almis personal blog

i would anything for love

immer wenn ich sporadisch – wie jetzt gerade – i would do anything for love (but i won’t do that) von meat loaf höre, muss ich an eine gelungene mtv-anmoderation zu diesem lied von 1994 denken.

nicht nur ich verstehe es bis heute nicht, auch der moderator musste mutmaßen, was loaf damit genau meinen könnte. was es also sei, was loaf auch aus liebe nicht tun würde:

lose some weight, use a deodorant, stop driving the motorcycle in the house…

alltagsgeschichten

gestern in willkommen österreich: die jugend hat immer weniger interesse an literatur, nur noch wenige lesen regelmäßig bücher. nun versuchen andere medien, die jugendliche für literatur zu begeistern – deshalb gibt es den neuen roman von daniel kehlmann ab sofort als klingelton. 

das fand ich hübsch. christina stürmer und detlev buck waren amüsante und sympathische gäste. im gegensatz zu elizabeth t. spira in der letzten woche. ihre alltagsgeschichten – porträts über den "österreichischen kleinen mann" – genießen hierzulande fast kultstatus, auch unter manchen publizisten gelten sie als gelungene milieustudien. und sind tatsächlich zuweilen unfreiwillig amüsant, denn die menschen produzieren sich gerne vor ihrer kamera. oft angetrunken. singend. oft natürlich unreflektiert. und dementsprechend politisch unkorrekt bis manchmal jenseitig. spira gibt vor, dinge nur abzubilden. nicht bewusst menschen auszuwählen, um sie "vorzuführen".

im talk mit grissemann und stermann sieht man allerdings die annahme, dass es sich bei ihrer herangehensweise um billigen voyeurismus handelt, bestätigt. grissemann stellt als böser bulle die richtigen, subtilen, fragen, die gleichzeitig seine meinung über spiras arbeit relativ gut widerspiegeln. spira bemerkt das anscheinend nicht. natürlich, so spira, müsse sie die furchtbare kronen zeitung lesen, um zu wissen, was die leute, die sie interviewt ihr am nächsten tag erzählen werden. was nichts anderes heißt, als dass sie sich sehr weit von ihrem niveau herablassen muss, um die schicht der menschen zu erreichen, die ihre zielgruppe sind. also von wegen jeder könne vorkommen. selbstverständlich könne sie bei vielen ihrer interviewpartner schwer unterscheiden, ob sie nun angetrunken oder geisteskrank seien.

keine frage, differenzierte milieustudien zu drehen ist eine schwierige sache. allerdings sollte man als sendungsverantwortlicher zumindest versuchen, eine gewisse sachlich-ernsthafte haltung den menschen gegenüber einzunehmen, die man porträtieren will. ansonsten muss die frage erlaubt sein, was die sendereihe denn nun tatsächlich mit "volksbildung" (hierfür wurde spira ausgezeichnet) zu tun hat. dann nennt man das ding doch besser bei einem anderen, passenderen, namen.

qual der wahl

ich habe ein recht gutes gespür dafür, welche kinofilme mir gefallen werden. ich weiß meistens ziemlich genau, welche stimmung filme vermitteln werden. und deshalb kann ich mir aussuchen, in welche stimmung ich gebracht werden will. 

ich mag filme, die sich um menschliche beziehungen drehen. in denen musik und ästhetik eine wichtige rolle spielen. auch dialoge sind mir wichtig. gute dialoge sind schwer zu schreiben. sie müssen gut sprechbar sein, also nicht aufgesetzt wirken, dürfen aber auf der anderen seite nicht banal oder zu alltäglich ein. dabei fällt mir immer als allererstes closer ein, ein prominent besetztes kammerspiel, das über moderne beziehungsformen, über liebe und sex philosophiert und dabei sehr schön fotografiert und nicht unwitzig ist. lying is the most fun a girl can have without taking her clothes off. but it’s better if you do.

mein zweites lieblingsgenre ist comedy. besser gesagt filme mit schrägem humor. alles von charlie kaufman. oder sowas wie igby goes down. she’s a dancer who doesn’t dance and her friend is a painter who
doesn’t paint. it’s kind of a boho version of the island of the lost toys
. und überhaupt: the royal tenenbaums – quasi die mutter aller durchgeknallten intellektuellen komödien. von den ersten takten des beatles klassikers hey jude an wusste ich, dass das einer dieser filme ist, die genau mein ding sind. ich konnte mich entspannt im kinosessel zurücklehnen und das kommende genießen.

obwohl ich germanistik studiert habe – mit schwerpunkt auf neuerer deutsche literaturwissenschaft – fällt es mir viel schwerer, romane zu finden, die mich so befriedigen können wie ein guter film. in die ich mich richtig fallen lassen und mich in einen rausch lesen kann. derzeit versuche ich es mit james salters roman lichtjahre. mehr dazu bald. und auch mehr zu einem dieser filme, von denen ich vorher wusste, dass ich sie mögen würde: the prestige.

a couple of moments

dann also wien neu erleben. und für gemeinsame erinnerungen sorgen:

schüler verwirren, beim abstieg vom stephansdom.

an exotischen pflanzen schnuppern im palmenhaus.

eine der "elegantesten parkanlagen europas" im noch christo-mäßig verhüllten zustand durchstreifen.

promispotting in der naglergasse – wiener dürfen raten, wen wir gesehen haben.

visite bei meinem ehemaligen arbeitgeber.

nickerchen in der sonne des burggartens.

das goldene wienerherz entdecken – aber es gab immerhin keine handgemenge.

die wiener formulierungskunst diskutieren.

eis erbeuten beim tichy, an einem favoritner samstagabend. 

die stadt von oben herab betrachten, beim vistapoint kahlenberg.

reden. lachen.

i wish you most happiness – good friends are hard to find

(ed harcourt)

silence in awe

meine freundin a. hat diese gewisse furcht vor dem ersten persönlichen treffen – wenn man jemand virtuell schon sehr lange und sehr gut kennt – dieses gefühl der übermacht der neuen situation gegenüber also, einmal sehr passend als silence in awe-phänomen bezeichnet.

ich glaube ja, dass es mir generell leichter fällt, mich schreibend auszudrücken. beim reden finde ich oft nicht die passenden worte. ich drücke mich manchmal zu plump aus, zu ungenau. wie ein elefant im porzellanladen, so scheint es mir jedenfalls. beim sprechen muss man oft vereinfachen. und damit banalisieren. man kann nicht lange über die wörter nachdenken, die man wählt, nicht jeden satz abklopfen.

ich schätze mich selbst als redner nicht besonders, insofern war ich durchaus anfällig für das im ersten absatz beschriebene phänomen. aber das risiko war es mir wert. und auf wundersame weise kam es gar nicht dazu. die gemeinsame wellenlänge und die freude darüber, sich einmal face to face to sehen, behielt die oberhand.