vor der lektüre des glavinic-romans wie man leben soll hatte ich zweifel, ob mich die man-form, in der der roman durchgängig geschrieben ist, nicht zu sehr nerven würde. das war eigentlich nicht der fall. nervig war allerdings trotzdem einiges.
der roman begleitet protagonisten charlie kolostrum beim erwachsenwerden. charlie ist übergewichtig, unmusikalisch, faul und hat schlechte haut. was ihm widerfährt, ist nur in einigen kurzen momentan außergewöhnlich, sonst kennt man das alles schon (mehr oder weniger): erste liebe, schulfrust, abgebrochenes studium, jobben hier und dort, samstagabende mit freunden, weiche drogen, spielsucht und swingersex. als kind der 1970ziger jahre hat man einige aha-erlebnisse, weil man ähnlich sozialisiert wurde. man erkennt diese oder jene fernsehsendung wieder, man erinnert sich an songs, die man damals im radio gehört hat, meint dieses oder jenes lokal oder eck der stadt zu erraten.
der roman ist irgendwie wie ein wickie, slime und papier clubbing – aber nachdem wir alle ende der neunziger darüber diskutiert haben, welches paiper nun am besten schmeckt, ist das thema irgendwie, im wahrsten sinn des wortes, ausgelutscht. natürlich liest sich manches recht amüsant, etwa wenn charlie feststellt: "die familie besteht aus lauter onkeln und tanten. wäre da nicht die mutter, würde man sich fühlen wie ein mitglied der familie duck." aber auch nicht so amüsant, dass es über den eher flachen plot hinwegtäuschen könnte (wie beispielsweise das bin doch ich).
manches wirkt sogar richtig plump, wenn charlie beispielsweise aus ratgebern zitiert, die platte titel tragen wie geschichte der rockmusik, psychologisch betrachtet oder unser körper. wie man das eventuell witziger macht, kann in sue townsends the secret diary of adrian mole, aged 13 3/4 nachgelesen werden. beispiel, adrian notiert: "my spots are so horrific that i can’t bear to write about them. (…) i am reading the man in the iron mask".
wie man leben soll ist, wenn man so will, ein entwicklungsroman ohne entwicklung. leichte unterhaltung ohne überflüssigen erkenntnisgewinn.