almis personal blog

challenges: physiotherapie

nachdem ich in letzter zeit öfters gefragt werde, wie das so ist mit adrians entwicklung, ob man ihm seinen frühchen-status noch anmerkt, und ich nicht mal drüber schreiben will, mache ich das doch hiermit. 

unser alltag unterscheidet sich nicht wesentlich von dem alltag "reifgeborener". ich kann den ausdruck nicht leiden, aber er läuft einem immer wieder mal über den weg, allerdings nur in zusammenhang mit frühchen. ansonsten spricht man ja selten über reifgeborene, sondern einfach über babys. aber egal. von den vielen arztbesuchen und kontrollen (EEG, augenchecks, herzultraschall, mobile kinderkrankenschwester, monitorauswertungen, bronchoskopie, schädelschall und ich weiß nicht was noch alles, aber alles routine, bei einem 25-wochen frühchen), ist nur noch die entwicklungskontrolle und bis jänner die physiotherapie übriggeblieben. die physiotherapie ist nun auch zuende gegangen; frühförderung und ergotherapie sind angedacht.

die physiotherapie war damit knapp ein jahr lang über zwanzig termine hinweg ein kontinuierlicher (und entspannter) fixpunkt in unserem terminkalender. begonnen hat sie knapp nach der entlassung aus dem krankenhaus. zuerst alle zwei wochen, danach alle drei wochen handelte es sich dabei um einen einstündigen termin im krankenhaus, aus dem adrian auch entlassen wurden. die therapie ist wichtig, um entwicklungsverzögerungen vorzubeugen (man rechnet immer dem korrigierten alter nach, also mit dem errechneten geburtstermin) und fähigkeiten anzueignen, die für ein frühchen nicht so selbstverständlich sind wie für andere babys. extremfrühchen haben etwa das problem von sehr schlecht ausgebildeten bauchmuskeln, da sie im mutterleib nie richtig beengte platzverhältnisse erfahren haben, die diese partie trainiert hätten. charakteristisch ist anfangs das schlafen mit hoch über den kopf gestreckten armen. das baby sucht begrenzung.

in der therapie werden also gewisse übungen gezeigt, die dann auch zuhause wiederholt werden sollen. wir haben anfangs sehr viel mit füße hochhalten gearbeitet, hände vor dem bauch zusammenbringen, gegenstände mit den händen anzustupsen, dann gings weiter mit auf den bauch drehen, sich am bauch liegend auf den händen abzustützen, sich wieder zurück zu drehen und vieles mehr. das alles läuft in ruhiger, gemütlicher athmosphäre ab. ab herbst wurde die therapie immer mehr zur spielstunde für adrian, wo er nach lust und laune krabbeln, sich hochziehen und ball werfen konnte. die therapeutin, einer ihrer schüler und ich saßen in socken und bequemer kleidung am boden herum, sahen dabei zu und hatten viel spaß, während es draußen oft stürmte oder schneite. 

als adrian damit anfing, kleines spielzeug aus der therapiestunde unauffällig in meiner tasche verschwinden zu lassen, erkannte die therapeutin, dass sie wohl keine arbeit mehr mit ihm hatte.

oliver, dirk, christoph und harald

letzten donnerstag war oliver baier in willkommen österreich zu gast. das bedeutet also da waren anwesend: stermann, grissemann und baier. wäre jetzt noch harald schmidt eingeladen gewesen, hätte das ziemlich gut das spektrum meines persönlichen "comedy"-konsums der letzten 15 jahre wiedergespiegelt.

oliver baier war mit seiner ö3-sommerradioshow one o clock anfang der neunziger sowas wie die einstiegsdroge. diese radiostunde, die von erziehungsberechtigten gerne auch als "untergang des abendlandes" bezeichnet wurde, avancierte unter jugendlichen bald zum kult. genau sagen wieso kann ich heute gar nicht mehr. sicherlich spielte die selbstironie und die gehörige portion an antihumor eine große rolle. dazu gab es einen sidekick, der nicht manuel andrack hieß, sondern klaus hörr. eine der für mich tollsten aktionen war die silvesterfeier am 31. august (nachdem man ja im dezember nicht auf sendung war) mit sekt und donauwalzer. das hatte für mich was wildes, anarchistisches, bei dreißig grad plus und um halb zwei am nachmittag (ja mein gott, ich war 17…). nachdem mit one o clock schluss war, wechselte ich ziemlich rasch zu fm4 und damit zu grissemann und stermann. von den glücklichen erdbeeren oliver baiers zu fiktiven filmvorschauen wie für go home, atom, angepriesen als: "riesenzoff mit der antimaterie" und "gags mit dem teilchenbeschleuniger" versprechend.

baier pendelte in folge zwischen kommerz und nische. ich kann mich erinnern, dass grissemann und stermann ihn einmal während einer freitagabendlichen salon helga sendung anriefen und er auf dem weg zum arbeitsplatz ö3 gerade ihre sendung hörte. dass er derzeit neben seiner moderationstätigkeit als schauspieler tätig ist (was ihn wiederum mit harald schmidt verbindet; und auch ein bisschen mit grissemann), veranlasste grissemann (den "bösen bullen" in WÖ) dazu, ihn zu drängen, sich doch endlich mal für etwas zu entscheiden. er selbst (also grissemann) hätte auch unheimlich viele angebote vom theater, müsse aber "den deutschen durchfüttern." dass baier lieber im hintergrund bleibt als die rampensau rauszulassen, merkte man im gespräch tatsächlich sehr deutlich.

hm, wie bringe ich schmidt jetzt auch noch unter? schmidt sah ich recht exzessiv ende der neunziger und etwas darüber hinaus (wie nennt man das, was nachher kommt?). 2002 waren wir mal in köln live dabei. das war aufregend. am valentinstag. so stelle ich mir valentinstage vor. harhar. und ich habe über harald schmidt indirekt sehr wichtige kontakte geknüpft. außerdem mochte ich manuel andrack. ehrlich.

from glasgow

irgendwie läuft mir derzeit dauernd glasvegas über den weg. die
schottische band aus – richtig – glasgow. die affinitäten zu vegas habe
ich persönlich noch nicht wirklich entdeckt.

daddy’s gone ist ein richtiger indie-ohrwurm. relativ geradlinige musik,
die mir inhaltlich eine spur zu..äh naturalistisch ist. ein sohn singt
über seinen ständig abwesenden vater ("be as f…. insincere as you
can"). ich habe es ja gerne etwas verklausulierter. nicht so das
mädchen mit den schwefelhölzern-dokumentarisch. andererseits hat der
glasvegas sänger james allan einen derartig starken akzent, dass man
vieles auf anhieb ohnehin nicht genau versteht. und der song hat schon was.

die andere große glasgower band, travis, haben wir ende der neunziger
jahre durch eine reportage kennengelernt, die samstag nachts mal lief.
ich war schon im halbschlaf, kann mich aber daran erinnern, dass der
sänger francis healy erzählte, seine deutsche freundin fluche während
der gemeinsamen streitereien immer in ihrer muttersprache. was er nicht
verstünde. na ja, mittlerweile wahrscheinlich schon, nachdem sie nach
berlin übersiedelt sind.

auch travis sind jetzt nicht übermäßig schräg, schreiben aber ebenfalls
angenehm unmoderne indie-popsongs. schön selbstironisch ist das video zu
re-offender
(text auch sehr gesellschaftskritisch, anscheinend gibts in
glasgow nicht gerade viel zu lachen): die band reist zuerst immer
gemeinsam zu ihren gigs in schäbigen clubs an. im laufe der tour
erwischt sie allerdings der lagerkoller, und sie beginnen sich
gegenseitig anzufeinden und zu verprügeln. am ende des videos hat jedes
bandmitglied, versehen mit blauen flecken und zugeschwollenen augen,
sein eigenes gefährt mit dazugehörigem wohnwagen. "you say you love me – but then you do it again, you do it again".

changeling versus angelina

letztens ist mir mal wieder bewusst geworden, weshalb ich meine schwierigkeiten mit angelina jolie habe. sie beherzigt den edward nortonschen schauspieler-leitsatz nicht.

edward norton empfiehlt, als schauspieler möglichst alle details seines privatlebens aus den medien herauszuhalten. warum? je mehr der zuseher vom schauspieler weiß, umso schwieriger wird es für ihn, dieses wissen bei der rezeption eines filmes außer acht zu lassen. angelina jolies umgang mit den medien ist demnach sowas wie der supergau. und tatsächlich, wenn ich aktuell fotos oder filmvorschauen zu changeling sehe, passiert mir folgendes – ich sehe angelina jolie und ich denke: brad pitt. 6 kinder. adoptionen. zeitschriftencover. brad pitt. selbstverletzung. billy bob thornton. schwarze messen. tattoos. jennifer anistion. jennifer anistons aktueller freund. brad pitt. und so weiter und so fort. dann sieht man sie in ihrem filmkostüm und denkt sich: da hat angelina jolie also in irgendeinem kostümfundus gewühlt und etwas passendes für die rolle herausgesucht (mal davon abgesehen, dass es schauspieler gibt, die sich besser für zeitgenössische stoffe eignen als für historisches). keine sekunde mache ich mir irgendwelche gedanken zu ihrer filmfigur.

vielleicht ist sie toll. vielleicht bringt sie in changeling fabelhafte leistungen. aber ich bin übersättigt. bei pitt fängt es langsam auch an. allerdings lebt der noch vom u.a.fight-club bonus.als promi-paar sollte man spätestens dann auf der hut sein, wenn die medien aus den jeweiligen vornamen einen lächerlichen spitznahmen zusammenbasteln.

parker-esk

es gibt eine ziemlich geniale friends-folge, in der der aktuelle freund von phobe, parker (alec baldwin) alle ganz wahnsinnig macht, mit seiner überschäumend positiven lebenseinstellung. jeder moment, den er erlebt, ist für ihn von großer bedeutung. "i wanna take a mental picture of this…click". und chandler: "i guess the flash did not went off." herrje, früher haben die menschen noch goethe zitiert…

abgesehen davon, dass man es natürlich übertreiben kann (siehe oben), sind diese vielen, besonderen momente, die augenblicke, an die man sich noch jahre später erinnert, irgendwie die quintessenz des eigenen lebens. und damit meine ich nicht nur die wirklich großen ereignisse – voller aufregung und rührung "for better for worse, for richer for poorer" in nicht akzentfreiem englisch stammeln zum beispiel. sondern auch die kleinen dinge, die so passieren und die einen auch noch bei der erinnerung viele jahre später glücklich machen.

solche dinge wie: auf zakynthos in der dämmerung die einzigen gäste in einem lokal am meer zu sein. unmengen von melonen als geschenk das hauses serviert zu bekommen. die katzen, die um die sesselbeine streifen, mit hühnchen zu füttern. oasis singen stand by me. oder: in einem cafe an der riveria zu sitzen. zu einem hund zu sagen, wie süß er ist. von diesem hund dann mit einem leisen seufzer den kopf auf die beine gelegt zu bekommen. abzuwinken, als der besitzer entschuldigend den kopf schüttelt.

in rom eine pasta zu bestellen, deren namen man nicht aussprechen kann. in brixen schuhe zu probieren, während im hintergrund nik kershaw "wouldn’t it be good to stand in your shoes" singt. in einem hotelpool nackt ins freie zu schwimmen, während die anderen hotelgäste beim abendessen sind. auf einem hotelbalkon ein unfreiwillig komisches telefongespräch belauschen. einen gekko zu fotografieren und diesen am foto später nicht mehr zu finden.

oder auch, erst letzte woche, nach dem kinderarzt: es ist früh, kurz nach neun. draußen ist es frisch, aber sonnig und der himmel ist blitzblau. ich stehe noch an der rezeption, um etwas zu fragen, adrian und er sind bereits nach draußen gegangen. ich sehe sie durchs fenster. der kinderwagen steht im schnee. er hockt davor. die beiden blödeln und lachen. dahinter die uno city. dieser moment ist so unbeschwert und selbsterklärend, dass ich ihn am liebsten noch viel länger festhalten will. nur dastehen, und zusehen.

parker wäre vielleicht stolz auf mich.

oscar noms

österreich ist mit revanche tatsächlich wieder im rennen für einen oscar. und auch sonst gibt es ein paar überraschungen.

nominierungsliste wird nachgereicht, sobald die online redakteure abgetippt haben, was gerade in los angeles bekannt gegeben wurde. heath ist jedenfalls dabei, kate winslet (einmal, mit the reader, für die hauptrolle nominiert) und auch mickey rourke. und unheimlich oft nominiert: the curious case of benjamin button.

update: so, hier die vollständige liste.

irgendwas ist anders

mit einer freundin frühstücken, plaudern und neben mir steht adrian plötzlich. 

hm. da ist doch was anders als sonst. was ist das bloß? oh, aber ja: er hält sich nirgends fest. er steht ganz ohne hilfe auf seinen beinen und sieht uns beim kaffeetrinken zu. p. meint, er stände da schon eine weile so. sie konnte nicht wissen, dass er das noch nie vorher gemacht hatte. 

wir freuen uns beide. bzw. wahrscheinlich alle drei. wohl die letzte etappe vor den ersten selbstständigen schritten.