almis personal blog

van trier-esk

die ersehnte unmittelbarkeit und authenzität der relaunchten sommergespräche des orfs in allen ehren, aber deshalb muss man ja nicht gleich vergessen, dass man eine kamera bei bedarf auch mal kurz ausschalten kann.

bedarf ist beispielsweise dann gegeben, wenn der wind so stark bläst, dass sich die frisuren der moderatorin und ihres gegenübers nicht mehr wirklich vorteilhaft präsentieren.

oder gestern als es zwölf (oder welche uhrzeit auch immer) geschlagen hat. statt sich gegenseitig schreiend weiter zu unterhalten und anschließend "ah jetzt haben die glocken endlich aufgehört" zu bemerken, das nächste mal doch einfach einen schnitt machen.

das sind politik-sommergespräche, kein dogma 95

public enemies

public enemies ist der neue film von michael mann (heat, collateral, miami vice). starring: drei der derzeitig angesagtesten schauspieler: johnny depp, christan bale und marion cotillard (oscar 2008 für la vie en rose). 

johnny depp verkörpert den bankräuber john dillinger, der es in den 1920 und 30er jahren als eine art robin hood unter den bankräubern in den usa zu enormer popularität gebracht hat. dillinger war auch der erste mensch, den das in gründung befindliche FBI als staatsfeind nummer eins bezeichnete. public enemies ist aber kein biopic vom schlage eines ray oder gar walk the line. michael mann erklärt nicht, warum dillinger der wurde, der er ist. ihn interessiert weder dillingers kindheit noch jugend, er stellt keine fragen. mann bleibt ganz im moment und bildet diesen ab. das aber enorm intensiv. düster. und distanziert.

dillinger, der den behörden immer wieder entwischt, macht sich durch seine liebe zu billie verwundbar. obwohl er in jeder stadt eine oder mehrere frauen haben könnte (zumindest wenn er eine entfernte ähnlichkeit mit johnny depp hatte, harhar), wählt er, dem seine freiheit über alles geht, ein konventionelles beziehungskonzept. und er benutzt relativ seichte anmachsprüche, die scheinbar trotzdem ziehen (oder er hatte eine enfternte ähnlichkeit…). dillinger ist entwaffend ehrlich. als billie ihn fragt, was er beruflich macht, antwortet er: "i’m john dillinger. i rob banks".

public enemies ist eher verstand denn gefühl. das thema der verfilmung ist nur in nebensätzen dillinger als liebling der massen, als medienprofi und schelm. auch bale – als sein verfolger agent purvis – wird weder zum helden noch zum monster hochstilisiert. es geht vielmehr um die alte frage nach gut und böse, nach schwarz und weiß. da gibt es naturgemäß wenig eindeutige antworten. und es entsteht beim zuschauer eine zunehmende skepsis gegenüber den arbeitsweisen des FBI – bei vollem bewusstsein, dass sich auch dillingers lebensentwurf nicht zur sentimentalen verklärung eignet.

eine spannende und vor allem visuell großartig in szene gesetzte gangsterballade.

wie man kleider kaufen soll

anfang september sind wir zu einer taufe eingeladen. ich habe dem anlass entsprechende schuhe und eine leichte weste. was ich brauchte war ein kleid. und eine vision davon wie es aussehen sollte.

thomas glavinic würde schreiben: man hat riesiges glück. man ist in einem einkaufszentrum, draußen schüttet es, man beschließt noch eine runde zu drehen und binnen fünf minuten hat man es gefunden, probiert und es passt wie angegossen. ein traum. es ist übrigens ein braunes etuikleid (dank michelle obama gerade wieder trendy) mit grauem muster und gürtel etwas oberhalb der taille.

daheim angekommen, probiert man schuhe und weste dazu an. beides passt absolut nicht zum kleid. fazit: man braucht jetzt neue schuhe und weste. what a pity!

the hangover

the hangover ist der überraschungkinoerfolg des jahres. und das nicht zu unrecht.

es ist heutzutage nicht gerade einfach eine non-pc komödie zu drehen, die nicht ausschließlich auf bekannte zoten und geschmacklosigkeiten unter der gürtellinie zurückgreift. besonders wenn es um vier männer geht, die einen junggesellenabschied in las vegas feiern wollen. doch dann ist alles anders. die sonne geht in vegas unter und dann wieder auf – und niemand weiß, was in dieser nacht passiert ist. drei freunde wachen in einem verwüsteten hotelzimmer auf, der bräutigam ist verschwunden. nun gilt es, die ereignisse zu rekonstruieren. das ist beinahe schon seinfeldesk, wenn man bedenkt, dass jerry, george und co. auch immer gerne ihre erlebnisse besprochen haben, diese aber in der sitcom selbst nicht zu sehen waren.

die schauspieler in hangover waren bis dato relativ unbekannt – sind aber alle gute typen. am beeindruckensten fand ich die im besten sinne coole performance von bradley cooper (ja, der der gerade mit renee zellweger schmust), die beweist, dass potentielle schönlinge in filmen am besten nicht als schönlinge besetzt werden, sondern in zerknitterten hemden, mit zerissenen hosen und der einen oder anderen schramme im gesicht in szene gesetzt werden sollten. also quasi als anti-matthew mc conaughey1. sonst wird es einfach zu kitschig.

sehr gelungen finde ich auch die darstellung von las vegas im film. anders als beispielsweise steven soderbergh in oceans 11-13 versucht regisseur todd phillips nämlich nicht, die stadt in ein längst vergangenes ratpack-klischee zu pressen, das dem heutigen vegas einfach nicht mehr entspricht. weniger verklärung und mehr tageslicht. staubige straßen neben dem strip. und statt elvis presley singen usher und rihanna. und dennoch kann man sich der bizarren schönheit der stadt nicht entziehen.    

einziges manko: am ende bietet der film etwas zuviel aufklärung und verliert dadurch etwas an indie-charme. wohl ein zugeständnis ans massenpublikum.


1) gwyneth paltrow in the royal tenenbaums ist ebenfalls ein gutes beispiel für: grandios gegen den typ besetzt.

alte und neue geschichten

in harry und sally bemerkt harry einmal, wenn eine frau und ein mann ein paar werden, läuft es folgendermaßen ab: "she tells you her stories, you tell her your stories.
"

nun, er kennt seit langem wirklich alle meine geschichten über st. margareten, aber jedesmal wenn wir hinfahren, muss ich sie trotzdem von neuem erzählen. beispielsweise die, als ich ums haus gelaufen, auf der schotterstraße hingefallen bin und ein paar kieselsteine an meinem knie kleben geblieben sind. adrian könnte die geschichte bereits jetzt so ähnlich erzählen, nur, dass die schotterstraße mitlerweile asphaltiert ist und es seine stirn und nase erwischt hat. ein grausames geräusch, seinen kopf auf dem boden knallen zu hören. das erste mal, dass er sich verletzt hat. aber so schlimm wars dann auch nicht, nach zwei minuten weinen wollte er wieder loslaufen. 

früher waren wir auf dem bauernhof wo wir auch heute noch zu gast sind drei mädels. meine beiden freundinnen wohnten dort und ich war die urlauberin aus wien und die jüngste. wir haben jeden sommer zusammen verbracht und eine menge spaß gehabt. mittlerweile haben wir kinder – drei buben und ein mädchen insgesamt – und adrian ist der jüngste. es war diesen sommer sehr schön zu sehen, dass sich die kinder füreinander interessieren, er jedesmal mit "sers adrian" und einem tätscheln des kopfes begrüßt wurde. nächstes jahr wird er dann antworten können.

ich bin gespannt was adrian, urlauber der 4. generation unserer familie, später mal mit dem dorf meiner kindheit verbinden wird.

wieder da

wieder zurück in wien. 

die letzten tage waren ausgefüllt mit spaziergängen im wald und am see, besuch in der buschenschank (ja, in österreich herrscht eine wespeninvasion), stadtbummel, zweimal kino (hangover und public enemies – reviews folgen, aber beide sind gut), eisessen, ausreichend schlaf vor (und auch nach) mitternacht und in der sonne sitzen. sehr schön wars.

bald mehr und auch ein paar fotos.

crash

fies vom orf, in der urlaubszeit einen großen bericht über tunnelunfälle zu zeigen, inklusive bilder von tunnelunfällen, aufgenommen von der jeweiligen überwachungskamera. will man sowas sehen? also ich nicht. meine phantasie ist blühend genug. 

das kommt mir irgendwie bekannt vor, weil wir auch gerade bei adrian mole waren: er schenkt seiner angebeteten pandora (auch 13 jahre alt) ein buch für ihre urlaubsflugreise: "i have bought her a book to read during the flight. it is called crash!". eintrag am tag ihres abflugs: "pandora read the crash! book in the coach on the way to the airport. when her flight was called she had slight hysterics and her father had to carry her up the steps."

wie man leben soll

vor der lektüre des glavinic-romans wie man leben soll hatte ich zweifel, ob mich die man-form, in der der roman durchgängig geschrieben ist, nicht zu sehr nerven würde. das war eigentlich nicht der fall. nervig war allerdings trotzdem einiges. 

der roman begleitet protagonisten charlie kolostrum beim erwachsenwerden. charlie ist übergewichtig, unmusikalisch, faul und hat schlechte haut. was ihm widerfährt, ist nur in einigen kurzen momentan außergewöhnlich, sonst kennt man das alles schon (mehr oder weniger): erste liebe, schulfrust, abgebrochenes studium, jobben hier und dort, samstagabende mit freunden, weiche drogen, spielsucht und swingersex. als kind der 1970ziger jahre hat man einige aha-erlebnisse, weil man ähnlich sozialisiert wurde. man erkennt diese oder jene fernsehsendung wieder, man erinnert sich an songs, die man damals im radio gehört hat, meint dieses oder jenes lokal oder eck der stadt zu erraten.

der roman ist irgendwie wie ein wickie, slime und papier clubbing – aber nachdem wir alle ende der neunziger darüber diskutiert haben, welches paiper nun am besten schmeckt, ist das thema irgendwie, im wahrsten sinn des wortes, ausgelutscht. natürlich liest sich manches recht amüsant, etwa wenn charlie feststellt: "die familie besteht aus lauter onkeln und tanten. wäre da nicht die mutter, würde man sich fühlen wie ein mitglied der familie duck." aber auch nicht so amüsant, dass es über den eher flachen plot hinwegtäuschen könnte (wie beispielsweise das bin doch ich).

manches wirkt sogar richtig plump, wenn charlie beispielsweise aus ratgebern zitiert, die platte titel tragen wie geschichte der rockmusik, psychologisch betrachtet oder unser körper. wie man das eventuell witziger macht, kann in sue townsends the secret diary of adrian mole, aged 13 3/4 nachgelesen werden. beispiel, adrian notiert: "my spots are so horrific that i can’t bear to write about them. (…) i am reading the man in the iron mask".

wie man leben soll ist, wenn man so will, ein entwicklungsroman ohne entwicklung. leichte unterhaltung ohne überflüssigen erkenntnisgewinn.