almis personal blog

ja natuerlich

ich empfinde es als vertane chance, dass im zuge der neuen grippe – formerly known as schweinegrippe – nicht angedacht wurde, die nervige schweinchenwerbung, hier ein beispiel, für ja-natürlich bioprodukte aus dem programm zu nehmen. nach 9/11 wurde spin city schließlich auch sofort aus dem orf-sendeplan verbannt, weil es in new york gedreht wurde und fallweise die twin towers zu sehen sind. 

vielleicht geht es nur mir so, aber ich kriege alle zustände, wenn das ja-natürlich ferkelchen in einer bizarren mischung aus verschiedenen ostösterreichischen dialekten die zuseher mit "spitzts eure schweinsohren, los gehts" am anfang jedes spots direkt anspricht. das ist akustische belästigung. das gleichermaßen präpotente wie altkluge schwein kommandiert seinen besitzer (der übrigens auch einen grauenhaften slang spricht) herum, gibt kalauerartig lebensweisheiten von sich und ist generell keine besondere zier für seine sonst wohltuend wortkarge gattung. auch der zwang, jeden spot mit einer "pointe" enden zu lassen, die sich im ausspruch von "ja natürlich" subsumieren lässt, macht die sache nicht besser. 

mir ist schleierhaft, wieso gerade diese werbeidee schon mehrfach ausgezeichnet wurde.

the reader, drei

so, hier die anmerkung zu der von mir zitierten passage aus der vorleser.

als ich diesen text gelesen habe, fand ich mich darin ganz unmittelbar wieder, und musste sofort an meine schwangerschaft denken. in dem moment als der brixner arzt mir – nach etlichen minuten schweigender untersuchung – eröffnet hatte, dass mein kind sehr bald zur welt kommen würde, an der grenze zur lebensfähigkeit, erschienen mir die vergangenen 24 wochen mit einem schlag als unheilvoll und furcherregende vorbereitung auf diesen augenblick. natürlich nicht die tatsache selbst, dass ich ein kind erwartete. aber alles andere, was damit verbunden war. so als hätte mich jeder einzelne tag und mein schnell wachsender bauch genau an diesen schlimmsten moment meines lebens geführt. 

natürlich ist das objektiv betrachtet schwachsinn. ich hatte bis zu diesem warmen septembertag eine völlig unkomplizierte schwangerschaft. mir war nie übel, ich hatte keine schmerzen, nichts verlief untypisch oder problematisch. ok, ich war oft müde und manche sommertage waren anstrengend, aber nichts deutete darauf hin, dass unser sohn 101 tage zu früh zur welt kommen würde. trotzdem wurde die schwangerschaft im rückblick zu einer art trauma, während ich die geburt in sehr schöner (und sicher auch verklärter) erinnerung habe. ich konnte lange in meinem kalender nichts über diese zeit nachlesen oder fotos ansehen. das waren gewissermaßen "trigger" für die dann aufkeimende angst. 

mittlerweile versuche ich die zeit anders zu sehen. und mich an die vielen glücklichen augenblicke ohne beunruhigendes bauchgefühl zu erinnern. einerseits, weil es ein lebensabschnitt war, der nicht wiederkommt, andererseits weil ich adrian später einmal davon erzählen will, wie es war, als ich erstmals sein herz schlagen gesehen habe. wie er im bauch gestrampelt hat. oder wie er – beim letzten ultraschall vor der südtirol-reise – ganz neugierig in die kamera geschaut hat und sich von der ärztin auch nicht durch leichtes rütteln davon überzeugen ließ, sich für ein foto im profil zu zeigen.

beim kleidung aussortieren ist mir einmal das shirt in die hände gefallen, das ich an diesem warmen septembertag getragen habe. ich wollte es im ersten impuls loswerden, nur schnell weg damit, nie mehr anschauen müssen, während ich das shirt, das ich bei der geburt getragen habe an einem besonderen platz im kasten aufbewahre. aber das erschien mir dann doch ungerecht. und so habe ich es behalten und werde es adrian später einmal zeigen. wahrscheinlich interessiert es ihn nicht die bohne. aber trotzdem.

mai

in der nacht zum feiertag wieder mal aus gewesen. mit freunden essen, kino und dann cocktails trinken. es lustig gehabt. spät ins bett. ausgeschlafen. optimaler start in den mai.

für adrian übrigens auch. er hat die erste nacht auswärts, bei der oma, gut verbracht und alles hat fabelhaft funktioniert. 

swine flu und die logik

jetzt geben die experten einschätzungen über den verlauf der "neuen grippe" ab. drei szenarien könnten sich ergeben: die ausbreitung verläuft im sand, es entwickelt sich eine milde pandemie oder es wird daraus eine gefährliche seuche. 

äh, ja. genau. schön, dass wir so konkret geworden sind. 

das erinnert mich an einen kollegen im germanistik diplomanden-seminar, der seine bearbeitete literatur in drei kategorien geteilt hat. nennen wir sie kategorie a, b und c. interessanterweise fiel kein einziges seiner bücher in die von ihm selbst definierte kategorie a. auf die frage der professorin, weshalb er dann überhaupt eine kategorie a eingeführt habe, meinte er, um die anderen beiden kategorien davon abzugrenzen.

ich gebe es ja zu, ich hab es nicht so mit logik, wahrscheinlich deshalb die verblüffung.

the reader, zwei

eine interessante passage in der vorleser gefunden: 

warum wird uns, was schön war, im rückblick dadurch brüchig, daß es hässliche wahrheiten verbarg? (…) manchmal hält die erinnerung dem glück schon dann die treue nicht, wenn das ende schmerzlich war. weil glück nur stimmt, wenn es ewig hält? weil schmerzlich nur enden kann, was schmerzlich gewesen ist, unbewußt und unerkannt? aber was ist unbewußter und unerkannter schmerz?

dazu muss ich ein anderermal noch mehr sagen.

the reader

derzeit vorfreude auf den roman der vorleser von bernhard schlink. mit u.a. kate winslet ja gerade in den kinos.

dabei muss ich an hugh jackmans opening number bei der diesjährigen oscar-verleihung denken. jackman stellte viele der nominierten filme in songform vor. er schlüpfte beispielsweise kurz in mickey rourkes rolle in der wrestler und sang: "i am a wrestler. i am alone. my role ist outcast, my heart is bypassed and yet i am grown." oder er wetterte, auf einem batmobil aus pappe reitend, gegen die nicht-nominierung von the dark knight: "how come that comical movies never get nominated? how can a billion dollars be unsophisticated. everyone went to see the dark knight. what am i do, if i think it’s not right?"

einen launigen song über the reader zu singen, fällt aufgrund der thematik etwas schwer. daher behalf sich jackman folgendermaßen:

"the reader – i have not seen the reader. i was going to see it later but i fell behind, my batmobile took longer than i thought to design. the reader – i know i need to see the reader. i went down to the theatre but there was a line – of all the people watching iron man a second time."

ok, ich habe mir das buch nicht deswegen bestellt. aber ich fand das ausweich-manöver schon gelungen.

lichtjahre

gerade fertiggelesen: lichtjahre von james salter. minimale spoiler – nicht mehr als der klappentext ohnehin verrät – können folgen.

lichtjahre ist kein wissenschaftliches werk, dennoch beschreibt die astronomische definition den plot des romans ziemlich genau. ein lichtjahr ist demnach "eine strecke, die eine elektromagnetische welle wie das licht in einem julianischen jahr im vakuum zurücklegt." die ehe von viri und nedra, einem gutsituierten ehepaar aus new york, durchlebt eine reihe von solchen lichtjahren. ihr leben besteht aus opulenten abendessen mit freunden, landpartien, weinverkostungen, viel zeit am meer und auf reisen, familiärer idylle mit kindern und hund. aber nach dem goethe’schen motto "nichts ist so schwer zu ertragen wie eine reihe von guten tagen" scheitert ihre beziehung schließlich gleichermaßen an langeweile wie auch an perspektivenlosigkeit – wenn nicht sogar an der sinnfrage.

der roman ist eine aneinanderreihung von alltagsepisoden des paares. begegnungen mit anderen – oft interessanten und verschrobenen personen – bringen witz und ironie in die lektüre. es passiert – sieht man von affären ab –  nichts sonderlich spektakuläres, salter ist nicht john irving. salter ist aber ein sehr präziser beobachter, dem es gelingt, athmosphäre zu erzeugen. seine sätze sind oft wunderschön poetisch: "er liebte die einzelheiten ihres lebens" oder "der tag war bereits erfüllt von einem flachen italienischen licht, als würden die türen eines theaters am morgen geöffnet."

hat man keiner sensationellen handlung zu folgen, liegt der fokus auf der sprache, auf formulierungen. was nicht heißen soll, dass man sich in dem fall einer sehr stark manierierten sprache bedienen muss oder sollte. es ist nicht nötig, diffuse wortneuschöpfungen vorzunehmen, um auf sich aufmerksam zu machen (wie etwa robert schneider in die luftgängerin darüber sollte ich vielleicht auch mal bloggen). salter bleibt schlicht und berührend: "es gab momente, in denen sie alles zu offenbaren schien". oder "das leben besteht aus wetter. das leben besteht aus mahlzeiten." oder: "sie war immer sehr schnell freundlich, schnell und leicht oder überhaupt nicht." oder auch: "man wird zwischen dem, was man nicht tun kann, und dem, was man tun muss, zerrieben."

ich mochte es so sehr, dass ich mir als zweites buch von salter letzte nacht bestellt habe.

verstaendig

langsam beginnt adrian die dinge zu verstehen, die wir sagen. wieder eine beeindruckende neue entwicklung. 

er weiß was gemeint ist, wenn man beispielsweise sagt: "gib mir die nuss" (er trägt derzeit immer erdnüsse mit sich herum), "wo ist deine hose?" oder "bring mir das handy" – das handy war eine spezielle herausforderung, da er zum zeitpunkt der dementsprechenden anfrage darauf gesessen ist. 

nur komischerweise klappt die aufforderung umgekehrt nicht so gut, also "nicht die bücher rauswerfen", "nicht die töpfe rausräumen". hm. daran müssen wir noch arbeiten.

the prestige

the prestige – ein film von regisseur christopher nolan – liegt chronologisch hinter memento, batman begins und direkt vor the dark knight

ein film im zauberermilieu…hm. nichts was mich per se jubelnd aufspringen lässt. aber ich wollte vor fluch der karibik und master and commander auch nicht viel von der seefahrt wissen. ein zaubertrick besteht quasi aus drei phasen: the pledge (versprechen), the turn (wende) und the prestige (dem letzten moment des tricks, der den zauberer herausragend macht). und natürlich rechnet man damit, dass auch nolan seinen film in diesen drei großen phasen aufgebaut hat. wie schon bei memento, wenn auch nicht in dessen extremität, wird der film nicht linear erzählt, sondern die zeitebenen vermischen sich immer wieder. im grunde wie bei einem hütchenspiel, man muss als zuschauer immer wachsam sein.

die handlung dreht sich um die rivalität der beiden magier alfred (christian bale) und robert (hugh jackman). zuerst verbindet die beiden eine freundschaft, die allerdings durch einen unfall je zerstört wird. was insofern tragisch ist als dass sich sehr gut ergänzen würden. alfred besitzt großes talent und ist ein harter arbeiter, der seine kunst allerdings nicht breitenwirksam verkaufen kann. robert dagegen ist der charismatische showmensch, der es liebt im rampenlicht zu stehen; doch an können und gespürt für sein metier mangelt es ihm. bale als grandios wandlungsfähigen schauspieler zu sehen, ist ja quasi public agreement. jackman dagegen, nun ja. sympathischer kerl, aber seine filmografie ist jetzt nicht unbedingt die offenbarung was cineastische leckerbissen betrifft: zahlreiche x-man streifen, kate and leopold (alleine schon wegen mag ryans lippen schwer zu ertragen), van helsing, na ja. das mehr in ihm steckt, zeigt jackman in diesem film. wenn ich ihm irgendwas zu sagen hätte, harhar, würde ich ihm raten, in zukunft mehr charakterrollen anzunehmen.

scarlett entzückend wie immer, rebecca hall (beide sind auch in vicky cristina barcelona gemeinsam auf der leinwand zu sehen) macht auf sich aufmerksam, david bowie mit perfektem understatement als nikola tesla und michael caine etabliert sich anscheinend mehr und mehr zum prototyp des "cicerone" – einer filmfigur also, die andere in ihr wissen einweiht, als vertrauter zur seite steht. das tat er in the cider house rules und mehr noch in den beiden nolan-batmanstreifen.

zum film selbst möchte ich nicht zuviel spoilern. selbstverständlich gibt es interessante wendungen und "tricks" zu sehen. aber auch wenn sich einem – so wie mir – nicht sofort alles erschließt, ist der film ein visueller und auch intellektueller genuß. und spannend ist er obendrein.