gestern beim zappen auf orf 2 die deutsche produktion silberhochzeit. ich bin etwas misstrauisch, aber der plot klingt interessant.
ok, anfangs haben wir uns über den erstaunlich prominent besetzen tv-film (axel milberg, corinna harfouch und sogar iris berben!) etwas lustig gemacht, aber dann…die peinliche und ungeheuer unangenehme grundstimmung der partyrunde zeigte auch bei den zusehern seine wirkung und wir wurden immer stiller. worum gehts also? alma und ben laden zu ihrem 25. hochzeitstage einige ihrer besten freunde zu einem – so ist es gedacht – festlichen abendessen. zuerst läuft es ab wie erwartet, mit geschenken, gratulationen und launigen gesprächen. sehr konventionell, sehr uninspiriert. aber "sicher". doch dann stellt sich eine partygästin als eine flüchtige, aber durchaus prägende alte bekannte von ben heraus. damit kippt die stimmung schnell. und wie es manchmal so ist: das jubelpaar hat nur nach außen hin etwas zu feiern. glücklich ist die beziehung schon lange nicht mehr.
aber nicht nur das. auch die geladenen gäste sind nicht so sehr in feierstimmung wie sie vorgegeben haben. obwohl jeder von ihnen in gewisser weise nachdenkenswertes sagt, offenbart sich bei jedem auch eine untiefe, ein bruch in der biografie, wenn man so will. ob der erfolglose schriftsteller, der gierig-voyeuristisch auch im freundeskreis nach einer "geschichte" sucht oder die scheinbar abgeklärte beste freundin, die nur die anderen durchschaut und messerscharf analysiert.
in goethes entwicklungsroman wilhelm meisters lehr- und wanderjahre heißt es sinngemäß, es gäbe einen zeitpunkt, wo ein freundeskreis, eine runde von mehreren guten bekannten quasi seine hochblüte erlebt. einen höhepunkt sozusagen. nach diesem geht es für gewöhnlich abwärts und der kreis formiert sich neu, gruppiert sich um oder dergleichen. der freundeskreis in silberhochzeit hat genau das bitter notwendig. denn die negativen gefühle, gegenseitiger neid, misstrauen, ressentiments oder einfach nur "angenervtheit" dominieren sehr deutlich. auch alma und ben müssen wahrscheinlich – so es möglich ist – neu anfangen. alma hätte am liebsten: "einen tag ben, dann einen tag abenteuer". schade, dass das abenteuer so häufig nicht mit dem eigenen ehemann möglich ist. aber hat man es versucht? will man es überhaupt versuchen? oder ist es bequemer, etwas hinterher zu träumen, wofür man nicht mutig genug ist. und im zweifel dann dem partner sein eigenes scheitern in die schuhe zu schieben?
wäre ich ein hollywood-macher, ich würde den stoff kaufen und als kammerspiel neu verfilmen. die schauspieler hierfür überlege ich mir noch.