vieles spricht bei der behandlung und versorgung von extremen frühgeburten für hochspezialisierte häuser. ein paar beispiele:
unser neonatologe erklärte uns damals, dass
ein intubiertes kind theoretisch 100 prozent sauerstoff bekommen kann
(die normale atemluft enthält 21 prozent sauerstoff). es wäre aber nicht
gut, ein kind tatsächlich so stark zu beatmen, denn ein zuviel an
sauerstoff schädigt die lunge nachhaltig, außerdem kann er bei frühgeborenen zu
augenproblemen bis hin zur erblindung führen. in bozen wurde die
beatmungsintensität ständig verändert, je nachdem wie es der säugling
gebraucht hat. bei adrian geschah das manchmal im minutentakt. das ist natürlich ein enormer personeller aufwand, der da betrieben wird. dieses personal muss zur verfügung stehen und dementsprechend geschult sein. in bozen wurde sehr viel wert darauf gelegt, die kinder weder zu über-, noch zu unterfordern.
einige tage nach adrians geburt ist seine linke lunge kollabiert. eine schwester kam mit einer elektrischen zahnbürste, die mit einem handtuch umwickelt war, um ihn damit zu massieren. natürlich warfen wir uns einen blick zu, der fragte, ob das wohl der weisheit allerletzter schluß war. aber die station hatte mit dieser methode (zusätzlich zur entsprechenden medikation) gute erfahrungen gemacht. und nach zwei tagen arbeitete die lunge wieder. der chirurg, der ihn anschließend operierte, wurde aus verona eingeflogen. nicht das erste mal. die station in bozen arbeitete mit ihm schon länger zusammen.
ziemlich wichtig ist auch, dass frühgeborene zumindest anfangs mit muttermilch ernährt werden (über eine magensonde). nach der geburt wusste ich nicht mal, ob man in so einem schwangerschaftsstadium schon milch hat. und es kam auch niemand aus der geburtstation – wo die stillberaterinnen arbeiten – zu mir. am nächsten tag sprach unser neonatologe das thema an. ich sagte, dass mit mir keiner darüber geredet hätte. er telefonierte sofort mit der geburtstation und fragte auf italienisch nach. niemand wäre zu mir gekommen? "ma perche no?!!!" (=und wieso nicht?) kläffte er ins telefon. harhar. das ganze abpumpen wurde also nicht als nette zugabe betrachtet, sondern als ziemlich essentiell für extremfrühchen. und dementsprechend nachdrücklich wurde auch agiert.
fazit: die behandlung von extremfrühchen dem zufall zu überlassen, erachte ich als unverantwortlich und skandalös. als mutter oder vater empfindet man es unermesslich schwierig, sein kind jeden abend in kritischem zustand zurücklassen zu müssen. aber wenn das schon der fall sein muss, so will man doch zumindest die sicherheit haben, dass sich sein kind in den allerbesten händen befindet.