chuzpe

die redewendung frechheit siegt wurde am vergangenen sonntag am runden tisch zur oberösterreich-wahl fabelhaft von spö-clubchef josef cap illustriert.

die oberösterreichische spö hatte bei der gemeinderatswahl kurz vorher 13,4 prozent ihrer wählerstimmen verloren, damit noch etwas mehr als die spd bei der bundestagswahl.

aber sowas kann cap nicht beirren; er wisse ganz genau, setzte er an, wieso die deutschen sozialdemokraten bei der am gleichen tag geschlagenen wahl stimmen eingebüßt hatten. und hätte das auch noch näher erläutert, hätten nicht alle anderen gesprächsteilnehmer protestiert. chuzpe!

andererseits: vielleicht können frank-walter steinmeier und co. bei der ursachenforschung in oberösterreich behilflich sein.

nach dem geburtstag

adrian bekam geschenkt: bilderbücher und autos. ein dreirad und autos. herbstschuhe. und autos.

es ist ja nicht so, dass ich gender mainstreaming nicht aufgeschlossen gegenüberstehe. aber fakt ist, dass adrian sich einfach vor allem für autos interessiert. jeder personenkraftwagen, jedes müllauto, jeder bus und jedes lastauto wird auf der straße mit ausgestrecktem zeigefinger und geräuschen des entzückens kommentiert. autos sind einfach wahnsinnig super.

sehr interessant finde ich, dass kinderbücher heutzutage durchaus modern gestaltet werden. das buch geschichten vom kleinen könig, das adrian bekommen hat, erzählt u.a. davon, dass der große könig dem kleinen könig den krieg erklärt. daraufhin setzt der kleine könig zu einer antwort an – er möchte dem großen könig den frieden erklären. "soll ich es mailen", fragt er die königin, "oder hat er ein faxgerät?".

zum leckeren schokokuchen gabs schilcher frizzante (roter sektartiger wein, so würde ich es als wein nicht-auskenner beschreiben).

und aus deutschland wurde auch was geschickt:

harhar.

remembering…

in einigen tagen wird adrian zwei jahre alt. 

vieles erinnert mich im moment an den september 2007. die angenehm frühherbstlichen tage. die frische luft. die gerüche, die nicht mehr zum sommer gehören. das licht der sonne am nachmittag. an das zu denken, was vor zwei jahren passiert ist, ist eine ziemlich ambivalente sache. ich habe sehr schöne und sehr schlimme erinnerungen an diese zeit. dieses jahr gab es tage, an denen ich kein einziges mal daran zurückgedacht habe. aber im moment ist alles wieder sehr präsent. 

bevor ich ins krankenhaus eingeliefert wurde, waren wir eis essen in sterzing. wir saßen an der etsch in meran. spazierten durch die mittelalterliche altstadt von klausen. es waren scheinbar ganz normale freie tage, unspektakulär und ruhig. es war als letzter urlaub zu zweit geplant. und oft sprachen wir von unserem sohn, machten zukunftspläne. wir waren sehr glücklich, aber wenn ich heute daran zurückdenke, dann denke ich daran, wie naiv das alles war, so als hätten wir damals schon wissen müssen, dass es ganz anders kommen würde.

kurz bevor alles losging regnete es stark in brixen. denn ganzen tag über wurde es nicht richtig hell, es war aber warm. wir saßen am balkon und ich fühlte mich unruhig und erschöpft. am nächsten morgen war es wieder sonnig, aber mir ging es immer noch nicht besser. und dann der augenblick, in dem ich entdeckte, dass da etwas nicht stimmt. die fahrt ins krankenhaus und das gefühl, die kontrolle über alles zu verlieren. der moment, an dem der arzt bestätigte, was ich vermutete und der ganz kurze moment, in dem er die fassung verlor, für sekundenbruchteile, ich sah es nur in seinen augen. 

es jagt mir immer noch ziemliche angst ein, daran zu denken. ganz losgelassen hat es mich noch nicht.